Eine selten gestellte Frage
(v1.0) Dass so viel geschieht, was dem einen oder anderen mitunter „an die Nieren geht“, wird sich meist darüber aufgeregt, nachfolgend irgendjemand ersonnen wird, der alsdann dafür verantwortlich sei, bspw.: die Politik, dieser oder jener Politiker, der Vorstand, das Klima, der Nachbar, der Weihnachtsmann, wer auch immer.
„Ich habe von dieser Terrasse aus dutzende von Köpfen rollen sehen, Vidocq. Royalisten, Orelonisten, Jakobiner, Gerandisten. Aber das Publikum hat immer dasselbe geschrien. Niemand hat Gnade gefordert. Sie wollten alle nur Blut sehen.“ Dialog zwischen „Eugène-François Vidocq“ und „Joseph Fouché“ (Polizeiminister), Vidocq – L’Empereur de Paris, 2018
Vor längerer Zeit hatte jemand auf „X“ ein Video veröffentlicht, in dem eine junge Frau vor Verzweiflung schrie, warum „dies“ alles geschieht, und warum „Gott“ nichts dagegen tut.
Im Fokus gewohnter Betrachtungen eine berechtigte Frage.
„Lieber Gott, sei unser Gast und segne, was du hier angerichtet hast.“
Das „Gott“ wohl doch nicht einfach nur ein alter Mann mit langem Bart auf einer Wolke ist, wo sich jene in der Rolle der Feministinnen möglicherweise mit der Frage ausstatten, ob „Gott“ nicht auch eine Frau sein könnte, was bloß zu den üblichen Diskussionen führt. Es ist sinnvoll, sich von diesen beiden Vorstellungen zu verabschieden, weil es sich dabei nur um gewohnte Personifizierungen handelt. Ein Phänomen, was dann auftritt, weil sich der Mensch für seine Rolle (Person, Hülle, Maske) hält.
Das bei solchen Diskussionen auftretende „gemeinsame“ Gegeneinander, wer oder was „Gott“ sei, wer darüber hinaus „der richtige Gott“ sei und man schließlich für seine Glaubenssätze kämpfen und diese verteidigen müsse, entfällt ab dem Moment, wenn es sich bei „Gott“, „Allah“, „Hashem“ (der Name), „Jahwe“, „Brahma“ usw., lediglich um unterschiedliche Namen für das Leben selbst handelt, was einem näher ist, als die eigene Halsschlagader.
Die Frage bei Gegensätzen lautet: Welche Überschrift verbindet auftretende Gegensätze, was das übliche Gezeter eines „entweder…oder“ aushebelt? Ähnlich der Frage, welche Denk- und Verhaltensweisen des Menschen führen stets zu den in der Geschichte dokumentierten und aktuell beobachtbaren Phänomenen?
Dass das Leben in – besser: durch einen wirkt, der Mensch dies durch seine gewohnten Denk- und Verhaltensweisen selbst verhindert, darf er sich auch nicht wundern, wenn die Dinge so geschehen, wie sie geschehen.
Die wesentliche Aufgabe bleibt demnach deutlich sichtbar.
Erfahrungsgemäß dies hier oder da erwähnend, wird sich lieber auf die gewohnte Opferrolle zurückgezogen, weil Umdenken ja auch mit Konsequenzen zu tun hat.
Die Vorstellung, dass einem etwas, jemand, „die Wahrheit“ und das Leben gehören würden, was man möglicherweise verlieren könnte oder jemand verloren hat, sorgen dafür, dass auch reichlich „Totenverehrung“ betrieben wird, während „das Leben“ selbst nicht erkannt, bestenfalls verdrängt wird.
Es sind die Denk- und Verhaltensweisen des Menschen, der sich für diese hält, die es im Grunde – jeder für sich – zu ändern hat, will er, dass sich „etwas“ ändert, weshalb ein Infragestellungsprozess stets vorzuziehen ist, statt in der Annahme zu leben, dass „der Feind“, „das Alte“ erst weg muss, bevor man „das Neue“ tun könnte.