Steigerungen möglich?, Teil 2
(v1.15) Jemand sagte einmal am Telefon, ich sei ja nur alleine, während beim „Fitzek“ ja so viele mitmachen würden, nur übersah er dabei, dass er nur das erkannte, was er selber in sich trug, während er über die Masse in der Weise sprach, dass sie ja zu dumm sei und deswegen ja auch betreut werden müsse. Ich habe mir die entsprechenden Erklärungen verkniffen und ihn dann wieder „ziehen“ lassen.
In den letzten zehn Jahren traf ich eine Menge Menschen, die alle forderten, dass sich etwas ändern soll. (Anmerkung: Den Satz haben Sie sicher schon des Öfteren hier gelesen.) Nachdem ihnen im Dialog jedoch klar wurde, welchen eigenen Anteil sie selbst an den gegebenen Situationen durch ihre eigene Haltung innehatten und haben, wurde es bei jenen recht schnell ruhig.
Gegebenes ist nicht einfach da, um sich widerständlich zu ihm zu verhalten oder es gar zu bekämpfen, sondern durch hinterfragen und infrage stellen daran zu wachsen.
„Den ärgsten Feind findet man dort, wo man ihn zuletzt erwartet.“ Julius Cäsar, 75 v. Chr.
Der Gewohnte, der nicht über sein Denken und Handeln reflektiert, bleibt Teil des Alten, während er reichlich damit beschäftigt ist, sich über Geschehnisse zu echauffieren, während er nicht merkt, dass er sich – meist mit Gleichgesinnten – im Kreise dreht.
„Es geht nicht darum den Krieg zu gewinnen, sondern darum ihn zu beenden.“ Captain Marvel, 2019
Oder:
„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers: Age of Ultron, 2015
Irgendwann war auch mal von „Souveränität“ die Rede, die jedoch keine Eigenschaft einer (Rechts)Fiktion, sondern bezeichnet mit „Selbstbestimmung“, ein Attribut des Menschen ist, der sich in Vernunft und Gewissen entwickelt und nicht mit dem Finger auf andere zeigt, die das ja erst mal „vormachen“ müssten. Das Ziel wurde jedoch recht schnell wieder aus den Augen verloren.
Für diese Herausforderung bedarf es auch keiner Mehrheit oder „auserkorene Vortänzer“, wo man das alles später nur „nachzumachen“ braucht.
Vermutlich ist der Mensch das erste Mal im Leben gefragt, die Welt sozusagen „neu“ zu denken, sich dabei authentisch zu entwickeln und fortan auch den Denkapparat und seine Talente eigenständig zu benutzen, was über das Herunterbeten mengenmäßiger „Richtigkeiten“ hinausgeht.
Dazu ist es auch notwendig, Informationen in der Weise zu betrachten, ob sie einem wirklich weiterhelfen und diese nicht einfach inhaltlich zu sammeln, sondern darüber vorzudenken, welche Prinzipien dahinter wirken und nicht welche „Eliten“.
Dazu ist es wiederum notwendig diese logisch miteinander zu verknüpfen, dass zunehmend ein vernetztes Fundament entsteht und nicht nur eine gewohnte Ansammlung aus Unsäglichkeiten (die nicht selten nur auf eine vorhandene Opferrolle hinweisen). Unsäglichkeiten, die nur in der Weise zusammengehalten werden, indem man sie nur mit genug Angst umwickelt.
Dazu ist es notwendig zu erkennen, dass übliche Kritik, Klagen, Jammern, Beschweren und Verdrängungskonzepte zu nichts führen. Einmal mehr, die eigenen Verhalten zu beobachten.
Der gewohnt praktizierte Widerstand mag anfänglich „normal“ erscheinen, bis man jedoch merkt, dass man irgendwie nicht mit dem gewohnten Werkzeugen weiterkommt, wo auch nicht wenige an diesem Punkt scheitern, eben weil der eigene Entwicklungsprozess verhaltenstechnisch von recht früh selbst entwickelten Verdrängungskonzepten überlagert ist.
Die eigentliche geistige Vergiftung des Menschen liegt in seiner Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung.
„Du machst immer nur DEIN Ding. Du bist ein Egoist.“ „Ja, dann mach’ doch mit.“
All dies hat jeder selbst zu erkennen und damit auch die eigene Rolle. Erst im Prozess der Infragestellung des Systems, ist es dem Menschen möglich, sich wieder zu entwickeln – besser an gegebenen Situationen in der Weise etwas daran zu ändern, indem er seine konventionelle Haltung infrage stellt, was nicht bedeutet, die Situationen einfach nur „schönreden“ zu wollen, weil nur in „Erhabene“ und „Untergebene“ gedacht wird.
Wie gesagt: Das Gegebene ist nicht dazu gedacht, gewohnt nur bekämpft, im üblichen Sinne kritisiert oder verdrängt zu werden.
Es ist auch nicht einfach dazu gedacht, als „schicksalhaft“ gegeben erachtet und alternativlos angenommen zu werden, sondern um sich daran zu entwickeln – über die gewohnten Konventionen, Wertvorstellungen sowie „Hamsterräder“ hinaus.
Dass gestern alles besser gewesen sein soll, offeriert nur die anerzogene und geistig rückwärts gerichtete Haltung, wie sie einer gewohnt konservativen Haltung zu entnehmen ist – als ob es nutzen würde, heute eine Packung Erdnüsse zu kaufen, um sie für gestern aufzuheben.
Das Bisherige ist infrage zu stellen und nicht gewohnt zu wiederholen.
„Es ist nie zu spät zu werden, wer man werden sollte.“ „Alice“, Predestination, 2014
Es geht auch nicht darum, andere zu überzeugen, sondern sich selbst, dass es besser ist, sich über das Gegebene hinaus zu entwickeln, statt sich gewohnt im Kreisverkehr zu bewegen.
„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch.
Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011
Wie ich das handhabe? Ich habe mir all die bekannten Konzepte angeschaut, die sich zwar inhaltlich voneinander unterscheiden mochtenögen, jedoch prinzipiell von gleicher Natur waren und in der Regel auf den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern fußten.
Das ist auch der Grund, warum ich nirgendwo mehr mitmache, weil ich das Wesentliche bereits infrage gestellt habe. Das ermöglicht es mir recht schnell, ein Konzept zu betrachten und auf seine Prinzipien hin zu hinterfragen.
Das wiederum macht es erforderlich, den Unterschied zwischen „inhaltlich anders“ und „prinzipiell anders“ zu kennen. Dazu ein Beispiel.
Sagt man jemandem, er sei dumm, wird er sich persönlich angegriffen fühlen und ärgern. Sagt man ihm jedoch , dass ihm noch ein paar Informationen fehlen, wird er möglicherweise interessiert sein. Inhaltlich ist es unterschiedlich, prinzipiell ist es dasselbe.
Der gewohnt konditionierte Geist präsentiert sich anerzogen geschlossen und „ausgebildet“, wo nicht selten zwischen den Rollen „Erhabener“ oder „Untergebener“ und damit verbundener „Karriere“ unterschieden wird.
Der Untergebene gibt anerzogen seine Macht in fremde Hände, weil er der Meinung ist, dass andere für ihn „die Kohlen aus dem Feuer holen“ und ihm ein schönes Leben bereiten sollen.
Weshalb es soviel recht einfach haben, die vielen Leichtgläubigen durch Versprechungen für sich zu gewinnen. Sie laufen in der Regel nur ihren nächsten „Herren“ weiter unmündig hinterher.
„Man kann sich nicht darauf verlassen, dass das, was vor den Wahlen gesagt wird, auch wirklich nach den Wahlen gilt. Und wir müssen damit rechnen, dass das in verschiedenen Weisen sich wiederholen kann.“ Angela Merkel, in der Rolle der Bundeskanzlerin, 2008
Es herrscht die irrige Vorstellung, dass es so etwas wie „gerechte Vorgesetzte“ geben würde, was auf eine anerzogenes Untertanen-Verhalten schließen lässt. Ende der Reichsszene, die Zweite.
An diesem Punkt ertappt sich die Reichsszene auch nur als „gewohnte Nummer“, denn es bekämpft sich gegenseitig nur das, was sich von seinem Wesen(!) her ähnelt.
Der Rest sind Mitläufer, die dann hinterherlaufen, wenn eine Mehrheit entstanden ist, der es sich wieder anzuschließen „lohnt“, und wo die bekannten Konventionen und Wertvorstellungen zu erkennen sind, durch die sich der Gewohnte unter der Flagge der Illusion nur wieder individuell-kollektiv selbst versklavt.