Von woher, nach wohin
(v1.4) Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, darin besteht kein Zweifel. Die im System der alten Ordnung ihm wohlwollend zugestandenen Privilegien befördern diesen Zustand. Änderungen setzen sich nur sehr langsam durch, was daran liegt, dass mehrheitlich der natürliche Entwicklungsprozess durch anerzogene Denk- und Verhaltensmuster stark verlangsamt werden, nicht zu vergessen – inklusive des gesellschaftlichen Gruppenzwangs, der auf der Gleichschaltung eben diese Denk- und Verhaltensmuster beruht.
Ein beobachtbares Phänomen ist die in die Vergangenheit orientierte Entwicklung des Menschen (im Sein), während die Technologie (im Haben) diese bereits – unwiederbringlich – überholt zu haben scheint, denn: „Gestern war meistens alles besser“, oder: „Man kann ja sowieso nichts ändern.“
Wenn es nämlich ums „Ändern“ geht, dann wird gewohnt in „die Fremde“ geschaut, dass sich erst einmal „dort“ etwas tut, während dort die gleiche Haltung herrscht und ebenfalls auf andere gewartet wird.
Das liegt einfach daran, dass auch entsprechendes Wissen fehlt und sich auch nicht auf die Suche gemacht wird, es finden zu wollen. Zu sehr ist man mit der Aufrechterhaltung des Erreichten beschäftigt.
Dass gestern alles besser gewesen sein soll, liegt an der gemeinsamen, ins zuspitzenden Situation, der eine große Mehrheit mehr unbeholfen davor steht, scheinbar nicht in der Lage etwas zu ändern, eben weil auch auf Sachverhalte im Allgemeinen hingewiesen wird, die weit von der eigenen Handlungsfähigkeit präsentiert werden und so die anerzogene Macht- und Hilflosigkeit durch so manches Thema erst verstärkt wird.
Die menschliche Entwicklung „nach vorne“, wie sie beim Kleinkind ganz natürlich vorliegt, wird erst im Zuge der Erziehung zu Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung „zurecht gebogen“ – nicht selten mit katastrophalen Auswirkungen.
Gedeckelt wird das ganze Tamtam durch einen verdreht gelernten Umgang mit der Angst, dass man für Nichtentsprechung bestraft wird, bis man auf nicht bekannte Informationen „automatisch säuerlich“ reagiert, weil man möglicherweise die gewohnten Autoritäten (der Gesellschaft, beim gewohnten Individuum das eigene „Ich“) auf diese Weise infrage stellen kann – was in der Tat auch so ist.
Denn es ist alles anders als gewohnt, wenn Untergebene und ihre Herren in ihrer Glaubenseintracht der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung“ oder „dem öffentlichem Frieden“ gestört und möglicherweise sogar beeinträchtigt werden.
Wozu also der Blog?
Wer des öfteren den Blog besucht und darin liest, wird die gewohnten Argumente kennen.
Über die Jahre habe ich mir sehr häufig die Argumente im Dialog mit anderen angehört und da macht man sich schon Gedanken, dass die „Zielkonfiguration“ im Grunde schon klar vor Augen ist.
Jedoch schien sich kaum jemand Gedanken zu machen, wie der Weg „dahin“ ausschauen könnte und es mündete stets in einer Art Wunschdenken und esoterischen Euphorien.
„Ich bin von Licht und Liebe erfüllt, Arschloch!“ „Reagan’s Mutter“, Inside Job, 2021
Zu sehr wirkte gewohntes betreut sein wollen und auch eine Art wahrgenommene geistige Wand, die den Dialogpartner am Weiterdenken hinderte.
Wie sollte sich also das Gedachte irgendwann realisieren, wenn Unwissenheit darüber herrscht, was einen gleichzeitig davon abhält? Wer denkt schon darüber nach, dass es die eigenen Denk- und Verhaltensmuster sind, die auf einen geistigen Kreisverkehr ausgerichtet sind?
„Niemand will gute Nachrichten hören. Alle klammern sich lieber an ihre Angst fest… ihrem Schmerz.“ „Arthur Harrow“, Moon Knight, 2022
Wer für gewöhnlich im Haben aufgezogen wurde, um ihn entsprechend über „Hab und Gut“ kontrollieren* zu können, der wird sich (zunächst) schwer tun, sich mehr und mehr vom Gewohnten abzuwenden – *schließlich war es ja schon immer so. Der im Haben daherkommt, ist in der Regel auch der Meinung, dass sich erst einmal etwas im Außen tun muss, damit er selbst aktiv wird.
Letztlich wird sich heraus stellen, wer wo zu Hause ist. Und das ist auch gut so. Denn wie soll sich ein Weg entwickeln, wenn man seinen Ausgangspunkt nicht kennt?
Es ist ein Irrglaube, alles müsse zuerst „offenbart“ werden, damit man später das Neue machen kann, denn solange immer wieder neue „Unsäglichkeiten“ erdacht und zur Verwirrung der Gewohnten veröffentlicht werden, solange bleiben jene „artig“ dort, wo sie verhaltenstechnisch „zu Hause“ sind, während sie sich selbst an den „Unsäglichkeiten“ hochziehen und ihnen so ihre Aufmerksamkeit geben, während ihnen nicht bewusst sind, dass sie ihren Denk- und Verhaltensmustern „gehorchen“, die als „Unsäglichkeiten“ in ihnen vorhanden sind.
Es sind nicht die schönen und laut formulierten Argumente, die darüber befinden, was man zugetan ist.
Der Prozess der Infragestellung des Systems ist gleichzeitig auch einer der eigenen Denk- und Verhaltensmuster, da der gewohnte Denker über diese mit dem System in der Regel verknüpft ist.
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wird den Dinge verleihen.“ Epiktet 2.0
Das Gegenteil des vorhandenen Systems der alten Ordnung ergibt sich durch die Infragestellung des Systems der alten Ordnung dabei „wie von selbst“.
„Die Leute sagten mir immer, dass es beim erwachsen werden nie um ein Ziel ginge, sondern um die Reise. Aber was, wenn man das Ziel selbst ist? Was, wenn man es immer man selbst ist?“ „Elliot Alderson“, Mr. Robot, 2015-2019
Das ist das eigentliche Tor, durch das es zu schreiten gilt – vorausgesetzt, man kennt den „Schlüssel“. Ein vereinfachtes Beispiel für diesen „Schlüssel“ findet sich in der Aussage: „die Aufhebung der Aufhebung“.
Selbst wenn es schwer zu erfassen ist: Es ist lediglich eine rein mentale Angelegenheit, mit der man sich Schritt für Schritt aus „der alten Nummer“ herauslöst. was mit dem Begriff „wohin“ in der Überschrift gemeint ist.
Es geht auch nicht darum, sich hinüberzuretten, wie dies gerne mit Verlassen des „Staates“ in einen anderen der Fall sein soll. Staaten sind insgesamt nur fiktive Gebilde, die sich aus Personen konstituieren. Menschen leben in keinem Staat, sondern in einer globalen Gemeinschaft – ohne Grenzen. Und wer das mit dem „Geld“ verstanden hat, erfolgt die Selbstversklavung durch den Glauben an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier, Zahlenreihen auf dem Konto, verbunden mit der Vorstellung, dass Arbeit etwas wert sei – plus den nicht mitgeschaffenen Zinsen.
Das zu erkennen, ist jedoch jedermanns eigene Entscheidung und Angelegenheit.
„Ist es, dass wir kollektiv denken, Steve Jobs war ein großartiger Mann, sogar als wir wussten, dass er Milliarden durch Kinderarbeit verdient hat? Oder vielleicht auch, weil es sich anfühlt, als wenn unsere Helden nur Fälschungen sind.
Die Welt als solche ist nur ein großer Schwindel. Wir spamen uns voll mit unseren immer währenden Bullshit-Kommentaren, als Erkenntnisse getarnt.
Unsere sozialen Medien, die Intimität vorgaukeln.
Oder ist es, weil wir das gewählt haben, nicht durch unsere gefakten Wahlen, vielmehr mit Dingen, unserem Eigentum, unserem Geld.
Ich erzähle nichts Neues. Wir wissen alle, wieso wir es tun, nicht weil uns die „Tribute von Panem“-Bücher glücklich machen, sondern weil wir ruhig gestellt werden wollen, weil es schmerzhaft ist, nichts vorzutäuschen, weil wir Feiglinge sind.“ „Elliot Alderson“, Mr. Robot, 2015-2019
Hinweisend: Mit Ende der Bedeutungshoheit des Systems der alten Ordnung wird es eine Menge Fanatiker geben, die versuchen werden, so viele wie möglich mit sich in ihren selbst entschiedenen Abgrund reißen zu wollen.
Beitragsbild: Krieg ist lediglich eine Handlung, um die Existenz des eigenen „Ichs“ als der „Feind“ selbst, durch den Kampf gegen einen auserkorenen Gegner realisieren zu wollen.
Das Verhalten der Feindbildprojektion löst man nicht, indem man den Gegner nur heftig genug bekämpft, sondern die Grundlage eines neuen Systems schafft und so die Verhalten des Alten und seiner Verfechter zunehmend unwirksam werden lässt. Gern mag jeder der Parteien die „Wahrheit“ für sich beanspruchen wollen, was im Kern jedoch nicht geht.
Die Wahrheit steht über allem, die Teilnehmer können also nur von „Wahrem“ und „Falschem“ sprechen, während aus beider Wechselwirkung die Wahrheit zu erkennen ist.
„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers: Age of Ultron, 2015
Nachtrag: Die Welt dreht sich im Kern nicht einfach darum, nur arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgegeben zu gehen. Das erscheint nur für den einfachen Denker so, während er sein „Schicksal“ zu ertragen meint, während sich der Rest auf seinem Rücken austobt und das nur, weil an den Wert von Arbeit und Geld geglaubt wird, während man das Geld mit einem Handstreich aus dem Nichts erschaffen kann – plus (nicht mitgeschaffenen) Zinsen.
Keinesfalls geht es darum hier „Mitleid“ zu entwickeln, um ihm sein Joch etwas erträglicher zu gestalten, während man nur deswegen auf ihn herab blickt, weil er sich bereits selbst im Staub windet und immer wieder neue Abgründe findet, um den anerzogenen Zustand weiter aufrecht zu erhalten. Entwicklung ist dann nicht der Fall, wenn man nur „gemeinsam stark ist“.
Jemand sagte einmal, ich sei arrogant. „Wenn ich das wirklich arrogant wäre, dann würde ich mir die Zeit ersparen und keine Beiträge schreiben.“
Klaus Kinski sagte einmal: „Arrogant sieht nur von ganz unten so aus.“
Hinweisend: „Man kann einen Mann aus einem Stuhl holen. Doch man kann keinen Stuhl aus einem Mann holen.“