Heute mal ganz kurz: Was ist die Matrix?
(v1.3) Manchmal muss man sich einen Film öfters anschauen, um das eine oder andere Detail zu erkennen. Das ist in der sogenannten „Realität“, also dem Realfilm nicht viel anders, nur kann man nicht immer „zurückspulen“.
In 1999 kam „Matrix“ ins Kino und wochenlang wurde darüber sinniert. 2021 kam der vierte Teil heraus: „Matrix: Resurrections“.
Und wieder gab es die bekannte Szene, wo es um die Wahl zwischen „roter“ und „blauer“ Pille ging nur dieses Mal mit dem Unterschied, dass es hieß, dass man zwischen beiden beliebig hin und her tauschen könne, statt in 1999, wo man sich zwischen einer der beiden zu entscheiden hatte.
Zwischen 1999 und 2021 entwickelte sich ein Bild, was mit „Matrix“ bezeichnet wird. Es ist jene Welt des Rollenspiels, wie es nicht einfach das im Kino oder im Theater ist, sondern das tägliche Rollenspiel, mit seinen eigenen, vom Menschen, auf Basis seiner gewohnten Denk- und Verhaltensmuster heraus entstandenen, künstlichen Regelwerken, Konventionen und Wertvorstellungen.
Es fällt nur deswegen den meisten nicht auf, weil es gewohnt ist und weil der Vergleich fehlt.
„Du bist hier weil du etwas weißt, etwas, was du nicht erklären kannst. Aber du fühlst es. Du fühlst es schon dein ganzes Leben lang, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht was, aber es ist da – wie ein Splitter in deinem Kopf, der dich verrückt macht. Dieses Gefühl hat dich zu mir geführt. Weißt du wovon ich spreche?“
„Von der Matrix?“
„Möchtest Du wissen, was genau sie ist? Die Matrix ist allgegenwärtig. Sie umgibt uns. Selbst hier ist sie, in diesem Zimmer. Du siehst sie, wenn du aus dem Fenster guckst oder den Fernseher anmachst. Du kannst sie spüren, wenn du zur Arbeit gehst oder in die Kirche und wenn du deine Steuern zahlst. Es ist eine Scheinwelt, die man dir vorgaukelt, um dich von der Wahrheit abzulenken.“
„Welche Wahrheit?“
„Dass du ein Sklave bist, Neo. Du wurdest wie alle in die Sklaverei geboren und lebst in einem Gefängnis, dass du weder anfassen noch riechen kannst. Ein Gefängnis für deinen Verstand.“ „Morpheus“, The Matrix, 1999
In 2016 veröffentlichte „Die Welt“ zwischendurch den Artikel: „Wahrscheinlich leben wir in einer Simulation“, den ich bei einem ehemaligen Aufklärer auf dem Blog entdeckt hatte. Der Artikel endet mit dem Satz:
„Die Sache ist nur: Wir werden es wohl nie herausfinden. Denn wir können nicht über unseren universalen Tellerrand hinausschauen. Mach dir also nichts draus.“
Im Kern ist es das System der alten Ordnung – eine Simulation des Lebens, ein Rollenspiel, basierend auf den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern und davon abgeleiteten Konventionen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen.
Wenn also jemand sagt: Ich bin… „Polizist“, „Richter“, „Beamter“, „Minister“, „Bürgermeister“, „Kanzler“, „Soldat“ oder welche Berufsbezeichnung er auch immer „hat“, einschließlich der üblichen Familienbezeichnungen, wie „Vater“, „Mutter“, „Onkel“, „Tante“, „Sohn“, „Tochter“ usw., so bewegt er sich bereits in der Simulation. Nicht zu vergessen: der künstliche Staat (der sich aus Personen konstituiert) mit seinen künstlichen Regelwerken* und damit verbundenen Institutionen mit ihren Regelwerken usw.
Recht viel Künstliches, schaut man genauer hin – einschließlich all jener Bezeichnungen, die man für den Menschen nimmt, um ihn zu stigmatisieren oder die üblichen Bezeichnung wie „Deutscher“, „Inder“, „Engländer“, „Amerikaner“ oder religiöse Bezeichnungen wie „Christ“, „Jude“, „Pfarrer“, „Bischof“, „Kardinal“, „Papst“, „Muezzin“, „Moslem“, „Hindu“, „Buddhist“ usw. All dies nennt man auch „Personen“ (Rollen, Hüllen).
Bei allem darf der „Kaufmann“ in seinen unterschiedlichen „Ausführungen“ nicht vergessen werden, der auch nur innerhalb der alten Ordnung existiert, solange an den Wert von Geld und Arbeit geglaubt wird, und was man ja unbedingt braucht, weil man sich „ein Reich“ mit seinen Mitdarstellern aufgebaut hat, was es zu erhalten gilt, indem man arbeiten und Geld verdienen geht.
„Die ‚natürliche Person‘ ist der Mensch in der Rolle als… Rechtssubjekt.“
In der Regel handelt es sich um das positive Recht, wo – im Rahmen gewohnter Fremdbestimmung – über ihn „gerichtet“ wird. Wer kommt schon auf die Idee, dass es dazu ein Gegenstück gibt, nämlich das „überpositive Recht“, was dem Menschen dann zu Eigen wird, wenn er sich in Vernunft und Gewissen entfaltet und so Schritt für Schritt das System der alten Ordnung verlässt – mit Konsequenzen.
Wie anders als so, soll sich der Mensch, der bisher in der Vorstellung lebte, seine Person zu sein, sich wieder selbst entschlossen entwickeln?
Dem gewohnten Denker werden seine Autoritäten natürlich nichts darüber erzählen, wie er aus der „Nummer“ herauskommt. Die Frage ist auch, ob er das überhaupt will. Meist wissen sie es selbst nicht. Und weil der Unterschied mehrheitlich nicht erkannt wird, hält man das Vorhandene für „alternativlos“ und deswegen auch „ernst“.
„Nicht alle streben nach Kontrolle sowie auch nicht alle nach Freiheit streben.“ „Morpheus“, Matrix: Resurrections, 2021
Schrittweises Verlassen der alten Ordnung lässt den Menschen, aus Sicht des Systems der alten Ordnung und seiner Anhänger, zum Systemfeind werden – wobei der „Feind“ nur eine Projektion des „Ichs“ derjenigen ist, als der „Feind“ selbst – gleich wie gegenteilig die Worte aus dem Munde entweichen.
„Durch das Erfinden eines äußeren Feindes erschaffen wir uns gewöhnlich reale Feinde. Und das wird dann zu einer realen Gefahr für das „Ich“,obwohl es auch dessen Schöpfung ist.“ Dr. Peter Fonagy, PH.D., FBA, Revolver, 2005
Wobei auch das Thema „fehlende Authentizität“ damit „die Bühne“ betritt – nur ein Phänomen anerzogener Gespaltenheit und eine Grundlage des Schauspiels, des Spielens selbst.
Denn wo man keine Gegner mehr sieht, die es zu bekämpfen gäbe, und man mit der Frage unterwegs ist: „Was kann ich aus der gegebenen Situation lernen, was mich menschlich weiterbringt“, wird aus Konkurrenz zunehmend eine Kooperation – mitunter sogar eine ungewollte.
„Bist du auf unserer Seite?“ „Ich glaube, so einfach ist das nicht.“ „Dann sollte es aber schnell so einfach werden.“ „Ich bin auf der Seite des Lebens.“ Dialog aus Avengers: Age of Ultron, 2015
Insgesamt ist das System der alten Ordnung nicht einfach nur ein Schauspiel, sondern durch seine Infragestellung auch dazu gedacht, das „Vergessene“ wieder (in sich selbst) zu entdecken und umgekehrt. Von ihrer Bedeutung her also ein wesentlicher Faktor für die menschliche Entwicklung an sich. Enthüllungen.
Hat man das mit dem Mechanismus der Feindbildprojektion verstanden und wendet das Wissen darüber jeden Tag an, wo man sich sonst über jemanden aufregen würde, eben weil jemand meint, einen angreifen zu wollen, oder man sich angegriffen fühlt, dann verschwindet mit der Zeit das übliche Reaktionsverhalten und man wird zunehmend ruhiger in sich selbst, bis dies so stark wird, dass es auch von anderen wahrgenommen werden kann.
Man bekommt sozusagen nicht mehr das, was die eigenen Denk- und Verhaltensmuster bisher gesät hatten. Veränderung ist also machbar.
Und was noch besser ist, man hat es selbst in der Hand und kann sich auf diese Weise (wieder) entwickeln.
Der Gewohnte geht arbeiten, um Geld zu „verdienen“, indem er „auf Anweisung“ Produkte in einem Unternehmen produziert, bzw. einen entsprechenden Prozess begleitet, damit die hergestellten Produkte später verkauft und gekauft werden können.
Mit dem „Geld, was ihm dafür als „Entlohnung“ auf das Bankkonto überwiesen wird, geht er anschließend zum Kaufmann in den Laden, um wiederum das zu kaufen, was ein anderer produziert hat und so weiter…. Nicht zu vergessen die „Dienstleistung“, wo sich der Mensch selbst „verdingt“.
Dies während allen ständig jene Gelder fehlen, die mit „Zinsen“ bezeichnet für ein Dar-Lehen zurückgezahlt werden sollen – was jedoch nie gelingt und sie sich darüber hinaus auch gegenseitig unterwerfen, weil die Zinsen nie mitgeschaffen wurden.
Schulden kann man niemals zurückzahlen, schaut man sich die Schulden eines „Staates“ an, wo bis in die weite Zukunft hinein die nachfolgenden Generationen versklavt werden, indem man dem jungen Leben gleichzeitig erzählt, dass es erst einmal arbeiten gehen soll, damit es was „wird“ und das Arbeit und mit Zahlen bedrucktes Papier etwas wert seien. Demnach braucht die Schulden auch nicht zurückzubezahlen.
Das Streben nach „finanzieller Freiheit“ ist eine Illusion, weil das „Gesammelte“ nichts wert ist, ebenso wenig wie das, was man damit zu kaufen meint. Schulden sind letztlich nur des Glaubens nach eine auferlegte Last, weil man der Arbeit an sich selbst nicht nachgeht, sondern lieber der Arbeit, die man „belohnt“ für andere macht.
An diesem Punkt wird klar, dass es beim Gewohnten einfach nur um die Eroberung des Belohnungssystems des Gegenübers geht, um es so für sich „nutzbar“, „brauchbar“ zu machen.
Damit das alles „geschmeidig“ funktioniert, braucht es Menschen, die anerzogen an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier und Arbeit, die dafür zu tun sei, glauben.
Man „verdient“ (verdingt) sich für das mit Zahlen bedruckte Papier, den Zahlenreihen auf dem Konto, mit dem man anschließend etwas zu kaufen meint, was einem dann „gehören“ würde – mitunter in der irrigen Vorstellung, es könne auch ein Mensch sein, der einem „gehören“ würde und/oder deswegen „gehorchen“ müsse.
Das ist die Matrix – zumindest ein erheblicher Teil.
Bei dem ganzen Tamtam dürfen die Schauspieler nicht vergessen werden, die in der Rolle des Schauspielers unterwegs sind, also das ganze noch auf die Spitze treiben, so das der Eindruck entsteht, was die bringen, ist ja nur eine Fiktion, während diese „Realität“ hier, ja die einzige „Realität“ sei.
„Der (US-)Amerikaner, namens Chris Evans in der Rolle als Steve Rogers, auch bekannt als Capitain America.“ Das waren jetzt mal recht viele Hüllen.
Es ist die „Realität“ eines „Ichs“, der Denk- und Verhaltensmuster des Menschen, die sich anerzogen nicht wirklich entwickeln wollen, wo das „Ich“ dem Menschen suggeriert er sei es.
Auf diese Weise sieht sich der gewohnte Mensch natürlich nicht in der Lage, etwas bei sich zu ändern, da ihm sein „Ich“ ständig erzählt, dass sich „die anderen“ erst einmal ändern müssen – während die wiederum auf andere warten, die es zuerst tun.
„Viele warten ihr Leben lang an einer Haltestelle auf jenen Bus, dessen Fahrer sie selbst sind.“
Natürlich hat das alles Konsequenzen. Erkennt man jedoch, dass einem nichts und niemand gehört und man deshalb auch nichts verlieren kann, nicht einmal das Leben, dann sieht die Angelegenheit schon ganz anders aus.
Musikalische Untermalung:
*„Als Fiktion bezeichnet die Rechtswissenschaft die Anordnung des Gesetzes, tatsächliche oder rechtliche Umstände als gegeben zu behandeln, obwohl sie in Wirklichkeit nicht vorliegen.
Hierbei kann die Fiktion das genaue Gegenteil der tatsächlichen Umstände als rechtlich verbindlich festlegen.
Eine Fiktion kann deshalb im Prozess auch nicht widerlegt oder entkräftet werden, da sie definitionsgemäß vom tatsächlichen Sachverhalt abweicht.
Das Wort „gilt“ ist in Gesetzestexten ein Indiz für das Vorliegen einer Fiktion, sie kann sich aber auch in Legaldefinitionen verbergen.“ Fiktion(Recht), Wikipedia