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Überdenken bedeutet, über das Gewohnte hinaus zu denken

Lesezeit: ca. 8 Minuten

Die Symbolik so manchen Films gibt sehr gut das aktuelle Zeitgeschehen wieder, in der wir uns kollektiv bewegen. Dem gewohnten Leser, der nach einer schnellen Lösung für seine aktuellen (Rechts)Probleme sucht, sind nachfolgende Gedanken für sich wohl weniger geeignet – obwohl es ihn mehr betrifft, als er zu glauben vermag.

Schaut man den Film „Civil War“ (Bürgerkrieg), so erlebt man nicht das gewohnte Popcorn-Kino, denn sind die „Helden“ mit den Auswirkungen und Konsequenzen ihres Handelns – auch aus vorangegangenen „Einsätzen“ – konfrontiert. Die Realität der Verantwortung für das eigene Handeln.

Als man sich in der UN zu einer internationalen Resolution entschließt, die die „Helden“ in ein gesetzliches Regelwerk mit vorgeschaltetem Gremium einbetten soll, zeigt sich die eine Hälfte davon überzeugt und unterschreibt, während die andere Hälfte sich dieser Entscheidung nicht anschließt, bzw. dieser unterwirft(!).

„Die Welt ‚sicherer’ machen.“ „Sicherer vor wem?“

In der Regel vor der Unvernunft der Menschen und denen der Helden selbst. An dieser Stelle beginnt der eigentliche Umdenkprozess.

„Verzeiht, ich weiß, ihr meint es gut. Ihr habt es nur nicht zu Ende gedacht. Ihr wollt die Welt beschützen. Aber ihr wollt nicht, dass sie sich ändert. Wie kann die Menschheit gerettet werden, wenn sie sich nicht entwickeln darf?“ Ultron, aus dem Film „Avengers: Age of Ultron“

Per „UN-Gesetz“ gelten jene nun fortan als „Verbrecher“, die einer „gewohnt“ freiheitlichen Vorstellung nahestehen und selbst handeln. Man spricht von „Selbstjustiz“.

Das so geschaffene Szenario eskaliert natürlich in einer Entzweiung der Heldengruppe, getragen von einer negativen Erfahrung aus dem letzten Film, wo es um die Schaffung einer „künstlichen Intelligenz“ ging. Der „Schuss“ ging natürlich auch nach hinten los.
Die dort entstandene Situation mündete in einem gewohnten Gegeneinander aus Systemdenken (sichern, bewahren und verteidigen) und gewohnter Vorstellung von Freiheit (Befreiung durch Kampf und Vernichtung des Alten).

„From the ashes of their world, we will build a better world.“ X-Men (2016)

Was der Film „Civil War“ – wie alle Filme nicht direkt (also konkret) zum Ausdruck bringt – ist ein vollkommen anderes Verständnis für das, was Freiheit bedeutet.
Denn ist es kein kämpferisches Überwinden, sondern ein rein Mentales – im Individuum selbst. Von der gelernten Unvernunft, hin zur Vernunft.
An dieser Stelle ist der Zuschauer nach wie vor selbst gefordert oder bewegt sich gewohnt auf der Ebene der „Unterhaltung“ – der Polarisation.

Zur Freiheit gehört im Wesentlich die Überwindung der gelernten Vorstellung von „Gut und Böse“ als Trennung. Denn erst in der Umdeutung und synergetischen Verknüpfung, finden wir Verantwortung, Vernunft (natürliches Geben und Empfangen) und zunehmend inneren Frieden.

Dieser Veränderung folgt alsbald die individuelle Infragestellung des gesamten Systems (seine „eigenen“ Denk- und Verhaltensmuster) – einschließlich der regulierenden Prinzipien „Belohnung und Bestrafung“ und jeglicher Art von „Vorgesetzten“ – einschließlich künstlicher Regeln – den Gesetzen.

Im Film wird dezent von „Kausalität“ gesprochen, um auf das wechselseitige Vorhandensein von „Helden“ und einhergehenden „Endzeitszenarien“ hinzudeuten.
Ein Punkt zum Weiterdenken und Infragestellung der eigenen Wahrnehmung: „Entweder… oder…“ oder „sowohl als auch“ – jedoch zunächst abstrakt, prinzipiell, symbolisch – also nicht materiell und personell.

Was im Film auffällig ist, dass deutsche Polizei-Sonderkommandos in Bukarest zum Einsatz kommen, die den „vermeintlichen Bösewicht“ und Bombenattentäter auf die UN-Versammlung in Wien zur Strecke bringen sollen (Emaildienste waren jetzt nicht gefragt. :-D) Und als sich „Helden“ und „UN-Helden“ im Kampfe gegenüberstehen, findet das Ganze spektakulär auf dem Flugplatz von Halle-Leipzig statt.

Man stelle sich nur vor, dass die Exekutive sich zunehmend in filmischen Szenarien wiederfindet, damit sie Geldmittel (Eintrittsgelder) für die weitere Funktionsexistenz erlangt. Dann würde auch klar, warum so viele amerikanische Filme mit Militär und Nasa „angefüllt“ sind. Ist ja bekannt, dass 50% vom Dollar (Taler) in die Rüstung wandert.

Es lohnt sich für den Zuschauer an der Stelle der „Leipziger Zusammenkunft“ weiterzudenken, denn ist erkennbar, dass sowohl die einen, wie auch die anderen, mit der Vorstellung des „dagegen seins“ agieren. Kant lässt mit seinem „Kategorischen Imperativ“ grüßen.

An Konventionen rüttelnd
In einigen persönlichen Dialogen der vergangenen Tage tauchten des Öfteren die Sachverhalte der Infragestellung des bisherigen Lebens sowie die Bedeutung des Getanen auf. Wenn ich jedoch tiefer gehend nachfragte, so versuchte sich der Befragte um die Weiterdeutungen drum herum zu bewegen oder erst gar nicht zuzulassen. Das liegt in der Regel daran, dass er mit dem Denken und Tun seine Lebensgrundlagen „mit verdienen von Geld“ verbindet.

Eine Infragestellung könnte unter Umständen dazu führen, dass das Tun an Bedeutung verliert und das Vorhandene oder Erreichte sich plötzlich aufzulösen beginnt.

Das ist wohl der Mut, den jeder selbst aufzubringen hat und damit auch der Gedanke, dass sich hier niemand drum herum winden kann.

Gleiches gilt für die Infragestellung der Bedeutung von Regularien (Vorgesetzte, Geldsystem, Steuern, Gesetze usw.), die gewohnt nur existieren, weil nahezu jeder Mensch „im Haben und Bewahren“ aufwuchs, was zur Erhaltung des Systems, aus der Familie heraus in anhängliche Systemstrukturen (Gesellschaft, Bildung und Beruf) weitergeführt und nicht aufgelöst wurde – weil es „schon immer so war“ oder weil auch hier der Umdenkprozess „unterdrückt“ oder der Gewohnheit willen es so „akzeptiert“ wurde.

Das gilt insbesondere für die gelernte Vorstellung von „Gerechtigkeit“ und was „Vernunft“ sein soll.

Systemgrundlage der „beibehaltenen Unvernunft“, als Basis des kollektiven Geschäfts-, Beschäftigungs- und Unterhaltungsmodells, wie auch dem Vorhandensein entsprechender „Entscheidungsinstanzen“.

„Die Welt( Weltanschauung) als eine Lebensschule, um zu lernen, wie es nicht funktioniert.“

„Es ist ja sowieso alles eine Illusion.“ „Was bitte ist denn eine Illusion? Ist es nicht vielmehr der Ausdruck der eigenen Unzufriedenheit über das bisher kollektiv Getane, wofür man am Ende keine Verantwortung tragen mag und es deshalb als Illusion“ deklarieren mag? Oder ist es vielleicht auch nur eine Ausrede, um nichts tun zu brauchen.“

Als ich in 2008/2009 die Art und Weise, wie ich meine damalige Aufgabe verfolgte, selbst infrage stellte, konnte ich diese so nicht mehr erfüllen. Erst später erkannte ich, dass die Aufgabe darin lag, den Zusammenhang meines Tuns in einen neuen und logischen Bedeutungszusammengang mit etwas „Größerem Ganzen“ zu stellen.

Bei allen Themen, Wissen und Informationen, die sich mit dem Wandel beschäftigen, kam ich irgendwann zu einer ganz bestimmten und wiederkehrenden Frage: Welche Denk- und Handlungsmuster kann ich aus dem Erfahrenen für mein Tun ableiten?