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Neues Virus, altes Virus

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(v1.2*) Okay, so neu ist es auch wieder nicht. Doch wie es so ist: Manchmal sieht man die Bäume vor lauter Wald nicht und ein Sachverhalt kann noch weitere Sichtweisen enthalten, die sich – je nach Haltung – erst nach einer gewissen Zeit (wieder) offenbaren.

Wer sich für verantwortungsvoll erachtet, wird sein Denken und Handeln mitunter seiner Vernunft und seinem Gewissen unterziehen und sich fragen, ob dieses Handeln überhaupt notwendig ist. Vorausgesetzt er ist sich beiden bewusst. Manchmal ist es sinnvoll, bestimmte Handlungen nicht einfach nur anders zu tun, sondern sie mitunter und weit genug gedacht, grundsätzlich zu unterlassen.

Der gewohnte Glaube an der Wert von „Sichteinlagen“ und mit Zahlen bedrucktem Papier und was man sich da so alles „kaufen“ kann, wo man davon ausgeht, dass es einem dann auch gehört, lassen hingegen den weiten Horizont, nicht selten den Blick auf das Bankkonto verkürzen.
Es ist der Glaube selbst, dass Zahlen einer Sache oder einem Wesen einen Wert verleihen würden, der sich als kollektiver Irrglaube herausstellt.
Es ist der Glaube, dass Zahlen einen Wert enthielten, während jedoch vergessen wurde, dass das, was man bei Zahlen empfindet, jenen Wert des Lebens selbst symbolisieren, während der Mensch sich eine Welt der Dinge und Teile schuf, wo er das Unteilbare immer weiter zu unterteilen versucht, bis er sich selbst und seine wesentliche Aufgabe darin vergaß.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen (Werte), die wir den Dingen (Sachen und Wesen) verleihen.
Selbst wenn man sich kollektiv von der eigenen natürlichen Entwicklung verabschiedet hat und dies für „normal“ hält, nur „weil es ja schon immer so war“, kommt irgendwann jener Moment, wo das ganze Kartenhaus in sich zusammenfällt.
Die Welt mit Zahlen ausdrücken zu wollen, ist eine sehr reduzierende Vorstellung, die dann durch den Glauben an „Sichteinlagen“ und mit Zahlen bedrucktem Papier, was jeder zwar nutzen, doch nur wenige „erschaffen“ dürfen.

Mathematik ist dabei nicht die „Sprache der Natur“, sondern nur ein vom Menschen künstlich geschaffenes Werkzeug, um das, was er beobachtet, zu interpretieren und in einen Bezug bringen zu wollen.
Und je mehr er sich damit dem „Unbegreifbaren“ annähert, um so wirksamer erscheint das von ihm erdachte. Gleiches trifft auch auf die Schrift zu, die er erfunden hat, um zu dokumentieren und zu kommunizieren, um das Erlebte zum Ausdruck zu bringen.
Sicher gibt es derer noch mehr Aspekte, als mir dies hier bewusst ist, da auch diese Gedanken so, wie ich sie gerade schreibe, spontan sind.

In seinem Schaffensprozess, hat der Mensch selbst, alle seine Lebenssituationen jedoch nur scheinbar im Griff. Das liegt daran, dass er sich – meist fachorientiert – mit für ihn im Kern wichtige Themen auseinandersetzt.
Nicht nur die Philosophie, die Theologie, die Wissenschaft, die Politik, das Recht und die Psychologie lagerte er aus.
Darüber hinaus gab er – sozusagen – auch seine Ernährung in fremde Hände.
Am Ende entschied er sich, sich auf Arbeiten und Geld verdienen zu reduzieren. All dies im Glauben an mit Zahlen bedrucktes Papier und allem, was sich damit noch in Bezug stellen lässt – einschließlich seiner „Herren“, den Erschaffern der Werte aus dem Nichts.

Wer mitunter öfters Beiträge hier liest, ahnt vermutlich, dass es nicht darum geht, nur ein anderes Geldsystem ins Leben zu rufen und damit habe sich der Fall auch schon erledigt. Es wäre auch nur ein Aspekt notwendiger Veränderungen. Das T-Konto, als Symbol der nach außen verlagerten Vernunft, der Kaufmann, als Inhaber der Vernunft (der anderen). So am Rande.

Doch so ein künstliches System, wie es sich der Mensch schuf, funktioniert nicht einfach von selbst. Es braucht den Menschen – besser: es braucht Bedarfe auf den einen und Bereitschaft, diese Bedarfe decken zu wollen. Und diese beiden Aspekte des Systems sind Vernunft und Gewissen, beide in der Form, dass sie möglichst unterentwickelt bleiben, damit sich darauf so ziemlich jedes Geschäft gestalten lässt.
Die anerzogene Trennung im Menschen sorgt dafür, dass das Gewissen mitunter sich zwar meldet, jedoch durch reichlich Ablenkungen – zumindest eine Weile – wieder betäubt werden kann.

Eine globale Gesellschaft, mit ihren bisher nur das weltweite Geschäftsmodell förderlichen Denk- und Verhaltensweisen, ist nur als zerstörerisch zu bezeichnen, während der Einzelne bereits durch sein „Ja, aber ich muss doch auch (über)leben“, zu einem willigen Mitstreiter in der Sache selbst wird.
Dabei wirken Klagen, Beschweren und Fordern, lediglich als Ventilfunktion für das selbstgeschaffene Leid und Gewissensdruck, der sich aus der Verdrängung der eigenen Gefühle heraus ergibt.

Der Indianer, der keinen Sch(m)erz kennt, wird so zu seinem eigenen Opfer.

Doch hat jedes Denken und damit verbundenes Handeln Auswirkungen, und solange der Mensch sich über seine eigenen Denk- und Verhaltensweisen nicht bewusst ist, so wird er sich weiter wie etwas Verhalten, dem er allzu gerne die Schuld gibt, wenn er „mal krank“ ist: an einem Virus oder durch einem anderen, der daran schuld sein, der ihn „angesteckt“ haben soll.
Es fehlt ein Gesamtbild, was sich nicht durch bloße Anreihung von loses beobachteten Dingen und Teilen „zusammensammeln“ lässt, wie dies nicht selten traktiert wird, während die Jagd nach noch mehr Details von Details, irgendwann den Aspekt des „Warum“, hat die „Jäger“ hat eines vergessen lassen: den Menschen selbst.

Viren haben dem Menschen zwei wesentliche, unschlagbare Eigenschaften voraus, die ihn hat Jahrmillionen überleben lassen: Sie kommunizieren miteinander und passen sich dadurch jeglichen Veränderungen an. Der Mensch hingegen hat sich ein System geschaffen, wo er damit beschäftigt ist, sich gegen alles und seinesgleichen zu schützen, um das Erreichte weiter zu mehren und zu sichern. Die Frage, die sich stellt: Ist der Mensch wirklich so entwickelt, wie er tut?

Schaut man sich das Thema „Bill Gates & Impfen“ an, kann sich auch der Hinweis daraus ableiten lassen, dass es besser ist, sich von den gewohnten Denk- und Verhaltensweisen zu verabschieden, statt sich weiter an ihnen festklammern zu wollen.

Wer meint, „die Anderen“ würden ihn ja dazu zwingen, gewohnt so handeln zu müssen, der irrt. Denn es sind lediglich seine eigenen Denk- und Verhaltensweisen, die ihn das fühlen und glauben lassen, die er dadurch zu verteidigen und rechtfertigen versucht, dass ja „die Anderen“ daran schuld seien.

„Ja, aber ich muss doch auch (über)leben“.

Nicht der Mensch ist das Virus, sondern nur seine Denk- und Verhaltensweisen, seine Programmierung sozusagen. Und nur er selbst hat die Macht, diese zu ändern – bei sich selbst. Noch unterliegt er dabei einer wesentlichen Täuschung: Seine Denk- und Verhaltensweisen machen ihm vor, er sei sie, damit verbunden all das, was sich der Mensch unter diesem wesentlichen Aspekt schuf.

Das ist der Grund, warum die meisten in der Vorstellung unterwegs sind, sie seien die Rolle, die sie mit Zahlen bedrucktem Papier belohnt spielen.

„Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle spielt oder ob man die Rolle ist.“

„Er (der Mensch) hat die Philosophie, Kunst und die Wissenschaft erfunden. Er hat den Altruismus entwickelt. Die Reichweite und den Umfang seiner Kommunikation, seines Austauschs und seiner Überlegungen gesteigert. Er hat sich selbst Werte, eine Moral und eine Ethik auferlegt.
Nach und nach hat auch dies Religionen, den Handel und die Politik erfunden. Aber auch Diskriminierung, Hass und Folter.
Er hat die Konsumgesellschaft erfunden, die Zerstörung von Land und Meer, die Ausbeutung anderer Arten, einschließlich seiner eigenen.
Dem Menschen ist die Meisterleistuung gelungen, die höchsten Gipfel der Erde und die tiefsten Ozeane zu verschmutzen, die Organismen zu schädigen und die Umgebung seines Planeten zu vermüllen.
Jede Minute schenkt er 250 Kindern das Leben und produziert 4.000 Tonnen Müll.
Jeden Tag stellt er 240.000 Autos her und vernichtet 400 lebende Arten.
Jedes Jahr überlässt er fast 9.000.000 Kindern unter fünf Jahren den Tod und zerstört 13.000.000 ha Wald.
Der Mensch scheint dem Glauben, dem Wissen vorziehen, das Haben dem Sein. Das Bild vom Glück, dem Glück selbst.
Er meint alles zu beherrschen und beherrscht nicht einmal sich selbst.
Er hat als einzige Art die Fähigkeit entwickelt, seine eigene Umwelt zu zerstören, ohne die Weisheit entwickelt zu haben, es nicht zu tun. Der Mensch, unreif und unmündig, ist zum Besten und zum Schlimmsten fähig. Wird er das Alter der Vernunft erreichen, bevor er sein eigens Haus niedergebrannt hat?
Diese Frage ist ist alles andere, als unbedeutend.“ „Eine überschätzte Spezies?“, ARTE, 2018