epimenides
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Das Paradoxon des Epimenides

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(v1.5, Nachtrag, 25.10.2024) Die bekannte Version sagt: „Epimenides, der Kreter sagte: Alle Kreter sind Lügner.“ Dieser Satz führt bei gewohnter Betrachtung zu einem Paradoxon, wie die Überschrift bereits vorgreift.
Denn wie kann es sein, dass ein Kreter sagt, dass alle Kreter Lügner sind, während er selbst Kreter „ist“, sich also selbst widerspricht?

Die Aussage erscheint gleichzeitig „wahr“ und gleichzeitig „falsch“, was sicher zu einer der vielen üblichen Diskussion und Zwist über die Logik führt.

Dazu ein kurzer Ansatz, der auch den Mechanismus zur Infragestellung des Systems beinhaltet.

Während man den Menschen nur allzu gerne mit seiner Person (Rolle, Hülle, Maske) verwechselt – besser: beides für ein und dasselbe hält, unterscheidet sich der „Kreter“ jedoch vom „Menschen, der altgriechisch spricht und auf Kreta lebt“ – einer Insel, die sich ihren Namen noch nicht einmal selbst gegeben hat und so auch keinen Namen kennt.

Der „Kreter“ ist die „Person“, die Epimenides auf der einen Seite spielt (also: „so tut, als ob“), einmal ohne dies zu wissen, er sich also für sie hält, was auf der einen Seite zu besagten Paradoxon führt.

Während der Mensch – genannt „Epimenides“ – wenn er den Unterschied zwischen „Mensch“ und „Person“ kennt(!), also das Sein und das „so tun als ob“ (Schein), macht er letztlich eine wahre Aussage, indem er das Lügengebilde als solches erkennt, und so besteht kein Paradoxon* mehr.

„Der Mensch hat eine Person, er ist jedoch nicht die Person.“ Oder: „Es ist ein beachtlicher Unterschied, ob man eine Rolle nur spielt, oder ob man die Rolle ist.“

* Paradoxa machen den Menschen nur darauf aufmerksam, dass über die gewohnte Betrachtung (aus „entweder…oder…“ oder einem Widerspruch) hinaus eine weitere Ebene existiert. (Bild: „entweder… oder…“ und gleichzeitig auch „sowohl…als auch…“)

Nachtrag: Selbst wenn so mancher diese Gedanken gerne „vom Tisch wischen“ mag, lohnt es sich einmal mehr darauf zu achten, wo der wesentliche Unterschied zwischen Mensch und Person besteht, ob man bspw. fremd- oder selbstbestimmt ist und man, sich – möglicherweise doch nur in einer vom Menschen gemachten Fiktion bewegt, indem man sich für die Person (Rolle, Hülle) hält. Hinweisend: Mensch und Person existieren hierbei auch gleichzeitig.

Nachtrag, 25.10.2024: Bei genauer Betrachtung sind Paradoxien verschlossene Türen, die man mit dem Schlüssel „Kategorischer Imperativ“ öffnen kann.