Spätfrühe Gedanken zur Meinungsfreiheit und darüber hinaus
(v1.2) Mitunter wird gerne eine Form der Diskussion zelebriert, die sich im Rahmen inhaltlicher Aufzählung von „Fakten“ bewegt – Stalinorgel hin und ab 5:45 Uhr wird dann zurückgeschossen. Wer die meisten „Fakten“ parat hat, geht nicht selten als „Sieger“ aus der Diskussion hervor,… oder versucht sein Gegenüber mitunter durch Konstruktion möglicher „dunkler“ Realitäten „überzeugen“ zu wollen…
„Ja, aber immer zweimal mehr, als du…“
…nicht selten verbunden mit gewohnt kämpferischer Haltung – letztlich fremdbestimmt durch die ihn triggernde Meinung besagten Gegenübers, was zunehmend zu einem akustischen Gemetzel entbrennt.
Eine emotional geführte Diskussion mit sachlichen Fakten (bewaffnet), entwickelt sich unter dem Fokus gewohnter Denk- und Verhaltensmuster meist zu einem Streitgespräch, als sicht- und spürbares Phänomen eines Eskalationsprozesses, hinter dem die gewohnte Verteidigung und Verbreitung der eigenen Meinung steckt, verbunden mit der „Notwendigkeit“, das Gegenüber überzeugen zu wollen (Anmerkung: sich durch die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster „dazu gezwungen zu sehen“).
Wenn die „Werte“ verteidigt werden, stellt sich die Frage, welcher Art sie sind.
Demokratie in einer hierarchischen Organisationsstruktur, hört sich an wie der Versuch Neoliberalismus in gleicher einführen zu wollen.
Letztlich ist es reine Augenwischerei, wo Begriffe (bspw. „Demokratie“ und „Neoliberalismus“) systemgerecht vorbesetzt gehandhabt werden, um zusammen mit ihren Bedeutungen und Erklärungen später als gegeben hinzunehmen.
„Das ist die Matrix heute. Sie benutzt jede Idee als Waffe… Jeden Traum. Alle Dinge, die uns wichtig sind.“ „Bugs“, Matrix Resurrections, 2021
Denn für den „Gewohnten“ (Anmerkung: deshalb nennt man ihn ja so) erscheint es schwer, auch die „alltäglichen“ Begriffe zu hinterfragen und ihnen eine anderweitige Bedeutung zuzuordnen, die dem Menschen näherkommen, als so manches „vorgefertigte Geschwurbel“.
„Freiheit ist, alles zu tun, was keinem anderen schadet.“ „Demnach müssen jetzt alle in der Nahrungsmittel-, Tabak-, und Chemieindustrie kündigen.“ „So einfach kannst du das jetzt aber nicht sehen.“
Was die Hinterfragung von Bedeutungen angeht: Nicht anders ist es bspw. mit „Frieden“, „Vernunft“, „Gewissen“ und „Gerechtigkeit“.
Die gewohnten Reformer sind nur die Rührer des bekannten Gemüsesüppchens. Und wenn sich beim Rühren nicht genug verteilt, so tauscht man sie aus… gegen andere „Rührer“.
„Meine Freunde, es steht eine Revolution bevor. Wenn die Menschheit entdeckt, wer wir sind, wozu wir in der Lage sind, dann müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Versklavung oder Machtergreifung. Die Entscheidung liegt bei euch. Aber denkt daran, wer nicht für uns ist, ist zwangsläufig gegen uns. Also… ihr könnt leiden und für die Menschen kämpfen, die euch hassen und fürchten. Oder ihr könnt euch mir anschließen und leben wie Könige… und Königinnen.“ „Sebastian Shaw“, X-Men: Erste Entscheidung, 2011
Im Grunde lautet die Frage: Wer mag den Weg des Bedeutungswandels für sich beschreiten?
Gerne werden Veränderungen gefordert, sich mit der getätigten Aussage jedoch recht schnell zufrieden gegeben.
Zwar hat sich über die Jahrtausende inhaltlich eine Menge getan, jedoch dient dies lediglich zu seiner Infragestellung – vor allem was unter „Frieden“, „Freiheit“, „Vernunft“, „Gewissen“ und „Gerechtigkeit“ usw. verstanden wird. Attribute des Menschen und keiner Systeminstitutionen, die sich der Mensch geschaffen hat – all dies beeinflusst von seinen Denk- und Verhaltensmustern!
Begründet wird eine Beibehaltung damit, dass es erst einmal eine Mehrheit dafür geben müsse, was nichts anderes als Selbstbetrug und Trägheit in der Sache (Entwicklung) darstellt.
Wie man seit längerer Zeit erkennen kann, wird die Masse ordentlich „durchgeschüttelt“.
Okay, noch stimmt sie auf der Straße ihr kollektives Klageliedchen an. Das ist verständlich, weil sie meint, damit etwas erreichen zu wollen.
Hat man erst einmal erkannt, dass die Macht – besser: die Kraft beim Einzelnen in seinem eigenständigen Um- und Weiterdenken liegt, statt gewohnt nur den „Weinerlichen“ zu mimen,… wo es noch nicht einmal der Gewalt bedarf…
Davon scheint die gleichgeschaltete Masse noch einige Lichtjahre und gleichzeitig auch nur einen Schritt davon entfernt.
In Dialogen und Beobachtungen hat sich herausgestellt, dass Änderungen zwar gern gefordert werden, die Fordernden jedoch selbst nicht davon betroffen sein wollen – erst einmal „woanders“ oder bei „anderen“ oder gar in weiter „Zukunft“.
Übliches Warten verkörpert mitunter die Hoffnung, um irgendwann wieder mit den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern an einer mit Vorteilen behaftetem, jedoch noch nicht erfassbaren Realität „andocken“ zu wollen.
Dabei übersieht die Masse, dass sie durch ihre gewohnten Denk- und Verhaltensmuster eben jenes System und jene Realität schafft, deren Symptome sie gleichzeitig abzulehnen, zu bekämpfen meint.
Dabei wird übersehen, dass die Teilnehmer anteilig an ihrer kollektiven Realität arbeiten und stets dafür zuständig sind, was sie erfahren/erleben – wie gesagt – stets beeinflusst von ihren Denk- und Verhaltensmustern – über die sie in der Regel nicht „Herr“, sondern – umgekehrt – von ihnen beherrscht sind. So am Rande.
„Ich wollte Macht, um meine Feinde zu vernichten. Ihr habt mir Macht gegeben, um meine Dämonen zu vernichten. Und um zu leben mit den Gesetzen der Natur.“ „Wir entkommen niemals unseren Dämonen, Mordo. Wir lernen nur, um uns über sie zu erheben.“ Dialog aus Dr. Strange, 2016
Es besteht ein wesentlicher Unterschied darin, auswendig gelernte „Fakten“ herunterzuleiern, die so manchen gewohnten Denker beeindrucken mögen, während weiter versucht wird, noch mehr „Fakten“ zu sammeln.
Mal abgesehen von den Schlussfolgerungen, die sich mitunter im Rahmen gewohnter Verdrängungs- und Verteidigungskonzepte bewegen, bspw. wenn es anders lösungsorientierter Natur erscheint, dies als „Utopie“ abgetan wird, da etwas nicht den gewohnten „gesellschaftlichen Gepflogenheiten“ entspricht – denn der gewohnte Denker mag eines sicher nicht: von der Gesellschaft stigmatisiert und ausgegrenzt zu werden.
Meinungsmache in der Öffentlichkeit, wo man sich an die „freiheitlich-demokratische-Grundordnung“ zu halten hat, was im Privaten palavert wird, spielt solange keine Rolle, wie die „öffentliche Ordnung“ gewahrt bleibt.
Wenn die Kritik am westlichen Krieg oder die Verharmlosung russischen Aktionismus’ unter Strafe gestellt wird, wird im Grunde der Gürtel um die Masse einfach nur enger geschnallt, bis ihr das Weiterdenken möglicherweise doch noch einfällt. Die Antwort zu dieser gegebenen Wahl findet sich in diesem Zitat:
„Bist du auf unserer Seite?“ „Ich glaube, so einfach ist das nicht.“ „Dann sollte es aber schnell so einfach werden.“ „Ich bin auf der Seite des Lebens.“ Dialog aus Avengers: Age of Ultron, 2015
Das ist etwas anderes, als sich aus allem nur herauszuhalten. Es ist eine eigene Haltung eine eigene, eigenständige Sichtweise. Es geht nicht einfach nur darum, sich gewohnt für eine Seite zu entscheiden, sondern beide Seiten für die eigene Entwicklung zu nutzen – also statt gewohntem „entweder…oder“, ein „sowohl…als auch“ zu entwickeln – was eine vollkommen andere Denkweise darstellt.
Dabei geht es auch nicht darum, sich überall „nur die Rosinen herauszupicken“, denn man ist nicht unterwegs, um gewohnt zu sammeln, im Sinne üblicher Bereicherung und anschließender Verteidigung des Erreichten – meint: im Haben… und mehr des Selben.
Denken und Handeln sind von den Denk- und Verhaltensmustern beeinflusst, und ob das, was gesagt wurde, auch den Taten entspricht, was im Grunde Authentizität meint. Das Gegenteilige ist das „so tun, als ob“.
Dass hinter den mentalen Mauern des Systems der alten Ordnung das Leben selbst wartet, und nicht einfach das Nichts sein Unwesen treibt, ist den wenigsten bewusst.
Diese Haltung, dass irgendwo da „draußen“ das Nichts warten würde, ist nur ein Ammenmärchen, um kleine Kinder „in Schach halten“ zu wollen, wenn sie dies nicht von sich aus tun.
Meinungsfreiheit, ein heißes Thema, lässt sich jedoch auch in einer anderen als gewohnten Weise handhaben.
Statt Meinungsäußerung und damit verbundener Kritik (und Bekämpfung) oder gar ein „Verbot“ (Zensur), hat jeder zu dem einem oder anderen Thema doch seine eigene Sicht- und Handlungsweise, was nicht selten sogar Einfluss auf seine Weltanschauung hat… die er durch sein Denken und Handeln, beeinflusst durch seine Denk- und Verhaltensmuster, mitgestaltet. „Näheres regelt ein Gesetz… (Thema: „Grundrechte“).“
„Du bist doch ein Egoist und denkst nur an dich selbst.“ „Ja, dann mach’ doch einfach mit…“
An dieser Aussage lässt sich ausmachen, dass neben der Form der Projektion (Anmerkung: also das Erkennen der eigenen Haltung im Gegenüber) auch der Begriff „Egoist“ einem Bedeutungswandel unterliegt, ebenso wie der Begriff „Altruismus“.
„Adam Smith hat gesagt: Das beste Resultat erzielt man, wenn jeder in der Gruppe das tut, was für ihn selbst am besten ist. Richtig?“ „Das hat er gesagt, stimmt.“
„Unvollständig, unvollständig. Okay? Weil das beste Resultat dann erzielt wird, wenn jeder in der Gruppe das tut, was für ihn selbst am besten ist… und für die Gruppe… Regulierende Dynamik, Gentlemen, regulierende Dynamik… Adam Smith hat sich geirrt.“ Dialog zwischen „John Nash“ und „Kollegen“ im Film „A Beautiful Mind“, 2001
Der Fremdbestimmung steht die Selbstregulierung gegenüber. Und erst letztere macht es möglich, dass sich der Mensch durch eigene und beobachtete Erfahrungen in Vernunft und Gewissen frei entfaltet, statt darüber befinden zu lassen, was für ihn „gut und richtig“ sein soll.
Wer meint, dass der „Westen“ der Feind sei oder der „Osten“, übersieht, dass sich beide im Rahmen gewohnter Konditionierungen und damit verbundener Feindbildprojektionen bewegen, wo einer den anderen benötigt, um damit jeweils nur die eigene Existenz rechtfertigen zu wollen.
Ist diese Sichtweise erst einmal verinnerlicht, erscheint das übliche Gezeter nur noch als ein Schauspiel, wo es um den Kampf ums (Über)Leben geht, obwohl es im Kern keinem gehört.
„An dem Tag an dem man erkennt, dass niemandem etwas gehört, ist auch der Tag, an dem man auch nichts mehr verliert.“
Für so manchen erscheint diese Haltung „utopisch“, weil er sie – aufgrund seiner Denk- und Verhaltensmuster, selbst nicht einzunehmen vermag. Sozusagen: Nur dabei, statt mittendrin.
Selbst wenn er es mit dem Verstand zu erfassen vermag, ist es nochmals ein Unterschied, ob er es zulässt, dass das „Wissen“ auch Einfluss auf seine Denk- und Verhaltensmuster hat – einhergehend damit verbundene Konsequenzen.
Einmal mehr über diesen Prozess das eigene Auge zu legen, und weniger darauf zu geben, was andere dazu meinen. Im Grunde braucht man nur mit sich selbst auszukommen.
Und wer mit sich selbst auskommt, kommt auch mit anderen aus, gleich welche Meinungen und in welcher Art und Weise sie diese darzulegen meinen. Denn so wie sie sich verhalten, ist stets ein Spiegel ihrer (momentanen) Entwicklung.
Bedeutungswandel ist demnach verbunden mit einem Verhaltenswandel, wo (künstlich) Hochgehaltenes früher oder später – im Fokus eigener Entwicklung – zunehmend an Bedeutung verliert und zu einer Erinnerung verblasst. So nebenbei.
Der übliche Umgang hingegen sorgt im Wesentlichen dafür, dass sich die Diskussionsteilnehmer selbst und gegenseitig untenhalten (unterhalten), während über die Masse dargebotener „Fakten“ – selbst ein Mehr des Selben davon – auf beiden Seiten im Grunde keine Entwicklung stattfindet – eine quantitativ inhaltlich geführte Auseinandersetzung, als sicht- und spürbarer Hinweis zum Um- und Weiterdenken auf beiden Seiten!
Es geht nicht einfach nur darum, die eigene Meinung zu verteidigen oder die des anderen annehmen zu müssen.
Es geht darum über beide Meinungen hinauszudenken, was nur unter Einbeziehung der Prinzipebene gelingt und nichts mit einem einseitigen „Sieg“ über den anderen, noch um Wortklauberei oder gar mit einem faden Kompromiss zu tun hat.
Ein anderer Umgang mit der Meinungsfreiheit, ist das eigenverantwortliche Unterlassen von Kritik im Sinne eines gemeinsamen Entwicklungsprozesses, statt gewohnt taktischer „Kriegsführung“.
Dies erfordert einen selbstdisziplinierten Umgang mit sich und den eigenen Denk- und Verhaltensmustern, als Grundlage eines Erkenntnisdialogs.
Der Erkenntnisdialog, wo beide an einer gemeinsamen Erkenntnis und damit verbundener Entwicklung arbeiten, ist das Gegenstück zur Diskussion – vereinfacht ausgedrückt.