beschaeftigend
beschaeftigend

Wie die Reichsbürger zur Hauptbedrohung westlicher Nationen wurden

Lesezeit: ca. 12 Minuten

So in etwa könnte der reißerische Titel in einer bekannten Tages- oder Wochenzeitung lauten, wenn sich die Auflage mal wieder um ein paar tausend erhöhen soll, wodurch der mit Terror besorgt gemachte Bürger wieder mal ein Stück weiter unter den Rockzipfel seines „Beschützers“ rückt.

Helmut Schmidt: Ich habe den Verdacht, dass alle Terrorismen, egal, ob die deutsche „RAF“, die italienische „Brigate Rosse“, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.

Zeit: Ist das Ihr ernst? Wen meinen Sie?

Helmut Schmidt: Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage.“

Was interessiert sich die Masse schon für „Reichsbürger“. Sie hat ja genug damit zu tun, Geld verdienen zu müssen, um das Erreichte zusammenzuhalten.

„Tatsächlich aber sind die europäischen Völker ihre Staaten, ihre nationalen Volkswirtschaften, sind alle Unternehmen, von der Entwicklung der Welt, von der ich sprach, auf das Stärkste berührt. Sie wissen es nur noch nicht. Sie haben es nur noch nicht verstanden…“ Helmut Schmidt, 2012, Quelle: Youtube

Um nochmals einer aussterbenden Fiktion Aufmerksamkeit zu schenken: Was macht eigentlich den „Reichsbürger“ zum „Reichsbürger“?

Ist es nicht mehr nur ein Stigma, um (scheinbar) Andersdenkende wieder einmal zum ultimativen Feind erklären zu wollen, um damit vor einer marodierenden Gesellschaft weiter den Heroen für die gerechte Sache spielen zu wollen?

Sicher hinterfragen sogenannte „Reichsbürger“, „Staatliche Selbstverwalter“ usw. die Gesetzmäßigkeiten und es mag unangenehm erscheinen. Doch wie sollte sich der Mensch aus dem ganzen Brimborium herausentwickeln, wenn er nichts hinterfragen darf und den Antworten und Erklärungen gewohnter Juristen und Staatsrechtler vertrauen soll?

Spätestens an dieser Stelle sollte der Weg dahin gehen, das Rechtssystem und seiner Existenz und Sinnhaftigkeit grundsätzlich in Frage zu stellen, da es sowieso nur die Auswirkungen(!) gesellschaftlich tolerierter Unvernunft kaschiert, um möglichst bis in alle Ewigkeit Fortgeltung zu erlangen.

Wenn man also etwas hinterfragt, dann richtig!

Ich mag es so ausdrücken: Was mehrheitlich traktiert wird, geht mir nach sechs bis sieben Jahren Betrachtungen und Gesprächen einfach nicht weit genug.

Es macht mehr den Eindruck, dass es nur ein paar wenige sind, die es wirklich zu verstehen bereit sind, während doch eine große Mehrheit gar nichts davon mitbekommt und sich die Aufklärer-Szene mittlerweile nur noch im eigenen (Seminar)Saft schmort.

Und um es gleich zu sagen: Gewalt ist nur das Werkzeug von Unwissenden – und ihren Gegnern.

Die angekratzte (alte) Ordnung stellt selbst genug Material zur Verfügung, was nicht nur der „gläubigen Sekte der BRD-hörigen“ nicht so recht in den Kram passen mag.
Wohl reibt man sich im Hintergrund die „Reichshände“, jedoch kann auch dieser Traum getrost ins Regal der Geschichte gestellt werden – gleich neben der BRD – unter der Rubrik: „Wie es nicht funktionierte“. Ich mag jedoch das Neue.

Und da tauchen sie auf, die jungen patriotischen Verwirrer, die nach gestern rufen, um es wieder als Morgen verkaufen zu wollen. Systemlinge – ohne es zu wissen oder „Geschickte“ um der ihnen zujubelnden Altliga ein erhobenes „Wir machen weiter!“ zuzurufen.

Dem System ist es egal, welche Bezeichnung sein Staat hat oder wer seine Gesetze macht, solange die Prinzipien der alten Ordnung, des Systems eingehalten werden.

Und in weiser Voraussicht schickt man die nächsten Opfer in den Krieg, um von einer „Neuen Weltordnung“ zu berichten, die ihnen jedoch nur als alte Weltordnung erscheint – ankonditionierte(!) Unfähigkeit zu erkennen, dass die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster die Wahrnehmungsfähigkeit der Verkünder trüben.

„Alles geschieht nach Eurem Glauben.“

Den Behördlingen ist das insgesamt unangenehm, da sie nur allzu gerne das „Obrigkeitsradio“ mit dem Titel „Die Regelwerke der ewigen Autorität“ weiterdudeln lassen wollen, während sich der Behördenmoloch weiter hinter seinen „geltenden“ Gesetzen zu verstecken versucht.

Auf allen Seiten herrscht der Zwang „Geld verdienen zu müssen“ oder es „behalten und verteidigen zu wollen“. Man hat sich verkauft.

„Wir haben Familien, wir haben Häuser, wir haben Schulden, Herr Berg“

Ob das genug Argument ist, wenn dabei ein System unterstützt wird, was sich grundsätzlich gegen das Leben stellt? So manchem „Vorgeschickten“ ist das gleich: Er macht ja nur seinen „Job“.

„Ich kann ja sowieso nichts machen!“

Ob es wohl grundsätzlich ausreicht, einfach wegzuhören oder sich nur gut anzupassen? Das geht eine Weile, bis das Gewissen kommt und wenn man es noch so gut es geht verdrängen mag. Es findet – besser: Das Leben findet seinen Weg.

Oder hat man sich bereits dazu entschieden, das „Problem“ auf die nächste Generation zu übertragen, die sich mehr und mehr in der glänzenden Scheinwelt der „Virtual Reality“ heimisch fühlt?

„Wir wollen, dass ihr es mal besser habt, als wie… wenn ihr so seid, wie uns das gefällt.“ Gesellschaftlicher Vertrag in Form eines Abgesangs.

Soviel kann man gar nicht essen, wie man kotzen könnte.

„Die Leute müssen mehr Zeit in der Realität verbringen. Denn, wie Halliyday sagte: Die Realität ist das einzige, was real ist.“ Wade Watts, Ready Player One

Dass sich die Mehrheit in einem dem Leben entgegengesetzten System bewegt, was sie mit ihren Denk- und Verhaltensmustern selbst erschuf, dagegen mutet sogar Petra Gersters Aussage in den ZDF-Nachrichten vom 03.02.2012 recht harmlos an: „Die BRD, als Rechtsnachfolgerin des 3. Reichs, könne nicht von Einzelnen verklagt werden, das verstoße gegen das Völkerrecht.“

Kein Wunder, dass die BRD nicht der Rechtsnachfolger des „Deutschen Reichs“ ist.

Und bei näherer Betrachtung verliert sich auch diese Erkenntnis innerhalb der Grundhaltung des Systems – dies mit samt der üblichen Verfechter einer klassischen Rechtsordnung.

Treffen sich zwei Neandertaler, sagt der eine: „Gestern war alles besser.“ Fragt der andere: „Was ist denn ‚Gestern’?“

Da verpuffen sogar die oktroyierten Argumente aus den Reihen selbsternannter Linker, dass die „Reichsbürger“ ihre selbsterklärten Feinde seien. Offensichtlich haben sie nicht nur von den ZDF-Nachrichten noch nichts gehört. Sie „funktionieren“ scheinbar auch nur – wie der Rest.

Die von allen Seiten verteidigte Rechtsordnung (nicht deren Inhalte), ist nur ein künstlich geschaffenes Mittel, um einerseits die „öffentliche Ordnung“ (das System selbst im Außen) aufrechtzuerhalten, während die „Vorgeschickten“ lediglich dazu da sind, die Auswirkungen(!) gesellschaftlich tolerierte Unvernunft oberflächlich zu behandeln.

Bestrafung ist der wesentliche Aspekt bei der Behandlung. Doch wer sät, wird irgendwann ernten und dies an all jene gerichtet: Rache ist keine Lösung.

„Rache ist der Akt einer künstlichen Vorwegnahme von sich natürlich regelnden Ereignissen.“

Was also wahrlich „geschützt“ wird, sind lediglich die Denk- und Verhaltensmuster, die das System (im Außen) erzeugen.

Deshalb muss man die „Bevölkerung“ schützen, weil sie mit ihren Verhalten, das System selbst erzeugt, während sie über die sicht- und spürbaren Auswirkungen zu klagen, zu jammern und zu demonstrieren weiß.

Wer keine Zusammenhänge kennt, wird schnell zum Opfer von Geschäften der freundlich lächelnden Betreuer, die wissen wie das Opfer „funktioniert“, siehe: Rundfunkstaatsvertrag.
So am Rande. Es gibt wirklich welche, die der Meinung sind, man müsse ja zahlen. So beruht dieses Verhalten nicht selten auf mangelndem Mut, um nicht das einzige Opfer zu sein, was zahlt.

„Nehmen Sie einmal den Fall eines Völkermordes. Da beschließt ein eiskalter Diktator fünf sechs Millionen Männer, Frauen und Kinder umbringen zu lassen. Dafür braucht er doch mindestens eine Millionen Komplizen. Mörder und Henker. Wie macht er das, dass man ihm gehorcht?“

„Indem er die Verantwortung auf viele Leute verteilt. Ein Diktator braucht einen funktionierenden Staatsapparat. Das heißt, er braucht Millionen von kleinen Funktionären, von denen jeder eine anscheinend eine unbedeutende Aufgabe wahrzunehmen hat. Und jeder von ihnen wird diese Aufgabe ausführen – mit Kompetenz – und ohne Bedenken. Und niemand wird sich klarmachen, dass er der millionste Teil eines grausamen Verbrechens ist.

Die einen werden die Opfer verhaften. Sie haben nur den Befehl ausgeführt, jemanden festzunehmen. Andere verantworten den Transport in die Lager. Und dabei haben sie nur ihren Beruf als Lokomotivführer ausgeführt. Und der Lagerkommandant, der die Pforte hinter den Opfern zuschlägt, tut seine Pflicht wie ein gewöhnlicher Gefängnisdirektor. Natürlich werden die Mörder und Henker am Ende der Kette besonders ausgesucht. Aber den einzelnen Gliedern der Kette macht man den Gehorsam so einfach wie möglich.“ „I wie Ikarus“, 1979

„Wir glauben daran, Herr Berg.“ Polizeibediensteter in 2012

„Mein Vorgesetzter trägt für mein Handeln die volle Verantwortung“, Polizeibediensteter in Bamberg

„Ich bin nur der Erfüllungsgehilfe meines Dienstherrn.“ Filialleiter einer Sparkasse in Künzell

Um es hart auszudrücken: Das System beruht auf Opferverhalten, mit dem sich die Opfer nicht identifizieren, während sie es jedoch selbst erzeugen. Das macht einen Umdenkprozess unabdingbar.

„Wir können ja erst mal kleine Problem lösen,“ während sich gewohnt den Symptomen des Systems gewidmet wird.

So erschafft man sich lieber den „Reichsbürger“ als neuen Feind, damit man ihm am Ende die Schuld für alles geben kann. So wie man den „Teufel“ schuf, der auch nur eine Erfindung des „Ichs“ ist, um weiter von der eigenen Entwicklung ablenken zu wollen.

P.S. „Schaffe dir einen Feind, und du bist auf ewig beschäftigt.“

Weiterführender Beitrag: 2049 – Treffen der „Deutsch-Arischen Freundschaft“