Vordenken, vordenken, vordenken
(v1.15*) Auf Facebook kotzte es die Tage jemanden an, dass sich so viele streiten und so entzweien würden. Ein Impuls, daraus ein paar Gedanken zu entwickeln.
Vorab bedarf es zu wissen, dass die große Mehrheit der Gesellschaft bereits zusammenarbeitet und zwar entschieden gegeneinander und wenn sie sich in den wohlwollend zugestandenen Privilegien (z.B. den Grundrechten) eingeschränkt sieht, gehen so manche auf die Straße, um dafür zu demonstrieren.
Das bringt jedoch nicht wirklich etwas, außer der Erkenntnis natürlich, dass es nichts bringt – auch nicht ein mehr des Selben.
„Demos bringen nichts. Damit verschleiern wir nur unser Nichtstun… Wir demonstrieren gegen die Agrarpolitik, nachdem halb Afrika verhungert ist. Wir rationieren das Wasser, nachdem das Grundwasser knapp wird, wir reden über den Klimawandel, nachdem die Welt in Flammen steht.“ „Samantha“, Utopia, 2020
Entzweiung findet auch dort statt, wo Meinungen ignoriert und Meinungsaustausch verhindert wird.
Komisch wird es dann wenn Menschen unter vier Augen anders reden, als wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen.
„Neo, genau wie ich, wirst du irgendwann einsehen, dass es ein Unterschied ist, ob man den Weg nur kennt oder ob man ihn beschreitet.“ „Morpheus“, The Matrix, 1999
In der Kindheit (6 bis 10) konnte ich beobachten, wenn ich mit Gleichaltrigen spielte, verhielten sie sich stets anders, als wenn sie in der Gruppe auftraten.
Das Gruppenverhalten war ein anderes, als „unter vier Augen“. Irgendwie hat es mich schon sehr früh interessiert, was da so am Wirken ist. Menschliche Verhaltensmuster. Doch erst mal wollte ich Betriebsschlosser werden. So am Rande.
Mit noch so viel demonstrieren bekommt man die aktuelle Situation nicht in den Griff, um dann von Freiheit sprechen zu können. Eine Demonstration ist lediglich eine Ventilfunktion für angestautes Leid und Frust – vorausgesetzt, man hat sie angemeldet.
Es geht schon lange nicht mehr darum, nur das Gestern wieder herbeiklagen zu wollen, allein deswegen, weil sie doch insgesamt eine alternativlos geglaubte Märchenstunde ist, wenn man die Nummer erst einmal verstanden hat. Das bedeutet jetzt nicht, dass sie deswegen bedeutungslos wird.
Sie dient durch ihre Infragestellung dazu, um die mentalen Grenzen des Systems der alten Ordnung zu überwinden und damit das System selbst, weil es sich auf der mentalen Ebene befindet und durch die gewohnten Denk- und Verhaltensweisen am Laufen gehalten wird, die kaum jemand betrachtet, eben weil er durch gewohnte Inszenierungen, die diese Denk- und Verhaltensweisen triggern, abgelenkt ist. Man steht sozusagen vor der offenen Tür. Stark vereinfacht ausgedrückt.
Freiheit findet nicht im Rahmen von Vorgesetzten/Untergebenen-Strukturen statt – noch nicht einmal bei „gerechten“ Vorgesetzten. Dort geht es immer nur um Freiheiten und Freizügigkeiten, die wohlwollend zugestanden und schriftlich vereinbart werden – zumindest solange, wie es für die „Herrschenden“ opportun erscheint.
Insgesamt handelt es sich jedoch um ein für ernst gehaltenes Schauspiel. Ernst, eben weil man es für alternativlos erachtet, was es jedoch nicht ist.
„Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt oder ob man die Rolle ist.“
Die Rolle erscheint nur deshalb so ernst, weil sie gewohnt(!) belohnt wird – von „außen“. Der Mensch, der im Haben erzogen wurde, ist solange nicht frei, solange er daran glaubt „haben“ zu müssen. Haben ist der nach außen umerzogene Entwicklungsprozess und Grundlage, um damit die Fremdbestimmung aufrechtzuerhalten.
„Wer bekommt, dem kann auch wieder genommen werden.“
„Wir kontrollieren die Materie, weil wir den Geist kontrollieren. Die Wirklichkeit spielt sich im Kopf ab. … Die Naturgesetze machen wir. Wir entscheiden, ob sich die Erde um die Sonne oder die Sonne um die Erde dreht.“ „O‘Brian“, „1984“, Hörspiel
„Auch wenn es gruselig erscheint: Es geht darum, dass die Bevölkerung lernt, a) keine (verantwortungslosen) Parteien oder jegliche Vorgesetzten (z.B. „Volksvertreter“) mehr zu wählen, b) sie selbst für ihr Handeln vorausschauende Verantwortung trägt, sich c) selbst wieder eigenständig, statt bevormundet entwickelt und c) allem voran ihre Kinder sich wieder natürlich entwickeln lässt, also nicht wieder nur zum gehorsamsbereiten und auf Belohnung hoffenden Untergebenen, der dann wieder ein Paradebeispiel und Grundlage für a) Herrschaftssysteme und b) (wie aktuell) für faschistische Auswüchse wäre.“ Kommentar bei Anonymous/RT-Deutsch
Der freie Mensch orientiert sich am Leben und an dessen Prinzipien. Vernunft und Gewissen sind nur zwei davon.
Die Existenz hat mit dem Leben nur in der Weise zu tun, dass sie das Gegenstück zum Leben ist.
Existenz ist jener Alltag, dem die meisten meinen nachgehen zu müssen und sich nun darüber beschweren, dass dieser nun eingeschränkt ist. Gedeckelt wird das ganze Tamtam mit dem verdreht gelernten Umgang mit der Angst.
Genauer gesagt: Verlustangst, man könnte dieses oder jenes verlieren, weil einem irgendwann mal glaubhaft gemacht wurde, etwas oder jemand würde einem „gehören“.
Das betrifft auch die Vorstellung, dass einem das Leben „gehören“ würde, was in der Regel mit der Existenz verwechselt wird.
Die Existenz, ist nur eine anerzogene, isolierte und kontrollierte Vorstellung ein Teil vom Leben zu sein, was vom Wohlwollen anderer abhängt, statt Teil des Lebens selbst zu sein, was diese Bedingungen nicht hat.
Die Menschenwürde, die das Leben selbst ist, braucht nicht geschützt zu werden, während das, was geschützt werden mag oder werden soll, lediglich die Existenz in ihrer gewohnten Form ist. Früher hat man die Menschen mit Gewalt unterworfen, heute lassen sie sich freiwillig „schützen“ – sogar vor sich selbst.
„Uns ist berichtet worden, es habe zahlreiche Massaker gegeben. Wird die UN einschreiten, um das Blutvergießen zu beenden?“ „Wir sind hier, um den Frieden zu bewahren, nicht um ihn zu schaffen.“ „Colonel Oliver“, Hotel Ruanda, 2004
Wie wichtig doch der Blick auf die eigenen Denk- und Verhaltensweisen ist und welche Bedeutung Vernunft und Gewissen im Kern haben.
Wer weiß schon, dass man über die Jahrtausende ein System schuf, wo mehr und mehr das Natürliche durch das Künstliche verdrängt wurde, wo irgendwo jemand sitzt, der darüber befindet, wie die Masse sich zu bewegen hat.
Ehrlich: Das Letztere wäre doch viel zu einfach gedacht – für all jene, die noch nach dem Schuldigen der Schuldigen suchen, damit man weiter an der eigenen Opferrolle festhalten kann.
Denn wer weiß schon, dass die gewohnte Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft, die Grundlage für hierarchische Ordnungsstrukturen (Herrschaftssysteme) bildet und allem, was damit zu tun hat – einschließlich künstlich geschaffener Regelwerke (positives Recht) und damit verbundene Rollenspiele.
Der Mensch, der fremdbestimmt aufwächst, kann sich nur sehr spärlich in Vernunft und Gewissen durch eigene Erfahrungen entwickeln, er soll ja – fremdbestimmt – immer entsprechen und man bestimmt, was für ihn „gut und richtig“ sein soll.
Und wenn er „erwachsen“ erscheint, meint er sein Handeln damit rechtfertigen zu wollen, er sei frei, nur weil er „über andere“ bestimmen kann, Freiheit mit finanzieller Freiheit verwechselt, wann er den Müll rausbringt, wo er Urlaub macht und welches Auto er sich demnächst kauft.
Nur über die unwichtigen Dinge lässt man das „Volk“ entscheiden. Und wenn das „Volk“ mal aufbegehrt, dann tut es dies für gewöhnlich nur im Sinne der ihm vorgegebenen Regelwerke. Augen rollender Smiley. Wie sehr Konditionierungen doch wirken.
Die meisten Menschen denken selten darüber nach, zu was sie über das Gewohnte hinaus zu bewirken im Stande sind, weil man ihnen in der Kindheit mitunter eingeredet hat, dass sie ja sowieso nichts können oder erst mal etwas werden müssten.
Es bringt nichts sich mit billigen Kompromissen zufrieden zu geben, nichts ahnend, dass anschließend wieder einmal mehr die Verlängerung gebucht wurde, nur damit es so weitergeht, wie bisher.
Wer sich nicht mit seinen eigenen Denk- und Verhaltensweisen auseinandersetzt, der weiß nicht wie er funktioniert.
Wer weiß schon, dass man sich mehrheitlich in einer mentalen Seifenblase (mal etwas anders als der gewohnte Kopfknast) bewegt?
Wer weiß schon, dass die Dinge, die so mancher zu erkennen meint, von einer unsichtbaren, künstlich geschaffenen Vorstellung von Recht überlagert sind?
Wer weiß schon, dass es nichts nutzt sich für die Grundrechte einzusetzen, eben weil sie künstlicher Natur sind, jedoch das notwendige Um- und Weiterdenken über das Gewohnte hinausgeht.
„Freiheiten und Freizügigkeiten sind keine Freiheit.“
Wer sich mal mit den Grundrechten auseinandergesetzt hat, wird schnell erkennen, dass sie noch nicht einmal bedingungslos, sondern immer mit einer Form der Fremdbestimmung verbunden sind.
Der „Kampf für die Grundrechte“ wird mit Maske und Erlaubnis in der Hand zur Farce.
„Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Art. 2, Abs. 1 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Doch gerade darum geht es. Denn was ist letztlich eine verfassungsmäßige Ordnung, wenn nicht eine geistige?
Es hat also nichts damit zu tun, welchen Widerstand man anzuzetteln bereit ist und dem sich andere dann wieder entgegenstellen.
Es geht mehr oder weniger das zweite Mal im Leben darum, sich wieder selbst zu entwickeln. Das hat nichts damit zu tun, dass „die Anderen“ erst weg müssen.
Das ist ein Irrglaube und zudem nur ein Verdrängungskonzept, was typisch für die Denk- und Verhaltensweisen der alten Ordnung sind. Und genau mit dieser hat man es im Kern zu tun.
Das Thema „Die Anderen“ regelt sich von selbst, wenn man sich für die eigene „Entwicklung“, also für das Leben entscheidet.
Es gibt so ein paar „Experten“, die eine ziemlich schräge Vorstellung haben, man wolle in der neuen Ordnung die Menschen unterwerfen. Dabei unterwerfen sie sich die ganze Zeit bereits selbst und erziehen „ihre“ Kinder selbst zu gehorsamsbereiten Untergebenen, die dann für ihre Entsprechung, auf Belohnung hoffen dürfen.
Der Aufgebrachte wird darin wenig erkennen, weil er sich im Widerstand bewegt und sich der Einschränkungen zu entledigen versucht, die ihm auferlegt wurden.
So ist er beschäftigt und funktioniert sozusagen „auf Abruf“.
Einmal mehr, um über die eigenen Denk- und Verhaltensweisen vorzudenken, die das erst ermöglichen und nicht das, was mitunter „heroisch“ da von sich gegeben wird.
Das Tun wird von den Denk- und Verhaltensweisen beeinflusst, veränderte Denk – und Verhaltensweisen, führen zu verändertem Denken und Handeln – einschließlich der Bedeutungen, die man den Dingen verleiht.
Es ist ein Unterschied, ob jemand Angst davor hat, etwas zu verlieren, als jener, der erkannt hat, dass niemandem etwas gehört.
Der Deutsche soll lernen, dass sein ewiges Wählen von Vorgesetzten, endlich mal zu Ende sein muss und dass es nicht nur um ihn geht, während ihm der Rest egal ist.
Denn an seine eigene und damit auch gemeinsame Entwicklung denkt kaum jemand, in der Regel geht es um die Erhaltung und Verteidigung des Bestehenden und der damit verbundenen Denk- und Verhaltensweisen.
Die Vorstellung, sich im gewohnten Denken zu bewegen, sich also unabhängig von der Welt zu sehen, lässt die Mehrheit übersehen, dass sie durch ihre Denk- und Verhaltensweisen aktive Teilnehmer des Systems der alten Ordnung sind und somit mitverantwortlich an den stattfindenden Geschehnissen. Warum?
Weil keiner bestraft werden mag, gleich in welcher Form auch immer. Schmerzvermeidung nennt sich das.
Belohnung und Bestrafung sind zwei Methoden, um die Gehorsamsbereiten in die passende Richtung zu schieben, wie es gerade benötigt wird.
Die Tage haben sogenannte Polizeibedienstete auf einer Oma herumgeprügelt. Es ist schon bemerkenswert wie hoch die Gewaltbereitschaft bei so manchen Menschen ist. Früher hat man Gewaltbereitschaft immer in den „Reichsbürgern“ erkennen wollen, heute nennt sich das Feindbildprojektion, um später das eigene Handeln, gepaart mit „dem Gesetz auf der Seite“, rechtfertigen zu wollen.
Jedoch ist die Nummer mit dem Gesetz vorbei, selbst wenn so mancher Staranwalt noch daran zu glauben meint. Denn „Anwalt“ ist auch nur eine Rolle im Rollenspiel.
Gerechtigkeit ist eine Eigenschaft des Einzelnen, der sich in Vernunft und Gewissen entwickelt und die er nicht einfach erst mal von „anderen“ fordern kann.
Gerechtigkeit hat nichts damit zu tun, mehr als der andere zu haben, noch hat sie mit „angemessener Vergeltung“ oder Bestrafung zu tun.
Die Nummer, IN der das ganze Tamtam stattfindet, ist insgesamt vorbei. Nur realisieren die meisten das nicht, sind noch immer damit beschäftigt, sich gegenseitig „die Butter vom Brot zu nehmen“ oder die Schuld zuzuschieben. Die Angst vor dem Verlust der Existenz, zeigt ihre sicht- und spürbaren Ausblühungen.
Willensbekundungen und Absichtserklärungen gibt es reichlich. Zwar wollen jene, dass sich etwas ändert, jedoch wollen sie selbst nicht davon betroffen sein.
Jener Mechanismus, der auch für das selbst geschaffene Leid verantwortlich ist. Man klammert sich am Alten (den Denk- und Verhaltensweisen) fest und meint gleichzeitig das Gegenteil fordern zu müssen.
Letztlich ist jeder für seine eigene Situation verantwortlich und hat gleichzeitig und tatsächlich auch die Macht, etwas zu ändern. Es geht darum wieder „Herr über sich“ zu sein, statt gewohnt „Herr über andere“ sein zu wollen.
Nur halt nicht einfach das, was er – besser: seine gewohnten Denk- und Verhaltensweisen sich wünschen.
Etwas zum Vordenken, was mangelnde Vernunft und mangelndes Gewissen angeht und welche Auswirkungen beide haben, wenn sie sich wieder gewohnt entwickeln.
„Bei 1,7 Mrd. können wir so dekadent, maßlos und Scheiße sein, wie wir wollen. Bei 10 Mrd. müssen wir strategisch sein, wir müssen bescheiden sein, wir müssen selbstlos sein. Und wie ihr wisst, sind wir darin nicht so gut.“ „Dr. Kevin Christie“, Utopia, 2020
Letztlich ist der Lösungsweg ja auch ein anderer.
Ein Glück.
Nachtrag: Sollte es Ihnen das Vordenken große Mühe bereiten, um über den gewohnten Horizont hinauszudenken, dann ist das ein normale Erscheinung innerhalb des Systems und war bisher auch gewollt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es deswegen nicht möglich ist.
„Letztlich steht nur eines auf dem Spiel: Das Spiel selbst.“