Ein interessantes Phänomen
Bei allem was mir im Internet an Gedanken begegnet, mich als Fotokopie oder E-Mail erreicht, erkenne ich bei mir ein Verhalten, kaum noch Kommentare oder Gedanken darauf formulieren zu wollen.
Mittlerweile schaue ich mir die Themen, Denkweisen und Argumente an, mit denen sich so mancher auseinandersetzt. In der Regel interessante Themen, die mir in der Vergangenheit ebenfalls untergekommen sind und an denen ich anfänglich auch zu kauen hatte.
Am längsten dauert ein Thema, wenn man nicht nach der Bedeutung(!) seiner Existenz fragt, sondern sich vordringlich mit seinen Inhalten mehr und mehr auseinandersetzt. Das Recht ist zum Beispiel ein solches Thema, wo – wie jeder weiß – nicht nur einiges im Argen liegt, sondern der Käse mehr Löcher, als Käse hat.
Prinzipiell ist das Recht dazu gedacht, die Auswirkungen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft symptomhaft bekämpfen und „fremdregulieren“, um so auch die „bestehende Ordnung“ beibehalten zu wollen – in der Regel die Hierarchie.
Das hat mich irgendwann dazu bewogen, den Weg der konsequenten Infragestellung bei einem Thema zu gehen und nach dem Sinn und der Bedeutung seiner Existenz zu fragen – im Hinblick auf die beiden Themen alte und neue Weltordnung und deren Übergang, in dem wir uns – im Sinne eines Bewusstwerdungsprozesses – befinden.
Denn wie bei Begriffen, die erst leben, wenn man ihnen eine tiefgründige Bedeutung verleiht(!), haben wir es bei allem nicht mit den Dingen und Sachverhalten an sich zu tun, sondern mit der Bedeutung, die wir ihnen verleihen.
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutung, die wir den Dingen verleihen.“
Aus diesem Grunde ist der stattfindenden Paradigmenwechsel, also eine fundamentale Veränderung der Weltanschauung, lediglich eine Veränderung der Bedeutung über das, was wir wahrnehmen. Denn das was wir als wahr nehmen, ist lediglich eine „Interpretation der Wirklichkeit“ (also Realität), nicht die Wirklichkeit selbst.
Ich habe mich entschieden, dass der Begriff „Wirklichkeit“ sich auf das bezieht, woraus sich das, was wir als „Realität“ wahrnehmen erst ergibt. In der Regel wird es wohl umgekehrt gehandhabt. Wirklichkeit fühlt sich kraftvoller an, da es mehr ein lebendiges Wirkgefüge verkörpert.
Mittlerweile überfliege ich die vielen Blogs nur noch – erkennend, dass man sich noch allzu gern in fortlaufender Aufzählung, Betrachtung, Bewertung und Bestätigung von Unsäglichkeiten, also prinzipieller Problemorientierung und damit verbundener Bekämpfung zu bewegen bereit ist.
Wenn jene irgendwann erkennen, dass Kämpfen, Widerstand, Flucht, Aufgeben, Klagen, Wimmern, Greinen und Jammern alles nur Verdrängungskonzepte sind und nicht geholfen haben, Wahrgenommenes „aufzulösen“ oder „zu beseitigen“. Dann erst wird es richtig spannend – dann beginnt etwas beim Menschen, was er schon längst vergessen hatte: Er beginnt zu denken.
Denken ist jener Prozess, um von einer wahrgenommenen Problemstellung aus, ein Lösungsmuster (Lösungsweg) zu entwickeln, das sich nicht in einer Verdrängung des Problems zu erschöpfen weiß. Das Ergebnis ist dabei ein anzustrebendes Ziel, dem sich stets nur genähert werden kann.
Hierbei gilt es zu verstehen, dass konventionelles Denken und Behandeln von Problemen in der Gesellschaft nur ein gelerntes, zur Wahrnehmung und Behandlung auftretender Symptome ist und diese dort „behandelt“ werden, wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten – nicht selten unter Verwendung der Schuldzuweisung, weil man der Beschäftigung mit dem Problem aus dem Wege zu gehen versucht.
Dieses Denken und Handeln beruht auf einer Welt der einzelnen Dinge, Teile und scheinbar unabhängig voneinander existierender Probleme. So führt deren Behandlung nicht zu einer Lösung, sondern zu einer Symptombetreuung und im Nachgang zu einer schleichenden Verkomplizierung und fortlaufender Unterteilung unserer Welt und damit verbundener Fachexperten. Teilen ist herrschen, was im eigentlichen Sinne einem individuell-kollektivem Besetzen eines Engpasses gleichkommt. Der Teufel steckt sozusagen im Detail.
Dabei ist es ein gesellschaftliches Tabu, die alles verursachende Quelle herleitbar auszusprechen und dadurch öffentlich in Abrede zu stellen. Denn damit ist auch die Struktur und ihre besetzen Positionen ebenfalls zur Gänze gefährdet, durch die der Mensch seine Lebensgrundlagen zu gewährleisten versucht, bzw. gewährleisten lässt.
Probleme, die mehrheitlich nur Symptome sind, also sicht- und spürbare Erscheinungen eines zusammenhängenden und in sich wechselwirkenden jeweiligen Ganzen sind. Wobei wir wieder beim Thema „Organisation“ angelangt sind.
Im Sinne der Bewusstwerdung macht die Frage Sinn, wie lange man sich also noch mit Inhalten zu beschäftigen weiß, während man dadurch abgelenkt ist, sein Denken zu hinterfragen, was einen so denken und alsdann so handeln lässt.
Die Welt zunehmend als etwas Zusammenhängendes erkennen zu können entwickelt sich, wenn man sie durch die Augen vieler Disziplinen zu betrachten beginnt und dabei die Schnittstellen zwischen den Disziplinen erkennt.