Der rechte Moment
„Wir müssen was tun!“ „Echt? Was denn?“
Vielleicht erkennt der eine oder andere darin ein Muster in den nachfolgenden Gedanken. Vielleicht klingt es auch schon etwas abgetragen.
Zunächst findet sich eine Gruppe von Gleichgesinnten zusammen, weil „etwas“ getan werden muss. Man diskutiert eifrig miteinander und es stellt sich heraus, dass einer das in der Praxis umsetzen kann, was in der Diskussion zusammengetragen wurde. In dem Moment, wo er mit den ersten Schritten der Umsetzung beginnt, findet er viele „Mitsprecher“, die dieses und jenes wissen, wie man was tun könnte und man müssen ja zusammenarbeiten. Tatsächlich stellt sich heraus, dass außer ihm, niemand etwas Praktisches beizutragen hat – ein Phänomen.
Beobachtend: In dem Moment, wenn etwas getan wird, meint plötzlich jeder dem einen sagen zu müssen, wie er was zu tun hat. Ebenfalls sehenswert, wenn ein Tun erwartet wird, welches gleichzeitig von den „Erwartern“ inhaltlich offen bleibt.
„Wir wollen Dir ja auch dafür Geld gegeben, und so haben wir auch das Recht zu sagen, was zu tun ist.“ „Ja? Dann könnt Ihr das ja auch sicher selbst machen.“
„Wir müssen was tun! Wie wäre es mit solidarischer Landwirtschaft?“ „Frag‘ am besten mal bei den vierzig Akteuren per Email an, wieviel mitmachen möchten, weil die das ja so gut finden.“ „Wieviele haben sich nach einer Woche gemeldet?“ „Äh, drei.“
„WIR machen hier im Rechtsaufklärungsbüro alles umsonst.“ Zitat eines Unternehmers mit gesichertem Einkommen.
Tipp: Wer seine „Hausaufgaben“ als gemacht sieht, freue sich darüber und entspanne. Es ist ihm mehr als gegönnt. Auch macht es Sinn, sich nicht in wilde Angstaktionismen involvieren zu lassen, man müsse Leute aufklären oder sich dringend! mit neuen „wichtigen“ Themen auseinandersetzen.
„Du hast ja leicht reden, du mit Deinen Themen!“ „Stimmt. Warum sollte ich mir noch weitere Themen aufhalsen? Es gibt doch noch andere, die sich engagiert auf die entsprechenden Gebiete konzentriert haben. Das muss man doch nicht auch noch „beherrschen“. Wo soll denn das hinführen?“ „Ja, aber du musst doch…“
„Tut mir leid, der ist gestern verstorben – war überqualifiziert.“
„Und warum machst Du nichts?“ „Wer bestimmt eigentlich, wann wer was macht und wann nicht? Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Das ist nur noch ein bisschen Feinschleifen und aufdrängen will ich es auch keinem. Er muss es es für sich selbst erkennen wollen und sich selbst dazu entscheiden.“
„Wir müssen was tun! Wie wäre es mit solidarischer Landwirtschaft?“ „Frag‘ am besten mal bei den vierzig Kollegen per Email an, ob sie mitmachen möchten.“ „Wieviele haben sich nach einer Woche gemeldet?“ „Äh, drei.“
„Statt Gemeinden zu gründen, macht es Sinn Gemeinschaften bilden und zwar so, dass keine Gesetze (künstlichen Bedingungen) gelten. Denn sonst schafft man sich bereits den nächsten Hamsterkäfig.“ „Nach Paragraph 3 darf man das nicht…“ „So, so. Braucht man jetzt zum Kacken auch schon eine Bedienungsanleitung? Wer dies immer noch nicht erkannt hat, verdingt sich wieder in der alten Ordnung.“
Offen gefragt: Ist es nicht einfacher, sich ohne Bedingungen zusammen zu finden oder gilt überall nur die Nummer mit dem Zeichen des Tieres – des Misstrauens?
Interessant, dass sich bei den ganzen Aktionismen selten an die beiden unversellen Grundprinzipien orientiert wird: Das Prinzip der Resonanz (das was man erfährt, wechselwirkt beharrlich mit dem was in einem ist) und das Prinzip des Kairos (der heilige Moment kommt von ganz allein).
Es geht darum, dass sich der Einzelne für sich weiterentwickeln kann und Diskussionsgemähre und Beschäftigungsmaraton – im Glauben, ein erwartetes Ergebnis erzwingen zu wollen zu nichts als Frust und Energielosigkeit führen.
Tipp 2: Wenn Du ein Macher bist, weißt was Du kannst, lasse Dich vor keinen Karren spannen, von dem die Besitzer selbst noch kein Bild haben. Denn sonst baust Du den auch noch.
„Praxis folgt anderen Regeln, als denen der Theoretiker.“
Tipp 3: Wenn es Dir unter den Fingernägeln brennt etwas tun zu müssen, ist dies jener Moment eine Pause einzulegen.