Vorgedacht
(V1.1) Man entwickelt nicht einfach eine alternative Weltanschauung, indem man sich die täglichen Unsäglichkeiten immer wieder vorhält, diese kritisiert und fortwährend mit dem Finger auf die vermeintlich Schuldigen zeigt.
„What makes a House a home? Been running for so long.“ Aus dem Song: Running For So Long (House A Home)
Dass es an jedem Einzelnen liegt, wie er durch die stattfindende Veränderung gelangt und welchen Einfluss er darauf hat, ist den wenigsten wirklich bewusst.
Jene „funktionieren“, weil sie nie über sich selbst nachgedacht haben, was sie wirklich in ihrem Denken und Handeln beeinflusst, eben weil sie der irrigen Meinung sind, dass „die Anderen“ daran schuld seien.
Und mit dieser Motivation gehen sie dann an ihr Tageswerk, in der Vorstellung, dass es genügen würde, nur lange genug über die dargebotenen Unsäglichkeiten ihr mitunter kollektives Klageliedchen anzustimmen.
Unsäglichkeiten, die sie zuvor gesammelt und wie Perlen auf einer Kette aufgereiht haben, und alles was nicht in gewohnte Denkstrukturen passt, ignoriert und beiseite geschoben wird.
Schließlich ginge es ja um „die gegebene Realität“, während jene dabei übersehen, dass sie auch an dieser aktiv mitwirken, während sie sich gleichzeitig als „unschuldiges Opfer der Umstände“ zu erkennen meinen, was sich doch endlich mal dazu aufraffen „muss“, um gegen das wahrgenommene Unrecht aufzustehen.
Solch eine Haltung ist jedoch zum Scheitern verurteilt, gleich wie viel man „vom Mehr des Selben“ auf die Straße oder zum wöchentlichen Stammtisch zu tragen meint.
Die Welt und das was an Informationen konsumiert wird, ist das was den Menschen ausmacht – besser: es ist das, was seine Rolle ausmacht, die er spielt, jedoch selten weiß, dass er nur eine Rolle spielt.
Das liegt einfach daran, dass er das Rollenspiel als einzige Realität angenommen hat, während er versucht, den gesellschaftlichen Konventionen und Wertvorstellungen nicht nur zu entsprechen, sondern diese im Rahmen seiner „alternativlos“ erscheinenden Rolle auch noch zu verteidigen versucht.
Konventionen und Wertvorstellungen, die mehr und mehr an Bedeutung verlieren, während jedoch die irrige Meinung herrscht, dass Mehrheit für „Richtigkeit“ stehen würde, um so gegen Veränderungen wirksam vorzugehen.
Die Gegner, die man zu bekämpfen meint, sind jedoch nur die eigenen Denk- und Verhaltensmuster, die durch Schaffung eines Feindbildes und dessen Projektion auf ein auserkorenes Gegenüber, nur von ihrer eigenen, jedoch notwendigen Veränderung abzulenken versuchen.
Aus diesem Grund ist die Aussage, dass der Mensch auf diesem Planeten das Problem sei, schlichtweg falsch. Es sind lediglich seine Denk- und Verhaltensmuster.
Veränderung geht stets vom Einzelnen aus, und diese, wie sie stattfindet, kann nicht inhaltlich einfach durch vorgegebene, künstliche Regeln auferlegt werden.
Vielmehr geht es darum, dass sich der Mensch wieder auf sich selbst und seine Beziehung zum Leben besinnt, statt sich gewohnt von seinen anerzogenen und kaum hinterfragen Denk- und Verhaltensweisen – weiter Rollen spielend – „treiben“ zu lassen.
Nun gibt er sein Klageliedchen zum Besten, dass er unterworfen sei, während dies bereits ganze Zeit der Fall war, jedoch fein verpackt in wohlwollend zugestandenen Privilegien (Grundrechte) und seinem „Wert“, den er in Eigentum, Besitz, Hab und Gut, Teilhabe an der Macht („Fürstentum“ Familie, Karriere) und Teilhabe am Geldsystem aufzuwiegen meint(e) – eben weil er der festen Meinung ist, sich nichts anderes vorstellen zu können oder alles, was nicht den gewohnten Äußerlichkeiten entspricht, kurzerhand als utopisch, abwegig oder verrückt beiseite zu schieben meint.
Der „gewohnheitsgepeinigte“ Mensch geht auf die Straße, um gegen vermeintliches Unrecht seinen Unmut(!) auszudrücken. Wie bekommt man jemanden, der so gestrickt ist, dazu seinen Hintern zu bewegen und mal selbst nach- besser: mal selbst vorzudenken? Eben indem man seine Gewohnheiten „bei den Eiern packt“!
Denn wer will schon hören, dass seine bisherigen Denk- und Verhaltensweise ein System schufen und aufrechterhalten haben, was sich nicht nur gegen die Natur richtet, sondern auch gegen ihn, den Menschen.
Gehorsamsbereit erzogen, versuchte er über eine lange Zeit etwas sein zu wollen, was anderen ein belohntes Wohlgefallen entlocken sollte, er sich mehr und mehr verbog und am Ende dann vergaß.
Der Mensch in der gesellschaftlich als „normal“ erachteten (und betreuungswürdigen) Opferrolle, zeichnet sich durch ein Sammeln von Unsäglichkeiten aus, um anschließend durch den in sich selbst geschaffenen Druck, ein Klageliedchen anzustimmen, was er dann durch sein künstliches aufgebracht und empört sein – gepaart mit Wut und Zorn – zu übertünchen versucht.
Letztlich hat er sich die vergangenen Jahrtausende nicht wirklich entwickelt – der Mensch. Die Zeit, dass er das nachholt, ist jetzt.
„Richten wir unser Augenmerk auf einen Sonderfall. Es gibt ein Lebewesen, dass sein Gehirn besser nutzt, als wir. Der Delphin.
Dieses erstaunliche Tier nutzt schätzungsweise bis zu 20% seiner zerebralen Kapazität. Dies bedeutet, es ist in der Lage über ein Echolotsystem zu kommunizieren, dass jedem von Menschen erfundenen Sonarsystem überlegen ist. Nur dass der Delphin das Sonar nicht erfunden hat, sondern auf natürliche Weise entwickelt.
Und dies ist der entscheidende Punkt unserer philosophischen Betrachtung, die wir heute anstellen. Können wir daher daraus schließen, dass der Fokus des Menschen viel mehr auf Haben liegt, als auf Sein.“ „Prof. Samuel Norma“, Lucy, 2014
Nachtrag: Was „die gegebene Realität“ angeht, steckt darin ein wesentlicher Aspekt des Lebens: Durch ihre Invertierung (Infragestellung) gelangt man zu dem zurück, was man bisher vergessen hat, was nicht einfach mit Negieren (Schönreden oder nur kräftig genug dagegen sein) getan ist oder sich mit üblichen „menschlichen Wertvorstellung“ bemessen lässt.