Diskussionen – oder: der akustische Informationskrieg
(v1.35, Nachtrag 2) Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wenn die eine oder andere Diskussion „vom Zaun bricht“, als ob es dann darum ginge, den anderen anhand von „harten Fakten“ zu „überzeugen“ – nicht selten zu überhäufen.
Schaut man genauer hin, so handelt es sich im Grunde um eine Form des Krieges, im Rahmen gewohnter Denk- und Verhaltensmuster, nur in akustischer Weise.
„Der einfachste „Feind“ ist jener mit einer anderen Meinung.“
Die zu einem gegebenen Thema („Schlachtfeld“) so geschaffene „Realität“ ist geprägt vom Hin und Her sogenannter „Fakten“, die jeder sich für seine Sicht der geschaffenen Realität zurechtgelegt hat.
„Ja, aber immer zweimal mehr, als du…“
Mitunter schaukelt sich das Szenario gemächlich auf, wo die Argumente immer lauter werden. Auffällig ist dabei die Argumentation notfalls durch Konstruktion möglicher(!) Szenarien, mit Hilfe von: „Stell’ dir vor,…, „Was wäre, wenn…“, rechtfertigen zu wollen.
Nimmt man sich gewohnt eines solchen, dargebotenen Szenarios an, so begibt man sich IN eine simulierte „Realität“ des Gegenübers.
„Es* verkauft seine Gedanken als die Ihren. Seine Gefühle als dir Ihren. Sie halten es für sich!“ Leonard Jacobson, Revolver, 2005 (*das „Ich“)
„Der Verstand versteht nur schwer, dass es noch etwas gibt, das hinter ihm steht. Etwas von größerem Wert und von größerer Macht, Wahrheit zu verleugnen, als er selbst.“ Dr. David Hawkins, M.D., Ph.D., Revolver, 2005
Der gewohnte Denker, der im anerzogenen Glauben aufgewachsen ist, die geschaffene Realität sei „alternativlos“, deswegen auch „ernst“ und es ginge notfalls darum zu „kämpfen“, unterliegt jenen Denk- und Verhaltensmustern, wie sie für den Erhalt des Systems der alten Ordnung typisch sind.
Einer Realität (jedoch Scheinwelt), wo er sich in üblicher Art und Weise lediglich mit den sicht- und spürbaren Symptomen auseinandersetzt, was das Erkennen vom „Feind im Gegenüber“ mit einschließt. Jedoch ist das Feindbild nur eine Erfindung seines eigenen „Ichs“.
Durch diesen Mechanismus ist der Mensch in sich selbst verhaftet und unfähig diesem Zustand zu entrinnen, solange er diesen Mechanismus in irgendeiner Weise aufrechtzuerhalten, zu verteidigen meint oder sich gar im „mehr des Selben“ (an Informationen) zu üben meint.
Nüchtern betrachtet, ist es im Grunde eine Form von „Primitivismus“, im Unvermögen, sich über seine eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu erheben – um wieder „Herr über sich“, statt gewohnt „Herr über andere“ sein zu wollen, wie man dies in den unterworfenen, niedergemetzelten, sogenannten „primitiven Völkern“ über die Jahrhunderte zum Ausdruck gebracht hat.
Das Gegebenen erscheint deswegen „ernst“ und „alternativlos“, weil die gewohnte Erziehung zu Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung im Grunde nur zwischen den Rollen der „Untergebenen“ und ihren „Erhabenen“ zu unterscheiden weiß. Einmal mehr:
„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch.
Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011
Es ist besser, sich seiner eigenen Verhalten bewusst zu sein, was gleichzeitig auch dafür sorgt, dass man über diese – aus menschlicher Sicht – wieder „die Oberhand gewinnt“, also zunehmend „Herr über sich“ wird, statt sein gewohntes Verhalten durch „plötzlich erscheinende Tiger“ (Thema „Angst“) oder „Wolfsrudel“ (Thema: „Rechtfertigung der eigenen hierarchischen Denk- und Verhaltensmuster“) zu rechtfertigen, um so weiter das „Herr über andere“ legalisieren zu wollen.
Wer also der festen Meinung ist, er müsse seine Sichtweise in der Art und Weise verteidigen, indem er andere vorsorglich schon mal davon zu „überzeugen“ versucht, sei empfohlen, die Energie besser für seine eigene Entwicklung zu nutzen – jedoch nicht die im üblichen Haben, Mehren, Sichern und Verteidigen.
„Wer „hat“, der kann auch „verlieren.“
Wem jedoch bewusst ist, dass ihm nicht einmal das Leben gehört, dass sogar niemandem etwas oder jemand gehört, der kann auch nichts mehr verlieren… und der ist….
Reklame: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet 2.0
Nachtrag: Der Glaube, man „hätte“ etwas, würde einem „gehören“ sorgt auch dafür, dass eine Kritik daran auch persönlich genommen wird. Leidet jemand im gewohnten Sinne, so hält er an etwas fest, nicht selten während er gleichzeitig Veränderungen fordert, was die innere Spannung zusätzlich erhöht.
„In unserem Leben gibt es Momente, die wir gerne vergessen würden und andere, die wir gerne wiederholen würden. Die Zeit kann uns niemals eine zweite Chance gewähren, aber wir können sie uns gewähren.“ „Jean-Luc Picard“, Star Trek: Picard, 2022
Nachtrag 2: Diskussionen und Gegeneinander sind Zeichen dafür, dass auf beiden Seiten nicht weit genug gedacht und der gewohnte Horizont, bestimmt durch die üblichen Denk- und Verhaltensmuster, so nicht überwunden wird.