Memorandum für eine menschliche Markwirtschaft
(Martin Bartonitz, 7. April 2012) In unsere akademische Wirtschaftswelt kommt Bewegung. Auf Initiative von Ulrich Thielemann, Tanja von Egan-Krieger und Sebastian Thieme wurde das Memorandum Für eine Erneuerung der Ökonomie geschrieben, das mittlerweile von über 100 besorgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Deutsch-sprachigen Raum unterschrieben haben. Ich habe soeben ebenfalls unterschrieben, denn so wie jetzt, auch noch wie Merkel eine marktkonforme Demokratie zu fordern, darf es nicht weitergehen.
Mich hatte das Thema Ethik in der Wirtschaft erstmals vor fast zwei Jahren umgetrieben, denn ich fragte Bin ich ein Moralapostel, wenn ich einen Eid für Manager ähnlich dem des Hippokrates für Ärzte gut finde?. Motivation war die Erkenntnis, dass Korruption allenthalben in unserer Gesellschaft und ganz besonders in der Wirtschaft zu finden war. Meine Erkenntnis dazu hatte ich exakt vor zwei Jahren, als ich meinen ersten Artikel zum Thema Compliance Management geschrieb: Compliance: Warum man sich um die Einhaltung von Regeln kümmern sollte und nicht wegschauen. Kurz darauf verfasste ich Die Kunst des Compliance Management ist, nach den Ursachen für die Gier der Manager zu suchen, so Prof. Josef Wieland.
Diese drei Artikel haben mich zu vielen weiteren Fragen, eben der Ursachenforschung der aktuellen Krisen geführt, bis ich mich aufgrund immer kritischeren Denkens dazu entschloss, die Posts, in denen ich die Finger in die Wunden unserer Gesellschaftlich bohrte, auf diesem privaten Blog zu veröffentlichen. So fragte ich weiter: Wie ethisch kann ein Manager sein, der Profit machen und die Konkurrenz ausstechen soll?, und dann kam auch schnell die Erkenntnis, dass unsere Idee der Konkurrenz genau die Gier mitbefördert und wir besser in eine Kooperationsgesellschaft des achtsamen Umgangs miteinander eintreten sollten.
Im letzten Jahr wollte ich wissen, wie unser Geldsystem funktioniert. Das war meine grausamste Erkenntnis, denn so wie es aufgebaut ist, verstößt es gar gegen eine der ethischen Grundregel, die jede unserer Religionen aufstellt: “Du sollst nicht stehlen.” Das war die Motivation dazu, einen Artikel zu beginnen, der aufsammelt, was wir alles über unser Geldsystem wissen können, wenn wir nur ernsthaft wollten.
Der letzte Schritt zur Erkenntnis, was unsere Gier, die nun so offensichtlich dabei ist, unsere Erde für längere Zeit endgültig zu zerstören, so befeuert, war es nun, an der letzten der Grundfesten unserer Demokratie zu rütteln, einem Tabu-Thema, wie mir scheint, und wieder treffen wir auf das schon angesprochene Rechtsempfinden: Steht unser Rechtssystem auf dem falschen Fundament: ist Eigentum Diebstahl?
Ich bin gespannt, ob in den aktuell angefeuerten Diskussionen durch das Grass´sche Gedicht auch dieses Thema endlich auf den Tisch kommt, um in dem Licht der Krisen neu beurteilt zu werden.