Über das Unveräußerliche
Gestern hatte ich einen sehr kurzen Dialog auf Facebook, wo es um den Begriff der „unveräußerlichen Rechte“ ging. Da wird immer gefordert und gefordert und darauf beharrt. Was bedeutet denn eigentlich der Begriff „unveräußerlich“?
So macht es Sinn, sich das Thema „Wortbedeutung“ zunächst an einem bekannten Beispiel vor Augen zu führen:
Gierige (also in der Unvernunft aufgezogen, gehalten und im Kindergarten, Schule, Beruf und durch Politik fortgeführt, betreute Menschen, die ihre Betreuer wählen oder „vorgesetzt“ bekommen) benötigen eine „Re-Gierung“.
So liegt der Gedanke nahe, dass „Unveräußerlichkeit“ eine Eigenschaft darstellt, dass die im Menschen selbst ruhenden Rechte nicht veräußerlicht (veräußert) werden können – also abgegeben werden können. Er wächst mit ihnen auf und ist mit ihnen untrennbar verbunden – sie sind ihm zueigen.
Es können also keine Rechte sein, die je nach Situation willkürlich-opportun angepasst und umgeschrieben werden können.
Das wiederum bedeutet, dass zwei Arten von Recht existieren, wobei wir wieder bei positivem und überpositivem Recht angelangt sind. Ersteres ist vom Menschen (besser von seinem „Ich“) geschaffen, und bei Zweiterem handelt es sich um universelle Gesetzmäßigkeiten.
An dieser Stelle meine nächste Frage, ob es dann auch so etwas wie „unveräußerliche Pflichten“ gibt?
Will man in der Regel „Recht haben“ oder „Recht bekommen“, stellt dies im Kern den Akt etwas „empfangen“ zu wollen dar, und auf der anderen Seite stehen wiederum die Pflichten, etwas dafür zu tun – etwas zu „geben“.
Ob man etwas „Bestimmtes“ dafür auch zu tun hat, hängt in der Regel von demjenigen ab, der einem etwas gibt, sonst erhält man das gewünschte Gut nicht. Zumindest in der materiellen Welt.
Welche Bedeutung in diesem Zusammenhang auf einmal das Wort „Geschenk“ bekommt – denn ist es stets bedingungslos. Und erst über die Bedingungslosigkeit im Geben und Empfangen, gelangen wir in die Freiheit, die wir durch kein Gesetz zu regeln brauchen.
Was plötzlich alles mit reinspielt.
Also kann man bspw. auch keine „unveräußerlichen Rechte“ einfordern; denn man hat sie in sich selbst zu entwickeln.
An dieser Stelle erkennbar, dass jegliches Hab und Gut veräußerbar ist, weil es bereits im Außen zu finden ist. Bekommt man etwas „weggenommen“, so ist dies – je nach Wert – eine mehr oder weniger schöne Angelegenheit. Was sich dabei „gekränkt fühlt“ ist nur das eigene Ego.
Schaue ich mir bspw. jeglichen Besitzstand an, so ist dieser auch nur von einer Bedingung überlagert – und man es solange besitzt (besetzt), solange man gegenüber der „Autorität“ hörig und artig ist.
In der Regel wird von unveräußerlichen Rechten gesprochen, die im Zusammenhang meist auf die Verquickung mit Besitzstandswahrung und -sicherung oder sonstigen Gewährleistungen und einzuhaltende Versprechen abzielt und mit „äußerlichen Gesetzen“ verknüpft werden – und andere sich gefälligst daran zu halten haben.
Das „unveräußerliche Recht“ besteht – einfach ausgedrückt – darin zu leben. Wie sich dieses Leben („äußerlich-inhaltlich“ oder „innerlich-inhaltlich“) gestaltet, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Das liegt wiederum in der Aufgabe des Individuums beides entsprechend zu entwickeln – vordringlich jedoch die innere Entwicklung – hin zum Sein. Das Haben geschieht dann von selbst – Prinzip der Resonanz.
Um das „Prinzip der Resonanz“ im Alltag darzustellen, ist es so: Man stellt einen Radiosender in seinem „Empfangsgerät“ ein und empfängt die jeweilige Sendung des Senders (Gebers).
Das Einstellen geschieht bei einem selbst durch entsprechende Konditionieren. Aktuell „empfängt“ die Mehrheit durch ihre „eingepflanzten“ Konditionierungen noch die „Sendungen“ der alten Ordnung.
Die Kernbedingung des Empfangens lautet dabei: „Du bist solange gut, solange mir dies gefällt.“
„Tradition: bewahren, sichern, schützen, festhalten, verteidigen.“
Wer demnach Unsäglichkeit erlebt, hat sie sein bisheriges Leben in kleinen Portionen vorgelebt und auf der anderen Seite einiges, was in ihm Unbehagen (Das Gewissen meldet sich zu Worte) erzeugte, verdrängt.
Doch es kommt alles wieder zu einem zurück. Vorallem, wenn man sich der „unveräußerlichen Pflicht“ nicht genug hingegeben hat.
„Richten wir unser Augenmerk auf einen Sonderfall. Es gibt ein Lebewesen, das sein Gehirn besser nutzt, als wir. Der Delphin.
Dieses erstaunliche Tier nutzt schätzungsweise bis zu 20% seiner cerebralen Kapazität. Dies bedeutet, es ist in der Lage über ein Echolotsystem zu kommunizieren, dass jedem von Menschen erfundenen Sonarsystem überlegen ist. Nur dass der Delphin das Sonar nicht erfunden hat, sondern auf natürliche Weise entwickelt.
Und dies ist der entscheidende Punkt unserer philosophischen Betrachtung, die wir heute anstellen. Können wir daher daraus schließen, dass der Fokus des Menschen viel mehr auf Haben liegt, als auf Sein.“ Samuel Norman (Lucy, 2014)
An dieser Stelle mag ich auf den wesentlichen Aspekt menschlicher Entwicklungsfähigkeit hinweisen, indem ich – wie schon so oft – den ersten Artikel der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ zitiere:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.“ Artikel 1, „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“
Die Entwicklung der Vernunft sowie des Gewissens, sind zwei wesentliche Aspekte des Menschen, denn anfangs ist er nur begabt (Er besitzt die Fähigkeit). Bei den besagten Rechten handelt es sich um die unveräußerlichen.
Durch anfänglich noch notwendige Fremdbestimmung und ihrer „gewohnt“ unbewussten Fortführung und damit verbundenen, äußeren Kontrolleinflüsse – zunächst in der Familie und später im Kindergarten, in der Schule – nachfolgend in Beruf und Gesellschaft – verbleibt er in der Regel in diesem Zustand betreuungswürdiger Unvernunft und Gewissenlosigkeit.
Dies verbunden mit einem Mangel an Empathie und von außen auferlegten Gesetzen, an die er sich, wie an den Glauben an „gerechte Vorgesetzte“ („Autorität“, siehe auch: Blaise Pascal) zu halten hat – nach dem Prinzip: „Willst du nicht mein Bruder sein…“, was gesteigert lautet: „Willst du nicht mein Opfer sein…“
Das System selbst stellt darüber hinaus weitere Mittel der Ablenkung und des Auslebens des Spielverhaltens und der Beschäftigung zur Verfügung, um eine Art „verwaltete, geschlossene Gesellschaft“ am Laufen zu halten, wo sich keiner weiter zu entwickeln hat, als der andere. Das nennt sich dann gesellschaftliche „Selbstverwaltung“.
„Walte deines Amtes. Gewalt. Verwalten.“
„Wenn sie über das Leben, den Sinn des Lebens nachdenken – ich meine, ganz von Anfang an – die Entwicklung der ersten Zelle, die sich aufteilt in zwei Zellen. Die einzige Bestimmung des Lebens ist seit jeher weiterzugeben, was man gelernt hat.
Es gab nie ein höheres Ziel.
Wenn sie mich also fragen, was sie mit all diesem Wissen anfangen sollen, würde ich sagen: Geben sie es weiter. So wie jede einfache Zelle im Laufe der Zeit.“ Samuel Norma (Lucy, 2014)
Es ist also ein hehres Ziel, was es anzustreben gilt und auch nicht erst in „späteren Inkarnationen“ zur Realität findet, wenn das heimisch-materielle Umfeld gesichert scheint. Das Leben an sich weiterzubringen, ist die Aufgabe.
Was sind also die unveräußerlichen Rechte und was sind die Pflichten?
Das Recht zu Leben und die Pflicht sich zu entwickeln. Der Rest regelt sich von selbst.
Und damit sich der Mensch nicht entwickelt, schuf er sich ein System, um sich zunächst von seiner inneren(!) Entwicklung (also dem Prinzip des Lebens an sich) selbst abhalten zu wollen (Das war ja schon immer so.).
Dabei schuf er sich mehr und mehr Strukturen, die ihn selbst darin marodieren (Milch hilft für Maroditis. Danke, lieber Peter.) und sich selbst entfremden lassen.
Sein ist kein Zustand fortlaufender Euphorie. Sein in einem selbst wachsendes Wesen, liegt in der Handlung der Selbsterfüllung und damit verbunden wachsendem Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Selbstliebe und Selbstbestimmung und die Werte nicht zu vergessen – im Sinne des Lebens und seiner natürlichen Entwicklung.
„Und welchen Nutzen habe ich davon?“ (Gehörtes)
Ohne sich selbst(!) zu entwickeln zu wollen, schafft sich der Mensch nur wieder jene Strukturen, die nur auf seinen Konditionierungen und davon abgeleiteten Denkweisen wieder das Alte erschaffen lassen, bis er erkennt… und umdenkt. Ohne Umdenken führt dies nur zu weiterer Komplexität, die später in ihrer eigenen Verstrickungen erstickt und alsdann in sich zusammenfällt. Das nennt man Insuffizienz.
„Nehmen ist jene Handlung, die vom Ego des Menschen erfunden wurde, um sich über das natürliche „Empfangen“ erheben zu wollen.“
Das Ego selbst ist das Kind in jedem, dass sich irgendwann geweigert hat, sich entwickeln zu wollen, bzw. sich entwickeln zu sollen, weil es so in der Betreuung versinken konnte. Und man kann es ihm nicht verdenken, wenn es im Außen das sieht, was es im Inneren jedoch selbst in sich trägt und in sich verdrängt.
„Der Spiegel weiß, dass er der Spiegel und auch Projektor ist. Das versucht er jedoch nur verdrängen zu wollen.“
Und dort bedarf es sich zu entwickeln. Und der Rest? Regelt sich dann von selbst… wenn erkannt wird, dass auch das Misstrauen nur eine Projektion des eigenen, mangelnden Selbstvertrauenes des Ichs ist.
Man sieht also insgesamt eine recht unveräußerliche Angelegenheit, wo man den Interessierten selbst nur damit berühren – jedoch das ganze Thema nicht eben mal per „Copy & Past“ per E-Mail verschicken kann.
Aus diesem Grunde, machen so manche E-Mails keinen Sinn, wenn sie das Innere zu beschreiben versuchen, während der Empfänger vielleicht noch im Außen unterwegs auf der Suche nach einer Lösung seiner Probleme ist.
Eines ist jedoch sicher: Man kann jeden damit „berühren“. Es dauert beim Einzelnen nur seine entsprechende Zeit – bis es wirkt.
Gut, dies zu wissen.
Musikalische Untermalung: „Cap’s Promise“, Capitain America – Civil War