Gestern, Heute, Morgen und die zukünftigen Generationen

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(v1.0) In der Kindheit wird einem manchmal gesagt, dass die Eltern wollen, dass man es mal besser haben soll, als sie. In der Regel ist dies verbunden mit der unausgesprochenen Bedingung, wenn man so ist, wie sie sich das vorstellen.
Das kann natürlich nichts werden, außer dass man sich irgendwann in der Situation wiederfindet, wo man nach den gleichen Mechanismen des Systems unterwegs ist und prinzipiell dem gleichen Trott nachgeht.

Und dennoch merkt man, das etwas nicht zu stimmen scheint. Man weiß nur nicht, was genau es ist.
Alles kommt einem nur deswegen „normal“ vor, weil einem die Alternative zum Vergleich fehlt und das Umfeld es ebenfalls für „normal“ hält. Und das, was da so als „Alternative“ präsentiert wird, mag sich zwar inhaltlich vom „Standard“ unterscheiden – jedoch nicht prinzipiell.

Es ist von Bedeutung, den Unterschied zwischen inhaltlich und prinzipiell zu kennen, denn sonst kann man sich nicht nur ganz gemütlich „an der Nase herumführen“, sondern auch „vor den Karren“ der persönlichen Vorstellungen anderer spannen lassen.
„Persönliche Vorstellungen“ meint hier: im Rahmen gewohnter Denk- und Verhaltensmuster und sich daraus ableitender Konventionen und Wertvorstellungen.

Solange jedoch daran festgehalten wird – nach denen der gewohnte Mensch in der Tat „funktioniert“ – solange wird sich prinzipiell nicht wirklich etwas ändern, selbst wenn man „ungerechte“ gegen „gerechte Vorgesetzte“ und nicht geltende Gesetze gegen geltende ersetzen würde, während man anschließend den Boden nur umetikettiert. Das ist im Kern nur die übliche Selbsttäuschung.

Recht schnell ist eine einst ambitioniert gestartete Nummer im inhaltlichen Umfeld ausgeträumt, und so mancher geht irgendwann „nach Hause“, weil ihm die „Munition“ ausgegangen ist.
Vor allem dann, wenn es irgendwie eine Lösung sein soll, die „alle“ einbindet und es auch nicht wenige gibt, die nur auf eine warten, die ihren Vorstellungen entspricht, also etwas, wo man sich nachher sozusagen nur noch „daneben zu stellen“ braucht.

Jedoch hat Veränderung, vor allem diese Veränderung, wie sie nun zu beobachten ist, nichts mit dem gewohnten Austausch von Unbeliebtem gegen Beliebtes zu tun oder wo man nur lange genug herummäkeln und seinen Frust ins Internet zu „kübeln“ braucht.

Nur „viel“ wissen, um dann ein Geschäft daraus zu machen, ist es jedoch auch nicht.
Und wer der Meinung ist, wie es denn „anders“ gehen könnte, findet sich demnächst vielleicht beim Dauerüberlebenstraining im Wald wieder usw. Das ist alles recht nett, jedoch zu kurz gedacht.

„Gestern war alles besser.“ „Das bedeutet, dass es vorgestern ja noch besser war. Das bedeutet, dass es in der Vergangenheit mal so toll gewesen sein muss, dass man es jetzt schon nicht mehr aushalten kann.“

Treffen sich zwei Neandertaler, sagt der eine: „Gestern war alles besser.“ Der andere schaut ihn an: „Was ist denn „gestern“?“

Da es so etwas wie eine linear abzuarbeitende Liste nicht gibt, die man nach zehn Punkten „endlich“ abgehakt hat, kann hier ein Einstieg sein, woher die Haltung kommt, warum es „früher“ oder „gestern“ besser gewesen sein soll.

Hinweisend: Es ist empfehlenswert, sich nicht mit der erst besten Antwort, die einem aus dem Mund „quillt“, zufrieden zu geben.

Es ist von erheblichem Vorteil, sich die Neugier zum Thema „Das System der alten Ordnung“ stets aufrecht zu erhalten. Die Hoffnung auf „heute so und morgen so“, ohne an sich zu arbeiten, kann man sich getrost ersparen. Das ist eine Märchenstunde.

So am Rande: Wenn sich die aktuelle Situation als düster erweist und man sich entschlossen hat, lieber warten zu wollen, wartet man vergeblich, vor allem auf andere, die auch nur warten.

„Tja. Sie wissen, dass die besten Dinge denen passieren, die warten.“ „Aber verlieren werden die, die zögern.“ Dialog zwischen „Jane“ und „John“, Predestination, 2014

Alsdann wird natürlich gefragt, wie es denn sonst ginge, was aus der eigenen Erfahrung schon die falsche Frage ist, allein weil eine kurze, schnell und für jeden verständliche Lösung, die man nur noch zu kopieren braucht, erwartet wird, jedoch illusorisch ist.

Denn es geht nicht einfach darum, dass man es nur „so und so“ zu machen braucht, also wieder nur etwas vorgibt, wie andere es zu tun haben, sondern zu selbst verstehen was das System in seinem Wesen ausmacht.
Erst dann wird der Einzelne nicht nur in der Lage sein, über andere als übliche Lösungsmuster nach- und auch vorzudenken, sondern auch über das bisher als „alternativlos“ Gehaltene hinauswachsen.

Während man sich bisher um die Rückkehr einer „ausgefallenen“ Rechtsstaatlichkeit bemüht hat, sprach man auf der Seite bereits von „Neuer Weltordnung“.

Der Ausdruck „Neue Weltordnung“ war recht schnell mit der Bedeutung einer zukünftigen Versklavung der Bevölkerung belegt.
Typisch für jene in der Rolle der „unschuldigen Opfer der Umstände“, während sie sich in keiner Weise darüber bewusst waren und sind, dass sie bereits die ganze Zeit versklavt waren und noch sind. An dem Punkt wird Schweigen einkehren, wenn die Ursache dafür von jenen erkannt wird.

„Anders“ definiert sich für die meisten Menschen als „inhaltlich anders“, da „prinzipiell anders“ die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster mit in den Veränderungsprozess einschließt, wohl auch der Grund, warum sich mit dem Wort „Revolution“ recht schnell zufrieden gegeben wird und weniger mit dem Wort „Evolution“.

Eines ist dabei klar: Es gibt kein Mitnehmen! Der Altruismus, ist in seiner Weise veraltet! Der Weg hin zur Selbstbestimmung ist kein Akt des sich Erbarmens und des Aufopferns für andere.

„Den Menschen wurde gelehrt, dass es ihre erste Pflicht sei, das Leiden anderer zu lindern. Doch Leiden sind wie Seuchen. Wenn sie jemanden treffen, dann hilft und unterstützt man. Dies aber zur obersten Bewährungsprobe der Tugend zu erheben, bedeutet Leiden zum wichtigsten Bestandteil des Lebens zu machen. Denn dann müsste man sich wünschen, andere leiden zu sehen, um überhaupt tugendhaft sein zu können. So ist die Natur des Altruismus.“ Zitat aus der vorgelesenen Verteidigungsrede von Howard Roarks, The Fountainhead, 1943

Wer erkennt, dass es um die eigene Entwicklung geht – nicht jene gewohnte, die sich auf Haben und mehr des Selben und dessen Sicherung und Verteidigung konzentriert – dann kann man getrost seinen eigene Weg beschreiten, ohne erst auf irgendjemanden zu warten oder gar missionieren zu müssen.
Man lässt die Vergangenheit mehr und mehr hinter sich und damit auch jene, die weiter daran zu glauben meinen, während sie mitunter Veränderungen fordern – bei „anderen“ oder „woanders“.

Sich auf sich selbst zu konzentrieren, das System infrage zu stellen, mit dem man über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster, Konventionen und Wertvorstellungen verbunden ist, ist „letztlich“ der einzige Weg, wenn man andere Wege und Lösungen auf ihre Prinzipien(!) hin überprüft hat, was den gewohnten Aufwand auch erheblich reduziert. Vereinfacht ausgedrückt.

Das System ist nochmals etwas anderes, als ein sogenannter „Staat“, denn dieser ist nur eine Institution innerhalb des Systems.

Das System sind auch nicht einfach irgendwelche „Bösen Wichte“, denen man dann nur lange genug die Schuld zu geben braucht, während man sich dadurch nur selbst entmachtet (also selbst zum Opfer macht) und von der eigenen Entwicklung abhält. Niemand verhindert dies, als man selbst.

Es bedarf Mut, Entschlossenheit, Selbstdisziplin und Offenheit für die eigene Veränderung.

Eine wesentliche Aufgabe ist dabei auch das Rollenspiel als solches zu erkennen, was den gewohnten Menschen anerzogen im Griff hat, da er fest davon überzeugt ist, seine Rolle zu sein und was ihn so auch zum willigen Spielzeug für all jene macht, die weiter das Alte als „alternativlos“ und deswegen auch „ernst“ zu forcieren versuchen.

„Damals war alles einfacher. Die Menschen wollten frei sein. Heute ist das anders. Manchmal kommt’s einem vor, als hätten die Menschen aufgegeben, als hätte die Matrix gewonnen.“ „Shepherd“ zu „Neo“, Matrix Resurrections, 2021

„Wir haben gewonnen. Die Menschen interessieren sich nicht mehr für ihre Bürgerrechte, nur noch für ihren Lebensstandard. Die moderne Welt hat Ideen, wie die Freiheit, hinter sich gelassen. Es genügt ihnen zu gehorchen.“
„Die Gefahr bleibt bestehen, solange der freie Wille existiert. Jahrhunderte lang haben wir versucht durch Religion, Politik und heute durch Konsumdenken Widerspruch auszulöschen. Hat nicht auch die Wissenschaft eine Chance verdient?“ Dialog aus dem Film „Assassin’s Creed“, 2016

Die Nummer, mit der es sich wirklich auseinanderzusetzen lohnt, ist um einiges größer und stellt sich nur dann als „unüberwindbar“ dar, wenn auf schnelle Lösungen gehofft wird, die den bisherigen Konventionen und Wertvorstellungen entspricht. Das ist im Grunde genommen nur Unfug.
Das was ihm widerfährt, ist ja stets das, was ihn an seine Denk- und Verhaltensmuster und deren Hinterfragung erinnert. Wer Feinde sieht, darf sich also nicht wundern, wenn er welche bekommt.

Man bekommt immer das, was man sich nimmt. Und das, was man sich nimmt, hängt nicht von dem ab, was man mitunter „in süße Worte zu kleiden“ versucht, sondern wird von von den eigenen Denk- und Verhaltensmustern bestimmt.

Vielleicht ist es irgendwann an der Zeit, dass man sich zusammensetzt und darüber ausführlich spricht. Denn bevor man die Mechanismen der alten Ordnung nicht begriffen hat, wird man sich nur weiter im Kreise drehen und/oder sich mit Etikettenschwindel das Gewissen beruhigen zu wollen, siehe: Beitragfoto.

Denn erst mit dem Verständnis, was das System ausmacht, kommen auch neue Gedanken, entwickeln sich andere Vorgehensweisen.

Ein Hinweis zum „schlau sein“: Es reicht erfahrungsgemäß nicht aus.

Nachtrag: Das Letzte was es braucht, ist diese Aufgabe wieder einmal den nachfolgenden Generationen zu überlassen.