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Über die Würde

Lesezeit: ca. 9 Minuten

Des Öfteren hatte ich dieses Thema in den einen oder anderen Gedanken kurz erwähnt. Allzu gerne immer wird auf der „Würde“ herumgeritten, was zum einen natürlich sehr gut ist, meist jedoch in der Vorstellung, eine für sich „so eben mal“ beanspruchen oder von anderen für sich (per Gesetz) einfordern(!) zu wollen.

„Wahrheit sagen, Teufel jagen“ mal gelesen zu haben, macht Sinn. Im Text taucht eine recht interessante Passage zum Thema „Würde“ auf:

„… Halten Sie mir, der ich mich so abschätzig über diesen Konsumenten äußere, bitte keine Vorträge über Menschenwürde. Ich bin schon seit langem keinem würdigen Menschen mehr begegnet, sofern ich überhaupt je einen kennengelernt habe. Würde bedingt nämlich persönliche Verantwortung.

Mit der Menschenwürde verhält es sich wie mit den Menschenrechten – auch diese sind ein künstliches Konzept, das von künstlichen, kosmopolitischen Organisationen wie den Vereinten Nationen oder dem Gerichtshof für Menschenrechte erfunden wurde, um nationale Gesetze zu verdrängen; sie sind leeres Gerede, welches das Ziel verfolgt, althergebrachte Rechte zu usurpieren.

Unter Berufung auf die betrügerische Menschenrechtserklärung von 1789 haben diese Organisationen die hohlen Schlagworte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu einer Art Religionsersatz erhoben. Wenn das Recht auf saubere Luft und sauberes Wasser sowie auf Rede- und Versammlungsfreiheit nicht garantiert ist, wozu sind diese hochtönenden Erklärungen dann gut?“ Gerard Menuhin

Dies voranstellend, kann man Würde weder „fordern“, sondern sie ist eine Eigenschaft, die sich im Inneren des Individuums entwickelt.
Ein Aspekt: für sein Fühlen, Denken und Handeln dauerhaft Verantwortung zu übernehmen.

„Verantwortung“ klingt in der Regel wie eine Worthülse und wird meist als eine solche auch gehandhabt.

Im Näheren betrachtet, handelt es sich dabei um die Überwindung der eigenen „objektiven Anschauung“, dass man für das, was sich einem insgesamt präsentiert, ebenfalls mitverantwortlich ist.
So hatte ich das für mich gelöst, wobei dies lediglich der erste Schritt war. Die „rote Pille“ ist symbolisch eine von vielen weiteren.

Verantwortung wird in dem Moment abgegeben, wenn man anderen die Schuld gibt und ist ein Verdrängungskonzept des „Ichs“.

Verantwortung entsteht, wenn man sich nicht nur den guten und schönen Dingen widmet und noch „mehr des Selben“ anstrebt, während alles, was unsäglich erscheint, verdrängt wird.
Ergebnisse sind unter anderem natürlicher Lernprozess und damit verbundene Selbsterkenntnis im Umgang mit dem eigenen Denken und Handeln und der „Außenwelt“.

Statt rein äußerer Materialsammlung, geht es im Kern um die innere Entwicklung des Individuums. Dabei wird auffällig, dass Begriffe wie Freiheit, Würde, Selbstbestimmung, Liebe, Demokratie, Vernunft etc., die den Menschen als Menschen selbst definieren, ebenfalls nur als Worthülsen gehandhabt werden und mit Sicherung von Hab und Gut in Verbindung stehen.
Wobei wir hier wieder am „Kernproblem“ gesellschaftlicher Ausrichtung angelangt sind: das „Ich“ des Menschen, was sich zur Aufgabe gemacht hat, nichts dazulernen zu wollen, was über den Horizont äußer-materialistischer Entwicklung, Besitzstandsicherung und -verteidigung hinausgeht.
Materialismus, der es vor Veränderung schützen und ablenken soll.

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ GG, Art. 1, Abs.1, de jure erloschen 1990, jedoch eine gute Steilvorlage zum Umdenken

In diesem System ist die Würde antastbar, denn sie repräsentiert sich durch Hab und Gut – und kann jederzeit enteignet werden, da sie nur unter der Bedingung der Anerkennung der Autorität überlassen wird.

Interessant dabei: Nachdem das Thema „Verantwortung“ – ich glaube – in 2013 bei mir aufkam, schrumpfte auch die Gemeinde der Rechtsinteressierten um mich herum.

„Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“, ist jene Nummer, das gewohnte Bild der auf Fremdbestimmung orientierten Akteure – sowohl der „Forderer“ und ihrer ihnen zunickenden „Zustimmer“ – aufrechterhalten zu wollen.

An dieser Stelle zeigt sich, dass „Würde“ gar nicht geschützt werden braucht, wenn sie sich im Inneren des Menschen entwickelt. Gleiches gilt für Gerechtigkeit. Man kann, was sich im Innen entwickelt, niemandem wegnehmen oder bedarf gar des Schutzes.

Gerechtigkeit ist keine Eigenschaft, die man „woanders“ erwartet und vor Gericht einfordert, sondern ergibt sich aus der Entwicklung seiner eigenen(!) Vernunft. Entfaltet ist die Vernunft im Menschen ein Selbstregelmechanismus und findet sich im „Ich“ (Programmbehälter für Denk- und Verhaltensmuster) wieder.

*„Vernunft ist der intuitiv getriggerte Prozess zwischen bedingungslosem Geben und bedingungslosem Empfangen.“

Hier ist auch der eigentliche Hort der Gerechtigkeit zu finden.

Wenn sich die Mehrheit dazu entschließt, im Außen und „woanders“ so etwas wie Gerechtigkeit einzufordern, während man gleichzeitig an der eigenen Unvernunft festhält, da man sich gesellschaftlich toleriert daran gewöhnt hat, nennt man das eine Farce.

Was den Ausdruck „staatliche Gewalt“ betrifft, ist sie lediglich ein Werkzeug, um über das Recht und seiner künstlichen Gerechtigkeit, die Auswirkungen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft „behandeln“ zu wollen.
Denn mit der Beibehaltung der Unvernunft verbunden, existiert auch reichlich „Betreuungspersonal“.

Es handelt sich bei „staatlicher Gewalt“ um ein Werkzeug gegen mangelnde Selbstdisziplin des Individuums. Wobei diese wiederum auf mangelnder Vernunft basiert. Wir kommen alos immer zurück.
Gesellschaftlich tolerierte Unvernunft zeigt sich unter anderem durch äußeren „Reichtum“ und „Armut“ – nochmals auf die Vernunft* hinweisend. Lediglich der Zins, sorgt für den einseitigen Fluss der äußeren Energie und ist ein Zeichen für das Lehensverhältnis zwischen Banker und Dar-Lehensnehmer.
Unvernunft der Betreuten wie auch der Betreuer, bewegen sich beide im Rahmen innerer Leere, gesteuert durch äußere Einflüsse, unter dem Aspekt eines wirkenden Zinses, der symbolischer Ausdruck für den getriebenen, arbeitenden Menschen darstellt. Was nun der Negativzins wohl bedeuten mag?

Denn als Bestrafung wird er nur von jenen empfunden, die an ihrem Hab und Gut fest wollen (das „Ich“ im Modus der Verlustangst), während sie meist nach Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit möglicher Vorgesetzer im Außen und nicht selten nach Freiheit rufen, die ihre Besitztümer gewährleisten soll.

„Aller Schmerz kommt vom Festhalten.“ Dalai Lama

Eigenschaften und damit verbundene Verhalten, Handlungs- und Ausdrucksweisen, die den Menschen erst zu dem werden lassen, werden im „Ich“ abgespeichert.

Jenes „Ich“, was sich durch mehrheitliche Gleichschaltung und mit Hilfe pfiffiger Verdrängungskonzepte, bisher davon fernzuhalten versuchte.

Menschwerdung, ist damit ein innerer Prozess und ein sich dabei wandelndes System eine „Nebenerscheinung“, da das „Ich“ des Menschen jenes System erzeugt.

„Wie willst du das denn den anderen beibringen?“ „Ich rede gerade mit Dir, nicht mit den anderen.“

Der „gefallene Engel“ ist nicht gefallen, sondern nur stehengeblieben, als er sich entschloss, sich nicht mehr entwickeln zu wollen und darüber hinaus Maria (stellvertretend für die Mütter), die es in der Hand hat, ob der Mensch, den sie gebar zu einem selbstbestimmten oder zu einem obrigkeitshörigen Menschen heranwachsen lässt.