Ansichtskarten eines Hausmeisters

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(v1.2, Ergänzungen) Es gibt zwei Rollen, die ich bewusst spiele. Das ist zum einen die eines „Hausmeisters“, weshalb ich auf die Frage „Wer sind Sie?“ stets antworte: „Ich spiele hier nur die Rolle des Hausmeisters.“ Was das Thema „System“ angeht, spiele ich die Rolle eines Detektivs: „Watson? Wo ist meine Pfeife?“

Können Sie sich noch an früher erinnern? In der Nacht hatte es geschneit, Sie wollten morgens gewohnt zur Arbeit fahren und es lagen fünfzig Zentimeter Schnee. (Hinweisend: Es ist übrigens schon geschnitten und fällt nur noch vom Himmel.)
Da hat man sich höchstens mal tierisch aufgeregt, weil man vor lauter „Angstbeißer“ zu spät zur Arbeit gekommen ist.

Natürlich war man für das Zuspätkommen selbst verantwortlich, doch als man noch unwissend war, schien es wesentlich einfacher, anderen die Schuld für das eigene Unvermögen zu geben. Das Schuldzuweisen hatte man mit der Erziehung in der Familie „aufgesaugt“.

Für so manchen in der Rolle des „Vaters“ oder in der Rolle der „Mutter“ war und ist es „normal“, anderen die Schuld zu geben und sich auf diese Weise zum Opfer zu machen, für das man – wie gesagt – jenen ebenfalls die Schuld gab und gibt.

Heute liegt das Maß für wetterbedingte Panikausbrüche übrigens bei fünf Zentimeter. Die Paranoia wird dabei über das Radio verteilt, wo mit warnender Stimme von „Schneeglätte“ und „Verkehrsunfällen“ und die Realität von Massenkarambolagen auf irgendeiner Autobahn dem Fahrer in der Stadt – untermalt mit Musik aus den 80ern („Girl you know it’s true“) – auf gefühlt bedrückende Weise nahegebracht werden.

„Verlustangst ist jenes zu bewachende Tor, mit dem man die Gesellschaft in ihrem eigenen Kopfknast verwahren kann. Damit das auch klappt, gesteht man ihr zuvor wohlwollend entsprechende Privilegien zu. Auf der anderen Seite des Tors wird nicht selten auch ordentlich zugehalten.“

Mir geht das weniger so, da ich kein Automobil mehr besitze und auch kein Radio. Da muss ich mich auch über nichts ärgern und tue der Umwelt noch was „Gutes“.
Mein Weg zur Arbeit beträgt gerade mal zwei Meter und zur morgendlichen Toilette nehme ich den längeren Umweg naturbedingt in Kauf. Als Hausmeister bin ich praktisch in der Lage zwischen „Bio-CO2-“ und „Fossil-CO2-Prozessen“ zu unterscheiden.

Von der grünen Politik habe ich gelernt und mich eingeschränkt, damit die nachfolgenden Generationen und ihre Betreuer eine Chance haben, einen Platz in der Welt zu finden, wo noch die guten alten Werte gelten… wie Wohlstand, Geld und Arbeit, gepaart mit einem mehr des Selben, damit man gesellschaftlich was wird.

„Nehmet euch so viel, wie ihr tragen könnt.“

Habeck und Konsorten machen im Grunde eine sehr gute Arbeit, auch die anderen Parteien, da sie durch ihr Reden und Tun eindeutig darauf hinweisen, dass die Bevölkerung doch bitte, bitte wieder selbst mit dem Denken beginnt und erkennt, dass sie aus ihrer Verantwortung letztlich nicht entkommen kann. Denn Politik ist stets der Spiegel der Gesellschaft.

Des Öfteren hat man mich darauf hingewiesen, dass man mich nicht verstehen würde – aber ich bin doch nur ein Hausmeister.
Ein 51-Jähriger sagte mir einmal, ich müsse die Beiträge so schreiben, dass sie auch ein Kind verstehen könne.
Ein paar Tage später rief mich der 17-jährige Freund „meiner Kinder“ an. Komischerweise tauschten wir uns fast eine Stunde über das nicht verständliche Thema aus, als ob wir über das Wetter sprächen. Daran kann es also nicht liegen.

„Du, Papa? Du hast doch gerade die Avocado gekauft.“ „Ja.“
„Und nun hast du den Kern gepflanzt.“ „Ja.“
„Und sicher willst Du, daß auch etwas wächst.“ „Ja.“
„Und wenn es dann gewachsen ist, dann willst du sicher auch ernten.“ „Klar, deshalb habe ich das auch gemacht.“
Mein Sohn umfasste meinen Oberarm, schaute mir in die Augen und sagte leise: „Papa, das hast du gut gemacht.“
Ich fühlte mich geschmeichelt und da umfasste er plötzlich nochmals meinen Oberarm, schaute und sagte: „Das ist aber auch wiederum schlecht.“
Ich war sichtlich verwirrt und fragte warum. „Weil der Mann, der dir die Avocado verkauft hat, kein Geschäft mehr mit dir machen kann.“ Dialog mit „meinem Sohn“ Maximilian (12/13 Jahre)

Sicher gibt es einige, die der Meinung sind, ich hätte bereits aufgegeben.
Doch wenn man erst einmal verstanden hat, dass es um die eigene menschliche Entwicklung und die Infragestellung des Systems geht, dass einem nichts gehört, dann wird es schwierig, dass einem a) etwas weggenommen werden könnte oder b) man weiter danach zu streben meint, um durch Haben zu sein.

Reklame: „Der im Haben erzogene Mensch lässt sich über die Vorstellung, ihm würde etwas gehören oder stünde ihm zu, hätte ein Anrecht darauf, ausgezeichnet fremdbestimmen. Das ist ihm jedoch nicht bewusst, da er im Grunde durch die Vorstellung – durch haben zu sein – gesteuert ist.“

Auf die Rente habe ich tatsächlich verzichtet. Der Typ von der deutschen Rentenversicherung hat tatsächlich gekotzt, als ich ihm sagte, dass er sich einen schönen Nachmittag damit machen soll. Er meinte, er habe nun ganz viel Arbeit. „Hauptsache ich nicht“, entgegnete ich ihm kurz entschlossen.

Eines Tages ging ich an einem warmen Sommertag an einer Parkbank mit drei Rentnern vorbei, wo der eine plötzlich fragte: „Wer bezahlt denn jetzt meine Rente?“

Übrigens: Die Rentenkasse wird mittlerweile mit über einhundert Milliarden Euro aus der Umsatzsteuer bezuschusst, damit es überhaupt noch mit den Renten klappt.
Ach Gottchen! Wer will schon hören wollen, dass er durch sein „Anrecht auf Rente“ die Versklavung der nachfolgenden Generationen billigend in Kauf nimmt?!

Wenn man seine Lebensaufgabe gefunden hat, dann wird die gewohnte Hetze, um die Existenz und die Besitztümer zu er- und behalten, zum Nebenschauplatz.

Was das Thema „Migration“ angeht: Wenn man den Menschen im „Ausländer“ erkennt, dann spielt das Gewohnte, an dem sich recht viele hochzuziehen meinen, keine Rolle mehr.
Wissen Sie übrigens, wie man alle Ausländer abschafft? Indem man alle Grenzen abschafft. Das ist besser als jene, die ihre Papiere weggeworfen haben, wieder nach Hause schicken zu wollen, da diese ohne Papiere im Kern staatenlos sind.

„Grenzen sind die Domäne der Begrenzten.“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021

Jene, die sich über Haben zu definieren meinen, dass es schließlich „ihr“ Geld sei, „ihre“ Sozialkassen, die geplündert würden, sind da verständlicher Weise aufgebracht. Doch gehört das Geld nicht ihnen, sie dürfen lediglich am Geldsystem teilnehmen.

„Man kann Macht über andere Menschen ausüben, solange man ihnen etwas gibt. Nimmt man einem Menschen aber alles, dann hat man seine Macht über ihn verloren.“ Aleksandr Solzhenitsyn

Die Mehrheit schafft sich durch ihre gewohnt anerzogenen Haltungen die Probleme (Symptome) selbst, mit denen sie gleichzeitig nichts zu tun haben will, nur weil sie weiter von „gerechten Herrschaften“ betreut werden mag. Damit zeigt sich, dass Mehrheit nur für Mehrheit steht, jedoch nicht unbedingt für Richtigkeit.

Dabei ist es nicht damit getan, nur einen größeren Stock zu haben, um alsdann von „Frieden“ und „Ruhe vor anderen“ sprechen zu wollen.

Das bekannte Gestern sieht sich nicht nur vom unbekannten Morgen bedroht, sondern auch vom aufkeimenden Vorgestern. „Konservativ“ ist dabei jene Haltung, sich heute „auf Pump“ Erdnüsse zu besorgen, um sie für gestern aufzuheben.

Also: Wenn früher alles besser gewesen ist, dann muss es noch früher zur Folge noch viel, viel besser gewesen sein. Irgendwann war es wohl mal so toll, dass man es heute gar nicht mehr aushalten kann.

Anfänge: Treffen sich zwei Neandertaler, sagt der eine recht ernüchtert: „Gestern war alles besser.“ Fragt der andere: „Was ist denn ‚gestern’?“

Gewohnte Politik unterscheidet sich zwar inhaltlich voneinander, jedoch nicht vom Prinzip her, da sie darauf ausgelegt ist, sich über ihre „Schößlinge“ zu erheben, beauftragt durch diese selbst. Beide sitzen somit gemeinsam „in einem Boot“.

Warum lernt die Masse nur mit Schmerz? Weil man ihr mit Schmerz das Lernen abgewöhnt hat. Jene, die dies so taten, kann man jedoch keinen Vorwurf machen. Warum? Weil sie es nicht anders wussten – auch dann nicht, wenn man es ihnen unterstellt.

Wie ich das mit den Steuern handhabe? Da ich im rechtlichen Sinne ja kein „Deutscher“ mehr bin, obwohl ich hier „zur Welt kam“, bleibt mir im Wesentlichen die Umsatzsteuer auf gekaufte Produkte.
Zumindest kann der POLIZEI®Bedienstete von damals nicht mehr fragen, warum ich keine Steuern mehr bezahle.

„Zahlen Sie mit Karte?“ „§14 BBankG, Abs. 1, Satz 2: Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel.“

Was die vielen politischen Ideologien angeht, so kann es immer noch welche geben, die bei mir eine rechte Gesinnung erkennen wollen.

Das darf auch sein, da alle erschaffenen Feindbilder in jenen selbst wirken, durch die sie sich von innen langsam aufzehren, wie auch durch all die vielen Schuldzuweisungen, mit denen tagtäglich um sich geworfen wird.

Der Mensch zwingt sich letztlich dadurch selbst in eine Ecke, nicht nur für sein Handeln Verantwortung zu tragen, sondern auch dass er sich bisher in einer kollektiv vereinbarten Illusion von Leben bewegt hat. Das kann er sich und anderen noch nicht einmal vorwerfen, da er es ja auch nicht anders wusste.

Da es im Wesentlichen um menschliche Entwicklung geht, die über gewohntes Anreichern und Verteidigen von Besitztümern des im Haben erzogenen Menschen hinausgeht, dies jedoch mehrheitlich „vergessen“ (abtrainiert) wurde, da das Motto „Umsatz und Wachstum“ sowie „Haste was, dann biste was“ lautet, bleibt so manchem kein wirklicher Ausweg, als sich mit dem System auseinanderzusetzen, was nichts mit der üblichen Auseinandersetzung täglich dargebrachter und wild diskutierter Symptome(!) und Ablenkungen des Systems zu tun hat.

Anmerkend: Schuldzuweisung ist letztlich jener Akt, sich nur selbst zu entmachten.

Musikalische Nachbetrachtung: