Aus einer anderen Sicht
(v1.1, Nachtrag) Hat man erst einmal verstanden, dass weder etwas oder jemand einem gehört, nicht einmal das Leben selbst, dann gibt es auch nichts mehr zu verlieren. Aus dieser Sicht heraus, lässt es sich dann auch entspannt nach vorne blicken.
So kann man einer Veränderung selbst entschlossen entgegengehen, sie gestalten oder (lieber) mit dem Gefühl herumlaufen, gezwungen zu sein. Letzteres ist der gewohnte innere Zustand, sich gegen Veränderungen zur Wehr zu setzen, während mitunter Veränderungen gefordert werden, und der Irrglaube herrscht, dass andere möglicherweise an der eigenen Lebenssituation „schuld“ seien.
Bei diesen wenigen Gedanken, wie sie auf diesem Blog nicht das erste Mal zu lesen sind, geht es nicht einfach darum, diese einfach nur anzunehmen, sondern ruhen auf einem Fundament, bestehend aus eigenen und fremden, meist insystemischen Erfahrungen, Dialogen, Beobachtungen. Kaum jemand erkennt es als „Herausforderung“, mehr erscheint es den Akteuren als „Problemstellung“, was wiederum etwas über die jeweilige innere Haltung aussagt.
Sich damit auseinanderzusetzen, ist wie ein Eintauchen in das Thema, nicht einfach gewohntes Kopieren und Nachmachen, um anschließend dann von Veränderung sprechen zu wollen.
Es ist ein Eintauchen in eine mentale Welt der Verhalten, Denkweisen und Glaubenssätzen, verbunden mit der Infragestellung des beobachtet-erlebten Gegebenen, statt – wenn es unangenehm daherkommt – nur reichlich bekämpft zu werden, um später in der Rolle des „Siegers“ hervorzugehen, doch mental weiterhin zu Hause im System der alten Ordnung zu verbleiben. Eine Frage lautet mehr, was bspw. die Ursache für das Verhalten des Kämpfens ist. Um es gleich zu „sagen“:
Mir reichen die gewohnten Erklärungen nicht aus, die sich damit zufrieden geben, dass der Mensch „von Natur aus eben so sei“ und woher das alles aus der Vergangenheit kommt oder kommen soll, um so sein eigenes, gewohntes Denken und Handeln weiter rechtfertigen zu wollen.
Es geht darum, ein Werkzeug für den eigenen „Geist“ zu entwickeln und in „Händen“ zu halten, statt gewohnt das Klageliedchen „Weil es schon immer so war“ und „WIR müssen uns gegen DIE ANDEREN wehren“ anzustimmen, um so die eigenen Denk- und Verhaltensmuster weiterhin zu rechtfertigen /zu „schützen“.
Mitunter schwer zu verstehen, dass die eigenen Denk- und Verhaltensmuster einem anerzogen(!) einen Streich spielen, die mitunter wiederum reale „Feinde“ schaffen, was übrigens auf beiden Seiten des Spiels der Gegnerschaft der Fall ist.
„Denk‘ daran. Nur weil dich jemand wie seinen Feind behandelt, hast du kein Recht, ihn auch so zu behandeln.“ „Imam“ zu „Kamran“, Ms. Marvel, 2022
Dazu ist die Kenntnis über den Unterschied zwischen Mensch und Person notwendig, da mehrheitlich aus der Person – für die sich der Mensch in der Regel hält – gedacht und gehandelt wird. Der Mensch hat eine Person (Rolle, Hülle), er ist nicht die Person.
* „Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt oder ob man die Rolle ist.“
Durch die „Verschmelzung“ von Mensch und Rolle, konnte es gelingen, dass sich der Mensch selbst versklavt, seinen Denk- und Verhaltensmuster unterwirft, künstlichen Regelwerken und falschen Autoritäten hinterherläuft, weil er sich selbst vergessen hat und dem „Ich“ („Jakob“, hebräisch für „Fersenhalter“) den Vorrang gab, mit all seinen „Vorteilen“, wenn es ums „Haben“ geht, weshalb der Mensch („Esau“) die Aufgabe erhielt, sich wieder selbst zu finden, indem er sich durch den Prozess der Infragestellung des Systems wieder über sein „Ich“ (Denk- und Verhaltensmuster) erhebt und so wieder „Herr über sich“ wird. Siehe: „Esau-Segen“.
Je länger man sich mit den Feinheiten auseinandersetzt und es als neue Art der Betrachtung und Haltung bei sich etabliert und (vor)lebt, desto ruhiger wird man auch gegen mögliche – ich nenne sie mal „spontane Anfeindungen“, die dann keine Wirksamkeit mehr entfalten, wo man sich früher noch als „angemacht“ betrachtet hat – „Prüfungen“.
Es wirkt dann zunehmend so, als ob man ein Szenario tatsächlich als reale Lernumgebung wahrnimmt, statt als gegebene Situation, die einem als feindlich erscheint.
Hinweisend: Wenn sich etwas bedroht fühlt ist das nicht der Mensch, sondern lediglich sein „Ich“, seine Person.
Vom „Menschen“ auf Basis seiner Denk- und Verhaltensmuster gemachte Gesetze (positives Recht) beziehen sich auf die Personen, die er (unbewusst, weil ihm der Vergleich fehlt) einnimmt, oder ihm auferlegt werden – als ob es das „Normalste“ auf der Welt sei.
An der Person hängen die gewohnten Konventionen und Wertvorstellungen (gesellschaftliche „Werte“): Teilhabe an der Macht (Fürstentum „Familie“, Karriere, die Rolle des „Erhabenen“ und die des „Untertanen“) Teilhabe am Geldsystem, Teilhabe an der Arbeit, Produkte, Dienstleistungen, Beruf, Eigentum, Besitz, „Hab und Gut“, gesellschaftliche Anerkennung, verbunden mit der Vorstellung, dass einem etwas oder jemand gehören würde, ob gekauft oder „genommen“, für das man dann „Gebühren“, „Abgaben“, „Steuern“ oder sonstiges zu zahlen hätte.
Erstere sind Privilegien, die einem wohlwollend zugestanden werden wie auch die „verbrieften“ Grundrechte und diese solange gewährt werden, solange die Situation opportun erscheint.
Dabei darf nie vergessen werden, dass es so etwas wie „gerechte und ungerechte Vorgesetzte“ (jene in der Rolle der Autoritäten an sich) lediglich in der geschaffenen, für einzig und alternativlos und deswegen auch für „ernst“ zu erachteten Fiktion gibt – Rollenspiel – Personenstück.
Mit dem Erkennen der Person, erkennt man zunehmend auch den Menschen wieder, der sich einst im Rollenspiel vergessen hat – nicht selten bemüht „endlich etwas werden“ zu wollen.
„Geh’ erst mal arbeiten, damit du was wirst.“
„Da ist so eine Grundeinstellung da draußen. Da geht was ab, da ist so viel Hoffnungslosigkeit. Was sollen wir da machen?“ „Das ist nicht leicht zu beantworten, aber wenn… vielleicht gelingt es uns durch das Fernsehprogramm oder auch durch andere vorstellbare Programme den Menschen klar zu machen, dass jeder Einzelne von ihnen wirklich wertvoll ist.“ „Ja, und das geht schon in der Kindheit los. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig sie ist.“ „Ich glaube nicht, dass sich jemand gut entwickeln kann, wenn er nicht als derjenige akzeptiert wird, der er ist. Man hört so oft den Satz: „Oh, wenn du mal groß bist, wirst du es zu etwas bringen.“ Das sagen so viele in diesem Land. Das heißt, ein Kind wird also für das wertgeschätzt, was es mal sein wird und nicht für das, was es ist. Es wird eines Tages ein großer Konsument. Und je schneller wir die Kinder aus dem Nest werfen, damit sie unsere Produkte kaufen können, desto besser.“ Dialog „Arsenio Hall und Fred Rogers“, Der wunderbare Mr. Rogers, 2019
Das Thema „Person“ ist dabei nicht einfach ein mehr oder weniger aufwendiger, schriftlicher Akt und das war es dann, wo man die Person juristisch als „seine“ deklariert und die Nummer dann gelaufen sei, während der Rest der geschaffenen Fiktion weiter unbetrachtet bleibt und der übliche Firlefanz mit Geld, Arbeit usw. dann gewohnt fortgeführt wird.
Wer meint, man müsse ja untereinander tauschen, vergisst, dass dem Menschen alles vom Leben geschenkt wurde.
Das mag für den einen oder anderen „naiv“ klingen, was nur deswegen so erscheint, weil er weiter an seinen Glaubenssätzen festzuhalten meint, die ihm irriger Weise auch vormachen, dass es schlecht sei, dass er sich die ganze Zeit selbst „über den Tisch gezogen“ hat und damit die geschaffene Illusion in sich kollabieren wird. Diesem Moment wird solange wie möglich aus dem Weg gegangen.
„Wenn der Gegner** an der Wand steht, wird damit die Investition des Opfers und dadurch auch seine Intelligenz in Frage gestellt. Niemand kann das akzeptieren… nicht mal sich selbst gegenüber.“ Revolver, 2005 (** Anmerkung: im Kern das Opfer)
Im Grunde erscheint dieser Moment nur deswegen als eine Art „Katastrophe“, eben weil der Weg der eigenen Entwicklung verhindert werden soll, statt Veränderungen, was die eigene Entwicklung angeht, zuzulassen.
Das bedeutet nicht, dass es nur darum geht, die Meinung und Haltung des als „Feind“ ersonnenen Gegners nur annehmen zu müssen, weil ja alles so alternativlos und ernst erscheint und nur noch zwischen „Sieger“ und „Verlierer“ (Anmerkung: beides lediglich Rollen innerhalb des Rollenspiels) unterschieden wird – wo keiner der „Verlierer“ sein mag*/ keiner die Rolle des „Verlierers“ spielen mag*.
Zu wissen, dass es nur ein Rollenspiel ist und dies bewusst zu realisieren, sind dabei zwei Paar Schuhe. Da kann so mancher noch soviel der Meinung sein, dass es „lediglich“ genügen würde, nur genug darüber zu wissen.
Dem ist jedoch nicht so, da das „Gewusste“ grundsätzlich auch Auswirkungen auf die gewohnte Sicht, Haltung und Handeln haben (sollte) und sich auf diese Weise Veränderungen zeigen, vorgelebt werden.
Also noch soviel davon zu wissen, ohne jedoch davon Konsequenzen folgen zu lassen, bzw. daraus abzuleiten, ist wie eine Doktorarbeit über die Theorie über den Geschmack eines Schokoriegels.
Letztlich geht es nicht einfach darum, das „Unsägliche“ nur gegen „Angenehmes“ auszutauschen, in der Hoffnung, dass es eine Weile irgendwie gewohnt so weitergeht, sondern es geht um die Schrittweise Offenbarung der Fiktion insgesamt – die letztlich doch nicht so alternativlos erscheint, wie sie sich bisher darzustellen meinte – getragen von ängstlichen, auf Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung erzogenen in der Rolle der Untergebenen und ihren auserkorenen oder sich selbst ermächtigenden „Herren“.
Die Hoffnung auf „gerechte Vorgesetzte“ ist ein anerzogenes Verhalten die eigene Rolle des „schutzbedürftigen“ und mit Komfortsofa verwöhnten Untergebenen weiter beibehalten zu wollen, während nur allzu leicht – auf die schönen populistischen Worte der „Vorgesetzten-Anwärter“ gehört wird, deren Reden mitunter wie Balsam für die Seele klingt.
Damit zum Ausdruck bringend, dass es besser ist, die Verantwortung wieder in die eigenen Hände zu nehmen, statt dem üblichen Raspeln von Süßholz und Versprechungen nachzugeben.
Schaut man sich die aktuelle Situation an, so erscheint diese Zeit auch bereits lange vorbei.
Nur hat sich eine Mehrheit dazu entschlossen, sich lieber selbst „durch den Fleischwolf zu drehen“, bzw. drehen zu lassen, weil sie sich „lieber“ weiter durch gesellschaftliche Verhaltensentsprechung gegenseitig „in Schach zu halten meint, während sie sich in der Masse in der Rolle „des unschuldigen Opfers der Umstände“ sieht, begründet damit, dass „man“ ja nicht anders könne und „die Anderen“ schließlich daran „schuld“ seien.
Wer meint kämpfen zu müssen, wird früher oder später erkennen, dass er lediglich gegen seine eigenen Denk- und Verhaltensmuster gekämpft hat…. so mancher wiederum auch nicht.
Nachtrag: Es geht darum, durch das Rollenspiel sich wieder selbst und das Rollenspiel als solches zu erkennen, was nicht nur die geglaubte Alternativlosigkeit maßgeblich an Bedeutung verlieren lässt, sondern alles, was damit sonst in Verbindung steht.