Was das Alte und das Neue ausmacht
(V1.2) Die Überwindung konventionell-traditioneller Denk- und Verhaltensmuster verlangt mehr, als nur gewohnte Willensbekundungen und Absichtserklärungen.
Auch ist es ein Irrtum, dass erst das Alte weg muss, damit das Neue gemacht werden kann. Das Neue zeichnet sich zunächst erst mal durch einen schrittweise verlaufenden Umdenk-, dem Infragestellungsprozess des Bisherigen – genauer: der bisherigen Ordnung und ihren Institutionen, Werkzeugen und Methoden aus – vereinfacht ausgedrückt.
Die letzten Jahre haben gezeigt, dass zwar gefordert wird, dass sich etwas ändern soll. Jedoch betraf dies in der Regel mehr den Zustand von Sicherheit, Besitz, Hab und Gut, unter Nutzung gewohnter Werkzeuge und Mechanismen des Systems, meist unter Zuhilfenahme der beliebten „Bauernschläue“.
Doch wie – vorausgesetzt man ist entschlossen – bewerkstelligt man diese Überwindung?
Dieser gehen diese Fragen voraus: Warum ist es sinnvoll Konventionen zu überwinden? Welche Aufgabe übernimmt dabei der Prozess der Infragestellung?
Zunächst hat jeder seinen eigenen Moment, der ihn auf die Reise der Veränderung mitnimmt und nicht alle, so sehr man sich das auch wünschen mag, sind oder werden Begleiter.
So kann man sich das notwendige Überzeugen von den „Verbliebenen“ getrost sparen. Denn es entwickelt sich so etwas wie eine Parallelwelt, die mit der bisherigen in Koexistenz steht – also neben der alten Weltordnung mit ihrer Fremdbestimmung und ihrer damit einhergehenden Beibehaltung mehrheitlicher Unvernunft, die als „Vernunft“ gelebt wird.
„Der Mensch (nicht mehr) in der Rolle als Rechtssubjekt.“
Die „Neue Welt“ zeichnet sich durch Menschen aus, die sich auf den Weg gemacht haben, ihre Vernunft zu entwickeln, die im Kern die Befreiung des Menschen aus der altsystemischen Unvernunft und damit einhergehender Betreuung selbst darstellt.
Dazu ist es notwendig, das Bisherige in Frage zu stellen. Die Infragestellung bezieht sich im Kern auf die Bedeutungen der in der Vergangenheit sich zugetragen Sachverhalte – unter dem Aspekt: Was man selbst daraus lernen kann? Denn genau das ist nicht nur die letzten 70 Jahre unter den Tisch gefallen!
„Alle Gewalt geht vom Volke aus.“ „Nicht was seine eigen entschlossene Entwicklung betrifft. Da bewegt es sich fest entschlossen noch in seiner selbstgeschaffenen und betreuten Entwicklungsfreiheit.“
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet 2.0
Dingen, Sachverhalten und Geschehnissen Bedeutung und Sinn zu verleihen, ist eine Eigenschaft des Menschen, dem was er erlebt oder beobachtet, eine Wertigkeit im Sinne seiner Entwicklung zuzuordnen – die Erinnerung ist dabei der Speicher.
Kann die Vergangenheit geändert werden? Was das Geschehene betrifft „Nein“, jedoch welche Bedeutung man den Geschehnisse bisher zumaß, diese in einen höheren Aspekt der Entwicklung zu stellen.
Die Frage lautet stets, was kann ich aus der Situation lernen, was nicht selten eine dramatische Entschärfung der Situation bedeutet.
Der gewohnte Denker verdrängt in Folge seiner in ihm wirkenden Konditionierungen, die er in der Regel seit Jugend von den seinen – zwecks Entsprechung („Es war ja schon immer so.“ „Du bist solange gut, solange mir das gefällt.“, „Solange du dein Füße unter meinen Tisch stellst…“) auferlegt bekommen hat, diese selten hinterfragt, sie als „vom Schicksal gegeben“ hinnimmt und so ungewollt die Rolle als Opfer einnimmt.
Diese Art der Entsprechung trägt die Abkehr vom natürlichen Lebens-, Lern- und Entwicklungsprozess in sich, wo die weitere Entwicklung seiner anfangs noch natürlichen Unvernunft, durch auferlegte Fremdbestimmung künstlich verlängert wird und so die weitere Betreuung (gesellschaftliches Umfeld, Kindergarten, Bildung und Staat) rechtfertigen soll.
Das hat wiederum zur Folge, dass das bisher Geschehene in der Regel nur die bekannten Bedeutungen erlaubt, was einer statischen Meinungsbildung mit einhergehender Betreuungsschleife gleichkommt.
Innerhalb der so geschaffenen Systemgrenzen bewegt sich der gewohnt konditionierte in einer ihm vorgegebenen Auswahl, während er sich durch seine Konditionierungen fremdbestimmt aus der eigenen Entwicklung, familienintern und für die Gesellschaft vorbereitend, „herausgerechnet“ wurde.
An dieser Stelle wird aus der klassisch „heilig“ gesprochenen Familie die Geburtsstätte des Systems, was rein auf mentaler Ebene implementiert wird, nach denen der Mensch dann „funktioniert“ – die Regeln der Entsprechung.
„Wir wollen dass ihr es mal besser habt, als wir… wenn ihr so seid, wie uns das gefällt“, ist dabei eine recht „fluffige“ Kombination zweier Aussagen, die in ihrer Wechselwirkung den gesellschaftlichen Verfall in sich tragen.
Wer sich die marodierenden Veränderungen im Rechtssystem über die vergangenen Jahre nochmals betrachtet, so mag das überpositive Recht durchaus als gemeinsame Lebensgrundlage nicht nur auf diesem Planeten dienen.
Es setzt jedoch besagten Infragestellungsprozess voraus.
„Solange du meine Füße unter deinen Tisch stellst, ist da was falsch gelaufen.“
Erst gestern ist mir wieder aufgefallen, dass es der Mensch selbst ist, der sich dazu entscheidet, den eingetretenen Pfad zu verlassen: vom positiven, hin zum überpositive Recht oder sich üblich rechtfertigend zurückzieht.
Er scheitert nur dann an sich selbst, wenn er durch „so tun, als ob“ die Grenze zu überschreiten versucht. Denn der Übergang zum Überpositiven erfordert eines: Authentizität und den Willen nicht nur die eigene Unvernunft zu „überwinden“, sondern auch jene Denk- und Verhaltensmuster, die die alte Ordnung ausmachen
Beide Rechtsgebilde treffen sich auf Augenhöhe, sind gleichwertig und gehen über den Entwicklungsprozess von der Unvernunft hin zur Vernunft von ersterem zum zweiten über. Ein Akt, der kein „so tun, als ob“ erlaubt und auch kein „Heute so, morgen so“ (Danke, Roberto Blanco) ist.
Eines ist sicher: Es macht mehr Freude, es als detektivische Herausforderung anzunehmen, als sich dagegen zu wehren und zu kämpfen. Also: „Watson, wo ist meine Pfeife?“
PDF: AWO-Tabelle V1.0
Musikalische Untermalung:
P.S. Was das Alte in jedem Fall ausmacht, ist seine gewohnte konservative Haltung zum Leben, die sich in der Regel durch eine entsprechende klassische Politik zum Ausdruck bringt. Es liegt also an jedem selbst.