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Wie ich mir die Welt (für mich) vorstelle, Teil 3

Lesezeit: ca. 12 Minuten

Ich stehe gerade an einem großen, offenen Fenster und schaue hinaus. Eine Tasse Kaffee in der Hand, ein sonniger Tag, hell und klar, bei weiter Sicht. Zufrieden über das Erreichte.

Ich bin etwas müde und ich bin nicht alleine. Heute besuchen mich meine beiden Söhne.

Was sich in den letzten Jahren so alles verändert hat, als den Menschen klar geworden ist, dass es keinen Sinn macht, die Verantwortung an andere abzugeben, um Probleme lösen zu lassen, deren Ursachen bei ihnen selbst im Kleinen ihren Anfang finden – bevor sie groß und unübersichtlich erscheinen. Probleme, die sich durch vernunftvolles Handeln bereits im Vorfeld nun vermeiden lassen. Und ab da ist es im Lager der Politik auch ziemlich ruhig geworden.

„Die meisten Menschen gehen den Weg, den wir für sie vorsehen – zu ängstlich, einen anderen zu erkunden. Aber von Zeit zu Zeit gibt es Menschen wie sie, die alle Hürden überwinden, die wir ihnen in den Weg stellen. Menschen die erkennen, dass freier Wille eine Gabe ist, die man erst nutzen kann, wenn man auch dafür kämpft. Ich glaube, dass ist der wahre Plan des „Vorsitzenden“, dass eines Tages nicht mehr wir den Plan schreiben, sondern ihr.“ Der Plan, 2011

Engpässe werden heute regional gelöst, wenn sie denn noch in Erscheinung treten.
Engpässe, die früher entstanden sind, als der Mensch noch dachte, nur über den Engpass (Marktlücke) am Ganzen teilnehmen zu können und so eine Ordnung vertrat, die ihm am Schluss um Ohren flog – bis er erkannt hat.

Vernunft ist das Wesentliche, was den Menschen ausmacht, wenn sie sich in ihm entfaltet und sich durch bedingungsloses Geben und Empfangen zum Ausdruck bringt.
Als der Mensch erkannt hat, dass dort die eigentliche Gerechtigkeit zu finden ist, war ihm auch die Sinnhaftigkeit seines Umdenkens bewusst, weil sich in der Vernunft auch das Wesen der Souveränität und die natürliche Verantwortung zum Ausdruck bringt.

Im Bereich der Medizin hat sich sehr viel verändert, als die Bauern sich wieder der klassischen Landwirtschaft widmeten.
Wie sagte einmal ein Bauer, den ich persönlich kannte? „Wir haben ein Volk zu ernähren!“
Statt Medizin mit Tabletten, setzt man heute auf gesunde Ernährung und Lebensmittel aus der Region. Und in diesem Wandelprozess ist auch die Rückkehr der längst vergessenen Kräuter gelungen.

Ärzte werden nur noch dann benötigt, wenn es zu Unfällen kommt. Unfälle sind jedoch auch stark zurückgegangen, da erkannt worden ist, dass sie nur dann passieren, wenn man sich mit den Gedanken woanders bewegt, als man gerade ist und tut. Wie wichtig doch das „Jetzt“ geworden ist.

Die Menschen werden nun auch viel älter und die Angst vor dem Tod ist auch gewichen, als sie erkannten, dass auch die Kirchen früher darüber ein Machtmonopol über sie ausgeübt hatten. Wenn man die Angst vor dem Tod überwindet, kann einen selbst nichts mehr aufhalten.
So etwas wie Religionen gibt es auch nicht mehr, denn waren es lediglich unterschiedliche und auch falsche Etiketten desselben Weines. Die Buddhisten findet man heute noch und sie leben weiter ihre Lebensweise.

In den Schulen besteht seit der Veränderung zwischen Lehrern und Schülern eine vollkommen andere Beziehung, ein miteinander lernen und erfahren, wie ich es bereits in 2004 selbst erlebt habe, als der Lehrling zur Berufschule ging und bei seinem Klassenlehrer lernte und der Lehrer zwei Tage die Woche zu uns kam, um im Unternehmen gemeinsam mit dem Lehrling Internetprogrammierung zu lernen – also die Rollen getauscht wurden. Das ist bereits lange her.

So etwas wie „einzelne“ Fächer gibt es schon lange nicht mehr, nachdem man erkannt hat, dass die Wissensgebiete miteinander in Verbindung stehen und in ihrer Wechselbeziehung zu einem vollkommen anderem Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Handeln im Umgang mit der Welt als ein zusammenhängendes Ganzes, für die wir als Menschen verantwortlich sind, entstehen lässt.

In den Unternehmen gibt es heute keine Vorgesetzen im klassischen Sinne mehr, die Aufgaben lautet „Prozessbegleitung“ da man sich im Wesentlichen auf neue Organisationsformen konzentriert hat, die einem Menschen ermöglichen, sein besten von sich aus zu geben, statt ihn der Willkür eines Vorgesetzen auszusetzen. Fremdregulierungen sind so den Selbstregelmechanismen gewichen.

Die vernunftvolle Anwendung von Hard- und Software in den nicht-hierarchischen Organisationen hat dazu geführt, dass Unternehmen heute zu einem Vielfachen an Leistung fähig sind, aber nicht mehr müssen. Was wiederum bedeutet für den Menschen mehr Freiraum, sich auf das Eigentliche zu konzentrieren – sich selbst in seiner Entwicklung – in der Stille oder im Dialog.

Es ist wunderbar zu sehen, dass Menschen auch wieder lachen können und der Wert ihrer Arbeit in sich selbst ihnen selbst bewusst ist und sich von selbst zum Ausdruck bringt, was zu ihnen kommt.

Konzerne gibt es keine mehr. Sie sind in den einzelnen Ländern und ihren Strukturen schrittweise von nicht hierarchischen kleineren und flexibleren Strukturen abgelöst worden. Ab diesem Zeitpunkt war es auch nicht mehr notwendig, dem Wachstum noch weiter hinterher zu laufen.

Die Angst der Menschen nicht dabei zu sein ist ebenfalls entschwunden, als sie begonnen haben zu verstehen, dass sie selbst den Mut des Mitwirkens und Mitlernens aufbringen, um dabei zu sein und lebenslanges Lernen nicht mit dem Verlassen der Schule zu Ende ist.

Das hat auch dazu geführt, dass sie sich nun mehr von reinem Inhalt und auswendig lernen, sich auf die Betrachtung der Welt und ihrer Prinzipien konzentrieren und inhaltliches Wissen, was auch für ihre Handlungen notwendig ist, ihnen zur rechten Zeit zur Verfügung steht.
Das beruht auch darauf, dass der Mensch nun mehr selbst in sich entdeckt, welche Eigenschaften, Talente und Fähigkeiten er hat, entwickeln kann und welche Aufgaben in ihm selbst ruhen.

Damit dies wiederum funktioniert, war es damals notwendig zu erkennen, dass der Mensch ist wie er ist und nicht so sein soll, wie seine Eltern sich ihn vorstellten. Der Mensch, der diese Welt betritt und eine Frau darüber befindet, ob er sich zum souveränen Menschen oder zu einem Untergebenen entwickelt. Ab dem Moment betraten andere Menschen dieser Welt.

So haben sich einst bestimmende Vorgesetze langsam zu begleitenden Lebensberatern und Mentoren in allen Strukturen entwickelt, mit dem Ansinnen, dass sich der Einzelne in seinem Sein und Tun entfalten kann, wie es ihm beliebt. Selbstbestimmt.

Denn das Sein ist jener Zustand, der die Dinge zum rechten Zeitpunkt und am rechten Ort zu einem führen lässt. Denn was bisher durch Bekommen und Kriegen zu uns kam, wir uns „holen“ mussten, kommt nun von selbst. Somit ist aus der Vorstellung „Haben und Behalten oder Sein“ ein „Sein und Geben und Empfangen“ geworden.

Erst mit bedingungsloser und selbstbestimmender Entwicklung, kann der Mensch durch eigene Erfahrungen zu Selbstvertrauen, Selbstachtung, Selbstwertgefühl, getragen von der Vernunft, in sich erwachsen.

Es hatte etwas gedauert bis der Mensch verstanden hat, dass die Ökonomie die wesentliche Basis einer Gemeinschaft darstellt. Und sich der Mensch nicht nur durch Haben definiert, sondern zunächst durch das Sein und alles was für ihn notwendig ist, von selbst zu ihm kommt. Diese Einsicht und der damit verbundene Weg hat zu jenem „Wir“ geführt, von dem die Mehrheit dato nur eine leise Ahnung ins sich trug.

Die klassische Rechtsordnung ist mittlerweile aufgelöst, da die Menschen begannen, sich mit den Prinzipien der Schöpfung bewusst zu beschäftigen, haben sie dadurch erkannt, dass die alte Rechtsordnung einen Menschen über einen anderen erhebt und über ihn richtet – nicht selten opportun und willkürlich.

Banken gibt es heute auch keine mehr, da man auch hier festgestellt hat, dass der Geldverleih im eigentlichen Sinne nur eine Lehnsherrschaft war, weil es Menschen gab, die vom Wertschöpfungsprozess zwar profitieren, jedoch keinen eigenen wertschöpfenden Beitrag leisteten.
Das hat im Übrigen die Mehrheit aller Kaufleute betroffen. Betriebswirte gibt es in den heutigen Unternehmen keine mehr, weil die Prozesse und deren Ergebnisse einfach und übersichtlich zu verstehen sind.
Banken wichen selbstregulierenden global vernetzten Softwarestrukturen, wo der Einzelne selbst den Impuls für eine erhaltene Leistung durch eine Überweisung erbringt und man das Tauschmittel aus dem Nichts erschaffen kann, wenn dies überhaupt notwendig ist.
Das was an Zahlen nun im Netz fließt, hat heute nur noch symbolischen Charakter. Ich denke, auch das wird bald nicht mehr notwendig sein.

Denn nur die Unvernunft schuf jene Gier und Misstrauen.

Die Börsen haben sich vor langer Zeit auf wenige globale Wettbüros reduziert, ohne jedoch auf die Unternehmen und ihre Mitarbeiter weiter Zugriff zu haben, bis es ihnen am Ende doch langweilig wurde.

Als der Mensch erkannte, dass er durch Teilen reich wird, hat sich die Welt zum ersten Mal in jene Richtung verändert, von der der Mensch seit Zeiten selbst geträumt und sich gesehnt hatte.

Denn nur er ist in der Lage, jenes Utopia zu schaffen, was ich gerade durch das offene Fenster betrachte.

„Die Gesellschaft gewährleistet durch arbeitsteilige Wertschöpfung (Ökonomie) ihre Lebensgrundlagen, durch (normalerweise) sinn- und vernunftvollen (ökologisch) Umgang mit den natürlichen Ressourcen (Natur).“

Wie wichtig doch Vernunft ist.

Ich denke, ich gehe jetzt noch etwas an den Strand.