schaeumend
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Die Welt von David Dunning und Justin Kruger

Lesezeit: ca. 13 Minuten

(v1.1*) Vor geraumer Zeit erschien ein Thema, welches ich mir zunächst nur recht kurz angeschaut habe: den Dunning-Kruger-Effekt.

„Als Dunning-Kruger-Effekt wird die systematische fehlerhafte Neigung relativ inkompetenter Menschen bezeichnet, das eigene Wissen und Können zu überschätzen und die Kompetenz anderer zu unterschätzen. Der populärwissenschaftliche Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger aus dem Jahr 1999 zurück. Dunning und Kruger hatten in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen.
An der Cornell University erforschten die beiden Wissenschaftler diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen, überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht erkennen, das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht zu erkennen vermögen, durch Bildung oder Übung nicht nur ihre Kompetenz steigern, sondern auch lernen können, sich und andere besser einzuschätzen.“ Wikipedia

Man kann es auch in eine Metapher packen: „Dem Esel, der sich für ein Rennpferd hält, kann man nicht sagen, dass er nur ein Esel ist. Man lässt ihn mit anderen Rennpferden einfach auf die Rennstrecke.“

Wer ab und zu auf diesem Blog Beiträge liest, beschäftige ich mich mittlerweile mit dem Menschen selbst und nach welchen Regelwerken er agiert und reagiert und die er sich selbst schuf.

Der gewohnte Mensch lebt dabei in einem System, wo er nahezu alle Werkzeuge, die seine geistige Entwicklung ausmachen, in fremde Hände gab. Das betrifft im Wesentlichen die Bildung an sich, das Recht, die Philosophie, die Psychologie, die Theologie, die Wissenschaft oder die Politik. Experten in Kitteln, Anzügen und Roben bestimmen, was für ihn „gut und richtig“ sein soll.

„Nicht die Gesellschaft bestimmt, was sexistisch ist, sondern Experten.“ Zitat aus Plusminus

Anerzogene Verdrängung der eigenen Entwicklung führt automatisch zur Fremdbestimmung, damit verbundene Schaffung entsprechender Institutionen.

Doch aufgrund mangelnder Entwicklung, ist der Mensch irgendwann nicht mehr in der Lage, die von ihm geschaffenen „Probleme“ zu lösen, da sich wirksame Lösungen erst dann ergeben, wenn man „das geistige Aquarium sozusagen von Außen betrachtet, statt sich als Fisch ständig über das schmutzige Wasser zu beschweren, während das eigene Arschloch nur selten gesehen wird.“

Mit den Beiträgen verbundene Absicht ist, über die bisherigen Themen hinaus ein Bild der Erkenntnis zu zeichnen, damit sich der Einzelne selbst in die Lage versetzt, zu erfassen und zu verstehen, was das System ist, in dem er sich bewegt und erkennt, dass es wenig bis nichts nutzt, sich nur mit seinen Erscheinungsformen (Phänomenen, Symptomen) auseinanderzusetzen. Eine derartige Beschäftigung nennt sich auch Donquichotterie.

Doch wer will sich schon zugestehen, dass er bisher an eine Luftnummer geglaubt hat? Kaum jemand. Und so ignoriert man lieber alle Gedanken, die darauf hinweisen. Denn wer will vor anderen schon dumm dastehen?

Das zu erkennen ist jedoch notwendig, da es nicht ausreicht, sich nur motiviert mit dem sicht- und spürbaren Auswirkungen und Unsäglichkeiten innerhalb des Systems auseinanderzusetzen, wie dies in der Regel mit Rechts-, Reichs- und Geschichtsthemen sowie manch aktuellen Themen der Fall ist.

Während die Masse nicht weiß, was sie so funktionieren lässt, wissen dies wenige und machen es für sich zunutze (Unbewusst zeigen sie nur, wie es insgesamt nicht funktioniert.).

Die einen inszenieren, während sich die anderen – laut dabei beklagend – recht gern vom Wesentlichen (der eigenen Entwicklung) ablenken lassen. so werden die anerzogenen Verdrängungskonzepte reichlich beansprucht, damit keiner ins Denken kommt – und wenn, in der Regel nicht weit genug.

Das System ist all diesen (Beschäftigungs)Themen übergeordnet und erzeugt diese, das wiederum zeigt auch, dass bereits ein kollektives Handeln stattfindet, während der angesprochene Einzelne sich in der Regel als unabhängig vom Rest der Geschehnisse und sich nicht selten auch als „Opfer der Umstände“ meint.

Das funktioniert deshalb so gut, weil die einen wissen, wie die Masse tatsächlich tickt, während die Masse selbst a) nicht wissen will, wie sie tickt und b) nur glaubt, dass sie intelligent sei. Es handelt sich hier um eine anerzogene Haltung.

„Als intelligent oder klug wird in der Regel derjenige bezeichnet, der das macht, was den anderen gefällt und ihr eigenes Denken und Handeln widerspiegelt, bestätigt.“ (Hierbei ist zu unterscheiden, ob es um echte oder nur scheinbare Entwicklung handelt.)

„Der Hörer hört gerne seine Meinung von jenen, die er dazu auserkoren hat, sie ihm erzählen zu dürfen.“

„Eine Organisation intelligenter Leute, früchtet Intelligenz?“ Tony Stark, Marvel’s Avengers, 2012

Wenn doch alle so intelligent sind, warum üben sich dann so viele in der Verdrängung und Ausgrenzung von all jenen, die es wirklich sind? Kann es vielleicht sein, dass herauskommen könnte, dass ein „so tun, als ob“ man „etwas auf der Pfanne hat“, letztendlich nicht ausreicht – ebenso wenig wie Pöstchen und Titel?

Im Grunde existiert Macht und Machtpositionen aus gewohnter Verdrängung heraus, um der Erkenntnis über den eigenen Zustand – einer möglichen Unfähigkeit – möglichst lange aus dem Weg zu gehen.

Der gewohnte Denker bewegt sich in der Regel innerhalb des Systems, einem durch seine anerzogenen Denk- und Verhaltensweisen entstehendes, mentales Gebilde, was in der Mehrheit (noch) nicht hinterfragt wird.

Nicht selten herrscht die Meinung, man müsse zunächst erst alle Probleme (sicht- und spürbare Symptome des Systems) „lösen“, um es dann anders machen zu können. Das ist ein Irrglaube, da gewohntes „Lösen“ nur auf Verdrängung basiert.

Es handelt sich hier um einen Irrglauben, der die Mehrheit der Akteure hochmotiviert in eine endlose Auseinandersetzung („Infinity War“) – bestärkt durch das Prinzip „vom mehr des Selben“ – führt und für die meisten bisher in einem „Einknicken“ endete oder dahingehend beendet wurde.

Um wieder auf den Dunning-Kruger-Effekt zurückzukommen, liegt der Gedanke nahe, sich die Ursache für dieses Verhalten zu vergegenwärtigen.

Ein Mensch, der unter der Kernbedingung einer funktionierenden Fremdbestimmung aufwuchs: „Du bist solange gut, solange mir das gefällt“, wird sein Fühlen, Denken und Handeln stets auf außen konzentrieren, um möglichen Anforderungen seines Umfeldes zu entsprechen, da er sonst für eigenständige Entwicklung bestraft wird.
Sein eigenes Handeln richtet er nach den Bestimmungen anderer aus, was dazu führt, dass damit verbundene Ergebnisse mehr oder weniger regelmäßig scheitern.
Das geht soweit, dass er sich selbst zu entwickeln „übersieht“ (verdrängt). Zu entsprechen wird, zur Hauptaufgabe seines Daseins.
Der Mensch ist viel zu sehr bemüht, ein Gebilde des Scheins (Entsprechung) wahren zu wollen, damit das „jüngste Gericht“, also die Erkenntnis über das eigene, tatsächliche Sein verzögert wird oder ganz unterbleibt.

Dabei darf nicht übersehen werden, dass das System der alten Weltordnung an sich nur ein Spiel ist, dessen Grundprinzip sich in seinem Wesen durch ein „so tun, als ob“ zum Ausdruck bringt, aus dem sich der Mensch heraus entwickeln kann. Für diesen Schritt sind Mut, Selbstentschlossenheit, Selbstaufgabe und Selbstdisziplin notwendig.

Noch so schönes Reden, mag zwar den gewohnten Denker beeindrucken, die Realität und geistiger Zustand zeigen sich jedoch im Handeln und der Art der Fragestellung.

„Was willst DU denn DAGEGEN tun?“, „Wer sind die Schuldigen?“ oder „Wer muss dafür bestraft werden?“

Je mehr jemand in der Fremdbestimmung aufwuchs, desto geringer ist die Selbstreflektion ausgeprägt, was dazu führt, dass die Probanden auch nach vielen Malen erfahrener Fehlschläge, gar nicht oder erst über einen langen Zeitraum hinaus in der Lage sind, eine natürliche Erkenntnis (von innen heraus) über das Getane zu erlangen.

Dieses Verhalten wiederum – im Rahmen eines hektischen und zunehmend unübersichtlich erscheinenden All- oder Arbeitstages, führt aufgrund mangelnder Selbstreflektion zur Zunahme eben jener wahrgenommenen Komplexität in den Strukturen (Zunahme der Entropie (Maß der Ordnung in dynamischen Systemen)).

Der Mangel Feedback (Rückmeldungen) zu verarbeiten, ist somit ein Phänomen mangelnder Selbstreflektion.
Das sieht man daran, dass tausend Sachen angefangen, jedoch nicht oder nie zu Ende geführt werden oder dafür gesorgt, dass sie nicht zu Ende geführt werden können oder sollen. Dauerbeschäftigung mit selbst geschaffenen Symptomen.

Ein Thema, was man hingegen „durch hat“, geht diesem eine fundamentale Erkenntnis über das Thema (z.B. das System der alten Ordnung) selbst und seine Existenz voraus.

Nicht die Frage, welche Gesetze nun gültig sind, ist von Relevanz, sondern die Frage nach der Existenz des Rechts selbst und seiner wesentlichen Aufgabe.

In der Regel geht der Weg über die Zunahme von Informationen, bis die die Informationsdichte so hoch ist und sich die Erkenntnis erst beim Kollaps offenbart.

Sich für den eigenen Entwicklungsprozess bewusst und auch öffentlich zu entscheiden, reduziert die als dramatisch wahrgenommenen Situationen erheblich.

Somit ist das Streben nach prinzipieller Erkenntnis für die Entwicklung des Menschen vorteilhafter, als die rein inhaltliche Sammlung (und gewohntes Herunterbeten und beeindrucken wollen), ohne jedoch jemals zu hinterfragen, welche Muster möglicherweise in den Inhalten zu erkennen sind, die wiederum auf Denk- und Verhaltensweisen des Menschen hinweisen.

Fehlende oder mangelnde Verarbeitung (u.a. durch Verdrängung) von Feedback erscheint als eine Art Abneigung gegenüber möglichen Ergebnissen, die wiederum Erkenntnisse, damit verbundene Entwicklung und einhergehende Veränderung in sich tragen könnten.

Das kann man an den leeren Blicken des Gegenübers erkennen, was mitunter sogar den Hinweisen zustimmt, jedoch zu keiner sichtbaren Veränderung der Denk- und Verhaltensweisen – auch auf längere Sicht – führt. Aufgeschlossene Menschen hingegen begrüßen den Dialog, da Ihnen Entwicklung von Bedeutung ist. Gewohnte Denker hingegen, werden Tipps und Hinweise („wie man Gold macht“) ignorieren oder sogar kritisieren, ohne jedoch eine logische Erklärung liefern zu wollen.

Dabei ist zu unterscheiden, ob diejenigen etwas lernen oder nur Aufmerksamkeit genießen wollen.

Je stärker also der für die Entwicklung des Menschen notwendige Prozess der Selbstreflektion durch anerzogene (auch oktroyierte (auferlegte)) Verdrängung überlagert ist, desto größer erscheint die Herausforderung für den Betroffenen, sich selbst daraus zu befreien.

Da er sich jedoch in der Verdrängung bewegt, zeigt er auf andere, die an seinem Unvermögen schuld sein sollen, was die bewährte Grundlage für Konflikte bildet.

Und dadurch, dass mit der gewohnten „Erziehung“ auch das Signal „Angst“ anerzogen fehlinterpretiert wird, deckeln sich die Betroffenen selbst und verzögern so ihren eigenen Entwicklungsprozess, verbunden mit entsprechendem Leid – sowohl psychisch wie auch physisch. Da Geist und Materie in einer untrennbaren Wechselwirkung stehen, was wiederum über die klassische „Schulmedizin“ hinausgeht.

„Den Schlüssel in der einen, den Daumen auf dem Schlüsselloch, steht der Mensch in seinem Kopfknast und brüllt ganz laut: Lasst mich raus, ihr Schweine!“

Ein spontaner Vorgedanke: „Authentizität ist jener Zustand, wo Denk- und Verhaltensweisen, Gesagtes und damit verbundenes Handeln im Einklang stehen. Das wiederum führt zu klaren Entscheidungen und davon abgeleitetem, wirksamen Handeln.“