Warum klingt etwas unglaublich?
(V1.2) Diesen Sachverhalt begreifbar zu machen, scheint an diesem Morgen eine spontane Aufgabe zu sein. Wie entsteht der Effekt des „Unglaubens“?
Um dies näher zu erläutern, gilt es zunächst in die Kiste der Gewohnheiten und Konventionen zu greifen.
1. Da ist zum einen die gewohnte Vorstellung, Probleme dort „lösen“ zu wollen, wo sie kollektiv in Erscheinung treten. Im Extremfall nennt man das auch Kampf. Antagonisten ziehen zu Felde, um ihr Ungemach entsprechenden Ausdruck verleihen zu wollen, während die Protagonisten selbigen Sachverhalts selbst oder im Auftrag den Rebellierenden entgegentreten.
2. Durch den ungeschriebenen Gesellschaftsvertrag (erzwungene oder freiwillige Abgabe von Verantwortung, vom Lernprozess im Umgang mit Vernunft, des natürlichen Lernprozesse für bedingte Liebe, Anerkennung, Aufmerksamkeit und Zugehörigkeit im Tausch für Belohnung jeglicher Art fürs Artigsein) bildet der junge Mensch selbst jene Verhaltensmuster, die ihn „unkonventionelle Gedanken“ ablehnen lassen, aus Angst vor Bestrafung.
3. Denn weiterführende Gedanken führen zu einer Veränderung der Wahrnehmung in Bezug auf eine jeweilige Situation, mit der man es zu tun hat. Der Andersdenkende wird verstoßen, weil er etwas in sich trägt, was ihn vom gewohnten Umfeld sich (automatisch) abstoßen lässt. Und da die Mehrheit von der Anerkennung im Außen lebt, wäre dies für den Betroffenen mehr als unangenehm.
Diese Sachverhalte führen dazu, dass der Mensch sich mehr und mehr nur noch mit den Problemen beschäftigt (welche eigentlich nur Symptome sind), da er Teil der Gemeinschaft sein möchte. Da eine Gruppe unter anderem mit diesem Muster aus Konditionierungen zusammenfindet, hält sie sich so in einer vereinbarten Selbsthaltung.
Die Unglaublichkeit entsteht an jener Stelle, wo das kollektiv Vereinbarte diametral zum „Neuen“ bewegt und mit dem Vereinbarten verglichen wird und man auf keine, als jene vereinbarten Erklärungen zurückgreifen kann.
Irgendwann ist die Wirksamkeit des Gelernten erschöpft und es stellt sich in der Gruppe zunehmend der Frust ein, nicht selten verbunden mit dem Muster der Missgunst. Das ist dann der Punkt, wo die kollektive Falle zuschnappt und die Inhaber vereinbart den Schlüssel ihres eigenen Kopfknasts wegwerfen.
Geschaffene Komplexität geht mit konditionierter Komplexität im Kopf in Resonanz. Und in der Vorstellung mit dem Prinzip „vom mehr des Selben“ zieht man bei immer größer erscheindenden „Problemen“ mit immer größeren „Lösungen“ zu Felde. In Wahrheit macht jeder dieser Schritte ein System immer komplexer und irgendwann ist der Ofen aus – vorher gibt sich die Welt der Beschuldigungen und Vorwürfe nochmals ein gemeinsames Stelldichein.
Um es mal einfach zu formulieren: Die Mehrheit ist aufgrund ihrer Denk- und Verhaltensmuster überhaupt nicht in der Lage adäquate Lösungen zu entwickeln, die sich mit gesamtgesellschaftlichen Thematiken beschäftigen, denn denkt sie viel zu kompliziert und schließt sich damit selbst vom Tisch der Lösungsorientierung aus. Selbst eine noch so große Ansammlung gemeinsamen Hirnschmalzes führt dabei zu nichts. Das ist jedoch alles nur gelernt und man kann dies auch lösen.
Am ständigen Propagieren von Problemen, die zum gemeinsamen Mähren und Klagen aufrufen sollen, kann man gut erkennen, dass sich das Kollektiv selbsthaltend im Reigen der Konventionen aus Symptombeweihräucherung bewegt.
Das ist kein Vorwurf, sondern ein Hinweis. Denn es ist nur gelernt.