Exponentieller Verfall der alten Grundordnung…
…ist ein Phänomen, was auf einer hochwirksamen Kombination zweier in der Regel zeitversetzten Bedingungen beruht: „Wir wollen, dass ihr es mal besser habt“ und „Ihr seid solange gut, solange uns das gefällt.“ Das System frisst sich dadurch selbst auf.
Auf diese Weise wird jene gesamtgesellschaftliche Entwicklung von Generation zu Generation unterdrückt, die sich über den gewohnten materiell begrenzten Horizont hinausbewegt. Im Sinne des Wandels, geht diese Denkweise jedoch zu Ende und das schmeckt so manchem nicht, der sich noch an seinen alten Mustern festzuklammern versucht.
Stehen drei Mann in einem übergroßen Suppenteller. Einer hält eine riesige Erbse in der Hand: „So. Das ist also der berühmte Tellerrand, über den man hinwegblicken soll.“
Das sich davon ableitende Verhalten führt zu sukzessiver Zerstörung in seinen unterschiedlichen Ausprägungen – sowohl im Inneren wie auch im Außen.
Signifikante Eigenschaften, die den Mensch aus sich heraus definieren, ihn – vereinfacht ausgedrückt – als authentischen Akteur ausweisen, sind in der Regel mit Worthülsen mit schwach wirkenden Inhalten belegt, während für jedes technische Detail und Ding ein riesiger Bedeutungs- und Werbeaufwand betrieben wird. Denn was zählt, ist das Außen.
Um- und Weiterdenken erforderlich
Mit dem Wissen, woraus sich die wahrgenommenen Probleme heraus entwickelt haben, kann man die Probleme nicht lösen.
„Bist du Teil des Problems oder Teil der Lösung?“ „Ich schaue lieber weg.“
Eine vordringliche Außenorientierung der Systemteilnehmer führt dazu, dass sicht- und spürbar wahrgenommene Probleme (im eigentlichen Sinn sind es jedoch Symptome) nur kaschiert werden, da eine andere Denkweise erforderlich ist, um die eigentlichen Ursachen, die sie erzeugen, die Wahrnehmung vernetzter Zusammenhänge erfordern und man somit wieder vor dem Aspekt des Umdenkens steht.
Man darf sich natürlich nicht davon verleiten lassen, dass im Rampenlicht stehende „Schuldige“ auch tatsächlich jene sind. Es handelt sich nicht selten um ein Schauspiel, was der Masse präsentiert wird und so ein Weiterdenken durch Klagen und Jammern überlagert wird.
Die Masse lässt sich durch ihre Konditionierung nur allzu leicht aufs Glatteis führen, blendet gerne ihre eigenverantwortliche Beteilung an aktuellen oder bisherigen Geschehnissen aus und hält sich für unschuldige Opfer, während die Schuldigen auserkoren und „verurteilt“ werden.
Die Zeit des gesellschaftlichen Komfortsofas geht jedoch definitiv vorbei und so präsentieren sich auch schon wieder die nächsten Verkünder des „ewig Gestrigen“.
Prüft man die Einstellung, so hört man nicht selten: „Als Einzelner kann man ja sowieso nichts machen“, also ein Ausrede, um sich weiter als belohntes und nach Vorteilen suchendes Opfer im Reigen Gleichgeschalteter bewegen zu wollen.
Dies in gewohnt vordringlicher Außenorientierung (belohnte, hörige Abhängigkeit) und materieller Besitzstandsschaffung, -erhaltung und -verteidigung bewegen und somit zu willigen Systemteilnehmern werden.
„Wir brauchen eine neue Ordnung.“ „Dann wirf als erstes den ganzen alten Kram, an dem du dich festklammerst in die Tonne.“
Es ist nicht nur die Politik, die gerne das Vorgestern als Morgen verkauft, sondern auch sein Volk, was sich weiter gerne im Vorgestern einzukuscheln versucht.
„Ein Wahlplakat zerrissen auf dem nassen Rasen,
Sie grinsen mich an, die alten aufgeweichten Phrasen,
Die Gesichter von auf jugendlich gemachten Greisen,
Die Dir das Mittelalter als den Fortschritt anpreisen.“
Sei wachsam, Reinhard Mey
„Das Volk bekommt stets die Re-Gierung, die es verdient hat.“
Die Re-Gierung ist lediglich der Verhaltensspiegel der Gesellschaft. Also mal weiterdenken. Wie im außen, so im Innen.
An dieser Stelle kickt sich nicht nur das politische Establishment, sondern auch so manch „neureiche Bewegung“ ins Aus. Spätestens nach diesem Satz, erkennbar, dass es nicht damit getan ist, nur „Adliges“ zur Gestaltung von Morgen ins Visier zu nehmen.
„Adliges?“ „Ja,…von gestern.“
Das gilt im Übrigen auch für das Verhalten, statt des gewohnten Polit-Establishments nur ein anderes wählen zu wollen. Siehe Hinweis: Wahlgesetz.
Und an dieser Stelle mag ich auch darauf hinweisen, dass eine Entwicklung stets mit einer Auflösung bestehender Strukturen verbunden ist und hier nur noch die Gewohntheit die Köpfe beherrscht.
Das gilt auch für die künstlichen Grenzen von Ländern, die sich aus einem Verhaltensmuster des „Ichs“ – der Abgrenzung gegen Veränderung – heraus ergeben.
„Altes vergeht, Neues entsteht.“
Es liegt stets beim Einzelnen selbst, bei sich einen Um- und Weiterdenkprozess zu initialisieren, der im Rahmen seiner noch gewohnten Außenorientierung von Außen her „implementiert“ wird.
Es ergibt sich von selbst
Ich treffe auf immer mehr Menschen, die sich in einen Systembetrachtungs- und Erkenntnisdialog einlassen, der sich nicht einfach in gewohnten Beschuldigungen, Vergeltungsdrang, Klageliedern und „gültiger Rechtsstaatlichkeit“ „horizontal“ erschöpft. Da spielen altstaatliche Themen nur noch die Rolle der Systembetrachtung, wie es nicht funktioniert hat.
Aus diesem Grunde braucht man auch nicht mehr von „Gut“ und „Böse“ zu sprechen, sondern davon „wie es bisher nicht funktioniert hat“ und verbunden mit der Infragestellung der eigenen überlagernden Denk- und Verhaltensmuster über den Prozess der Selbstreflektion.
Da lasse ich mich doch gern als „Reichsbürger“ stigmatisieren, wenn es darum geht, die Konventionen und Prinzipien der alten Ordnung offenzulegen und diese sich so in einen Auflösungsprozess begeben.
Da verkommt das Stigma zu einem verzweifelten Versuch einer in Auftrag gegebenen Feindbildprojektion, die unhinterfragt nur eine Handlungsbefugnis der Befehlsempfänger erzeugen soll.
Mich dabei spontan an das Milgram-Experiment erinnernd.
„Nehmen Sie einmal den Fall eines Völkermordes. Da beschließt ein eiskalter Diktator fünf sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder umbringen zu lassen. Dafür braucht er doch mindestens eine Millionen Komplizen. Mörder und Henker. Wie macht er das, dass man ihm gehorcht?“
„Indem er die Verantwortung auf viele Leute verteilt*. Ein Diktator braucht einen funktionierenden Staatsapparat. Das heißt, er brauchen Millionen von kleinen Funktionären, von denen jeder eine anscheinend eine unbedeutende Aufgabe wahrzunehmen hat. Und jeder von ihnen wird diese Aufgabe ausführen – mit Kompetenz – und ohne Bedenken. Und niemand wird sich klarmachen, dass er der millionste Teil eines grausamen Verbrechens ist.
Die einen werden die Opfer verhaften. Sie haben nur den Befehl ausgeführt, jemanden festzunehmen. Andere verantworten den Transport in die Lager. Und dabei haben sie nur ihren Beruf als Lokomotivführer ausgeführt. Und der Lagerkommandant, der die Pforte hinter den Opfern zuschlägt, tut seine Pflicht wie ein gewöhnlicher Gefängnisdirektor. Natürlich werden die Mörder und Henker am Ende der Kette besonders ausgesucht. Aber den einzelnen Gliedern der Kette macht man den Gehorsam so einfach** wie möglich.“ Aus dem Film, I, wie Ikarus.
Im Kern ist es ein Wandel, nicht nur ein Verfall. Als Verfall wird es nur von jenen wahrgenommen, die das Alte langsam zwischen ihren Fingern verrinnen sehen.
Diese bösen Reichsbürger aber auch… 😀