Eine Rückschau nach vorne
(v1.2*, 19:06 Uhr) Wer sich noch daran erinnern kann, war (und ist) das Modell von Schubäus ein Mittel, um Energie zehrenden und strukturell überfrachteten, ökonomischen Strukturen durch ganzheitliche Neuorientierung wieder zu lautlos fließenden Organisationsstrukturen zu transformieren.
„Ein Möbelhändler produzierte eine rot/schwarze Null in der Betriebswirtschaft durch die tägliche Verladung von 480m³ Möbel in 12 Lkw in zwei Schichten. Nach ganzheitlicher Neuorientierung verlud er 1.420m³ Möbel in 18 Lkw in einer Schicht.“
„Unternehmen sind dynamisch vernetzte Beziehungsmuster, wechselseitige Abhängigkeiten, kybernetische, symbiotische, synergetische und kausale Wirkmechanismen.“ K. H. Schubäus
Diesem Gedanken der Neuorientierung trat ich 2005 bei und es entwickelte sich eine hervorragende Zusammenarbeit. Eine tolle Zeit.
Während überall gejammert und nach Lösungen gesucht wurde und Unternehmer „ganzheitliche Neuorientierung“ zur „Chef-Sache“ machten, tauchte so manche „ganzheitliche Werbemaßnahmen“ bei Banken und Beratungsunternehmen auf. Trotz umfangreicher Aufklärung und Kontaktieren möglicher Interessenten, blieb das Feedback recht dünn. Letztlich handelte sich nur um gut formulierte Willensbekundungen und Absichtserklärungen bei den Betroffenen.
Zudem stellte sich heraus, dass „ganzheitlich“ in seinem wesentlichen Aspekt überhaupt nicht verstanden wurde. Besser: nicht verstanden werden konnte, weil es eine fundamental andere Denkweise erfordert, die man mit der gewohnten nicht erfassen kann.
Eine Volks- und Raiffeisenbank warb vor vielen Jahren mit „ganzheitlicher Beratung“. Was die wohl darunter verstanden haben? Denn wenn man weit genug denkt, dann bedarf es keines Geldes, um all die Dinge lösen zu wollen, die man scheinbar nur mit Geld lösen kann.
Ich will es vorab mal so ausdrücken: Die Gesellschaft arbeitet bereits zusammen: und zwar fest entschlossen gegeneinander. Das was sie zusammenhält und gleichzeitig auch unten, ist die Vorstellung das Arbeit etwas wert und diese zu begleichen sei.
Das Modell, dessen dokumentierte Erkenntnisse auf Praxis beruht, sollte eine Brücke zwischen der alten Form der Zusammenarbeit und einer neuen Form dieser bilden. Alles nach den gewohnten Vorstellungen von Arbeit und Geld, im Rahmen gewohnter gesellschaftlich-ökonomischer Vorstellungen.
Irgendwann kam der Moment, wo der Begriff „Denk- und Verhaltensmuster“ aus den vielen Dokumentationen „hervortrat“, und das war dann der Auftakt, zusammen mit den fehlenden Unterschriften unter Gerichtsbeschlüssen und -urteilen, zusammen mit dem Hinweis bei sich selbst anzufangen plus der Frage: Welche Eigenschaften besitzt oder entwickelt der Mensch, der in einem ganzheitlich neuorientierten Unternehmen tätig ist?
Ab da brauchte man keine Zweifler mehr zu befragen, blieben die als erstes zurück. Es gibt derer genug, die ihr eigenes Leben im Rahmen der irrigen Vorstellung von Verantwortungslosigkeit zu leben glauben.
„Man kann die Verantwortung für das eigene Handeln zu keinem Zeitpunkt abgeben, und ist somit für jeden Aspekt seiner Existenz zu jedem Zeitpunkt verantwortlich – gleich wie sehr man anderen dafür die Schuld zu geben meint.“
„Was habe ich davon, wenn ich Verantwortung trage“, war eine ernst gemeinte Frage eines damaligen Bekannten im Aufklärerbüro.
Und so entwickelte sich das ergänzende „Gegenstück“ zum Modell von Schubäus: Die konsequente Offenlegung des Systems der alten Ordnung, seiner Kernmechanismen, Methoden, Werkzeuge und seiner Verfechter. Es war zu keiner Zeit ein „Problem“, sondern wahrlich eine Herausforderung.
Es sind die von der Gesellschaft selbst gut gehüteten und verteidigten Denk- und Verhaltensweisen, die sich aus gewohnter Erziehung heraus entwickelt haben und die Grundlage für (Selbst)Ausbeutung, Selbstentmachtung, Selbstunterdrückung wie auch Herrschaftsstrukturen bilden. Die allseits beliebte und mitunter auch belohnte Gehorsamsbereitschaft – die entstandenen Verdrängungskonzepte einmal unbetrachtet.
Dann griff ich nochmals das Thema der Dar-Lehensvergabe auf und entdeckte, wie sich der so erzogene Mensch selbst „über den Tisch zieht“ und das nur, weil man ihm anerzogen hat, dass Belohnung etwas ist, was von anderen kommt, während Eigenlob bekanntlich stinkt. Haben Sie verstanden, was der wesentliche Aspekt des sich selbst entwickelnden (gleich unter welchen Umständen) Menschen ist?
Geld haben zu müssen, ist eine Erscheinung des gewohnten Menschen, der in der anerzogenen Vorstellung lebt, ihm würde etwas oder jemand gehören, damit er es weiter aufrechterhalten kann, in der Regel durch arbeiten gehen, Geld verdienen und wieder ausgeben. Dabei verwechselt er – ohne den Unterschied zu kennen – Existenz und das Leben. In der Regel wird die Existenz mit Leben betitelt, was aus der „Existenz“ jedoch kein Leben macht.
Mit Etiketten kennt sich der gewohnte Mensch aus. Denn woher weiß der Boden, dass er Deutschland heißt?
Das gleiche Prinzip findet sich in der gewohnten Vorstellung, dass Mensch und Person ein und das Selbe seien. Vielleicht erkennt der eine oder andere den feinen Unterschied, der zur individuell-gesellschaftlichen (Selbst)Täuschung und damit verbundenen Scheinwelten führt, wie die Vorstellung, Probleme dort lösen zu wollen, wo sie sicht- und spürbar in Erscheinung treten.
„Die Welt erscheint nur deswegen oberflächlich, weil sich gewohnt oberflächlich mit ihr auseinandergesetzt wird. Deshalb haben die meisten Lösungsmuster auch so einen faden Geschmack.“
Es ist noch immer eine tolle Zeit.
Beitragsbild: (1) der junge Mensch, (2) Vorgang der Prägung auf Entsprechung und Gehorsamkeit, (3) wirksame Denk- und Verhaltensweisen, entstanden aus der Prägung, (4) Triggern der Denk- und Verhaltensweisen und damit verbundener Beeinflussung (5) Mensch, der seine Denk- und Verhaltensweisen und damit auch das System schrittweise jedoch konsequent in Frage gestellt hat, wo die gewohnte Triggerung nicht mehr funktioniert.
Nachtrag: „Das Leben kann nur in der Rückschau verstanden werden, muss aber in der Vorschau gelebt werden.“ Experimenter, 2015