Vom Geben, Empfangen und vom Nehmen

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(v1.0) „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan… “, so heißt es.
Im Rahmen gewohnter Denkweisen, wird mehrheitlich davon ausgegangen, dass einem etwas, jemand oder gar das Leben gehören würde.
Weil man andere dabei beobachtet, dass sie es einem ähnlich tun, entsteht der Eindruck, jeder habe ein „Anrecht“ darauf.
In der Vorstellung, dass es „richtig“ sei, wird sich mitunter so manches genommen, was auch immer das mitunter sein mag. Nehmen – das kleine Erobern für Anfänger im Alltag.

Der genommene Apfel.

Hinweisend: Mitunter wird auch gegeben, um alsdann etwas zu erwarten, um sich dadurch ein „Anrecht“ zu erkaufen. Bedingtes, jedoch Irriges.

Unter diesem Aspekt, der auf einem anerzogenen inneren Mangel basiert, verwandelt sich der Planet – unter Einwirkung „gewohnter“ Denk- und Verhaltensweisen – zu einem Müll- und Trümmerhaufen, den man mit dem eigenen Ableben freundlicher Weise den nachfolgenden Generationen überlässt, mitsamt den sicht- und spürbaren Symptomen und weiterhin unbetrachteten Ursachen, die in den Denk- und Verhaltensmustern zu finden sind.
Und da sich gerade damit nicht auseinandergesetzt werden mag, wird vorsorglich schon mal nach dem nächsten Planeten oder Planetoiden geäugt.

„Der Mensch braucht am „Independence Day“ keine Außerirdischen, er besorgt es sich bereits selbst.“

Wenn der Mensch davon spricht, dass der Mensch das Problem auf dem Planeten sei, kommt dies vom Prinzip dem Paradoxon gleich, in dem der Kreter Epimenides behauptet, dass alle Kreter Lügner seien.

Ein Paradoxon, ist jedoch keine Endstation für das Denken, sondern ein Tor, wo die Frage/der Schlüssel darin besteht: Was verbindet und überwindet die beiden Gegensätze und damit auch das Paradoxon?

Gleichsam wie ein Mensch, der erkennt, dass er sich in einem Rollenspiel (Personenstück, geschaffen von seinen Denk- und Verhaltensmustern) bewegt, jedoch auch erkennt, dass seine Denk- und Verhaltensmuster ihm eben nicht mehr vormachen können, er sei sie, spricht Epimenides der Mensch letztlich davon, dass die Rolle des „Kreters“ nur eine Lüge, also eine Illusion ist.

Wer jedoch nicht Mensch und Person auseinanderhalten kann, landet durch seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster, Glaubenssätze und Wertvorstellungen in einer dadurch geschaffenen Illusion, zusammen mit den geschaffenen, ebenso künstlichen „Werten“, die nicht nur materieller Natur sind.

Gleichsam betrifft dies auch die Vorstellungen über seine inneren Werte, wie Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit.

Ich kann mich gerade an die Serie „Ein Gentleman in Moskau“ erinnern, wo jemand in der Rolle eines Kommunisten tatsächlich dachte, man könne die Menschen durch „gerechtes“ Verteilen von Besitztümern (also im Haben orientiert) „gleichmachen“.

Mal abgesehen davon, dass das, was da so unter „Freiheit“ verstanden wird, die an sich innerhalb einer hierarchischen Ordnung nicht existiert, und im Grunde nur von Freiheiten, Freizügigkeiten und finanzieller Freiheit usw. gesprochen wird, die stets einer Autorität bedürfen, die sie wohlwollend zugesteht.
Frieden ist dabei jene Vorstellung, dass die Waffen nur etwas weiter hinten im Schlafzimmerschrank stehen und der Frieden sich auf einem Stück Papier „niederlässt“ – natürlich rechtswirksam unterschrieben… bis zum nächsten Mal.

Die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster begehren aus ihrer Konditionierung heraus jedoch stets nach mehr… um die innere Leere füllen zu wollen, was nur durch das Leben im Menschen geschehen kann, was jedoch anerzogen abgelehnt wird, und man sich lieber mit Autoritäten auseinandersetzt, die mit Belohnungen und Versprechen winken, wenn man sich ihnen dafür unterwirft.

Der Mensch – in Person – der sich mit Hilfe seiner Rolle (Person, Maske, Hülle) innerhalb seiner geschaffenen Illusion, einem Rollenspiel mit seinen künstlichen Werten bewegt.

Das „Schlimmste“ an dem ganzen Tamtam ist, sich selbst einzugestehen, dass es sich nur um ein Rollenspiel handelt, ein „so tun, als ob“, was der Mensch, der sich für seine Rolle hält, als „alternativlos“ und deswegen auch als „ernst“ erachtet.
Der Gewohnte wird sich das nicht eingestehen wollen, da er gleichzeitig damit anerkennen müsste, sich bisher selbst „über den Tisch gezogen“ zu haben.
Diese Erkenntnis verliert jedoch mit dem Erkennen, dass es einen alles überlagernden Entwicklungsprozess gibt, dem er sich lediglich selbst entschlossen anschließen braucht, was nicht bedeutet, dass er den anderen nur hinterherrennen braucht, in der Hoffnung, dass es irgendwann mal wieder so wird, wie bisher.
Man kann auch niemanden mitnehmen, da es sich um einen individuellen Entwicklungsprozess handelt, der bisher durch Gleichschaltung der Massen unterwandert wurde, weshalb es so etwas wie eine „Gesamtlösung“ nicht gibt.

Solange sich der Einzelne nicht entschließt, können seine Denk- und Verhaltensmuster weiter über ihn herrschen, was im Grunde die erste (hierarchische) Ordnung bedeutet.
Jedoch geht es darum, wieder „Herr über sich“ zu werden, statt gewohnt „Herr über andere sein“ zu wollen.

„Haben Sie sie jemals genau betrachtet? Bestaunt, wie makellos und schön sie ist? Milliarden Menschen leben einfach vor sich hin und haben keine Ahnung.“ „Mr. Smith“, The Matrix, 1999

Etwas geschenkt/gegeben zu bekommen, erlangt eine andere Bedeutung, als zu versuchen, die innere Leere durch „Genommenes“ befüllen zu wollen. Letzteres funktioniert nicht wirklich. Nicht umsonst heißt es: „Geben ist seliger denn nehmen.“

Wenn einem hingegen etwas „genommen“ wird, ist dies gleichzeitig eine Erinnerung daran, sich mehr im Geben zu bewegen, was nicht bedeutet, es jenen geben zu müssen, die das zu Gebende sehnsüchtig erwarten.

So wie das Leben aus allen Richtungen schenkt, so kann man das auch selbst tun.

Etwas zu nehmen, sorgt gleichfalls dafür, dass man sich nicht zu bedanken braucht, weil die Vorstellung besteht, man habe ja darauf ein „Anrecht“, es würde einem zustehen, „gehöre“ einem quasi.

Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freiheit. Gewissen ist zu spüren, was rechtens ist.“

Der anerzogene Mangel, der sich dadurch zeigt, man müsse erst mal etwas werden, lässt den Menschen zum Sklaven seiner eigenen Glaubenssätze werden.

Es sind jedoch weniger die vom Menschen geschaffen-erdachten Werte, um die es im Wesentlichen geht, sondern der Akt des Gebens selbst.

Wer jedoch glaubt, er „käme sonst zu kurz“ und sich nimmt, nimmt sich gleichzeitig auch die Erfahrung des Lernens und Verlassens jener Vorstellung, die die Gesellschaft individuell-kollektiv-anerzogen fest im Griff hat, aus der sich jeder nur selbst befreien kann.

Zu nehmen wird auch dann nicht „richtig“, wenn man entschlossen und beharrlich fest davon überzeugt ist, etwas, jemand oder gar das Leben, würde einem gehören, und man das Erreichte mehren, sichern und notfalls zu verteidigen habe, gerechtfertigt damit, da es „die anderen“ ja auch so machen.
Die so entstehend gleichgeschaltete Masse, lässt sich anschließend durch die Vorstellung, ihr würde etwas gehören, leicht in jede Richtung lenken – am besten noch durch ein auf einen Gegner projiziertes Feindbild.

Der Mensch, konditioniert im Haben, um durch den damit verbundenen Schein etwas zu sein – besser: etwas darzustellen.

„Und nichts bringt so viel Gewalt hervor, wie der Mangel.“ „General Niobe“ Matrix Resurrections, 2021

Und so führt manches Handeln zu Situationen, wie man sie tagtäglich in der Welt beobachten kann, die man besser vermeiden könnte, wenn man sich nur für einen kurzen Moment vor Augen führt, dass im Grunde niemandem etwas gehört.
Da wird auch deutlich, wie nah man einem Lösungsweg tatsächlich sein kann.

Gleichzeitig weisen die gewohnten Situationen einen darauf hin, doch über das eigene Denken und Handeln und warum die Vorstellung herrscht, auf etwas „ein Anrecht zu haben“, dass einem etwas „gehören“ würde, nachzudenken.

Hat man realisiert, dass das Leben dafür sorgt, was einem zugedacht ist, wenn man sich seiner Lebensaufgabe widmet, und nicht die sonst gewohnten Denk- und Verhaltensweisen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen, dann ist das, was von ganz allein kommt, auch für einen gedacht.

Das eigene Handeln damit zu begründen, dass „die Anderen“ es ja genauso machen, um so daraus ein „gleiches Recht für alle“ abzuleiten.