„Wenn du die Wahrheit rausfinden willst,…
(v1.5) …niemand sagt dir je die Wahrheit. Alle erzählen dir nur ihre Version. Also, wenn du die Wahrheit willst, gibts nur eins: Geh‘ los und such‘ sie! Tatsächlich ist das, wo die wahre Macht liegt, in deiner Entschlossenheit, hinter die Fassade einer Story zu sehen, jeder Story. Und solange du weitersuchst, bist du eine Gefahr für sie. Genau davor haben die Angst – vor dir. Es dreht sich alles um dich.“ „Julian Assange“, Inside Wikileaks, 2013
Was doch so alles beim Wachwerden mit hochkommt. Zuvor eine Randbemerkung zu einer heutigen Überschrift: „Cleverländ“-Kampagne – oder: Wie die Politik mündige Bürger zu Kleinkindern degradiert“.
Die Politik degradiert keine mündigen Bürger zu Kleinkindern, sie nutzt lediglich die in den Familie mehrheitlich als „normal“ angesehene Erziehung des jungen Lebens zu gehorsamsbereiten und auf Entsprechung getrimmten Untertanen. Im Sinne eines Entwicklungsprozesses drückt sie es lediglich unkonventionell aus.
Realität ist nicht davon bestimmt, dass sie dem Menschen als mehr oder weniger „unveränderbar“ gegenüber tritt. Sie ist ein von ihm geschaffenes, mentales Konstrukt – die Welt, mit ihren Regeln, Entscheidungen und sich daraus ergebenden Konsequenzen – vereinfacht ausgedrückt.
Der gewohnt Erzogene bewegt sich dabei in einer Wolke, deren Grundkonzept auf „gewohnter“ Fremdbestimmung beruht, wo man ihm ständig vorzumachen weiß, was „für ihn“ „gut und richtig“ sein soll, während seine „Vorreiter“ indessen darauf bedacht sind, auch ihren eigenen „Status quo“ weiter beibehalten zu wollen, während insgesamt alles traktiert wird, um die Prinzipien und das damit verbunden Erreichte, was die Haltung zum Gestern ausmacht, weiter erhalten, zu schützen und verteidigen zu wollen.
Die Ursache für diese Haltung findet sich in der einstigen Bestrafung des jungen Lebens für den Schritt zu eigenständiger Entwicklung, die den „Vorstellungen und gesellschaftlichen Gepflogenheiten“ einer Autorität nicht entsprechen/entsprachen.
„Was hier in der Familie gesagt wird, geht da draußen niemand etwas an. Und was andere sagen, ist vollkommen egal.“ Und wenn etwas passierte hieß es plötzlich: „Was sollen die Leute nun von uns denken?“
Sie konnten es nicht anders, da sie davon fest überzeugt waren, weshalb man ihnen keinen Vorwurf machen kann. (Anmerkung: Auf diese Weise lässt man das Alte hinter sich, statt daran festzuhalten und es ständig mit Vorwürfen zu übersäen.)
Hier sieht man auch sehr deutlich, dass die Aufgabe bei einem selbst liegt, wenn man erkannt hat, dass so manches Handeln „falsch“ läuft, dies nur bei sich selbst verändern kann, statt in der gewohnten Vorstellung herumzulaufen, dass man sich irgendwann das „Recht herausnimmt“ (das Recht hätte), es gleichzutun, nur weil dies bequemer ist, als an den eigenen Gewohnheiten und Verhalten „herumzufeilen“.
Wer der festen Meinung ist, dass sich „die Anderen“ erst einmal ändern müssten, um damit seine eigene Haltung weiter rechtfertigen zu wollen, wird sich mit jenen in einem Kreisverkehr aus Vorwürfen und Schuldzuweisungen wiederfinden und so entschlossen „auf der Stelle treten“.
Was einem selbst am wichtigsten erscheint, ist im Grunde das, was einen auch bestimmt.
„Wenn Du die Regeln änderst, die dich kontrollieren, dann änderst du auch die Regeln deiner eigenen Kontrolle.“ „Mr. Green“, Revolver, 2005
Wer meint nach Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut zu streben, im Kern dass ihm etwas oder jemand gehören würde, darf sich nicht wundern, wenn er sich in einem eng geschnürten Korsett wiederfindet, um das er sich dann Tag für Tag Gedanken zu machen hat, weil man es sichern und notfalls zu verteidigen hat – mitunter auch nur seinen (möglichen) Verlust zu beklagen meint.
Etwas „sein Eigen“ nennen zu wollen, beruht auf dem Regieren der aus gewohnter Erziehung heraus entstandenen Denk- und Verhaltensmuster, die über den eigenen Menschen herrschen. Nur er kann diese Haltung ändern, niemand sonst. Der Grund, warum nur er sich selbst aus seinen Vorstellungen – mehr noch: sich selbst aus seinen Gewohnheiten – besser: aus seinen gewohnten Denk- und Verhaltensweisen heraus befreien kann.
„Die Welt hat bereits begonnen, ihre Arsenale wieder aufzufüllen.“ „Das ist die menschliche Natur, Charles.“ „Ich habe trotzdem Hoffnung. „Oh, ja… Hoffnung.“ „Ich habe bei Raven Recht behalten. Ich hab‘ sogar bei dir Recht behalten.“ „Und was ist mit der restlichen Welt? Weckt es dich nicht manchmal mitten in der Nacht auf? Das Gefühl, dass sie eines Tages kommen werden, um dich abzuholen? Dich und deine Kinder.“
„Doch. In der Tat.“ „Was tust du, wenn du davon geweckt wirst?“ „Ich empfinde großes Mitgefühl für die arme Seele, die zu meiner Schule kommt und uns Ärger machen will.“ Dialog zwischen „Dr. Xavier“ und „Erik Lehnsherr“, X-men: Apocalypse, 2016
Die aktuell vorhandenen Denk- und Verhaltensmuster lassen ihn in einer gesellschaftlichen Soße aus ausgeliefert sein und auferlegten Schicksal schwimmen, als ob es nichts anderes gäbe. Doch auch das sind nur anerzogene Vorstellungen und damit verbundene Haltungen, die er sich selbst auferlegt, die er auch noch damit zu rechtfertigen versucht, weil es anderen ja auch so ergehe.
„Wer sind wir? Sind wir einfach nur, was andere in uns sehen wollen? Sind wir zu einem Schicksal verdammt, was wir nicht kontrollieren können? Oder können wir uns weiterentwickeln? Können wir mehr werden?“ „Jean Gray“, X-Men: Dark Phoenix, 2019
Was die Wahrheit ist, lässt sich dann erst erkennen, wenn man den Zusammenhang zwischen Verbleib (im Sinne von Revolution) und Veränderung (in Sinne von Evolution) erkennen, als eine Einheit der Gegensätze im Fokus des Lebensprozesses, in dem sich jeder wiederfindet, wenn er sich dazu entschließt und damit die Ketten seiner bisherigen Existenz ablegt: die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster, die Konventionen, die Wertvorstellungen und damit verbundene Gewohnheiten.
Das Leben und die Wahrheit, die in ihm ruht sind jene Aspekte, die der Mensch letztlich nicht als sein Eigentum bezeichnen kann, genauso wenig wie das überpositive Recht.
Doch weil er anerzogen meint, ihm würde das gehören, was er geschaffen hat, vertreibt er sich selbst von jenem Platz, der für ihn gedacht ist.
Weil so mancher meint, die Wahrheit für sich (im Sinne von „sein Eigen“) beanspruchen zu wollen, wie dies mitunter in der gewohnten Aufklärung geschieht: „It’s true, but not truth.“ Wahrheit und wahre Aussagen, sind zwei Paar Schuhe. Von Gesundheit, Wahrheit und Freiheit gibt es keine Plurale.
Goethe sagte: „Man muss das Wahre immer wiederholen.“ Der Kaufmann gibt sich hingegen damit zufrieden, wenn man die Ware immer wieder holen muss.
Nachtrag: Die Trägheit zu Veränderungen, beruht auf der Sättigung des Geistes mit allen Sinnen (Dankend mit Ergänzung:) …und dem dahinterliegenden rastlosen Aktionismus des Egos, diesen Zustand zwanghaft und um jeden Preis zu verteidigen.
Musikalische Begleitung: