foerster
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Was das Alte ausmacht, und warum es zu hinterfragen ist

Lesezeit: ca. 14 Minuten

(v1.1*) Wenn man sich das erste Mal mit dem Gefühl auseinandersetzt, dass irgendwie etwas nicht stimmt, dauert es in der Regel auch nicht lange, bis die ersten Antworten kommen.

Dann meint man auch schnell den nächsten Feind und Schuldigen ausgemacht zu haben und sucht anschließend Mitstreiter. Was über die Jahre jedoch überall zur Sprache kam war, dass sich etwas ändern muss, während die Bemühungen sich sichtlich im Kreise drehten und früher oder später scheiterten.

Das lag (weil es ja wohl endlich vorbei zu sein scheint) daran, dass sich die meisten Bemühungen um gewohnte Dinge drehten, wo es nicht selten nur um deren Verlust ging.

Ich dachte vorhin darüber nach, ob ich nicht noch einmal eine zusammenfassende Liste bringe, die das Alte ausmacht und so den Menschen sich selbst und(!) durch andere unterwerfen lässt.

  1. Im gewohnten Kontext ist der Mensch darauf programmiert für alles „kämpfen“ und sich und andere unterwerfen zu müssen, um etwas zu erreichen – das hat er in der Regel so gelernt.
  2. Ist etwas gefährdet, gehen seine Anstrengungen dahin, dies zu verteidigen –vorausgesetzt, es ist für ihn von Vorteil.
  3. Das Mehren ist eine Eigenschaft, die er überall zu erkennen meint und sich so seiner beibehaltenen Unvernunft (das Prinzip: „vom mehr des Selben“) und mitunter einhergehenden Gewissenlosigkeit bedient – denn scheint es ja auch legitim zu sein. Wenn andere es so machen, kann es nicht falsch sein.
  4. Seine Hoffnungen und Streben sind in der Regel auf klassische Dinge fixiert, die sich ums Haben (Familie, Geld, Macht (Befehlsgewalt über das Leben der anderen), Eigentum, Besitz, Hab und Gut) und Gehören drehen; erreichbar sind diese in der Regel durch Geld, was es jedoch nur für ihn gibt, wenn er arbeiten geht oder sich das Geld bei einer Bank leiht oder es stiehlt.
  5. Dass ihm etwas oder jemand gehört – „seins“ ist – muss normal sein, das machen ja alle so.
  6. Ist das Erreichte gefährdet, so ist der „Feind“ schnell ausfindig gemacht, es werden die „Messer gewetzt“ – das Spiel beginnt: Strategie und Taktieren. Ziel: Gewinnen – bevor man verliert.
  7. Belohnung und Bestrafung sind zwei Mittel, damit man sich der „Treue“ seiner gläubigen Anhänger gewiss sein kann.
  8. Das Abgeben der Verantwortung, ist in seiner Welt ein normaler Akt, schließlich gibt es ja „Experten“, die er aus den eigenen Reihen engagieren/wählen kann, damit die sich um die Probleme kümmern – schließlich muss er ja arbeiten und Geld verdienen, hat eine Familie, ein Haus und Schulden. Auf diese Weise kommt er auch nicht auf „dumme Gedanken“.
  9. Für den Menschen der alten Ordnung ist es nicht gut, wirklich etwas zu wissen oder gar zu denken. So lernt er die Art des Lernens, wie alle es tun und tut sich mitunter nur durch aufwändig gestaltete Anreihungen von auswendig Gelerntem hervor – die gewohnte Welt der Details von Details.
  10. Karriere, Titel und Pöstchen sind das, was den Strebsamen ausmachen und so hat er einen Beruf, womit er seine und der seinigen Lebensgrundlagen gewährleistet – alles für sie tut, sich notfalls opfert – oder andere.
  11. Geld braucht er ja, sonst kann er nicht leben, Miete bezahlen, Essen und trinken kaufen, mit dem Auto an die Arbeit fahren usw.
  12. &c. pp.

„Na ja, glücklicherweise ist es nur ein Spiel. Ich glaube, wir brauchen uns keine großen Sorgen zu machen. Eisenhower würde dieses Spiel niemals riskieren. Niemals!“ „General Erich Marcks“, „Der längste Tag“, 1962

„Wie versichert sich ein Mensch die Macht über einen anderen? Antworten Sie!“ „Indem er ihn leiden lässt.“ „Richtig Winston, indem er ihn leiden lässt. Gehorsam ist nicht genug. Macht bedeutet, einen menschlichen Geist in Stücke zu reißen und nach eigenem Gutdünken wieder zusammenzusetzen.“ „O’Brian“, Hörspiel: „1984“

(Anmerkung: Im Rahmen gewöhnlicher Betrachtung, da der Mensch sich in der Regel selbst quält und nur andere sucht, die er dafür verantwortlich zu machen meint oder sich jene dieser Rolle selbst bedienen, um so den Anschein von Macht über ihn zu erlangen.)

Das waren zunächst einige wenige Erscheinungsformen und sicher gibt es noch weitere, mit denen es der gewohnte Akteur und anerzogen denkende Denker zu tun hat.

„Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.“ „Herr der Ringe: die Gefährten“, 2001

Fragt man den einen oder anderen, kann er diese Gedanken zwar sofort nachvollziehen, antwortet jedoch in der Regel mit: „Ja, aber ich kann doch nichts machen, ich muss ja auch „leben“.

Bevor ich nochmals die Hintergründe zu diesem für Realität gehaltenen Schauspiel komme, der Mensch sogar in der Lage ist, eine andere Realität zu schaffen, hier noch ein Gedanke aus der letzten Woche.

Ein Bekannter bereitet sich auf eine neue Betätigung vor. So kamen wir ins Gespräch und ich zeigte ihm folgendes Szenario auf: „Angenommen, du willst ein Haus bauen, hast du in der Regel nicht das Geld dafür, doch zumindest einen „Job“ (3,14).

So gehst Du zur Bank und unterschreibst ein Schriftstück, worauf dir „Geld“ auf Dein Konto überwiesen wird. Da das „Geld“ mit Zinsen beaufschlagt ist, musst du fortan noch mehr erwirtschaften, als sonst. Das machst Du natürlich durch Arbeit.
Damit jedoch das Unternehmen, in dem du weisungsgebunden arbeitest, auch zukunftsorientiert ist, geht der Unternehmer auch zur Bank und erhält einen Kredit für das Unternehmen.
Da der auch ein Haus haben möchte, unterschreibt er auch gleich seinen Dar-Lehensvertrag, wo er fortan auch mehr arbeiten muss, um die zusätzlichen Zinsen zur Verfügung zu haben. Jetzt verstehst du, dass du nicht nur für deinen Käse bezahlen musst, sondern auch für das Unternehmen und für das Haus des Unternehmers.

Um es an dieser Stelle so zu formulieren: Es werden Zahlen durch Eingabe in den Computer aus dem Nichts geschaffen, die dann als „Sichteinlagen“ auf das Giro-Konto gebucht werden.
Versehen mit einem Symbol und dem Glauben, es sei Geld, wird erst welches daraus. Die zusätzlichen Zinsen sind dann durch zusätzliche Arbeit zu erwirtschaften – und Symbol eines Lehensverhältnisses.

Jeder der also Zinsen auf sein Erspartes (zurückgehaltenes) will und bekommt, nimmt im Kern nur an der gesellschaftlichen Selbstausbeutung teil. Wer nun meint negative Zinsen seien eine Bestrafung, der hat nicht wirklich verstanden, was in seinem Kopf abläuft.

„Papa? Sind Väter immer klüger, als ihre Söhne? „In der Regel schon, mein Sohn.“ „Papa? Wer hat die Dampfmaschine erfunden?“ „Das war James Watt, mein Sohn.“ „Papa? Warum hat der Papa von James Watt nicht die Dampfmaschine erfunden?“

Nun zu den des Öfteren bereits beschriebenen Ursachen.

Da sich im Laufe des Tages – man wird ja fürs beschäftigt sein mehr oder weniger gut „belohnt“ („belehnt“) – der Glaube, dass mit Zahlen bedrucktes Papier etwas wert sein soll, ist neben der Versinnbildlichung des Zinseszins, als gelebtes Prinzip: „vom mehr des Selben“ kaum zu überbieten. Die Frage ist dabei immer, wie kommt man aus der Nummer raus.

„Eine Organisation intelligenter Leute, fürchtet Intelligenz?“ „Tony Stark“, Marvel’s Avengers, 2012

Kaum jemand macht sich Gedanken über die Ursachen, was ihn so denken und handeln lässt, warum er so funktioniert, hat er in der Regel nicht genug Zeit, sich darüber welche zu machen. Belohnte Ablenkung macht es ihm schwer.

Meist wird von allen Seiten Stillschweigen bewahrt. Jeder weiß es, fast jeder schweigt. Es braucht auch niemand zu kommen, um es „unter vier Augen“ beweihräuchern zu wollen, wenn es im offenen Raum von ihm nicht kommuniziert wird, sondern er sich dort nur mit übliche Klage-, Jammer-, und scheinwichtige Themen auseinandersetzt.

Was der Mensch nicht weiß, „funktioniert“ er nur so gut, weil er ein „Ich“ hat, was sich anderen „Ichen“ (anerzogene Denk- und Verhaltensweisen) zumindest belohnt unterwirft, weil es nicht wieder an jene erste Bestrafung erinnert werden oder erleben möchte, die es in der Regel in der Kindheit wegen Verstoßen gegen die Vorstellung der ihm „zugeordneten“ Autorität (auch nur ein Ich) erhalten hat – erhalten für eigenständige – im Kern natürliche – Entwicklung.

Die Vorstellung diese Handlung vollziehen meinen zu dürfen, beruht auf der Vorstellung, dass das was sich im Akt der Geburt zwischen den Beinen in diese „Welt“ (Anschauung: Produkt aller vereinbarten Sicht-, Denk-, Verhaltens- und Handlungsweisen) hervorbringt, gehört jedoch niemandem, am wenigsten der Fiktion „Familie“. Es ist ein Geschenk des Lebens an sich selbst. Selbst die Vorstellung, einem „gehöre sein eigenes“ Leben, ist nur eine Illusion.

Das zu erkennen, ist auch der wesentliche Unterschied, ob nachher nur ein belohnter Obrigkeitshöriger heranwächst, der opportun-willkürlich die Richtung wechselt, des Vorteils willen „so tut, als ob“, lügt, betrügt und hintergeht, nur um Belohnung und so etwas wie Anerkennung, Zugehörigkeit und so etwas wie Liebe erfahren zu wollen – weil er entspricht.

Alles anerzogene Denk- und Verhaltensweisen der Verfechter einer Ordnung, die auch Phänomene wie Mörder, Vergewaltiger und Kinderschänder hervorbringt und jene, die wegschauen, weil sie ja arbeiten und Geld verdienen müssen.

Wer sagt, dass hier überhaupt etwas aus der Vergangenheit gelernt wurde?

Aus dieser Bestrafung und hervorgehenden seelischen Verletzung überlagert den natürlichen Entwicklungsprozess und invertiert das Signal „Angst“ – und Angst vor weiterer Bestrafung.
Es entwickeln sich nachfolgende Verhaltensformen der Verdrängung in ihren bunten Erscheinungen, wie Lügen, Kampf, Widerstand, Flucht, Ignorieren, Ab- und Ausgrenzen, „Unglaube“, Beratungsresistenz, Schuldzuweisung, Schützen, „so tun, als ob“, übermäßige und übertriebene Toleranz und Meinungsfreiheit – alles um der eigenen Entwicklung (weil man ja mal dafür bestraft wurde) fortan aus dem Wege zu gehen.

Da die innere Entwicklung in der Regel verbunden mit der Entfaltung von Vernunft und Gewissen durch einsetzende Fremdbestimmung verhindert und unterbunden wird, transformiert sich die anfänglich noch natürliche Begleitung zu einer Fremdbestimmung, die dann in Institutionen wie Kindergarten, Bildung, Kirche, Gesellschaft, Staat und Unternehmen weitergeführt wird.

Denken, was mit Entwicklung und Selbstreflektion (jedoch durch Verdrängung überlagert) einhergeht, ist unerwünscht, da so das System, was sich da kollektiv akzeptiert geschaffen wurde, aufgedeckt werden würde. Selbst die „alternativen“ Aufklärer haben diesen Braten noch nicht gerochen.

Und statt darüber aufzuklären, werden aus diesem System hervorgegangene Symptome lediglich oberflächlich betrachtet oder behandelt.

Ein System, was sich gegen das Leben selbst wendet, wo gegen Geld mitgemacht wird, dagegen sieht der Holocaust wie eine Tat von Anfängern aus.

(Anmerkung: Es geht im Übrigen immer nur um das Leben selbst und Menschen, nicht um deren erdachte Rollen, die dann als Realität und „ernst“ verkauft werden. Schließlich geht es am Ende darum, daraus zu lernen und nicht darum, immer wieder das gleiche aufwärmen zu wollen. Es sei denn, man zieht den Verbleib in der „Waschmaschine“ vor. Doch irgendwann ist auch der längste Waschvorgang vorüber.)

„Kinder verschwinden zu lassen, ist unser persönlicher Krieg, den wir gegen Gott führen. So verlieren die Menschen ihren Glauben und dann werden sie zu Dämonen…“ Prisoners, 2013

„Herr Berg, das ist mit ihnen wirklich eine schwere Geburt .“ „Das mag sein. Doch ist es immer noch besser, als aufgeschnitten und einfach herausgefallen.“