pyramide612
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Deutsche Rasselbande

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Zuvor einige Worte, die schon über sieben Jährchen auf dem Buckel haben, als Einstieg für das fortlaufende Stelldichein vieler Klageliedchen.

Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam!

Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib Ehre. Was erschaudert uns die alte Mär ausklingender Weisheiten. Doch beginne man stets bei sich selbst, etwas zu ändern.

Das Zeter und Mordio uns in althergebrachten Weisen erschallen würden, war dessen man sich lange bewusst. Doch schwieg man, räkelte sich in verlockenden Gedanken, als ob es einen nicht des Kleinsten angehe.

„Nehmet Euch Löffel. Suppe ist angerichtet.“

So zeigt es sich, dass unsägliche Pein über das anonyme Volk hereinbrechen werde. Doch schauet, ob da nicht noch ein Schmerz, den Ihr noch nicht habt erlebt, daran fest zu halten der alten Zeiten willen, die schon lang vorbei.

Lasset Euch erquicken, erkennet die Zusammenhänge, welche Euch des Tages und zur Nacht anraunen, doch meist noch ungehört verbleiben.

Wohl wisset, sie den neuen Weg für Euch bedeuten.“ Beitrag im Mai 2012

Sie hoffen auf eine neue Zeit, wo es nicht mehr so zugeht, wie dies aktuell der Fall ist, oder ist ihnen alles lieb und recht, was gerade passiert?

Bereits in 2009 schrieb ich über 620 Menschen an, die dringend Änderungen gefordert haben. Von denen meldeten sich gerade mal fünf (5), und als ich sie fragte, was sie denn dazu beitragen würden, verstummten auch diese.

Ich kann also jeden beunruhigen: Es werden zwar Änderungen gefordert, jedoch selten welche wirklich gewollt (zumindest nicht bei einem selbst).

Selbst das, was in der Szene so an Staatsgebaren veranstaltet wird, bringt keine wirklichen Veränderungen mit sich, da es sich in der Regel nur auf den gewohnten Systemmechanismen aufbaut. In diesem Wandel verliert alles was mit der alten Ordnung in Verbindung steht, zunehmend an Wirksamkeit und Bedeutung.

Der Grund, warum Dinge bspw. (in jeglicher Form) bekämpft werden zeigt, dass sie nicht weit genug gedacht sind, weil sie sich lediglich innerhalb der Konventionen des Systems bewegen.

Dabei entsteht so manche Vorstellung, ich wolle vorgeben, wie etwas „richtig zu sein“ sei. Das ist jedoch ein Irrtum.
Ich selbst gebe lediglich Denkanstöße (aus gemachten Erfahrungen) zum Weiterdenken. Dass es im offenen Raum steht, sorgt lediglich für Transparenz.

Denn weit genug gedacht ist etwas dann, wenn sich das angestrebte Ziel über die Konventionen hinweghebt und keine Systemmechanismen mehr beansprucht – außer um sie (nachvollziehbar) in Frage zu stellen.

Das alte System wird vom Menschen durch die Konditionierungen seines „Ichs“ erzeugt, welches dabei die natürliche Ebene künstlich überlagert.
Dabei dient das vorhandene System nicht dazu, um es zu bekämpfen (das bedeutet nur Widerstand gegen Veränderung und Stillstand in der eigenen Entwicklung), sondern um durch seine schrittweise Infragestellung sich selbst – als Mensch – dabei zu entfalten und daraus zu befreien.

„Programmierung des „Ichs“ = System“

Um es aus der Praxis heraus zu beschreiben: Als wir in Fulda aus Überzeugung und Notwendigkeit der „Republik Freies Deutschland“ beitraten, erlebte ich das erste Mal, wie sich aus einer großen Gruppe Menschen eine Hierarchie entwickelte, was dazu führte, dass mir eines Tages klar wurde, dass „freie Menschen“ niemals in einer Republik leben, da sie nach hierarchischen Ordnungsprinzipien organisiert ist – was für gewöhnlich jede konventionelle Form der Organisation ist. Denn kommen hier gewohnt die Konditionierungen des „Ichs“ zum Tragen.

Gleiches gilt bspw. für ein „Freies Deutschland“, was sich möglicherweise noch die Eigenschaft der „Souveränität“ zu eigen machen versucht.
Denn die gewohnte Form der „Souveränität“ wäre nur das übliche „Schutzmäntelchen“, was man sich umzulegen versucht – während die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster weiterhin die gleichen wären – und wirksam – um so wieder die alte Ordnung erzeugen zu wollen.

Somit ist es vollkommen egal, welchen Namen man dem Kindlein gibt, solange dahinter die Hierarchie wirkt. Als ich von „Bundesstaat Bayern“ die Tage las, war es lediglich die prinzipielle Wiederholung der Sendung aus 2012.

Selbst das Buch „Nomenklatura“ von Voslensky hat am sowjetischen System gezeigt, dass es vollkommen gleich ist, ob ein Staat einer kapitalistischen, sozialistischen oder kommunistischen Ideologie folgt, solange die Hierachie entsteht.

„Man fragt uns: Im Kapitalismus wird der Mensch durch den Menschen ausgebeutet. Und im Sozialismus? Wir antworten: Im Sozialismus ist es umgekehrt!“ Radio Erevan, Zitat aus Nomenklatura, Michael S. Voslensky

Das wichtigste für die Nomenkaltura ist die Macht
Im Unterschied zur Bourgeoisie hat die Nomenklatura nicht den Besitz von Eigentum als wichtigstes Klassenkennzeichen. Die Erbin der Be­rufsrevolutionäre, die nach dem Sieg zu Berufsherrschern wurden, ist die Nomenklatura, nicht die Klasse der Vermögenden, sondern die Klasse der „Verwaltenden“. Das Verwalten, die Machtausübung, ist die Hauptfunktion der Nomenklatura.

Vom Standpunkt des historischen Materialismus ist hier von der Verwaltung der gesellschaftlichen Produktion die Rede. In allen gesell­schaftlichen Formationen übt die herrschende Klasse diese Funktion aus.“ Zitat aus Nomenklatura, Michael S. Voslensky, Seite 158

Durch Kategorisierung (Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus, Gut und Böse usw.) wird die vom Menschen künstlich erdachte Welt nur weiter unterteilt: Unterteilen und Herrschen. Fürstentümer innerhalb und unterhalb von Fürstentümern. „Meta-Ichs“, erzeugt aus den gleichgeschalteten „Iche“ der Individuen.

„Gewohnte „Ich-Programmierungen = altes System = alte Ordnung“

Somit ist es vollkommen Wurst, wie man das Phantasiegebilde eines Staates bezeichnet, denn für gewöhnlich wird es eine Hierarchie – da diese durch die „erste Hierarchie“ erzeugt wird: Das „Ich“ steht solange über dem Menschen (solange er sich nicht mit sich selbst beschäftigt), weil er sich nicht in der Lage sieht, sich selbst ändern zu können/zu wollen. Denn er glaubt, er sei das „Ich“!

Gewohnte Konditionierung des „Ichs“ zeigt sich durch vordringlich einseitiges Empfangen, bzw. durch „Nehmen“, was die Grundlage für die gesellschaftlich tolerierte Unvernunft ist und somit auch seine Betreuung notwendig macht.
Solange der Mensch denkt, er sei das „Ich“, entmachtet er sich in sich selbst und wird so zum Opfer seiner eigenen Konditionierungen – seines „Ichs“ und in diesem Fall seiner eigenen Unvernunft.

Vernunft ist er intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen.“

So kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass man den Finger in Richtung „böser Eliten“ auch ruhig sein lassen kann. Denn spiegelt auch dieses Verhalten nur das eigene wider, da die Feindbildprojektion nur ein übliches Verhalten innerhalb des alten Systems und somit der gewohnten „Ich-Programmierungen“ darstellt.

„Wir haben gewonnen. Die Menschen interessieren sich nicht mehr für ihre Bürgerrechte, nur noch für ihren Lebensstandard. Die moderne Welt hat Ideen, wie die Freiheit, hinter sich gelassen. Es genügt ihnen zu gehorchen.“
„Die Gefahr bleibt bestehen, solange der freie Wille existiert. Jahrhunderte lang haben wir versucht durch Religion, Politik und heute durch Konsumdenken Widerspruch auszulöschen. Hat nicht auch die Wissenschaft eine Chance verdient?“
Dialog aus dem Film „Assassin’s Creed“, 2016

Ist also der angestrebte Horizont – im Rahmen des stattfindenden Wandels – weit genug gesteckt?

Ich denke nicht. Zuviel Altlasten beherrscht noch die Köpfe der Akteure. Zeit zum Weiterdenken und nicht nur weiter denken.

P.S. Schon mal darüber nachgedacht, warum der „Deckel“ hier besonders fest darauf bleiben soll und warum es auch das „Land der Dichter und Denker“ heißt?

Musikalische Untermalung: „TMNT“, Brian Tyler