Die Kotze auf dem heißen Blechdach

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(v1.2) Merklich steigt der Druck, und so mancher Nervenstrang liegt blank, betreffend jene, die sich des Krakeelens bemächtigt haben, um so dem selbstgeschaffenen Frust ein Ventil zu geben.

„Außer sich“ zu sein bedeutet auch, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können.
Am Ende geht es nur noch darum, dass der mit „Feind“ etikettierte Gegner nur noch „weg“ soll – Verdrängungskonzept.

Das eigene Unvermögen kaschierend, wird gewohnt nach anderen Ausschau gehalten, die „die Angelegenheit“ regeln sollen, sonst müsste man ja für das eigene Handeln und damit verbundene Konsequenzen ja auch noch die Verantwortung tragen, so die hausgemachte Illusion.
Ein klares Zeichen gelebter Unmündigkeit im Rahmen gewohnter Verhaltensstrukturen und deren Aufrechterhaltung.

Die Sehnsucht nach „gerechten, starken Autoritäten“, die für alle wieder „die Kohlen aus dem Feuer holen“ und das bekannte Gestern wieder einkehrt.
Jene Autoritäten, hochgepäppelt aus den Reihen ihrer untertänigen Anbeter und Befürworter. Ein vernebelter Geist verhindert auf diese Weise auch ein eigenständiges Denken.

Das Erreichte steht auf dem Spiel. Der gewohnte Deutsche sieht seine hart erarbeiteten „Felle davonschwimmen“, für deren Verlust er anderen die Schuld zu geben meint, gleichzeitig in der Hoffnung auf am Horizont erscheinende „Ritter*innen der Gerechtigkeit“.

Dass das Szenario ein Ergebnis gemeinsam herrschaftlich-untertänigen Handelns ist, im Rahmen gewohnten Gegeneinanders, interessiert diese Konstellation so gut wie niemanden. Das liegt daran, dass die eigene Hose stets näher ist, als die Jacke des anderen – schließlich muss es ja jemanden geben, dem man die Schuld geben kann – so zumindest jene in der Rolle der unschuldigen Opfer der Umstände.

„Freund oder Feind, Gut oder Böse, Schuld oder Unschuld, dafür oder dagegen.“

„In Religionen ist das „Ich“ in der Figur des Teufels manifestiert. Natürlich realisiert niemand, wie klug das „Ich“ ist, denn es erschuf den Teufel, und man kann jemand anders die Schuld geben.“ Dr. Deepak Chopra, M. D., Revolver, 2005

Dass andere daran schuld seien, die wiederum diesen Ball gekonnt zurückspielen, trägt in sich den Prozess der Eskalation und damit verbundenem Konflikt.

Alle sind durch ihr Handeln mitverantwortlich, gleich wie weit sie sich als unschuldige Opfer der Umstände zu erkennen meinen, denn sie handeln fest entschlossen nach den Regeln des Systems. Untertanen und ihre Herren in einem Boot.
Der einzig sinnvolle Ausweg scheint damit, sich dem Gegebenen anzunehmen, um durch die gedankliche Auseinandersetzung über sich selbst hinauszuwachsen oder sich in Resignation, Regression, Gewalt gegen sich, Gewalt gegen andere usw. zu üben.

„Ihr Daseinszweck ist es nicht zu herrschen, sondern das Verursachen von Leid und Schmerz und Tod. So ist es gewesen, so ist es jetzt noch, und so wird es immer sein. Und alles nur, damit andere ihretwegen über sich hinauswachsen können.“ „Mobius M. Mobius“ zu „Loki“, Loki, 2021

Anders, doch bitte wie immer
Sich gewohnt andere zu wählen, die dann „alles regeln“ werden, bildet die Grundlage gesellschaftlich gewollter Selbstentmachtung – auf der Suche nach den „richtigen“, den „gerechten Autoritäten“.

Eine Bevölkerung, die ihre Zuständigkeit (Verantwortung und Befugnisse) für die eigene Existenz (freiwillig) an wenige Auserkorene abgibt, handeln die Erwählten ebenfalls ohne Verantwortung (siehe: §37 PartG i.V.m. §54 BGB), und so nimmt das „Schicksal“ seinen gewohnten Lauf.

Das Beschriebene aus dem vorherigen Absatz führt – bei gewohnter Anwendung – alsbald zur Enttäuschung der Vorstellung, einst endlich die „gerechten Autoritäten“ gefunden zu haben.

Dass es sich dabei nicht um einen zeitlich begrenzten Akt (Legislaturperiode) handelt, sieht man am sich fortsetzenden Verfall, weil die „Probleme“ der vorhergehenden „Regierung“ stets an die nächste weitergegeben werden.
Doch daran scheint nicht wirklich gedacht zu werden, da ja die Vorstellung besteht, es genüge, die „Ungerechten“ das nächste Mal nur durch „gerechte Autoritäten“ zu ersetzen.

Eines ist dabei – mich wiederholend – sicher: „Probleme“, die auf dem grundsätzlichen Glauben an den Wert von Geld herrühren, können mit selbigem nicht gelöst werden.

Die Gesellschaft, die sich durch den Akt der Wahl selbst entmündigt, darf sich nicht wundern, wie ihr danach geschieht. Dazu passt im Grunde auch die Zensur, denn wer von sich aus die Stimme abgibt, hat nichts mehr zu sagen, kann Gesagtes getrost weggestrichen werden.

Erst gestern morgen kam jemand zur Tür rein und behauptete, er müsse schließlich „für andere Verantwortung übernehmen“, was sich bei genauer Betrachtung als „Schönfärbung“ für „über andere bestimmen zu wollen“ herausstellte.

„Eine Bevölkerung, die ihre Verantwortung an jene abgibt, die „per se“ keine Verantwortung tragen, die wiederum jene ernennen, die auf die Bevölkerung wirken, die einst im Akt der Wahl ihre Verantwortung abzugeben glaubte.“

Am Ende wird stets nur das geerntet, was einst gesät wurde.

Letztlich ist es dabei auch egal, welcher Farbe man das Vertrauen (ver)schenkt. Am Ende geht die Rechnung an die Untertanen. Denn jene in der Rolle der „Bürger“ zahlen stets alles.
Schließlich wollen sie ja nur arbeiten, Geld verdienen und es wieder ausgeben und dass dies auch weiterhin „sichergestellt“ ist.

Das Gute dabei ist, dass alles nur auf einer Fiktion beruht, an der gesellschaftlich hartnäckig festgehalten wird, auf der einen Seite verbunden mit der Vorstellung „für andere die Verantwortung übernehmen“ zu wollen, während man sich auf der anderen Seite der Illusion hingibt, die Verantwortung hoffentlich beruhigt abgeben zu können.

Hinweisend: Der Film „Joker: Folie à Deux“ zeigt in seiner überzeichneten Art und Weise, wie die beiden Welten „Mensch“ und „Person“ miteinander wirken.

Nachtrag: Die gewohnte Vorstellung, dass andere „schuld“ seien, beinhaltet auch die Vorstellung, dass andere sich zu ändern hätten. Beides beruht auf dem Prinzip, sich – also die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster – selbst nicht ändern zu wollen, meist im irrigen Glauben, nicht anders zu können. Der Gewohnte weiß nicht, dass er sich in einem von seinen Denk- und Verhaltensweisen kontrollierten System bewegt. Es ist unsichtbar für ihn, da diese ihm verkaufen, er sei sie.