bertblog
bertblog

Zurück in die Illusion?

Lesezeit: ca. 13 Minuten

(v1.2, Anmerkung: Ein Bekannter spricht immer vom „Bert-Blog“) Es wird ja schon reichlich getobt und gejammert, wenn auf einmal die wohlwollend zugestandenen Grundrechte eingeschränkt oder sogar aufgehoben werden, das „Leben“ (was im Kern nur das Etikett für die Existenz ist) plötzlich bedroht scheint (gleich von welcher Seite auch immer) und plötzlich das Toilettenpapier knapp wird.
Wer bis hier hin nicht wenigstens einmal gelacht hat, nimmt die Angelegenheit wirklich viel zu ernst.

Selbst wenn das Toilettenpapier knapp zu sein scheint, so heißt das auch, dass noch genug zu essen da ist. Denn wer noch ordentlich kacken kann, hat auch einen vollen Kühlschrank.

Der ordinäre Deutsche – verseucht von preußischen Tugenden – findet jedoch immer einen Grund, um sein weinerliches Klageliedchen gegenüber seinen „ungerechten Herren“ zum Besten zu geben, was bei dem einen oder anderen den Beschützerinstinkt auslöst und dieser einen Rockzipfel in die passende Richtung hält.

Doch welche Wahl hat der Gewohnte schon, wenn alles für ihn so ernst trost- und alternativlos erscheint?

Da gelob’ ich mir doch die Dänen, die sind alles wieder los. Doch hier in „unserem Land“ (vor allem „IN“), sieht es recht traurig aus. „Schau’ dir alles an und behalte das Beste.“ Und Beste? Das müffelt mittlerweile vor sich hin. Es will irgendwie nicht mehr schön werden, wie es einmal war.

„Welche Pest die Bevölkerung demnächst erwartet, lesen Sie nächste Woche in Bild.“

Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass man mal den fiesen „Reichsbürger“ gemimt hat. „Gemimt“ ist schon das richtige Wort. Ich fand es prima, als der Typ von der „Firma Finanzamt“ von „Reichsbürgern“ gesprochen hat, um aus seinem „Ich“ ein entsprechendes Feinbild formulieren und anschließend projizieren zu wollen.

So ein Szenario sorgt natürlich für Angst und Schrecken, vor allem dann, wenn man das erste Mal erkennt, wie machtlos man selbst in der Masse ist, die sich nur allzu gern durch eine besonders perfide Art des Klagens auf der Straße „freizujammern“ versucht.

Es ist mittlerweile peinlich und ich bin sehr froh darüber, dass da niemand von „Patriotismus“ spricht, obwohl ich zu jenen gehöre, die nichts für ein Land übrig haben, da es sowieso nur eine Fiktion ist. Denn woher weiß der Boden, dass er so heißt?

Klassisch würde ich jetzt sagen: „Bitte verzeihen Sie mir den angebrachten Sarkasmus.“

Wer es noch nicht erfasst hat, findet seit letzter Zeit mal wieder ein heftiger Filterprozess statt, wo die „akustischen Aufbegehrer“ gegen das System der alten Ordnung „nach Hause“ befohlen und fortan von ihren Befehlshabern übertönt werden.

Es ist von großer Bedeutung, sich nichts vorzumachen, denn irgendwann kommt der Punkt, wo das mentale Gebilde in sich zusammenfällt. Authentizität zu sich selbst ist hier der einzige Ausweg. Man sollte sich also nichts vormachen. Das geht irgendwann nach hinten los. Nur so nebenbei.

Früher meinte der eine oder andere, was man denn schon erreicht hätte, eben weil die Vorstellung herrschte, man benötige Mehrheiten, die man zunächst erst einmal „überzeugen“ müsse. Dem ist jedoch nicht so.
Jeder ist für seine eigene Entwicklung selbst zuständig (QM: Zuständigkeit = Verantwortung und Befugnisse). Was ihm in der Regel widerfährt, erinnert ihn lediglich an diese, seine Aufgabe, die nichts mit Haben und mehr des Selben zu tun hat.

Wie wäre es also mit einem Vorangehen, also nicht in der üblichen Spaziergänger-Demo, die nur eine Ventilfunktion für das selbst geschaffene Leid ist, für das man anderen die Schuld zu geben meint, was nur eine weitere anerzogene Handlung zur Selbstentmachtung darstellt.

Während es darum geht, sich aus dem Urschleim gegenseitigen Ablenkens und Untenhaltens herauszuentwickeln, übt sich eine Mehrheit darin, den Verbleib mit allen Mitteln zu verteidigen.
Schließlich kann man niemanden an der Hand nehmen, mit ihm zehn Meter gehen, um dann zu behaupten, er sei jetzt selbst bestimmend für sein Leben verantwortlich.
Einmal mehr die Dinge in die eigene Hand zu nehmen und die Geschehnisse nicht zu bekämpfen, sondern diese für die eigene, geistige Entwicklung infrage zu stellen. So gelangt man aus der Nummer.

Jene in der Rolle der ungläubigen Opfer werden natürlich genug Ausreden finden und Zweifel anbringen wollen, was lediglich die Veräußerung ihrer eigenen inneren Haltung darstellt, während sie dies – in Ermangelung einer Selbstreflektion – jedoch nicht erkennen können oder wollen und ihr Verhalten als „richtig“ erachten, dabei ein Feindbild anbringen, um so ihre Denk- und Verhaltensmuster rechtfertigen zu wollen.

„Jeder gegen jeden.“ „Nein. Nur ihr gegen euch selbst.“

Die Medien machen sich das Verhalten der projizierten Feindbilder gewohnt zu nutze und sprechen damit den einfachen Menschen an, der gewohnt reagiert – unfähig sich über das angestrebte Reaktionsverhalten zu erheben.
Aus diesem Grund braucht man auch mit niemandem zu sprechen, der das nicht wirklich verstanden und verinnerlicht hat.
Tests haben gezeigt, dass das Reaktionsmuster so stark ausgeprägt ist, dass Angesprochene mehr oder weniger „allergisch“ reagieren, was nicht ihrer Meinung oder über ihren gewohnten Horizont hinausgeht, siehe: Verdrängungskonzepte.

„Wissen Sie, was da draußen wirklich abgeht, Murray? Verlassen Sie überhaupt jemals dieses Studio? Die brüllen doch alle nur noch rum und schreien sich gegenseitig an. Niemand verhält sich mehr zivilisiert. Niemand denkt daran, wie es sich anfühlt, der andere zu sein.“ „Joker“, „Joker“, 2019

„Reklame: Spenden Sie Jetzt! Für Ärzte ohne Gewissen.“

Die meisten Aufklärer haben schon lange die Position der Aufklärung verlassen und üben sich in gewöhnlicher Kritik an Phänomenen des Systems oder berichten mittlerweile nur noch über Sachverhalte, die sie vor Jahren wenigstens noch rechtlich infrage gestellt hätten. Warum kam es so?
Sie haben vergessen – besser: haben noch nie daran gedacht, dass es auch um sie selbst – im Näheren: auch um ihre eigene Entwicklung geht. Im Sein, nicht im üblichen Haben.

Jedoch im Rahmen gesellschaftlicher Entsprechung und weil es so manche Spende bringt, wird lieber die Rolle des Mitstreiters, -fühlenden und -leidenden zum Besten gegeben.

Und wer nicht so denkt, der gehört nicht dazu.

„Du weißt am besten, wer du sein möchtest. Du wirst dieser Mensch nur so. Auch wenn das heißt, du bist dann alleine.“ Chosen, 2022

Was kaum verstanden wird, dass mit den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern eben jenes System erzeugt und mit Konventionen und Wertvorstellungen aufrechterhalten wird, mit dessen Symptomen sich dann in gewohnter Weise kämpferisch auseinandergesetzt wird, eben weil man sich über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster nicht bewusst ist und die Betroffenen sich auf diese Weise im Kreise drehen – „fremdgesteuert“ durch ihre eigene „Programmierung“.
Das gewohnte Verhalten besteht dann in der Verteidigung der sich daraus ergebenden Grenzen.

„Menschen verteidigen notwendigerweise ihr eigenes „Ich“. Wir nennen das: „ohne Grenzen“. Sie werden lügen, betrügen, stehlen, morden. Sie werden alles tun, was notwendig ist, um das aufrechtzuerhalten, was wir „die Grenzen des Ichs“ nennen.“ Andrew Samuels, Ph.D., Revolver, 2005

oder:

„Grenzen sind die Domäne der Begrenzten.“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021

Darf es noch etwas mehr aus der Illusion sein?

Jemand, der stets Unsäglichkeiten zu erkennen meint, frage sich, welche Denk- und Verhaltensmuster ihn diese anziehen lassen, während eine Mehrheit in der gleichen Weise unterwegs ist, weil ein wichtiges Werkzeug fehlt, was das Konzept von „Alles oder Nichts“ überwindet und so Schritt für Schritt aus der Alternativlosigkeit herausführt – selbst wenn dies „utopisch“ erscheinen mag.

Für jene in der Rolle der „Gestalter“ steht der Alternativlosigkeit die Utopie gegenüber und für jene in der Rolle der „Opfer“ eben das Nichts.

Für den konservativen Denker stehen die bisherigen „gesellschaftlichen Werte“ auf dem Spiel, wenn gesellschaftliche Entwicklung den Status gewohnter Fremdbestimmung gefährdet – einschließlich des Glaubens, dass mit Zahlen bedrucktes Papier und Zahlenreihen auf dem Konto und die Arbeit, die damit beglichen werden müsse, etwas wert seien. Vereinfacht ausgedrückt.

An diesem Punkt sieht man recht nett, wie der gewohnte Denker „gestrickt“ ist.

Jene, die sich für ihr „Ich“ (Person, Rolle) halten, werden sich zunehmend unwohl dabei fühlen, da dieses sich in seiner Existenz mehr oder weniger bedroht sieht, während jene, die den Unterschied zwischen Mensch und Person verinnerlicht haben, im Existenzverlust nicht nur einen Rollenverlust, sondern auch das Schauspiel insgesamt erkennen.

„Summa summarum: An dem Tag, an dem man erkennt, dass niemandem etwas gehört, ist auch der Tag, an dem man nichts mehr verliert und damit frei wird.“

Das Gegenstück dazu lautet: Teilhabe an der Macht („Fürstentum Familie*“, Karriere), Teilhabe am Geldsystem (man darf es nutzen), die Vorstellung von Eigentum und Besitz, Hab und Gut, im Kern dass einem etwas oder jemand gehören würde – einschließlich des Lebens.

Dies macht den Menschen jedoch unfrei, der sich in der Regel für die Person hält, der dies alles zugeordnet ist und nicht dem Menschen.

Nachtrag: Es gibt Experten, die der Meinung sind, man müsse die meisten Betreuen, weil sie eben unvernünftig seien. Das bedeutet im Kern, dass sie keine eigenen Erfahrungen machen sollen.
An dieser Stelle fallen mir immer wieder jene in der Rolle der Mörder, Kinderschänder, Vergewaltiger und Serienmörder ein, die ihre Verhalten aus ihrer früheren Erziehung heraus entwickelt haben, was einmal mehr ein Überdenken der gewohnten Erziehung (unter anderem zur Gehorsamsbereitschaft) erforderlich macht. Denn: Was sich da zwischen den Beinen in diese Welt gebiert, ist ein Geschenk des Lebens an sich selbst und kein Eigentum, mit dem man machen kann, was man will.

„Verzeiht, ich weiß, ihr meint es gut. Ihr habt es nur nicht zu Ende gedacht. Ihr wollt die Welt beschützen, aber ihr wollt nicht, dass sie sich ändert. Wie kann die Menschheit gerettet werden, wenn sie sich nicht entwickeln darf?“ „Ultron“, Avengers: Age of Ultron, 2015

Hinweis: Ich bin nicht dafür zuständig, was Sie zu denken haben, sondern mache lediglich darauf aufmerksam, endlich mal damit zu beginnen.

* „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.“ Artikel 6, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (rechtsphilosophisch betrachtet)