Staying alive – Gedanken zum Interview zwischen Tucker Carlson und Wladimir Putin
(v1.35) Gestern hatte ich mir die Zeit genommen, in Ruhe das Interview zwischen Tucker Carlson und Wladimir Putin anzuschauen.
Im Grunde bestätigte sich der bisher gewonnene Eindruck, über die längere geschichtliche Herleitung (heutige) Ansprüche und Handlungen rechtfertigen zu wollen – vereinfacht ausgedrückt.
Im Grunde kam zum Ausdruck: „Wir sind letztlich genauso wie ihr und haben die selben Rechte.“
Rechte, die jedoch allesamt einer Erfindung des Menschen, aufgrund seiner bis heute geflissentlich „übersehenen“ Denk- und Verhaltensmuster, entspringen.
Der Mensch im Haben, der durch Besitz (Inbesitznahme) und „Eigentum“ seine Wertigkeit zum Ausdruck zu bringen versucht, um gleichzeitig seine innere Leere damit befüllen zu wollen.
Die Vorstellung, dass einem etwas, jemand oder gar das Leben gehören würde, man also ein Anrecht darauf hätte, trägt systembedingt stets einen Konflikt in sich, denn wem etwas gehört, der fürchtet auch, es zu verlieren/ von anderen weggenommen zu bekommen. Und da der Planet begrenzt ist,…
„Mit keiner Materie des Universums kann man ein schwarzes Loch füllen.“
„Man kann Macht über andere Menschen ausüben, solange man ihnen etwas gibt. Nimmt man einem Menschen aber alles, dann hat man seine Macht über ihn verloren.“ Aleksandr Solzhenitsyn (Anmerkung: Manchmal muss man es jenen in der Rolle der „wohlwollenden Herren“ an den Kopf werfen, was sie einem wohlwollend zuzugestehen meinen.)
Zwischendurch wurde auch von Indien gesprochen, wobei ich mich noch an die Anfrage erinnern kann, dass der Wunsch bestand, die Versorgungskette zwischen 500 Mio. (armen) Farmern und 1,3 Mrd. Menschen (Verbrauchern) ganzheitlich neu zu orientieren, wo klar erkennbar wurde, dass man sich auf dem Weg zum Verbraucher reichlich zu bedienen meinte, während die Lebensmittelpreise zudem um 10% erhöht werden sollten und ihre Qualität – nach eigenen Angaben – als niedrig einzustufen war.
Mit der Auseinandersetzung mit der UN-Resolution A/RES/70/1 wurde mir vor kurzen recht schnell klar, dass man letztlich unter dem Begriff „Wohlstand“ nur versucht, die Bewohner des Planeten durch reichlich Neuverschuldung in eine „gut gehende“ Selbstversklavung zu verfrachten, die auf dem anerzogenen Glauben an den Wert von Geld, Arbeit, begrenzten Ressourcen, Produkten, Dienstleistungen usw. basiert verbunden mit anerzogenem Haben, um auf diese Weise etwas in der Gesellschaft darzustellen, während man sich mit neidvollen Blicken zu würdigen weiß.
Es ist immer wieder interessant, wenn von den reichsten Menschen gesprochen wird und man ihren „Reichtum“ der Öffentlichkeit zum Besten gibt, während das alles nur deswegen funktioniert, weil sich der Mensch durch den Glauben an die von ihm geschaffenen Werte, letztlich nur selbst „über den Tisch zieht“.
Mit der gewohnten Erziehung zum gehorsamsbereiten und auf Entsprechung dressierten Untertanen, tritt durch weitere Fremdbestimmung und der Vorgabe, was „gut, richtig und vernünftig“ sein soll das Phänomen zutage, dass sich der Einzelne nicht wirklich in Vernunft und Gewissen entwickelt, was wiederum als Rechtfertigung verwendet wird, um über ihn weiter bestimmen zu „müssen“, ob man ihn dazu gewaltsam unterwirft oder er dies freiwillig tut. (Hinweisend der Begriff „Weisungsgebundenheit“)
„Zwar unterwerfen sich die Menschen am Anfang unter Zwang und mit Gewalt; aber diejenigen, die nach ihnen kommen, gehorchen ohne Bedauern und tun bereitwillig, was ihre Vorgänger getan haben, weil sie es mussten.
Deshalb sind Männer, die unter dem Joch geboren und dann in der Sklaverei genährt und aufgezogen wurden, damit zufrieden, ohne weitere Anstrengung in ihren ursprünglichen Umständen zu leben, ohne sich eines anderen Zustandes oder Rechts bewusst zu sein und den Zustand, in den sie geboren wurden, als ganz natürlich anzusehen.
… der mächtige Einfluss der Sitte ist in keiner Hinsicht zwingender als in dieser, nämlich der Gewöhnung an die Unterwerfung.“ Aus: Die Politik des Gehorsams: Der Diskurs der freiwilligen Knechtschaft“, Étienne de la Boétie, 1530-1563
Ein Phänomen (Symptom) hierarchischer Organisationen ist der Faschismus, der aus besagt gewohnter Erziehung und damit verbundener Drohung: „Wenn du nicht machst, was ich will, dann…“ heraus entsteht.
Somit ist er nicht einfach nur eine Erscheinung, die man geschichtlich im letzten Jahrhundert „verorten“ und „Hitler und Mussolini“ zuordnen kann.
Sklaverei ist zwar per Gesetz verboten, gesellschaftlich tolerierte Selbstversklavung jedoch nicht.
Der völkerrechtlich verwendete Begriff „Reparation“ legalisiert/legitimiert jedoch die Sklaverei. So am Rande.
„Schutz der Bevölkerung“ ist letztlich nur der Ausdruck für eine wohlwollende Tyrannei, jedoch nur solange, wie sich das „eigene“ Volk an die von seinen künstlichen Autoritäten („Beschützern“) geschaffenen, ebenso künstlichen Regeln hält – in Erwartung der Einhaltung der „von oben“ gegebenen Versprechen.
Die Gemeinschaft sogenannter „Staaten*“ empört sich zwar (künstlich) über eine stattgefundene Versklavung, Unterwerfung oder einen Genozid usw., schweigt jedoch selbst darüber, weil sich auch ihre eigene Herrschaft auf diesen tönernen Füßen errichtet, siehe: Ruanda.
Die Mehrheit der Untergebenen schweigt ebenfalls, weil sie für ihr Schweigen (Nichtdenken) belohnt wird, und damit die gemeinsame Selbstversklavung gesellschaftlich toleriert zu sein scheint.
* „Tatsächlich aber sind die europäischen Völker ihre Staaten, ihre nationalen Volkswirtschaften, sind alle Unternehmen, von der Entwicklung der Welt, von der ich sprach, auf das Stärkste berührt. Sie wissen es nur noch nicht. Sie haben es nur noch nicht verstanden…“ Helmut Schmidt anlässlich der Verleihung des Preises zum Westfälischen Frieden, 2012
„Obwohl an der First Avenue so viele Flaggen wehen, gibt es heute keine Nationen mehr. Nur noch Unternehmen… internationale Unternehmen. Da sind wir. So funktioniert die Welt.“ „Kuman-Kuman“, Die Dolmetscherin, 2005 )
Wenn man sich über die Grenzen hinaus einig ist, dass Geld, Arbeit usw. etwas wert seien, kann man mit noch soviel Geld die heutigen „Probleme“, die aus dem grundsätzlichen Vorhandensein von Geld heraus existieren, dennoch nicht lösen, da stets eine in die Zukunft gerichtete Unterwerfung nachfolgender Generationen damit verbunden ist, siehe: Die bei der Dar-Lehensvergabe nicht mitgeschaffenen, jedoch zurückgeforderten Zinsen, wie auch das Rentensystem, wo nachfolgende Generationen die Rentenbeiträge erarbeiten (sollen), während sie selbst zunächst nur eine Anwartschaft durch Rentenpunkte erlangen, die sich erst mit Eintritt in ihr „Rentenalter“ monetarisiert.
Wenn – nebenbei – die Ukraine als künstlich entstandener Staat bezeichnet wird, so trifft dies auch auf alle anderen Staaten IN dieser Welt zu – also auch für „Russland“ – was sich wiederum auf dem globalen Vorhandensein gleicher oder ähnlich geprägter Denk- und Verhaltensmuster, Konventionen und Wertvorstellungen zurückführen lässt, während man die wirtschaftlichen Beziehungen und Zusammenarbeit dabei im Auge behält, zu der es stets einer arbeitenden Bevölkerung, die (ebenfalls) an den anerzogenen Wert von Geld und Arbeit zu glauben meint, bedarf.
„Die Macht über den gewohnten Menschen, ist eine Macht über seine Besitztümer und allem voran über seine Glaubenssätze.“
„Lassen Sie Ihr Geld für sich arbeiten.“
Wenn ein Finanzexperte, ein Bankberater diesen Gedanken verfolgt, weiß der Anleger nicht, dass die Zinsen auf „das eigene Geld“, lediglich die Arbeit eines anderen sind.
Wenn Sie also „investieren“, denken Sie daran, dass sie dadurch die gesellschaftlich tolerierte Selbstversklavung unterstützen.
Es ist nicht einfach der Dollar, der Rubel, der Yuan, der Euro usw., über die sich die eigenen Massen steuern lassen.
Es geschieht über den anerzogenen Glauben an den Wert von Geld, Arbeit, Ressourcen, Produkten, Dienstleistungen und den sonstigen, erfundenen, gesellschaftlichen Werten.
Mal von den üblichen Vorstellungen abgesehen, was so unter Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit verstanden wird.
Der Mensch, der im Haben erzogen wurde, um letztlich darüber fremdbestimmbar zu werden, definiert sich durch die gewohnte Vorstellung von „Wohlstand“.
Würde man das Konzept „Wohlstand“ im Rahmen seiner gewohnten Bedeutung weltweit weiterführen, bedeutete dies eine Verdrängung kleiner – nenne sie mal „Volksgruppen“ – während sich die wirtschaftlich schnell wachsenden und im internationalen Wettbewerb bewegenden Institutionen weiter gegeneinander zu behaupten versuchen und dabei den Rest vereinnahmen. Am Ende würde das verbliebene Geschwür in sich selbst kollabieren, wenn weiter darüber geschwiegen werden würde.
Das Wesentliche hierbei ist – wie bereits beschrieben – der weit verbreitet-anerzogene Glaube an den Wert von Geld und Arbeit, der alle Teilnehmer, ob politische Gegner oder auch nicht, in einem gemeinsamen Boot verweilen lässt – in Form einer „harmonisch-marktgerechten Eintracht“ gemeinsamen Gegeneinanders – letztlich einem Spiel aus künstlichem Gegeneinander, das Rollenspiel selbst.
Solange man sich gegenseitig ein freundliches Feindbild an den Kopf zu werfen meint, solange funktioniert auch das Spiel seiner verbliebenen Teilnehmer und all jener, die davon ihre Existenz gewohnt abzuleiten meinen.
Der Versuch nach dem Verfall der Institution „Sowjetunion“ Anschluss an den Westen finden zu wollen, konnte nur deswegen scheitern, weil es zum Bestehen klassischer Systemstrukturen eines realen Feindes bedarf, um damit nicht nur die eigenen Denk- und Verhaltensweisen weiter rechtfertigen zu wollen, sondern insgesamt auch die vom Menschen, auf Basis seiner gewohnten Denk- und Verhaltensweisen geschaffene künstliche Existenz mit ihren künstlichen Werten.
Dies, weil auch der im Gegner erkannte Feind nur eine Erfindung des eigenen „Ichs“ ist, als der „Feind“ selbst.
Man lässt dabei die arbeitende Mehrheit im Glauben, dass das Leben eine Last sei, und man dann dazugehört, wenn man genauso denkt. (Anmerkung: Da verstehe ich nun auch die Empörung damaliger „Kollegen“, als ich eine Tätigkeit, die normalerweise zwei Tage in Anspruch genommen hätte, jedoch in zweieinhalb Stunden erledigt hatte.)
Währenddessen redet man sich ein, dass es die nachfolgenden Generationen mal besser haben, während sie jedoch gleichzeitig den Vorstellungen ihrer Eltern weiter entsprechen sollen.
Bedingt durch ihre anerzogenen Wertvorstellungen geht es letztlich nur um finanzielle Freiheit, die jedoch nur eine andere Bezeichnung für „Arbeit macht frei“ bedeutet.
Freiheiten, Freizügigkeiten, Reise- und Meinungsfreiheit, finanzielle Freiheit usw. sind jedoch keine Freiheit an sich, da diese einer Autorität bedürfen, die sie wohlwollend gewährt.
Solange geglaubt wird, es ginge hierbei nur Arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben und um „gerechte Führer“ (Vorgesetzte, Autoritäten), während dabei das Wesentliche für eine „sicherheitsverwöhnte“ Bevölkerung weiter verschleiert bleiben soll, bleibt alles im Schein einer gemeinsamen Eintracht scheinbar beim Alten.
Insgesamt darf man nicht vergessen, dass ein Festhalten am Alten die „Gläubigen“ irgendwann den Boden der Realität verlassen lässt.
Nachtrag: Ein klassischer „Staat“ entsteht bereits, wenn sich viele dazu entschließen, ihre Stimme an wenige abzugeben.
Hinweisend zum Beitragsbild: „Was steht auf dem T-Shirt?“ „Ich bin Bombentechniker. Wenn du mich weglaufen siehst, bleib dicht hinter mir.“ Dialog „William Cabot“ mit einem russischen Offizier, Der Anschlag, 2002
Nachtrag 2: Der Mensch hat keine Rechte, gleich auch wie viele Gesetze er sich dazu schaffen mag, weshalb es ja auch Rechtsfiktion heißt. Alles Recht und Gesetz liegt beim Leben. Man braucht es nur zu entdecken und nicht zu erfinden.
Musikalische Nachbetrachtung: