Mir begegneten einst Menschen
Beachtlich, wie sich der Deutsche selbst im Griff hat, und alles, was nicht seinen Denkmustern und Gewohnheiten entspricht, wird einfach stigmatisiert und ausgegrenzt. Man erhofft sich durch das Konzept der Ausgrenzung eine Lösung gefunden zu haben.
Die Beharrlichkeit am Gestrigen (Gewohnten und bekannten) festhalten zu wollen, erinnert mich dabei an ein Zitat eines Fuldaer Unternehmensberaters von vor ca. 20 Jahren: „Lieber bekanntes Unglück, als unbekanntes Glück.“
Das ist ein Verhalten, was erkennbar sogar über gesamtdeutsches Gedankengut hinausgeht.
Das noch bestehende System zeichnet sich durch ein äußeres Merkmal aus, was im Kern die Dinge zusammenhält: das nennt sich Geld (Sichteinlagen). Geld ist der Fensterkitt der alten Weltordnung. Durch sein bedingtes Vorhandensein ermöglicht es Veränderung oder verhindert diese willkürlich-opportun. Ein Werkzeug der Fremdregulierung.
Wenn man sich die Chose um die Bargeldabschaffung herum anschaut, ist es ein Weg, dass System aufzulösen, während sich gleichzeitig eine verängstigte Masse daran festklammert und so willentlich dem System artig Aufmerksamkeit schenkt.
Und alles was nicht zum Erhalt und Sicherung des Liebgewonnen beiträgt, wird dabei ignoriert. Das Festhalten im Außen ist das Pendant zum Festhalten an den bestehenden Denk- und Verhaltensmustern im Inneren.
Wenn man sich also bereit erklärt, dass ein Wandel stattfinden soll, so sind mit dieser Entscheidung auch alle Konsequenzen und möglichen Unannehmlichkeiten zu erfassen und zu (er)tragen.
So wird seit langem über das „Bedingungslose Grundeinkommen nachgedacht, während Menschen obdachlos werden oder dies bereits lange sind. Sollte Bedingungslosigkeit nicht erst vorgelebt werden, bevor sie gefordert wird? Es wirkt alles sehr heuchlerisch.
Gedanken schaffen Realität, und wenn Realität nicht funktioniert, schafft sie Gedanken, die sich über die gewohnte Art des Denk- und Lösungsverhaltens (Verdrängung) hinausbewegen sollten.
Der Mensch lernt dann, wenn er erst einmal erlebt, wie es nicht funktioniert und „erntet“ solange das, was er „gesät“ hat, bis er umdenkt – besser: weiterdenken.
Gestern Abend kam der Gedanke, dass dieses Prinzip im Kern ja auf alles zutrifft.
Wertschätzung im Außen, setzt das Vorhandensein von Wertschätzung im Inneren voraus. Bedingungslosigkeit im Außen, setzt Bedingungslosigkeit im Inneren voraus.
Eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass Geben (bedingungslos) in der Tat seliger denn Nehmen ist (Zumal das Nehmen dazu hat geführt, dass die beiden „Nackten“ aus dem Paradies geflogen sind).
Das wird zu einer Herausforderung (eigener Lernprozess), wenn die Beschenkten selbst noch gewohnt konditioniert unterwegs sind und das gerade erhaltene Geschenk, nicht immer als solches erkannt wird.
Dass es jeden Tag und zu jedem Moment Geschenke nicht nur am Geburtstag gibt, fällt so manchem nicht auf. Das Geschenk soll uns daran erinnern, dass es so etwas wie bedingungsloses Geben noch gibt.
„Wer nimmt, bekommt genommen. Wer gibt, dem sei gegeben.“
Deshalb ist das Tun im Außen so wichtig. Daran erkennt man das veränderte Verhalten. Wer Bedingungslosigkeit erwartet, tut also gut daran, selbst damit zu beginnen. Und Geben hat nicht nur mit Geld zu tun.
Mir begegneten einst Menschen, die sich darüber beklagten, dass sie kein Geld hätten, während sie Tag für Tag noch mehr arbeiteten und der Großteil des Erarbeiteten entweder an das Finanzamt oder an die Kra(n)kenkasse ging.
Dabei machte es ihnen auch nichts aus, dass sie unter Umständen auch mal 40% Verzugszinsen auferlegt bekamen, diese akzeptierten und die auferlegte „Schuld“ abtrugen.
„Ja, aber ich muss doch…“
Mir begegneten einst Menschen, die im Glauben waren, mit einer Einmalzahlung irgendwann dauerhaft an einem Goldregen beteiligt zu sein, während sich dabei das Eingezahlte auf wundersame Weise „selbst“ vermehren sollte. Geld arbeitet jedoch nicht. Es ist der Mensch, der die bei einem Dar-Lehen nicht mitgeschaffenen Zinsen zu erarbeiten hat. Eine Ansage an all jene wundersamen Schneeballsysteme, mit ihren bunten Namen und gläubigen Anhängern, denn sie verkörpern gemeinsam das Alte.
Mir begegneten einst Menschen, die ihr Geld in anonyme Projekte investierten und in damit fremde Hände gaben, statt selbst etwas zu schaffen.
Mir begegneten einst Menschen, die alleine soviel Geldmittel im Jahr umsetzten, dass es mich nicht wunderte, dass sie selbst keines auf dem Konto hatten (und sparen mussten).
Mir begegneten einst Menschen, die Geldmittel zum Fenster hinauswarfen, während damit nichts geschaffen wurde, während sie Hilfe erwarteten und auf Freundschaften und Zusammenarbeit verwiesen.
Mir begegneten einst Menschen, die in der Vorstellung waren, man müsse nur mit genug Geldmitteln winken, um so ein Gefolge für sich zu gewinnen.
Mir begegneten einst Menschen, die mit Freude empfingen, jedoch auf andere verwiesen, wenn es um freudiges Geben ging, dies während sie nebenbei erwähnten, dass es doch wichtig sei, dass man seine Lebensgrundlagen auch gewährleisten müsse, während sie sich bereits darüber Gedanken machten, wo sie die noch nicht erworbenen Geldmittel überall verteilen würden.
Mir begegneten einst Menschen, die ihr Arbeiten eingestellten, weil es besser für sie war, nichts zu tun, als einen unwirtschaftlichen Weg zu verfolgen.
Mir begegneten einst Menschen, die vielen Ruten zum Angeln erhielten und nichts daraus machten, jedoch weiter über Hunger klagten.
Mir begegneten einst Menschen, die alles über sich ergehen ließen, um ihr Hab und Gut zusammenhalten zu wollen.
Mir begegneten einst Menschen, die sich aus der Gewohnheit heraus in Versprechen verfingen, was sich am Ende nur als voranschreitende Selbsttäuschungen der Versprecher herausstellte, um durch des Versprechen das Realisieren in eine weite Zukunft verschieben zu wollen – bis dies in Vergessenheit geriet.
Mir begegneten einst Menschen, die sich wirtschaftlich neu zu orientieren versuchten, jedoch in dem Moment, wo sie erschienen, sich förmlich mit ihrem Projekt wieder auflösten.
Mir begegneten einst Menschen, denen man die Hand reichte und das Schultergelenk am Ende noch nicht genug zu sein schien, während sie es noch nicht einmal wahrnahmen.
Mir begegneten einst Menschen, die mundvoll signalisierten, „Gemeinsames erreichen und bewegen“ zu wollen, ohne jedoch selbst etwas tun, während sie nur die „Betreuung“ anderer anstrebten.
Mir begegneten einst Menschen, die ihre Vorhaben schon lange Zeit vor sich herschoben, jedoch Angst vor einem Scheitern und möglicher Konsequenzen hatten, so immer wieder neue Projekte begannen, die stets nur bis zu einem Punkt reichten und sie dort ihre Grenze fanden.
Mir begegneten einst Menschen, die viele Projekte in ihrem Leben durchlebt hatten und gescheitert waren, ohne dass es ihnen jemals auffiel, dass sie ihre Herangehensweisen hätten anpassen müssen.
Mir begegneten einst Menschen, die nach außen unter den wehenden Fahne des Patriotismus unterwegs waren, ihre eigentlichen Ambitionen jedoch nur auf Sicherung, Verteidigung und Wahrung von Macht (Macht beruft sich auf das Vorhandensein und die Möglichkeit zur Fremdbestimmung.) und/oder Besitz basierten.
Mir begegneten einst Menschen, die von der Notwendigkeit des „Neuen“ sprachen, jedoch nur das Gestern verkündeten.
Doch gab es auch andere. Wenige. Zu wenige. Noch zu wenige.