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Da brat’ mir doch einer einen Strolch!

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Heute morgen erklingt das Handy. Eine Frauenstimme sagt: „Ich habe die Schnauze voll! Die Reichsbürger machen mich so was von fertig! Ich höre im April auf! Soll doch jemand anderes einen auf Reichs- oder Bundeskanzler machen.“ Klick. Aufgelegt. Das hat natürlich auch seinen Grund.

Denn in den nächsten Tagen trifft sich das neu gewählte Reichsbürger-Tribunal, zusammen mit den dreißig kommissarischen Reichsregierungen im Odenwald auf dem Reichs- und Bundes-Kongress 2017 mit hohen Vertretern der IS, um über die Vorgehensweisen der Kapitulation der BRD-Verwaltung und auch über den Einsatz des UCC gemeinsam abzustimmen. Denn auch das Besatzungsstatut ist ja vor kurzem ausgelaufen – wenn auch nicht in Kiel.

Organisatoren des Kongresses sind in diesem Jahr wieder die amerikanischen Geheimdienste: „We make all self. We can’t it, but we make what.“

Die Liste der Kongressteilnehmer ist auch in diesem Jahr wieder sehr bunt und lang.

Notare aus Malta stellen rechtswirksame Lebenderklärungen aus, als Grundlage für handelsrechtliche Maßnahmen auf Basis des UCC. In einer Tombola werden am zweiten Kongresstag internationale Titel gehandelt.

So hat sich die GEZ bereits mit einem kleinen Informationsstand angesagt und will mit „Haftbefehl“ titulierte GEZ-Zwangsanmeldungen vom Abreißblock weg, an dahergelaufene Passanten verteilen.
Der Grund: Der Rundfunkbeitragservice muss seit 01. Januar 2017 sparen und heißt nur noch „Rundfunkbeitrag“.
Den Stand teilt sich die GEZ mit ausgewählten Obergerichtsvollziehern und Polizisten, die sich uninteressiert gebende Passanten belästigen, vorübergehend festnehmen und gegen Unterschrift wieder freilassen. In diesem Jahr lautet das Motto: „Alles nur Spaß.“

Die BIZ erklärt auf ihrem futuristisch gestalteten Forum allen Interessierten über Sinn und Zweck des Strohmann-Kontos auf.
Wie aus gut unterrichteten Kreisen berichtet wird, spielt auch die Nummer auf der Krankenversicherungskarte bei der Bildung des mit 3072bit-verschlüsselten RSA-Zahlencodes eine wesentliche Rolle, um an die Geldmittel zu gelangen, die nun mit 5 Mrd. Euro Grundkapital und nochmals 5 Mrd. Euro Wiedergutmachung pro Person zur Verfügung stehen – allerdings nur in Verbindung mit einem Personalausweis.
Man hat grundsätzlich auf eine Beleuchtung des Forums verzichtet, da das Glänzen in den Augen der Strohmann-Konto-Anwärter mehr als ausreichend sein wird. Ein Computer wählt per Zufall aus den Interessenten einige Kandidaten aus und dann heißt es: „Wer bleibt Milliardär?“

Reichs- und Bundesregierung haben sich darauf geeinigt, dass das Betteln und Hausieren durch Finanzbedienstete und Behördenpersonal sowohl auf dem Kongress selbst wie auch danach gesetzlich geregelt zu unterlassen sind.

Die Vertreter der Reichsbürgerschaft präsentieren ihren Stand als 1:1 Nachbau des Reichstages, wo man schon mal auf dreizehn Stühlen probesitzen oder sich als Reden schwingender Reichskanzler einfühlen kann. Kleine Bärte gibt es am Infostand.
Entsprechende Requisiten wurden extra aus dem echten Reichstag mit dem einzigen funktionierenden Transporthubschrauber der Bundeswehr eingeflogen.
Der Verfassungsschutz fertigt mit der extra ins Leben gerufenen Abteilung „Bitte lächeln!“ hochauflösende Fotos an, die dann im Netz veröffentlicht werden.

Im „Valhalla“-Forum der arischen Reichsbruderschaft, wird aus dem Pool der bekannten Verfassungen, die nun endgültige per „Geh’ aufs Ganze!“ erwählt. Aus rechtlichen Gründen wurde der „Zonk“ durch eine Stoffpuppe mit dem Gesicht eines bekannten Kanzleranwärters ausgetauscht.

Auf dem Stand der Bundes-Exekutive kann man auf 500m² lernen, wie man in einer nachgestellten, urbanen Ghettoumgebung erfolgreich eine Hartz-IV-Wohnung stürmt. Und nach erfolgter Wohnungszerlegung, erhält der Proband ein „im Auftrag“ unterschriebenes Bundeszertifikat.
Auch wird der Umgang mit Pfefferspray gezeigt, welches aus Sicherheitsgründen durch eine kolloidale Silberlösung ersetzt wurde. Das Heer zeigt Urlaubs- und Einsatzfotos vom Hindukusch. Zusammen mit den Kameraden der IS stimmt man später im Chor ein Liedchen an.

Die deutschen Geheimdienste werben auch in diesem Jahr auf ihrem Stand wieder für Neukräfte. Entsprechende Broschüren sind alle verschlüsselt. Der Pressesprecher des Verfassungsschutzes dazu: „31LSSY 49V3#F;. IE*ID*GF X1FRL 8F O569 6XS!“
Wenn man sich am Stand als „Terrorist“ oder „Reichsbürger“ in einer Liste eintragen lässt, erhält man das bekannte Computerspiel „Facebook-Profile zensieren und versenken“ auch als Äpp für IPhone oder Android. Listen liegen bereits jetzt bei der Polizei in Bamberg und bei der „Antonio Amadeu Stiftung“ aus. In Bamberg kann dies auch per Fax erfolgen: 0951/9129-209.

Die Sender ARD und ZDF teilen sich einen Stand und man präsentiert Mode und Accessoires (frz. für Nebensächliches) für Moderatoren und Nachrichtensprecher aus den 80er und 90er Jahren.
In einem Workshop kann man das professionelle Lügen lernen, ohne rot zu werden.
Und je nach Farbgrad erhält der Teilnehmer eine Urkunde, gestaffelt nach: „mit sehr gutem Erfolg teilgenommen“, „mit Erfolg teilgenommen“ oder „teilgenommen“. Das Standmotto lautet: „Ich habe es ja immer nur vorgelesen.“
Ebenfalls ist ein Wettbewerb geplant, wo Interessenten mit Sprachbegabung die berühmte Rede aus der Tagesschau des damaligen Bundesministers Theo Waigel nachstellen können: „Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht, am 8. Mai 1945, ist das Deutsche Reich nicht untergegangen.“

Städte- und Gemeindeverwaltungen werben in diesem Jahr für den neuen Beruf des „Abgabendenunzianten“.
Innerhalb der zweijährigen Ausbildung an der Fachschule für Verwaltung, erfährt der Neuling neben dem Erwerb der Scheinrechte, auch eine paramilitärische Ausbildung im Nahkampf und in der Selbstjustiz.
Da das OWiG ja ungültig ist, sind die Städte und Gemeinden seitdem gezwungen, sich illegal zu bereichern, was durch das Tragen einer farbenfrohen Uniform mit einer Clownsmaske (keine Horror-Clowns-Masken, die werden nur von Reichsbürgern getragen) später über den eigentlichen Sachverhalt hinwegtäuschen soll.
Auf dem Kongress ist ebenfalls eine Diskussionrunde der Städte und Gemeinden geplant, da sich mittlerweile herausstellt, dass man zwar Flüchtlinge aufnehmen soll, es jedoch dafür kein Geld mehr geben wird. Interessierte Vertreter der Kirche und der recht öffentlichen Einrichtungen zeigen sich empört. Das ist wiederum für alle Deutschen von Vorteil, da sie bis jetzt von der strahlenden Menschlichkeit dieser Institutionen ausgeschlossen waren und nun wieder Hoffnung schöpfen können.

Die Geschäftsführer der Finanzämter denken zumindest über die Einführung einer Obdachlosen- und Flüchtlingssteuer nach, nachdem die Steuereinnahmen aus Schutzgelderpressung, Prostitution, Drogen- und Menschenhandel seit drei Monaten stark rückläufig sind und Steuerschätzungen alleine, den Finanzminister nicht mehr zu befriedigen scheinen.

Die Jobcenter zeigen sich zusammen mit den Leiharbeiterfirmen, und man plant in diesem Jahr eine Fusion. Das würde für die Leiharbeiterbranche einen großen Schritt nach vorne bedeuten, da man sich dann in die Lage versetzt sieht, auch Leiharbeiter jederzeit sanktionieren zu können.

Die Bundesregierung präsentiert auf ihrem Stand in diesem Jahr Schuhmode. Die Absätze sind hierbei vorne angebracht, damit beim Tragen das Gefühl entsteht, es gehe wieder aufwärts.

Die Banken zeigen sich in diesem Jahr im Licht der Vergebung und die neu gegründete „Monetary Church“ stimmt sich mit einem: „Hör‘ auf mich und glaube mir, Augen zu, vertraue mir…“ auf den Negativ-Zins ein. Bei der Kreditvergabe verspreche man, die Zinsen künftig mitzuschaffen.
Die Vorträge „Wir waren Banker und haben nur Gotteswerk erfüllt“ sowie „Wir waren Banker und haben das Geld gebraucht“, soll die Gemeinde ruinierter Lehensnehmer mit persönlich gereichten Schokokeksen vom Vortag wieder gütig stimmen. Und man hofft, so die Bemühungen nach oben hin abrunden zu können.

Die beiden verantwortlichen Vertreter des Jugendamtes Gelsenkirchen, bekannt durch die Sendung „Monitor“ und noch mehr bekannt wegen ihrer Praxis im Menschenhandel, sind in diesem Jahr geladen, die Eröffnungsrede zu halten.
Ein noch unbekannter Vertreter eines Kinderheimes stellt das ertragreiche Geschäftsmodell, mit aus den Familien genommenen Kindern, als Franchise-Konzept vor, mit dem sich zwischen 3.000 und 6.000 Euro pro Kind und pro Monat erwirtschaften lassen können – exklusiv der Zahlungen der Eltern.

Der Internationale Strafgerichtshof hat einen Schweigemarsch über das Kongressareal geplant und verteilt in diesem Jahr auf seinem Stand schwarze Augenbinden.

In einem Workshop des Deutschen Richterbundes können Richter und Rechtspfleger erstmals die eigenhändige Unterschrift unter Urteilen, Beschlüssen und Verfügungen mit nasser Tinte üben.

Karten zum Theaterstück „Nürnberg 2.0“ waren bereits vor dem ersten Kongress-Tag bei den zehn einzig legitimierten Reichsregierungen vergriffen.

Die Druckmedien sind auf einem gemeinsamen Stand mit jeweils einer Originalausgabe ihrer Zeitung vertreten. Es werden von den Herausgebern handsignierte 1:1 Kopien verteilt – zur Vergebung der Sünden.

Auch in diesem Jahr heißt es: „Lasst uns der Welt ein Gesicht geben.“