Auf das Einfache „herunterdenken“
(v1.1) Wenn irgendwo – klassisch gedacht – „Probleme“ auftauchen, wird nicht selten der Weg beschritten, erst einmal nach Schuldigen zu suchen, um alsdann ihr Handeln zu verurteilen.
Das sind jene Momente, wo sich etwas auf dem Komfortsofa bewegt, bevor „Big Brother“ oder die Tagesthemen den geistigen Horizont wieder politisch korrekt „weichzeichnen“.
Schön einfach muss die Welt sein: hier die Guten, dort die Bösen. Man gehört natürlich zu den Guten… oder auch nicht.
Die Wahl scheint für den gewöhnlichen Denker ziemlich eingegrenzt, wenn es um für ihn Vorgekautes geht, was sich damit beschäftigt, das Bestehende auf vielfältige Art und Weise erhalten und gegen Veränderungen notfalls verteidigen zu wollen.
„Während die Welt immer unübersichtlicher wird, neigen wir dazu, uns auf Dinge zu konzentrieren, die direkt vor uns liegen und ignorieren dabei die massiven Kräfte, die unser Leben tatsächlich beeinflussen und formen.
Und wo Menschen mehr und mehr Stunden, für immer weniger Lohn arbeiten, ist das Letzte, womit wir uns in unser Freizeit beschäftigen wollen, die Analyse komplizierter Regierungsvorgänge, des Lobbyismus, internationaler Handelsverträge und von Steuergesetzen.“ Vice – Der zweite Mann, 2018
Sachverhalte werden künstlich (durch den Menschen selsbt) verkompliziert, dass sich kaum jemand mehr damit auseinandersetzen mag, kann oder will – unbetrachtet der weiteren, in der Regel sich daraus ergebenden „Probleme“. Scheinwelten über Scheinwelten, verbunden mit engagierter Symptombekämpfung, Schuldzuweisung und Feindbildprojektion.
Der Mensch mag zwar der Meinung sein, dass er etwas „bestimmt“, jedoch ist er in der Regel von seinen Konditionierungen (anerzogene Denk- und Verhaltensweisen) gesteuert. Das „Joch Jakobs“ lastet auf ihm.
Solange er sich nicht auf den Weg macht, diesen Umstand ändern zu wollen, kann er machen und entwickeln was er will, es führt stets zum Alten, zum Gewohnten, zum Bekannten, und das verliert zunehmend an Bedeutung.
Wenn also „früher alles besser gewesen sein soll“, ist dies lediglich der Ausdruck dafür, den eigenen Arsch nicht bewegen zu wollen, um dadurch die Aufmerksamkeit auf die eigenen „Programmierungen“ zu lenken.
„Oberste Prinzipien, Clarice. Simplifikation. Lesen sie bei Mark Aurel nach. Bei jedem einzelnen Ding die Frage: Was ist es in sich selbst? Was ist seine Natur?“ Hannibal Lecter, Das Schweigen der Lämmer, 1991
Gewohnte Denke hilft also nicht weiter, um die eine oder andere „Kuh vom Eis“ zu bekommen. Vor allem dann nicht, wenn die wesentlichen Geistesdisziplinen (Politik, Philosophie, Psychologie, Theologie, Recht und Wissenschaft) einer Gesellschaft konzentriert(!) in wenige fremde Hände gegeben worden sind und ebenfalls künstlich verkompliziert wurden – zumindest für den gewonhten Denker. Es sind alles die Titel jener Disziplinen, die eine menschlich persönliche Entwicklung befördern.
Nun braucht sich niemand einen Kopf machen, erst einmal den einen oder anderen Doktortitel anzuvisieren, bevor er da irgendwo mitreden kann. Denn auch das gewohnte Lernen basiert auf einer künstlichen Art und Weise, wie sie in der klassischen Bildung vermittelt wird – stark vereinfacht ausgedrückt.
Was das Lösen von Problemen angeht, scheint der Abstand, sich gesellschaftlich bewegen und handeln zu, immer größer zu werden, wobei auch die mehrheitliche Denke der „Auserkorenen“ sich nicht von ihren Erkierer unterscheidet: Wo das Problem auftaucht, „voll draufhalten“ oder: „Das Problem haben erst mal die anderen. Sollen sie doch sehen, wie sie damit klar kommen.“
Wenn das alles nicht mehr hilft, versucht man sich wenigstens in der Schaffung entsprechender Feindbild – eine aussterbende Art der „Lösungsorientierung“.
„Haben Sie sich schon einmal mit der „deutschen Frage“ auseinandergesetzt?“ „Was gibt es heute Mittag in der Kantine?“ „Richtig. Nein. Ernsthaft. Haben Sie?“ „Ja. Dann ist man aber ein Reichsbürger.“
Kleingeistigkeit ist ein Hauptwort und wird deshalb auch „groß geschrieben“.
„Es muss sich endlich etwas ändern!“ „Stimmt. Und was würden Sie dazu beitragen?“ „…“
Gewohntes Denken zeichnet sich – im Gegensatz zum ganzheitlichen Denken – dadurch aus, wahrgenommene Probleme (im ganzheitlichen als Symptome wahrgenommen) dort bekämpfen, behandeln, kaschieren oder dauerhaft betreuen zu wollen, wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten. Diese Art der „Problemlösung“ – besser: Symptombekämpfung führt nur zu weiterer Verkomplizierung der Strukturen, ist jedoch die Grundlage mehrheitlicher Geschäftsmodelle, basierend auf der gesellschaftlich als „normal“ tolerierten, anerzogenen Verdrängung.
Alles was mit Veränderung zu tun hat, erfordert wirkliches Denken und Umdenken.
„Denken fängt hinter üblicher Verdrängung* an.“
Und wenn das alles nicht mehr genügt, dann braucht es „Mehrheiten“, die davon fest überzeugt sind, dass die anderen die Schuldigen sind – Konflikte vorprogrammiert.
„Räuber und Gen-Darm.“
Damit man selbst nicht „unter die Räder kommt“, zeigt man den „Auserkorenen“, wo die „Front“ ist und schickt ihnen weitere Auserkorene nach.
„Wir stehen alle hinter dir… wenn die Kugeln kommen.“
Der usige Wähler – mittlerweile zu beschäftigt überhaupt etwas zu verstehen – hält sich fleißig raus, indem er mit dem Kreuz bei der nächst möglichen Wahl fleißig seine Verantwortung abgibt oder outed sich wenigstens unter vier Augen, nach dem Prinzip: „Einfach alle aufhängen, erschießen oder in den Flieger setzen.“
Diese Zeit nimmt er sich, bevor er wieder an die Arbeit „muss“, zum „Geld verdienen“ und kämpfen, um das Erreichte zu mehren, zu sichern und zu verteidigen.
„Der Tag an dem Du erkennst, dass Dir nichts gehört, ist auch der Tag, wo du nichts mehr verlierst und das Ende aller Macht.“
Übliche Problemorientierung ist ein Phänomen insystemischer Denke, die sich im fortschreitenden Stadium durch Realitätsverdrängung und Ächtungsverhalten zum Ausdruck bringt.
Die Aufgabe besteht jedoch darin, von den wahrgenommenen „Problemen“ ein wirksames Lösungsmuster (Brücke) hinüber zu einer weitgreifenden und allgemein akzeptierten Zielvorstellung zu gestalten.
Dabei gibt es auch keine klassische Detailplanung (die nicht selten in einer Wunschbeschäftigung endet), sondern geschieht während des Tuns, nach einer Ist-Aufnahme der Ursachen und damit verbundener Priorisierungsphase. Es gibt zwei Strukturen, die – was die Priorität betrifft – „hervorglänzen“:
- Der Mensch selbst, der durch seine Denk- und Verhaltensmuster auch der Erzeuger Repräsentant des Systems selbst ist, mit dessen „Problemen“ er sich jeden Tag auseinanderzusetzen hat, verbunden mit der Infragestellung des Systems selbst. An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass es eine „objektive Haltung“ auf den traditionell-konventionellen Denk- und Verhaltensmustern basiert, die auf einer Abgrenzung und somit Verdrängung basieren. Das Gegenteil ist der Fall: subjektiv, also der Beobachter und Akteur in Wechselwirkung mit dem Beobachteten in der Aufgabe, sich über das gewohnte Behandeln von Problemen und deren Verdrängung hinaus zu entwickeln. Sie sind im Grunde genommen zur eigenen Entwicklung da.
- Die ökonomischen Strukturen und ihre schrittweise, ganzheitliche Neuorientierung.
Der erste Punkt beschäftigt sich mit dem geistigen Aspekt des Menschen und der zweite mit dem materiellen. So wie es ausschaut, ist ersteres eher der Fall, was aktuell gedanklich noch Lichtjahre von der Mehrheit entfernt erscheint.
Die ganze Nummer spielt sich auf der mentalen Ebene ab, von der das nachgelagerte Handeln und damit verbundene Ergebnisse abhängen.
Dass es sich bei allen sicht- und spürbar wahrgenommenen Problemen nur um Symptome vorgelagerter und noch zu verifizierender und regulierender Ursachen handelt, davon weiß der gewohnte Denker nichts, weil ihm – anerzogen(!) – auch die Denke „fehlt“: ganzheitliches Denken und Handeln.
Verhindert wird seine Entwicklung dadurch, dass ihm Verhaltensweisen anerzogen wurden, die mit dem sich belohnt fremdbestimmen zu lassen einhergehen: den Vorstellungen anderer zu entsprechen, um so bedingt „dazu“ zu gehören.
„Fehlt“ ist im Grunde der falsche Begriff: das ganzheitliche Denken und Handeln ist durch seine Konditionierungen mehr oder weniger stark überlagert und er bewegt sich auf der mentalen Ebene – kollektiv vertraglich vereinbart (der Vertrag ist das Geld) im Modus belohnter Nichtentwicklung.
Nicht umsonst heißt es „Vertragsbedingungen“.
„Fritzchen, ich geb’ dir jetzt mal zwei Mark. Dann drückst du die Oma mal ganz lieb. Sag’ aber nichts deinem Bruder.“ „Oma, das kostet aber extra.“ Jürgen von der Lippe
Schließlich soll der Gewohnte ja nur auf Befehl „funktionieren“, wie ihm dies durch das Geld (in Form der Belohnung) geheißen wird. Im Grunde will er das ja auch selbst. Er „muss“ schließlich, weil er ja „nicht anders kann“, wie er selbst sagt.
Nur das Opfer kann immer nicht anders. Deshalb fällt es irgendwann seiner Einstellung zum Opfer – genau wie der Täter das Opfer seiner eigen Denk- und Verhaltensweisen ist.
„Erst haben wir sie bis aufs Blut gereizt. Dann haben sie uns angegriffen. Da mussten wir uns natürlich wehren und haben sie getötet.“
Und auch das Opfer ist – wie der Täter – nur eine erfundene Rolle, die für nicht wenige Menschen zu einer Realität geworden ist, wo sich der Betroffene sicherheitshalber schon mal von seinen selbstgeschaffenen Sorgen verschlingen lässt, während andere sich „beauftragt“ sehen, die „Opfer“ schützen zu müssen.
Das dramatische dabei ist, dass man immer das bekommt, was man sich tatsächlich „nimmt“ – mental gesehen.
Das Opfer schafft den Täter, um jemanden die Schuld für seine eigenen Lebensumstände geben zu wollen. Warum das funktioniert? Weil sich in der Regel kaum jemand mit seinen eigenen Denk- und Verhaltensmustern auseinandersetzt, die ihn so denken und handeln lassen.
Kein Mensch kommt zur Welt und ist bereits ein Serienmörder. Er wird von seinem Umfeld, seinem Milieu dazu gemacht. Und wer nicht stark ist, wird von seinem Milieu beherrscht.
Nur scheinbar bin ich vom Thema abgekommen, ist es auch eine Eigenschaft des Opfers, sich seine Welt möglichst komplex zu gestalten, um a) sich dadurch zu schützen und dahinter zu verstecken und b) belohnt akribisch beschäftigt zu sein, um so seine Handlungsexistenz rechtfertigen zu wollen.
Burnout ist – nebenbei bemerkt – nur ein Phänomen, was auf einer Wechselwirkung zwischen dem Menschen und den von ihm geschaffenen, überfrachtete Strukturen basiert. Dass er sich dabei als Opfer sieht, statt als Gestalter, liegt daran, dass er künstliche Vereinbarungen schafft, die diesen Umstand manifestieren: Verträge.
Frieden auf einem Stück Papier „deklarieren“ zu wollen, während die Denk- und Verhaltensweisen seiner Unterzeichner, als Stellvertreter einer anonymen Mehrheit wird somit zur Farce.
Dies, weil Frieden an sich nicht nur ein dokumentiertes Lippenbekenntnis (Willensbekundung und Absichtserklärung) ist, sondern ein im Inneren des Menschen wirkendes Phänomen ist, was nach außen wirkt, genauso wie Freiheit, Gewissen, Vernunft und Gerechtigkeit. Und um es letztmalig zu sagen: Das kann man nicht einfordern, sondern hat es bei sich selbst zu entwickeln und vorzuleben.
Authentizität und das tragen der Verantwortung für das eigene Handeln und damit verbundene Konsequenzen sind dabei unabdingbar. Denn die Würde ist ja schließlich unantastbar. Sie braucht also nicht geschützt zu werden. Ende der Betreuung.
Durch die Infragestellung des üblichen Problem-Lösungsverhaltens, gelangt man einen beachtlichen Schritt aus dem System heraus – hängt vieles damit zusammen.
Strukturen nehmen nur durch das gewohnte Problemlösungsverhalten an Komplexität zu und kollabieren am Ende an Insuffizienz, indem die Konzentration zunehmend nur noch auf Strukturerhaltung gerichtet ist, während die Aufgaben, weswegen die Strukturen geschaffen wurden nicht mehr erfüllt werden. Mit dem Untergang verbunden, seine Anhänger.
„Die Titanic hatte Rettungsringe aus purem Gold.“
Erkannt, dass Betreute und Betreuer – vereinbart – einer inneren Entwicklung aus dem Wege zu gehen versuchen und durch ihre Denk- und Verhaltensweisen das System der alten Ordnung selbst erschaffen und verkörpern?
„Wo es Narren gibt, gibt es auch Ganoven.“ Norbert Wiener, Kybernetiker
Erkannt, dass auch übliche Verdrängungskonzepte zu nichts führen? Denn nur eine Weile funktioniert das „einfache Leben“ in Form der Verdrängung des notwendigen Umdenkens, wo Geld dazu gedacht ist, genau dies verhindern zu wollen.
Wer noch im Prozess des Klagens, Jammerns, Beschwerens und Demonstrierens ist, sollte sich fragen, warum er so handelt und es strikt dabei unterlässt, andere für seine Gejammere die Schuld zuzuweisen. Sicher wird er darauf kommen, was dafür im Wesentlichen verantwortlich ist: seine anerzogenen Denk- und Verhaltensweisen.
Besagtes „Umdenken“ hat auch nicht das Geringste damit zu tun, nur das Alte vom „ewigen Vorgestern“ aufwärmen zu wollen und damit habe sich der geistige Vorfall auch schon erledigt.
Am Deutlichsten trifft die Notwendigkeit zum Weiterdenken bei der unsäglichen Diskussion über den Holocaust zutage. Das Konzept der Schuld und damit verbundene Frage ob ja oder nein.
Im Grunde genommen eine reine Dauerbeschäftigung, weil die Frage in Richtung Lösung und Klärung eine vollkommen andere ist. Dass in der Regel nur das übliche Geplänkel herrscht liegt daran, dass gewohntes Denken beide Seiten fest im Griff hat.
Es liegt also an der Art der Fragestellung, ob es in Richtung Entwicklung oder übliche Verdrängung (der Entwicklung) geht.
Um es eindeutig auszudrücken: „Das Vergangene ist dazu gedacht, in Frage gestellt zu werden und nicht, um es wieder anzuwenden oder fortwährend darauf herumzukauen.“
Zwangsläufig führt das auch dazu, dass der eine oder andere sich selbst entschlossen nur weiter von der (eigenen) Entwicklung verabschiedet und so zu seiner eigenen Vergangenheit wird – seine freiheitliche Entscheidung. Seine.
Doch wie sieht die konditioniert gelebte Realität aus? Probleme über Probleme und andere haben an allem Schuld. Das alles sieht aus gewohnter, anerzogener Sicht des „Komfortsofas“ unangenehm aus.
Ich findet es bemerkenswert, wenn klassische Politik offen zeigt, alles gegen die Wand fahren zu wollen – basierte das Bisherige ja auch auf einer kollektiv vereinbarten Illusion, da sich das Erreichte auf künstlichen Regelwerken aufbaute, die gegen das Leben selbst gerichtet sind.
„Lieber Frühlingsanfang, als spät rechts aufhören.“
Hat man erst einmal das Märchen erkannt, so ist der einzige Preis, den man zu zahlen hat, die Aufgabe eben dieser Regelwerke (Denk- und Verhaltensweisen).
Um es so auszudrücken: Die einzige Sicherheit, die es gibt, ist die Selbstsicherheit und die kann man sich mit keinem Geld der Welt erkaufen. So am Rande.
P.S. Die vom System zur Verfügung gestellten Werkzeuge sind nicht dazu gedacht, von unten nach oben zu wirken, sondern nur umgekehrt. Denn es geht im Kern darum Veränderung und individuell-gesellschaftliche Entwicklung zu unterbinden, gewollt oder ungewollt – auf beiden Seiten aus Betreuer und Betreuten.
Das Spiel funktioniert auch nur solange ganz prima, wie dem notwendige Um- und Weiterdenkprozess – über den Tellerrand der Konventionen hinaus – aus dem Weg gegangen wird.
* Kampf, Widerstand, Flucht, Ab- und Ausgrenzen, Beratungsresistenz, übertriebenes Toleranzverhalten, Ignorieren, Sichern, Schützen, Verteidigen, „Unglaube“, Schuldzuweisung &c., alles üblicher Weise gepaart mit einem Feindbild, um eben diese Verhaltensmuster rechtfertigen zu wollen.
Anmerkung: „In dem Moment, wenn man die Projektion einees Feindbildes unterlässt, wird der Blick auf das Wesentliche klarer.“
Musikalische Unternalung: