Schwung in die eigene Realität bringen – oder: Ein Werkzeug für die eigene Entwicklung
(v1.1, Korrekturen) Der Mensch wird durch seine Erlebnisse geprägt und mitunter meint er, dass man die „Vergangenheit“ – nennen wir sie mal so – ja nicht ändern könne.
Diese Sichtweise beruht darauf, dass vergebene Bedeutungen von Ereignissen fest mit den Ereignissen selbst verbunden seien.
Als ich mich vor längerer Zeit mit dem Zitat von Epiktet auseinandersetzte: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben“, kam eine Weile später der Gedanke, die darin liegende, jedoch starr wirkende Aussage zunächst aufzuweichen: „Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen“, weshalb es danach auch „Epiktet 2.0“ heißt.
Während dem „Haben“ auch ein Festhalten anhaftet, lässt der Ausdruck „Verleihen“ gefühlt Änderungen zu. Das merkt man, wenn man sich beide Zitate hintereinander langsam selbst vorliest. Es steckte irgendwie noch „mehr“ drin.
Doch erst mit der Auseinandersetzung mit dem Begriff „Vergebung“ wurde daraus, zusammen mit einer „Zeitreise“, ein sehr praktisches Werkzeug, was dem Einzelnen bei der eigenen Entwicklung hilft.
Haben Sie schon mal eine Zeitreise unternommen? Vermutlich nicht… zumindest nicht auf Basis der gewohnt diskutierten Vorstellungen mit ihren üblichen Paradoxien, die bei einer theoretischen Betrachtung einhergehen. Hinweisend: Wobei auftretende Paradoxien, unter Anwendung des Kategorischen Imperativs, überwunden werden können, da sie lediglich Tore sind, die man mit dem Kategorischen Imperativ öffnen kann.
Natürlich braucht es dazu auch einiges an Übung. So nebenbei.
„Wir haben alle unsere Zeitmaschinen, nicht wahr? Die, die uns zurückbringen, sind Erinnerungen. Die, die uns vorwärts bringen, sind Träume.“ „Über-Morlock“, The Time Machine, 2002
Lassen Sie uns zunächst die Zeitreise unternehmen. Das ist ganz einfach und tut überhaupt nicht weh, und wenn Sie sich dabei noch kitzeln lassen, ist es sogar noch lustig. Scherz beiseite. Wir sind jetzt mal todernst.
Am besten setzen Sie sich. So. Werden Sie sich über das Hier und Jetzt bewusst. Merken Sie es schon? Ist doch noch gar nichts passiert.
Nun gehen Sie im Geiste in die Vergangenheit (Hinweisend: Das ist die eigentliche Zeitreise.) bis zu einem Ereignis, was Ihnen wirklich negativ in Erinnerung ist und ihnen auch heute noch einen schweren Kloß im Hals macht.
Am besten so ein Ereignis, wo sie Ungerechtigkeit oder Schmerz erfahren haben, für dass Sie einem Menschen bereits das ganze Leben die Schuld dafür gegeben haben.
Begeben Sie sich nun – im Hier und Jetzt – in diese Situation hinein und fühlen Sie in sich nach. Lassen Sie sich auf das Geschehene nochmals ein. Blicken Sie in die Augen desjenigen, der Ihnen was auch immer angetan hat…
Nun öffnen Sie sich dem Gedanken, dass jener gar nicht anders konnte, als so zu handeln, eben weil er durch seine Denk- und Verhaltensweisen gesteuert war – selbst wenn Sie felsenfest der Meinung sind, dass jener dies oder jenes hätte ja TROTZDEM wissen müssen. Ich kann Sie beunruhigen, wenn er es gewusst hätte, hätte er auch anders reagiert.
Die Geschichte aus dem letzten Beitrag „Wer Veränderung fordert…“ zeigt, dass es anders ist:
„Papa? Sind Väter immer klüger, als ihre Söhne? „In der Regel schon, mein Sohn.“ „Papa? Wer hat die Dampfmaschine erfunden?“ „Das war James Watt, mein Sohn.“ „Papa? Warum hat nicht der Papa von James Watt die Dampfmaschine erfunden?“
Stellen Sie sich – noch in der Situation bewegend – auch die Frage, was Sie aus jener Situation heute lernen können und unterlassen es dabei, sich gewohnt schnell die übliche Antwort zu geben – in der Regel um so an der bisherigen Bedeutung und damit verbundener Aufrechterhaltung weiter festzuhalten, um jenen damit irgendwie bestrafen zu wollen, obwohl er möglicher Weise längst verstorben ist. Denn Sie bestrafen sich stets nur selbst damit.
Durch Ihr bewusstes Annehmen und Akzeptieren, dass jener nicht anders konnte, sind Sie im Hier und Jetzt in der Lage ihm im Nachgang zu vergeben.
So funktioniert Vergebung und nicht indem man unbedacht um die Ecke kommt, um „per Handschlag“ zu vergeben.
Mit dem Akt der „Vergangenheitsbewältigung“ befreien Sie sich zudem von dem damit verbundenen Leid, was Sie bisher bewusst oder unbewusst verdrängt und sich auf diese Weise selbst damit belastet haben.
Diese Form der Vergebung führt nachträglich zu einer Veränderung Ihrer Persönlichkeit, Ihren Haltungen und Sichtweisen.
Das meint das Zitat aus dem Film Experimenter (2015): „Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“
Auf diese Weise machen Sie einen Schritt vorwärts.
Nachtrag: Es zeigt sich, dass man alleine doch etwas (für sich) tun kann… und dies nicht nur einmal.