unbegreifbare
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Die untrennbare Beziehung zwischen dem Alten und dem Neuen

Lesezeit: ca. 11 Minuten

(v1.3) Heute tauchte die Aussage auf, dass man auf russischer Seite offenkundig enttäuscht sei, dass die Interessen „Russlands“ vom westlichen „Partnern“ jahrzehntelang nicht berücksichtigt worden seien und man erklärte, dass die BRICS-Staaten die Grundlage einer neuen Weltordnung bilden würden.

Um grundsätzlich von einer „Neuen Weltordnung“ sprechen zu können, bedarf es zunächst zu wissen, welche wesentlichen Mechanismen die „Alte Weltordnung“ ausmachen, sonst wird sich nur im Kreise gedreht, während später nur andere wieder vor den gleichen Karren gespannt würden.

Wer sich die Mühe gemacht hat, auch andere Beiträge auf diesem Blog zu lesen, wird ggf. das eine oder andere Bild entwickelt haben, dass eine – nenne ich sie mal „Neue Weltordnung“ NICHT auf der prinzipiellen Wiederholung/Beibehaltung der bisherigen Regelwerke, Denk- und Verhaltensmuster, Konventionen und Wertvorstellungen der alten Ordnung basiert.

Die alte Ordnung zeichnet sich im Wesentlichen aus durch –

  • gewohnte Fremdbestimmung, damit einhergehende Manipulation*,
  • *gewohnte Erziehung zur Gehorsamsbereitschaft und Entsprechung, durch Konditionierung auf äußere Belohnung für Entsprechung und Bestrafung für eigenständige Entwicklung,
  • einen Menschen, der sich für sein „Ich“ hält, und sich so selbst unterjocht,
  • Verdrängungskonzepte wie Kampf, Widerstand, Flucht, Beratungsresistenz, Lügen, Leugnen, Ignorieren, Aus- und Abgrenzen, weiträumige Toleranz, Schützen, Sichern, Verteidigen, Ausreden, allgemeiner Unglaube, Schuldzuweisungen usw.
  • Feindbilder (Feindbildprojektionen), deren Ursprung das eigene „Ich“ als der Feind selbst ist,
  • mangelnde menschliche Entwicklung, nahezu ersetzt durch technologische
  • Gehorsamsbereitschaft, die die Grundlage für Faschismus und faschistische Strukturen liefert,
  • durch Politik, die sich prinzipiell, nicht voneinander unterscheidet,
  • durch Institutionen mit ihren Geistesdisziplinen und „Experten“, weit weg von der Basis wie bspw. Philosophie, Psychologie, „Technik“, Wissenschaft, Recht, Politik, Theologie usw.,
  • Beibehaltung der von Geburt an wenig entwickelten Vernunft und Gewissen, um damit eine spätere Weiterführung der Betreuung zu rechtfertigen,
  • „Vorgesetzte“ in allen „Formen und Farben“, die darüber bestimmen, was für einen „gut und richtig“ sein soll,
  • eine Minderheit über eine Mehrheit bestimmt und umgekehrt,
  • Wahlen und Ernennungen, die hierarchische Ordnungsstrukturen entstehen lassen,
  • künstliche Regelwerke (positives Recht), hinter denen sich die Macht verbarrikadiert und das Recht korrumpiert oder opportun geändert wird,
  • Kaschieren sicht- und spürbarer Auswirkungen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft und Gewissenlosigkeit im Sinne eines vom Menschen geschaffenen Geschäftsmodells,
  • Symptome wie De- und Inflation, Stagflation, usw.
  • Wachstum, um durch die Gier (Phänomen der Unvernunft) der „betreuten Unvernünftigen“ und ihrer Angst vor dem Existenzverlust, um bei der Dar-Lehensvergabe nicht mitgeschaffene Zinsen irriger Weise zurückzahlen zu wollen/zu können,
  • ein Rollenspiel, was „alternativlos“ erscheint und deswegen als „ernst“ erachtet wird,
  • ein „so tun, als ob“, statt Authentizität und Offenheit,
  • künstliche Beziehungsmuster (Verträge), an die sich im Ausnahmefall sowieso nicht gehalten wird,
  • Technologie, während die Gesellschaft immer weiter unter die Räder gerät,
  • dass man dann dazugehört, wenn man die Meinung der Masse annimmt und den Konventionen entspricht,
  • Vielfalt im Haben, Einfalt im Sein,
  • übliche Behandlung von sicht- und spürbar wahrgenommenen „Problemen“, die jedoch nur Symptome/Phänomene sind und zur Überfrachtung vom Menschen geschaffenen Strukturen führen, bis sie in sich kollabieren oder zu Energie aufzehrenden „Geschwüren“ herangewachsen sind, wo es nur noch darum geht, diese mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten.
  • religiösen Glauben an Personen (allg.),
  • den Glauben an den Wert von mit Zahlen bedrucktem Papier und Zahlenreihen auf dem Konto („Sichteinlagen“) und Arbeit, wofür sich der Mensch durch eben den Glauben daran selbst versklavt, wie dies aktuell der Fall ist,
  • nicht mitgeschaffene Zinsen, die die Selbstversklavung in eine so vorbestimmte Zukunft projizieren, und die Unwissenden sich gegenseitig wie auch die Natur ausbeuten lassen,
  • mit aus dem Vorhandensein von Geld heraus entstandene „Probleme“ mit Selbigem behandeln zu wollen – plus Zinsen.
  • Wohlstand, der durch im Mangel entwickelte Vernunft und Gewissensarmut und meist auf „Pump“ ist, die innere Leere des Menschen niemals befüllen kann,
  • Grenzen, um sich (durch bestehende Unvernunft und Gewissenlosigkeit) voneinander „zu schützen“,
  • die Vorstellung, dass einem etwas oder jemand gehören würde (Eigentum, Besitz, Hab und Gut), was man „kaufen“ und „verkaufen“ kann,
  • Macht über die Existenz anderer Lebensformen,
  • Kriege, größere Konflikte an sich,
  • &c.

Sicher kann man die Liste noch erweitern, doch das mag zunächst ausreichend sein.

In diesem Beitrag werde ich mir ausnahmsweise mal nicht die Mühe machen, alles wieder bis im die kleinste Vernetzung herzuleiten, Beginnend bei der anerzogenen Vorstellung, der Mensch sei sein „Ich“, eben weil der Beitrag eine knappe Zusammenfassung sein soll und oben genannte Liste die wesentlichen Kernmechanismen darstellen, die es dem Interessierten ermöglichen, sich ein Bild herzuleiten, während er gleichzeitig über sich selbst nachdenken kann, um darüber hinaus auch a) ihr Gegenteil (durch Infragestellung) und b) damit verbundene Änderungen an den eigenen Denk- und Handlungsweisen und c) so auch den Blick „über den Horizont“ hinaus zu entwickeln.

Sicher bedarf es noch des einen oder anderen Dialogs, da auch die gewohnten Bedeutungen der Begriffe „Frieden“, „Freiheit“, „Gleichheit“, „Gerechtigkeit“ usw. von ihrem Wesen her betroffen sind.

Denn wenn „Freiheit“ nur all das zu tun bedeutet, was keinem anderen schadet, dann müssten, alle Beschäftigten in der Tabak-, Chemie-, Pharma- und der Nahrungsmittelindustrie sofort kündigen.
Sie sehen, es lohnt sich über das, was den Menschen in seinem Wesen betrifft, tiefgründiger zu betrachten, statt sich oberflächlich auf den nächsten Job zu konzentrieren.

„Frieden“ ist auch kein Wort, was man auf ein Stück Papier bannt, um dann von Frieden sprechen zu wollen, während die Waffen weiter nur im Schrank stehen.

„Gerechtigkeit“ ist auch keine Sache, die dann herrscht, wenn man mehr hat, als der andere oder man vor Gericht gewonnen hat.

Alle drei können nicht (von anderen) gefordert, sondern nur selbst entwickelt werden.

Vernunft ist der Intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen. Sie ist der Hort der Gerechtigkeit, des Friedens und der Freiheit. Gewissen ist zu spüren, was rechtens ist.“

Dazu: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“ Artikel 1, Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

Das sind die wesentlichen Herausforderung, die nicht erst dann zu fokussieren sind, wenn der „Gegner“ oder das „Alte“ „weg“ sind.

Denn durch gewohnte Denk- und Verhaltensmuster entstehen diese beiden erst, was der Mensch und jener mit dieser Ausrede selbst erzeugen und aufrechterhalten, was sie zu jenen werden lässt, die sie im Gegner erkennend zu bekämpfen meinen – in der Vorstellung, irgendwann zu gewinnen – in einem Nullsummenspiel.

„Ist das nicht das Ziel? Der Grund, warum wir kämpfen, um das Kämpfen zu beenden? Damit wir nach Hause kommen?“ „Tony Stark“, Avengers: Age of Ultron, 2015

„Zuerst muss das Alte weg, dann können wir das Neue machen.“ „Und wann kommst du dann wieder?“

„Er (der Mensch) hat die Philosophie, Kunst und die Wissenschaft erfunden. Er hat den Altruismus entwickelt. Die Reichweite und den Umfang seiner Kommunikation, seines Austauschs und seiner Überlegungen gesteigert. Er hat sich selbst Werte, eine Moral und eine Ethik auferlegt.
Nach und nach hat er auch die Religionen, den Handel und die Politik erfunden. Aber auch Diskriminierung, Hass und Folter.
Er hat die Konsumgesellschaft erfunden, die Zerstörung von Land und Meer, die Ausbeutung anderer Arten, einschließlich seiner eigenen.
Dem Menschen ist die Meisterleistung gelungen, die höchsten Gipfel der Erde und die tiefsten Ozeane zu verschmutzen, die Organismen zu schädigen und die Umgebung seines Planeten zu vermüllen.
Jede Minute schenkt er 250 Kindern das Leben und produziert 4.000 Tonnen Müll.
Jeden Tag stellt er 240.000 Autos her und vernichtet 400 lebende Arten.
Jedes Jahr überlässt er fast 9.000.000 Kindern unter fünf Jahren den Tod und zerstört 13.000.000 ha Wald.
Der Mensch scheint dem Glauben, dem Wissen vorziehen, das Haben dem Sein. Das Bild vom Glück, dem Glück selbst.
Er meint alles zu beherrschen und beherrscht nicht einmal sich selbst.
Er hat als einzige Art die Fähigkeit entwickelt, seine eigene Umwelt zu zerstören, ohne die Weisheit entwickelt zu haben, dies nicht zu tun.
Der Mensch, unreif und unmündig, ist zum Besten und zum Schlimmsten fähig. Wird er das Alter der Vernunft erreichen, bevor er sein eigenes Haus niedergebrannt hat?
Diese Frage ist alles andere, als… unbedeutend.“ Zitat aus: „Eine überschätzte Spezies?“, ARTE, 2018

Erst wenn man „das Alte“ in seinem Wesen verstanden und es infrage gestellt hat, kann man sich auf den Weg machen, um das Neue in ein anderes Tun mit anderen Bedeutungen und ein anderes Miteinander transformieren.

Wenn dies zunächst „utopisch“ klingt, liegt es nur daran, dass man es versucht mit jenem Denken und Wissen bewerten zu wollen, was dem Alten zu Eigen ist. Gleichzeitig zeigt es dem gewohnten Denker auf, wo er selbst „ zu Hause“ ist.

„Aus der Infragestellung des Systems der alten Ordnung heraus, leitet sich die „neue Ordnung“ ab und umgekehrt, während in ihrer Wechselwirkung der Mensch den Entwicklungsprozess für sich wieder entdecken kann.“