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Utopia! Utopia?

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(v1.1*) Mit dem Wissen, mit dem gewöhnlich „Probleme“ betrachtet und „gelöst“ werden, führt dies letztlich nicht wirklich zu brauchbaren Lösungen, denn ist es in der Regel auf oberflächliche „Problemkaschierung“, also Symptombekämpfung ausgelegt, der eine damit verbundene Vorstellung über eine „gesicherte“ Gewährleistung der eigenen Existenzgrundlagen vorausgeht. Innerhalb gewohnter Denk- und Verhaltensweisen, führt gewohntes Handeln über kurz oder lang stets zu den gleichen Erscheinungsformen von Ergebnissen und wahrgenommenen „Problemen“.

Dem Prinzip „vom mehr des Selben“ geht dabei die gesellschaftlich mit „Vernunft“ betitelte Unvernunft voraus mit ihrem ständigen Begleiter der Gewissenlosigkeit. Man „müsse“ ja, man könne ja nicht anders, so heißt es nicht selten, denn schließlich gibt es ja etwas zu „verlieren“.

Dass der gewohnte Denker nicht weiß, dass er nicht „Herr über sich selbst“ ist, macht ihm deswegen auch nichts aus. Denn: Eine Frage, die man nicht kennt, kann man auch nicht stellen. Man weiß also lieber nicht, dass man nichts weiß.
Der Mensch wurde mit Hilfe seiner Vorgänger durch gewohnte Erziehung so „gemacht“, während das Hinterfragen von „Altbekanntem“ in der Regel tabuisiert wurde. Die Autorität achtete darauf, dass nichts ihren Platz streitig machen kann.

„Menschen verteidigen notwendigerweise ihr eigenes „Ich“. Wir nennen das: „ohne Grenzen“. Sie werden lügen, betrügen, stehlen, morden. Sie werden alles tun, was notwendig ist, um das aufrechtzuerhalten, was wir „die Grenzen des Ichs“ nennen.“ Andrew Samuels, Ph. D., Revolver, 2005

Wenn man es nicht anders kennt, wird die Inbesitznahme von Dingen und anderen Menschen als das „Normalste auf der Welt“ erachtet, um so auch selbst profitieren zu können, wie es das Umfeld ja auch tat. Somit wurde das sportliche Nachmachen für den gewohnten Denker zum Ersatz für das gedankenschwere Hinterfragen.

„Da ist so eine Grundeinstellung da draußen. Da geht was ab, da ist so viel Hoffnungslosigkeit. Was sollen wir da machen?“
„Das ist nicht leicht zu beantworten, aber wenn… vielleicht gelingt es uns durch das Fernsehprogramm oder auch durch andere vorstellbare Programme, den Menschen klar zu machen, dass jeder Einzelne von ihnen wirklich wertvoll ist.“
„Ja, und das geht schon in der Kindheit los. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig sie ist.“
„Ich glaube nicht, dass sich jemand gut entwickeln kann, wenn er nicht als derjenige akzeptiert wird, der er ist. Man hört so oft den Satz: „Oh, wenn du mal groß bist, wirst du es zu etwas bringen.“ Das sagen so viele in diesem Land. Das heißt, ein Kind wird also für das wertgeschätzt, was es mal sein wird und nicht für das, was es ist. Es wird eines Tages ein großer Konsument. Und je schneller wir die Kinder aus dem Nest werfen, damit sie unsere Produkte kaufen können, desto besser.“ Dialog „Arsenio Hall und Fred Rogers“, Der wunderbare Mr. Rogers, 2019

Auch wenn es aus dem anerzogenen, verdreht gelernten Umgang mit dem Signal „Angst“ schwer zu erfassen ist, handelt es sich bei mehrheitlichem Bestreben lediglich um die Aufrechterhaltung der eigenen Existenz, eines aus der gewohnten Erziehung heraus entstandenen „Ichs“, was sich nicht natürlich in seinem Sein, jedoch künstlich im Haben entwickelt hat.
Die unbegrenzte Neugier, im Rahmen individueller Entwicklung, wurde durch begrenzte Entwicklung im Haben getauscht.
Dies gepaart mit gewohnter Unvernunft, die gesellschaftlich – wie gesagt – gegenteilig betitelt wird, verbunden mit der anerzogenen Gehorsamsbereitschaft, kann somit nur in eine Richtung führen.

Wer meint, nicht anders zu können, der unterscheidet sich nicht wirklich von einer Maschine, der man lediglich ihre bedarfsgerechte Funktion abverlangt. Der Begriff „Bio-Roboter“ ist deswegen nicht allzu fern gefasst.

Mit dem gewohnten Denken wird das also nichts. Und sich jetzt wie so mancher hinzustellen und wieder nur darauf zu warten, dass einer das beste Konzept auf den Tisch legt und es mit einigen anderen umsetzt, damit man sich anschließend nur in der Schlange der „Mitläufer“ anzustellen braucht, ist es dieses Mal nicht getan.

Nur die Opfer warten darauf, dass alles besser wird, während sie ihre Auserwählten mit wehleidigen Blicken ihr Leid zu klagen meinen und nach Erlösung flehen.
Erlösungen, die in der Regel mit dem Erhalt der einst wohlwollend überlassenen Privilegien verbunden sind.

So klingt dieser Gedanke doch sehr utopisch, wenn ich behaupte, dass so etwas wie Eigentum und Besitz nur vom Menschen – basierend auf seinen aus gewohnter Erziehung heraus entstandenen Denk- und Verhaltensweisen – erdachte Eigenschaften sind, die es in der Natur (im Naturrecht) nicht wirklich gibt. Gleiches trifft auch auf die Besetzung von namenlosen Boden zu.

Wer meint „Geld“ haben zu müssen und sich freiwillig für „Sichteinlagen“ und mit Zahlen bedrucktem Papier unterwirft, wird nur unter seinesgleichen existieren und Anerkennung finden, wobei es sich bei „Mitstreitern“ lediglich um „Sklaven der Selbstunterdrückung“ handelt. Es wurde erreicht, dass man sich gegenseitig unterwirft, wenn man dazugehören will.

Es sind nicht die Menschen, die nicht können, sondern ihre Denk- und Verhaltensweisen, die ihnen erlauben, was sie zu tun und zu lassen haben – eben Gewohnheiten. Das System, also die Denk- und Verhaltensweisen, die sich der Mensch schuf, sind seine Kreation.

Dabei fällt es ihm, der denkt, er sei sein „Ich“, recht schwer sich zu verändern, als jener, der weiß, dass er ein „Ich“ hat.

„Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt oder ob man die Rolle ist.“

Und solange das nicht verstanden wurde, braucht man sich auch keine Gedanken über Lösungen zu machen, da diese wieder einmal mehr sich nur an den gewohnten Denk- und Verhaltensweisen orientieren würden.

„Gewohntes führt nur zu Gewohntem.“

Daran werden auch die gewohnten Vorstellungen über Staat und Recht nichts ändern, da beide auch nur im Rahmen der Rechtsfiktion stattfinden, gleich wie viele mit feuchten Äuglein ihren Erhabenen andächtig zu lauschen oder diese zu kritisieren meinen.

Es sind lediglich Rollenspiele und für real gehaltene Märchenstunden, denen die Option anhaftet, zur Gänze in Frage gestellt zu werden. Deshalb mag ich auch „Ockham’s Rasiermesser“.

„Ockham’s Rasiermesser“ kurz dargelegt: Zu einem Problem finden sich mehrere Experten und Lösungen zusammen. Die einfachste Lösung schneidet stets alle anderen von einer möglichen Umsetzung gnadenlos ab.

Und wer dazu die Überschrift mag. Sie lautet: Um- und Weiterdenken durch Infragestellung des Systems.
Denn schließlich wurde ja stets gern gefragt, was „man“ denn machen könne und da es stets darum ging, wie man andere „endlich“ überzeugen könnte, habe ich den Spieß an dieser Stelle einfach umgedreht.

Wie gesagt, mit der gewohnten Denke werden so manche Denker nicht wirklich etwas erreichen. Es sei denn, sie träumen davon, dass alles nochmals wie vorgestern wird, während sie selbst nur das Gestern verkörpern.

P.S. Wie will man also einen Schritt weiterkommen, wenn man am Alten festzuhalten bereit ist? Da nutzt auch keine noch so große Versammlung, wenn im gewohnten Rahmen aus Festhalten und nur „so zu tun, als ob“ sich etwas ändern soll agiert wird.