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Parallelen aufgreifend

Lesezeit: ca. 5 Minuten

Die „Nummer“ läuft auf einer anderen Ebene, als nur über das Rechtssystem. Dazu einige weiterführende Gedanken:

„Das Milgram-Experiment ist ein erstmals 1961 in New Haven durchgeführtes psychologisches Experiment, das von dem Psychologen Stanley Milgram entwickelt wurde, um die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen…“ (Wikipedia)

Am 14. März 2014 hatte ich dazu bereits einen sehr kurzen Beitrag geschrieben, dessen Inhalt ich hier nochmals voranstelle.

Wenn dieses Verhalten mit Geld als Belohnungsprinzip untermauert wird, begibt sich der Betroffene in dem Moment in eine lange Abhängigkeit, wenn er mit den Geldmitteln langfristige Verbindlichkeiten eingeht (Hausbau usw.). Im Kern geht es bei Gehorsam jedoch nur um das Streben nach gedingte Liebe, Anerkennung und Aufmerksamkeit.

Der Filmausschnitt aus „I wie Ikarus“ zeigt nochmals den Ablauf sehr anschaulich. Was hat das Ganze mit der aktuellen Lage zu tun?

Dazu vorab der Versuchsaufbau: Ein Mensch in der Funktion des Lehrers sitzt an einem Pult und stellt einem Probanden (auf einem Stuhl sitzend und verdrahtet) Fragen. Immer wenn der Schüler eine Frage falsch beantwortet, drückt der Lehrer einen Knopf und der Proband bekommt einen Elektroschock. Mit jeder falschen Antwort wird die Stromdosis erhöht.

Irgendwann gelangt der Lehrer an den Punkt, wo er in einen Gewissenskonflikt zwischen Aufgabenerfüllung und möglichem Schaden des Probanden durch Stromschläge gerät.

Es ist dieser Punkt, wo er den Versuchsleiter kontaktiert, da der psychische Druck mit jeder Frage zunehmend unerträglich wird. In „I wie Ikarus“ übernimmt der Versuchsleiter die Verantwortung für alle Folgen – allerdings nur symbolisch. Auf diese Weise wird das Gewissen des Lehrers entlastet und er macht weiter – nicht selten bis zuletzt.

Was der Lehrer nicht weiß, der Proband simuliert nur die Schmerzen der Elektroschläge und es geht einzig und allein nur um das Verhalten des Lehrers am Pult.

In derselben Situation befinden sich alle Bediensteten, die für ihr Tun bezahlt werden und ihrem Vorgesetzten hörig sind und nur deren Weisungen befolgen.

Und wie wir wissen, sind die Mehrheit der Gesetze offenkundig aufgehoben, was bleibt ist der Gehorsam der Macht, der Hierarchie. Danke, Blaise.

„Mein Dienstherr trägt für alles die Verantwortung.“

Die Ursache findet sich in der Kindheit in konditioniert bedingter Liebe, Zugehörigkeit, Anerkennung und Aufmerksamkeit durch bedingungslosen Gehorsam und Gefügigkeit. Alles Themen dieses Blogs.

Im Kern haben wir es mit einem deutschlandweiten „Milgram-Projekt“ zu tun.

Also etwas zum weiter als gewohnt darauf herumzudenken und nicht ständig nur mit Rechtsklötzern und „Rechthabereien“ um sich werfen und sich dabei in die „Leidensrolle“ zu begeben.

Nachtrag vom 20.10.2017:

„Das Milgram-Experiment gilt als eine der berühmtesten sozialpsychologischen Untersuchungen. Es zeigt uns deutlich, wie schonungslos grausam die meisten Menschen sein können, wenn sie sich in einem strikten Schema von Befehl und Gehorsam befinden. Eindrücklich schildert uns Stanley Milgram, wie Durchschnittskandidaten ihnen unbekannte Menschen quälen und foltern. Wer an das Gute im Menschen glaubt und auf humanitäre gesellschaftliche Fortschritte hofft, wird schockiert sein, wissenschaftlich untermauert zu bekommen, worüber wir uns zum Beispiel bei Nachrichten aus modernen Kriegen doch immer wieder wundern: Menschen sind bereit, sich diametral entgegen ihren eigenen Wertvorstellungen zu verhalten, wenn dieses belohnt beziehungsweise klar autoritär gefordert wird.“ Text der Rückseite „Das Milgram-Experiment“, rororo-Verlag