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Rassismus – eine Form der Abgrenzung

Lesezeit: ca. 7 Minuten

(v1.2*) Während die „Bundesanwaltschaft“ beim Hanauer Täter den Verdacht auf eine terroristisch-fremdenfeindliche Motivation hegt, ist es dies im Grunde genommen gleich, wenn man sich die Frage stellt, warum derartige Phänomene innerhalb des Systems geschehen, die sich durch Hass, Abgrenzung und Gewalt zum Ausdruck bringen.

Vorfälle wie in Hanau, gehören zu einem System, was sich durch unterlassene Aufklärung seiner Teilnehmer über gesellschaftlich als „normal“ tolerierte Unvernunft und Gewissenlosigkeit zu präsentieren weiß, wo der anerzogene Hass auf sich selbst, nur auf andere projiziert wird – die Folgen eines projizierten Feindbildes: reale Feinde, Auseinandersetzung, Gewalt, Leid und Tod.

„Mein alter Herr hatte folgendes Motto: Frieden bedeutet, dass man einen größeren Stock hat, als der andere.“ „Tony Stark“, Iron Man, 2008

Ich kann dazu nur raten, derartige Vorfälle nicht für das typische Politikum oder Medien-Panoptikum zu missbrauchen, sondern über die Ursachen von Gewalt vorzudenken, und sich nicht einfach in gewohnten Haltungen zu üben.

„Wissen sie, warum sie in der Funktion als Polizeibediensteter existieren?“ „Nein.“ „Weil sie vorgeschickt werden, um die Auswirkungen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft oberflächlich zu kaschieren.“ „Stimmt. Und ich gehe davon aus, dass dies noch eine Weile der Fall sein wird.“ Gespräch mit Selbigem in 2017

Erkenntnis und Lösung kommen erst durch einen öffentlichen Dialog zu Stande, der nicht in gewohnt politische Agitation getränkt ist.

„Gewalt ist das Werkzeug der Unwissenden – und ihren Gegnern.“

Doch bevor sich der bürgerliche Denkprozess regt, muss rasch die Rolle der passenden Gesinnung besetzt werden, damit nicht über die Ursache der gesellschaftlich als „normal“ deklarierte Unvernunft und Gewissenlosigkeit vorgedacht wird, deren Ursache sich aus Fremdbestimmung und anerzogener Gehorsamsbereitschaft nährt – dem Fundament der alten Ordnung.

Gewalt, ob politisch, rassistisch, religiös oder durch was auch sonst motiviert, bleibt in ihrem Wesen nur Gewalt. Einfache Gewalt. Mehr nicht.

Erst durch gewohnte Polarisation und Überzeichnung versucht man ihr einen Anstrich verpassen zu wollen, der dann einer vermeintlichen Gruppe zugeordnet wird.

Dem System, was sich der Mensch auf Basis seiner unbetrachteten Denk- und Verhaltensweisen selbst erzeugt, ist es im Grunde gleich, was da geschehen ist, nur damit es sich etwas länger am Leben halten kann. Doch wer denkt schon in „Systemen“ und der Notwendigkeit ihrer Veränderung?

„Wir rufen unsere Mitglieder dazu auf, gemeinsam gegen Rassismus und Terror einzustehen und die Mahnwachen zu besuchen.“ Aus dem Newsletter der CDU

Die Mitglieder dazu zu animieren, sich nur mit Symptomen auseinanderzusetzen, bringt überhaupt nichts – null, niemandem.

„Konservativ ist, wenn man heute eine Dose Erdnüsse kauft, um sie für gestern aufheben zu wollen.“

In dem Fall kann man alle in einen Sack stecken – zusammen mit dem Täter. Denn lassen es alle zu, dass derartige Dinge geschehen, während die Ursache, die wie ein Geschwür die Gesellschaften der Welt besetzt hat, unangetastet bleibt.

Das Wesen des Feindbildes und die ihm zugrunde liegenden Denk- und Verhaltensweisen, finden ihre Ursache in der heutigen Art und Weise gesellschaftlichen Zusammenlebens, dem ein Verdrängen durch Kampf, Widerstand, Flucht, Ab- und Ausgrenzung, Schuldzuweisung, allg. Unglaube, Beratungsresistenz, Schützen, Verteidigen anerzogen immanent vorliegt – unbetrachtet.

Der Täter ist also nicht einfach nur Täter, das Opfer nicht einfach nur Opfer.

Man unterlässt es gesellschaftlich in den Spiegel zu schauen. Opfer und Täter sind beide Opfer von gesellschaftlich als „normal“ deklarierten Denk- und Verhaltensweisen, die sich durch Konditionierung auf Gehorsamsbereitschaft und damit verbundener Abhängigkeit und Fremdbestimmung zum Ausdruck bringen.

Ein Mensch kommt nicht als Rechter, Linker, noch als Jude oder Muslim zu Welt. Noch wird er als Mörder, Kinderschänder, Vergewaltiger oder Serienmörder geboren. Er erscheint als Mensch, einfach nur als Mensch. Die Rollen werden ihm, weil man es nicht anders kennt, anerzogen und vorgelebt. Hass kommt nicht einfach so, sondern ist ein Phänomen vorenthaltener Liebe zum Zwecke der Fremdbestimmung.

„Wenn du nicht machst, was ich will, dann habe ich dich nicht mehr lieb.“ Was meinen Sie, was alleine diese Aussage für Auswirkungen auf einem jungen Menschen hat, welche Verhalten sich dadurch bei ihm entwickeln?

Das was geschehen ist, ist weder zu befürworten noch zu verurteilen, noch lässt es sich ungeschehen machen. Es ist ein Symptom eines sich windenden Systems, während seine es erzeugenden Insassen weiter versuchen es aufrechterhalten zu wollen, während dies jedoch umgekehrt der Fall ist.

Zeit darüber vorzudenken.

P.S. Es nutzt nichts, mit der Vorstellung herumzulaufen, um durch gewohntes Umrühren, den Geschmack der bekannten Gemüsesuppe ändern zu wollen.

Nachtrag: Ebenso wenig nutzt es, mit dem medialen oder unmedialen Finger wild in der Gegend herumzufuchteln, um einen Schuldigen ausfindig zu machen. Das ist nur einfaches Denken.

„Helmut Schmidt: Ich habe den Verdacht, dass alle Terrorismen, egal, ob die deutsche „RAF“, die italienische „Brigate Rosse“, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.
Zeit: Ist das Ihr ernst? Wen meinen Sie?
Helmut Schmidt: Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage.“

Helmut Schmidt, Bundeskanzler der BRD a.D. in einem Interview mit der Zeit, 2007