Der klassische Deutsche
(v1.2) Wussten Sie, dass Sie zu einem aussterbenden Volk gehören und Ihre Tage schon für sie abgezählt worden sind?
Geben Sie es zu. Selber würden Sie ja nie aufhören. Es muss es immer ein anderer sein, der über Ihre Geschicke befindet – die bei näherer Betrachtung mehr an Missgeschicke erinnern. Und seit einiger Zeit scheint damit Schluss zu sein.
Dachten Sie, dass andere weiter Ihnen „die Kohlen aus dem Feuer holen“, nur weil Sie da wieder mal ein Kreuzchen gemacht und einen möglichen Heilsführer auserkoren haben, dem Sie gewohnt hinterherlaufen können?
Und dann das ganze Getöse um Staat (egal welcher sich jetzt angesprochen fühlt), Heimat, Land, Patriotismus, was den Unterschied zwischen einer weltlichen und einer klerikalen Glaubensgemeinschaft im Kern eins werden lässt: Fiktionen.
Offen gesagt, das hilft nur jenen, die darin ihre Lebensgrundlagen zu sichern versuchen. Kaum jemand macht sich über die Ursachen Gedanken, die erst zu diesen Sichtweisen geführt haben.
Und wenn das übliche Krakeele dann wieder mit Feindbildern künstlich angereichert wird, kann ich mittlerweile nur noch mit den Augen rollen, ist der klassische Deutsche wieder einmal auf seine eigenen Verhaltensmuster hereingefallen. Diese Verhaltensmuster sind im Übrigen unabhängig von jeder Staatlichkeit oder sonstiger Glaubenseinrichtungen.
Der klassische Deutsche ist nicht für die Neue Zeit gemacht, für den Einsatz im Gestern schon. Das Gestern löst sich jedoch auf.
Erst die Tage sah ich einen neuen Film, wo ein Koreaner, ein Afrikaner, ein Chinese und ein Türke mitspielten und alle vier sprachen Deutsch.
Die deutsche Sprache ist das Werkzeug seiner eigener Entwicklung, einer in ihr ruhenden Ausdruckskraft und das Beste am klassischen Deutschen, was in der Zukunft an ihn erinnern mag.
Doch der klassische Deutsche gibt sich nicht geschlagen. Er begehrt auf… er… er… gestern war alles einfach besser.
Jedoch geht die Zeit gesellschaftlich-konservativer Haltungen im Fokus ihrer Beibehaltung in jeglicher Form zu Ende. Dies scheint der klassische Deutsche bei all seinen ambitionierten Aktionismen noch zu übersehen.
Das bisher erfolgreiche Verhaltensmuster rückbezüglicher Lebensweisen und ihrer Projektion in die Zukunft, verliert im stattfindenden Wandel, zusammen mit seinen ambitionierten Verfechtern, zunehmend an Bedeutung.
Und doch hat der klassische Deutsche es noch immer in der Hand, sich anders zu entscheiden. Doch erscheint der Preis für ihn einfach hoch und so muss er von der Weltbühne abtreten. Er steht dem Wandel und der Neuen Zeit mit seinen Denk- und Verhaltensweisen im Wege.
Zwar plaudert er gern von Frieden, verwechselt diesen jedoch mit „in Ruhe gelassen werden“.
Er klammert sich verzweifelt an das Gestern, was ihm jedoch nur ein vergängliches Scheinleben offerieren kann.
Was ihm nicht in den Kram passt, tut er nur allzu gern als „nette Philosophie“ ab, dabei verkennend, dass er ebenfalls nach einer Philosophie lebt: Jener über sich selbst wenig bewusst zu sein.
Bisher war das zur Erhaltung des Systems erforderlich, jedoch nicht im Sinne der Neuen Zeit. Ihm obliegt weiter die Aufgabe des Umdenkens.
Draußen im Netz verklingt mittlerweile die eine oder andere einsame Volksweise – das Gestern fordernd – im „Wind of Change“. Und daran sind nicht einfach die anderen daran schuld. Der klassische Deutsche macht sich mit „Gestern war alles besser“ das Leben zu einfach, während die von ihm daraus erzeugte Realität eine andere ist.
Der Deutsche ist ein Gemütsmensch, er braucht einfach einen Ort, wo er Betreuung und Sicherheit erfährt und andere, die für ihn das Denken und Handeln übernehmen und für seine notwendige Ruhe sorgen.
Denn er muss sich ja erholen… vom Jammern, Klagen, Greinen und sich Beschweren und… von der Erhaltung und Verteidigung von Besitz, Hab, Gut und seinem geliebten Gestern.
Seinen Untergang hat sich der klassische Deutsche selbst zuzuschreiben, denn er traut nicht mal seinen eigenen Leuten und schon gar nicht irgendwelchen Verrückten, die sein gewohntes Komfortumfeld möglicherweise in Frage stellen.
Wenigstens stellt er sich noch irgendwo hin und fordert Veränderungen, jedoch nicht bei sich selbst. Das wäre ja zu egoistisch.
„Du bist ein Egoist und machst immer nur dein Ding.“ „Ja, dann mach‘ doch mit.“
Denken ist auch nicht so sein Ding – verdrängen schon. Das hat er gut gelernt – denn das war ja schon immer so.
Da darf er sich auch nicht wundern, wenn die eine oder andere seiner Meinungen wegzensiert wird, weil es im Kern keine Meinung ist, sondern nur Feststellungen von dem, was man Realität nennt – festzustellen, dass Wasser nass ist, andere die „Bösen“ sind (egal ob BRD oder Reichsbürger), Fremde andere Sprachen sprechen und der Weihnachtsmann eine Erfindung der Zionisten ist. Damit kann der klassische Deutsche gut umgehen oder entsprechend wegschauen.
So gewinnt man den Eindruck, dass dies der erste Völkermord ist, der im Kern ein Völkerselbstmord ist und so nicht gegen das geliebte Völkerrecht verstößt.
Die Dinge, die den klassischen Deutschen wirklich betreffen, darum macht er einen großen Bogen, denn da müsste er ja über sich hinauswachsen und das Kuschelumfeld gleichgeschalteter Meinungen verlassen.
Aus diesem Grund kann man ihm auch jedes Thema unterjubeln, damit ist er immer gut beschäftigt und abgelenkt: vom eigenen Denkprozess und damit verbundener Entwicklung seiner Persönlichkeit.
Beschweren kann sich der klassische Deutsche ja gut, denn dass hat er gelernt – besser: er hat es einfach abgeguckt.
Der klassische Deutsche kopiert, statt zu kapieren und so bildet sich mitunter ein Meinungsbild, das von einer Mehrheit, jedoch nicht unbedingt von einer entwicklungsfähigen Richtigkeit getragen ist.
Wenn er sich darüber beschwert, dass die Politik ihm ständig das Gestern verkauft, handelt diese nur nach einer gewohnten Bedarfsdeckung. Somit kann und darf man der Politik keine Schuld geben.
Das gilt im Übrigen für nahezu alle Institutionen, die sich der Mensch geschaffen hat, ging es im Kern darum, sich selbst soweit in seiner Entwicklung zu entmachten, dass diese nahezu ausgeschlossen werden konnte. Gut dass es nur ein „nahezu“ ist.
Schuld ist auch so ein Thema, mit dem sich der klassische Deutsche ständig auseinanderzusetzen hat: Überall begegnet ihm, dass er für irgendeinen Käse „schuld“ sein soll.
Die „Nummer mit der Schuld“ funktioniert im Übrigen auch nur solange, solange er sich selbst im Modus der Schuldzuweisung bewegt. Die hat er sich in der Familie – wie vieles andere – einprägen lassen und geht nun in der Annahme, dies könne man nicht ändern.
Schuldzuweisung ist im Kern nur ein Verdrängen jener einen, den klassischen Deutschen selbst betreffenden Aufgabe: dass er sich wieder mal zum Held seiner eigenen Entwicklung macht – besser: sich neu erfindet.
Erfinden ist jedoch nicht sein Ding, das überlässt er gerne anderen oder beruft sich gewohnt auf glorreiche Erfindungen aus der Vergangenheit.
Der klassische Deutsche ist sich selbst abhanden gekommen.
Er lebte ein Leben aus für ihn vorgefertigten Oberflächlichkeiten. Seinen Frieden hat er nun gefunden worden.
Wenn ich nicht selbst an etwas Wunderbarem mitwirken würde, wäre der Tag sicher mit derartigen Gedankenspielen angefüllt und ich würde mich ärgern, was ich jedoch nicht tue – nicht zu tun brauche. Denn was würde es nutzen?
So ein Blog im offenen Raum, ist hingegen eine hervorragende Möglichkeit, die Dinge für sich selbst und im festen Glauben einer möglichen Besserung, sondern insgesamt erschließbar zu machen. Denken muss dabei jeder schon selbst und ich kann nur eines sagen: Es ist einfach klasse.
So am Rande: Es geht um den Menschen und seine Entwicklung, hin zum Leben und nicht um deren Wiedereingliederung in gestrige Denk- und Lebensweisen, die sich gegen das Leben an sich stellen.
Es geht darum, sich nicht wieder einem „Du bist solange gut, solange mir das gefällt“ unterzuordnen, sondern Vernunft und Gewissen gemeinsam selbst zu entfalten. Auf diese Weise verlieren auch alle Betreuungsstrukturen an Bedeutung.