karlranseier
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Feinde gesucht?

Lesezeit: ca. 7 Minuten

(v1.1) So wie mancher auf der Demo gerne mal ordentlich „zulangen“ würde und sich deswegen sogar den Tag freinimmt, um Bambule auf der Straße zu veranstalten, braucht es dazu stets ein Feindbild, damit Konzepte wie Kampf und Gewalt und damit verbundene Handlungsmuster gerechtfertigt werden können.

„Der Zweck heiligt die Mittel.“

Beim ersonnenen Feind handelt es sich lediglich um das eigene „Ich“ als der Feind selbst, was auf den anderen projiziert wird, worüber sich der gewohnte Denker jedoch selten bewusst ist, eben weil sich nicht in das Gegenüber versetzt wird, da auch das Reflektieren über die eigenen Verhalten recht selten beansprucht wird, während sich die Betroffenen meist im Überlebens-Modus und im Mangel bewegen.

Mitunter wird gerne von „Gewaltbereitschaft“ gesprochen, gerne in Verbindung mit Rechten, Linken, Reichsbürgern usw.
Derartige Argumente dienen lediglich dazu, die Gewaltbereitschaft in den eigenen Reihen rechtfertigen zu wollen.

„Gewalt ist die letzte Zuflucht des Unfähigen.“ „Abbas Hardin“, Foundation, 2021

An diesem Punkt wird klar, dass Kampf, Gewalt und Krieg lediglich Verhalten der eigenen Denk- und Verhaltensmuster sind, während sich in der Bevölkerung recht wenig darüber Gedanken gemacht werden, was denn die Ursache dafür sein kann, während es jeden betrifft.

Die Unterstellung, dass man den „Anderen“ ja nicht trauen könne, um damit die eigenen Sicht- und Verhaltensweisen weiter zu rechtfertigen, im Glauben man müsse sich schützen, lässt auch die noch so euphorischen Propheten dem System der alten Ordnung angehören.

„Grenzen sind die Domäne der Begrenzten.“ „Morpheus“, Matrix Resurrections, 2021

Denn was sich da bedroht fühlt, ist nicht der Mensch, sondern lediglich sein „Ich“ in seiner Existenz, was über ihn solange herrscht, solange er sich nicht damit auseinandersetzt.

„Gewalt ist das Werkzeug der Unwissenden – und ihren Gegnern.“

Der „ersonnene Feind“ trägt dazu bei, den Erhalt des „alternativlosen“ Systems der alten Ordnung, im Kern die eigene Existenz des „Ichs“ (selbstreferenzierend) weiter rechtfertigen zu wollen, verbunden mit der Angst vor dem Nichts, was dem System anerzogen gegenüber stehen soll.

„Das Problem ist, dass sich das „Ich“ dort versteckt, wo man es zuletzt erwartet. Nämlich in sich selbst.“ Dr. Peter Fonagy, PH.D., FBA, Revolver, 2005

Der gewohnte Denker unterscheidet nur zwischen „bestehender (im Sinn von statischer) Bedeutung“ und „keiner Bedeutung“, während der Gedanke „Änderung einer bestehenden Bedeutung“ für ihn „utopisch“ erscheint. Vereinfacht ausgedrückt.

Die Angst vor dem „Nichts“ ist bei manchem so groß, dass er sich in Extremsituationen nur noch zwischen „Gewalt gegen andere“, Gewalt gegen sich“, „Resignation“, „Regression“ usw. zu entscheiden meint, wenn ihm die Aussichtslosigkeit über den Kopf wächst.

Vor Jahren brachte sich jemand um, nur weil das Finanzamt die Maschinen des von ihm geerbten Unternehmens neu bewertet hat und er plötzlich mehrere hunderttausend Euro Steuern zahlen sollte.

Der Glaube an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier, verbunden mit der Vorstellung einer „alternativlos“ erscheinenden Situation, sollte dem einen oder anderen besser zu einem Denkanstoß bewegen.
Wer jedoch der Meinung ist, dass er ja nicht anders könne, ist dies lediglich die Aussage dafür, dass er nicht in der Lage scheint, sich über seine eigenen Denk- und Verhaltensmuster erheben zu können.

Aus diesem Grund ist es immer einfacher, wenn „die Anderen“ daran schuld sind, womit er sich mit diesem Gedanken nur selbst entmachtet und nicht wundern darf, wenn ihm dann so geschieht, wie es ihm gebührt.

Das Unvermögen über den Horizont des Systems der alten Ordnung hinauszudenken und damit auch über die eigenen Denk- und Verhaltensmuster, die eben jenes System aufrechterhalten, beruht auf mangelnder Selbstbeobachtung der eigenen Verhalten, verbunden mit reichlich Ablenkung und Beschäftigung „im Außen“: auf der Suche nach Rettern und Erlösern, Ruhe vor den „Anderen“ und finanzieller Sicherheit der eigenen Existenz &c.

„Finanzielle Freiheit“ und „Arbeit macht frei“, sind vom Prinzip her das Selbe.

Wer hier jetzt nur in „Reich und Staat“ als „Endlösung“ denkt, denkt – auch wenn ihm das jetzt nicht gefällt – nicht weit genug, da er sich weiter mit seinen ersonnenen Feinden nur in der üblichen „Systemsoße“ bewegt.

Demnach scheinen Um- und Weiterdenken sinnvoller zu sein, als sich weiter an den gewohnten Denk- und Verhaltensmuster festzuklammern, in der Vorstellung, dass ein Mehr des Selben davon „noch viel besserer“ sein soll.

Es geht nicht darum, das Bisherige hochzuhalten, sondern es konsequent infrage zu stellen. Erst so wird DAS wieder sichtbar, von dem sich der Mensch bereits lange abgewendet hat. Hinweis: Und dies hat nichts mit einem „Reich“ oder ähnlichen fiktiven Strukturen zu tun. Stark vereinfacht ausgedrückt und zum selbst Vordenken gedacht. Für all jene, die sich im Kern noch weiter in konsequenzloser „Verantwortung“ bewegen wollen. Es trägt niemand außer Sie selbst für das was Ihnen geschieht die Verantwortung und dies nicht trotz Ihres schönes Redens, sondern wegen Ihrer Denk- und Verhaltensmuster, die für Sie die Situationen ins Leben ziehen.

Musikalische Nachbehandlung:

Gedanke: Jemand fragte einmal, warum es Raum und Zeit gibt und so antwortete ich: „Raum ist dazu gedacht, damit man sich morgens im Bad nicht auf den Füßen steht und Zeit, damit man pünktlich an die Arbeit kommt.“