Es wieder in die eigenen Hände nehmen
(v1.1) „Veränderung ist beängstigend. Vor allem für die, die an der Macht sind.“ … „Beim Blick in den Primärradianten konnte ich sie sehen, die Dunkelheit. Es raubte mir anfangs den Atem. Es war erschütternd. Aber dann sah ich tiefer hinein und ich sah einen winzigen Lichtschein, irgendwo am Ende des Ganzen und mir wurde klar: Sie fürchten sich nicht vor dem Fall, sondern vor der Möglichkeit dass Ihr Plan tatsächlich gelingt. Es erfordert mehr Macht zu bauen, als zu brennen, und ich möchte bauen, Hari.“ „Die Gelegenheit dazu kriegst du.“ Dialog zwischen „Hari Seldon“ und „Gaal Dornick“, Foundation, 2021
So mancher denkt vielleicht, dass ich das hier alles nur deswegen schreibe, „weil es recht nett klingt“ und „man“ ja sowieso weit davon entfernt sei.
Würden Sie 19670 DINA4-Seiten (aktueller Stand) an eigenen Beiträgen schreiben, wenn Ihnen das Thema wichtig wäre?
Der gewöhnlich Argumentierende ist immer weit von etwas entfernt, wenn er sich nicht damit auseinandersetzt, während er sich meist – beherrscht von seinen Denk- und Verhaltensmustern – an die einzige Realität klammert, um sie notfalls mit Blut und Tränen begießen zu wollen – zumindest mal beklagen, bevor es Montag wieder zum Geld verdienen an die Arbeit geht.
Die in sich selbst Gefangenen wollen mitunter vor dem entfliehen, an dem sie sich gleichzeitig festhalten, es bekämpfen oder sich diesem noch mehr unterwerfen. Sie meiden und ignorieren jedoch alles, was ihre gewohnte Weltansicht beeinträchtigt.
Andere von einer alternativen Weltansicht erzählen zu wollen, macht bei näherer Betrachtung erst dann Sinn, wenn echtes Interesse daran besteht.
Dabei geht es auch nicht einfach nicht ums Wissen und Verstehen, sondern das Verstandene dazu zu benutzen, um die eigenen Denk- und Verhaltensmuster zu verändern.
Wenn hier und da davon gesprochen wird, die „Alliierten“ hätten die Bevölkerung umerzogen, dann kann ich jene damit beunruhigen, dass dies nicht der Fall ist.
Was sich offenbart ist ein gesellschaftlich motivierter Verfall (Dekadenz), dessen Auswirkungen sich nur mehr und mehr offenbart: ein Phänomen vorangetriebener Gehorsamsbereitschaft, weitergegeben von Generation zu Generation.
Die üblichen Vorwürfe in Richtung Kindergärten, Bildungssysteme, Gesellschaft, „Staat“, Politik, die „Regierung“, Unternehmen, Kirche &c., dass sie dafür verantwortlich seien, ist grober Unfug, da die Grundlage für derartige Systemstrukturen in der Familie dem jungen Leben in Form der Gehorsamsbereitschaft implementiert werden – eben weil es ja „normal“ erscheint. Oben genannte Institutionen bedienen sich lediglich dieser Denk- und Verhaltensmuster für ihre Zwecke oder bauen diese nur weiter aus.
„Da ist so eine Grundeinstellung da draußen. Da geht was ab, da ist so viel Hoffnungslosigkeit. Was sollen wir da machen?“ „Das ist nicht leicht zu beantworten, aber wenn… vielleicht gelingt es uns durch das Fernsehprogramm oder auch durch andere vorstellbare Programme den Menschen klar zu machen, dass jeder Einzelne von ihnen wirklich wertvoll ist.“ „Ja, und das geht schon in der Kindheit los. Wir dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig sie ist.“ „Ich glaube nicht, dass sich jemand gut entwickeln kann, wenn er nicht als derjenige akzeptiert wird, der er ist. Man hört so oft den Satz: „Oh, wenn du mal groß bist, wirst du es zu etwas bringen.“ Das sagen so viele in diesem Land.
Das heißt, ein Kind wird also für das wertgeschätzt, was es mal sein wird und nicht für das, was es ist. Es wird eines Tages ein großer Konsument. Und je schneller wir die Kinder aus dem Nest werfen, damit sie unsere Produkte kaufen können, desto besser.“ Dialog „Arsenio Hall und Fred Rogers“, Der wunderbare Mr. Rogers, 2019
Für alle, die dies bereits erkannt haben: Es nutzt nichts, es nur für sich zu wissen, während man ja nicht anders zu können meint, sich lieber in der Ecke herumdrückt oder sich mit Geschichten über Hinterhofrevolutionen gegenseitig versucht Mut zuzusprechen oder sich mit künstlich hochgetakteten Nebenschauplätzen zu beschäftigen weiß.
Es geht darum, sich von diesen Beschäftigungsmaßnahmen zu verabschieden, denn es gibt keinen Moment, wo sich etwas ändert, ohne dass der Einzelne etwas geändert hat und zwar bei sich – bei seinen Denk- und Verhaltensmustern. Doch wie heißt es so schön?
„Zu Beginn schweigt man, weil man gehorcht. Dann schweigt man, damit man was „wird“, und am Ende schweigt man, damit man das Erreichte behält.“
Da kann man noch so viele Wahrheitskongresse machen, wie man mag: wenn das Gehörte lediglich im Verstand landet und zu keiner wirklichen Veränderung führt: nämlich zur Infragestellung des Systems (der alten Ordnung) und der damit verbundenen eigenen(!) Denk- und Verhaltensmuster, über die die Teilnehmer an das System sozusagen „andocken“ und es damit aufrechterhalten.
Allein aus diesem Grund gibt es so etwas wie eine „objektive Haltung“ nicht.
Was die meisten im eigenen Zaum hält, ist die Angst vor dem Verlust ihrer Existenz, weswegen so manche – in ihrer Verzweiflung – den Weg auch über den Freitod zu suchen meinen.
Aus diesem Grund werden sich lieber Gedanken über andere Staatsfiktionen und aus der Mode gekommene Herrschaftssystemen gemacht, die wiederum „von ganz unten“ errichtet werden sollen.
Die Mehrheit erkennt nicht, dass sie ihr Denken und Handeln lediglich von den in der Kindheit anerzogenen/entwickelten Denk- und Verhaltensmustern ableitet, wo es bspw. darum geht irgendwelche Führer haben zu müssen, die dafür sorgen, dass man später wieder in Ruhe arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben kann und die „Bösen Wichte“ in irgendeiner Weise beseitigt oder unschädlich gemacht worden sind.
Das hat überhaupt nichts mit Entwicklung zu tun.
„Du musst es so erklären, dass es ein Kind versteht.“ „Du bist aber keins.“ Stattgefundener Dialog
Recht schnell wird von „Wahrheit“ gesprochen und diese für sich proklamiert. Doch handelt es sich lediglich um wahre oder falsche Aussagen. Wahrheit ist das, was sich zwischen diesen beiden Polen aufspannt und das „entweder…oder“ zu einem „sowohl… als auch“ werden lässt, was wiederum Entwicklung bedeutet.
Das wiederum macht es notwendig zu erkennen, ab wann man es mit einer Fiktion zu tun hat, und wann etwas im Sinne der eigenen wie auch der Entwicklung aller geschieht – weit über eine Technologie hinaus, die die Grundlage eines fortschreitenden Habens und gesellschaftlichen Konsums als bildet.
„Seit Anbeginn der Menschheit, streben wir nach Dingen, die außerhalb unserer Fähigkeiten liegen. Wir haben die Vögel beobachtet und Flugzeuge gebaut, um zu fliegen. Wir haben den Mond beobachtet und Raketen gebaut, um ihn zu erreichen. Im Verlauf der Geschichte, haben wir unsere eigene Evolution überholt – durch Technologie.“ „immer noch Unbekannt“
Und da der freie Wille ein Geschenk des Lebens ist, kann sich der eine oder andere auch dazu entscheiden, sich nicht entwickeln zu wollen.
Jedoch sollte er der Entwicklung auch nicht im Wege stehen, wie dies über die letzten paar Jahrtausende der Fall war, indem sich ein System zu perfektionieren versucht hat, was die eigenständige Entwicklung des Menschen verurteilt und ausgrenzt, während sich die Gläubigen des Systems auf der einzig „richtigen Seite“ zu meinen glaubten, mit ihren teilnehmenden gehorsamsbereit erzogenen und auf Belohnung heischenden Untergebenen und den wohlwollenden Herren mit ihren Privilegien.
„Man muss ja froh sein, wenn man Arbeit hat.“ Alte Frau im Bus in Recklinghausen
Und es findet sich immer eine Staubschicht, unter der man sich aufrecht stehend verkriechen kann, nur um weiter Brosamen an der „Tafel der Großen“ sammeln zu dürfen.
„Revolution ist nicht ein kurzer Akt, wo mal irgendwas geschieht und dann ist alles anders. Revolution ist ein langer komplizierter Prozess, wo der Mensch anders werden muss.“ Rudi Dutschke
Der Mensch hat sich sozusagen selbst neu zu erfinden und alle vorhandenen Annehmlichkeiten sind dazu gedacht, diesen Prozess durch Ablenkung und Nebenschauplätze möglichst aufwendig und scheinbar unerreichbar zu gestalten.
Nachtrag: So wie sich die aktuelle Situation entwickelt, soll sich der Mensch irgendwann an dem Bisherigen nur noch die Finger verbrennen, wenn er danach strebt, die alten „Plünnen“ wieder aus der Kiste der Geschichte holen zu wollen.
Anmerkung: Es lohnt sich nicht nach anderen zu schauen, wie weit die sind, um dann abzuwarten, bis jene etwas tun.
Tipp: Klagen, jammern, sich beschweren und demonstrieren sind wirkungslose Handlungsmuster, um damit etwas zu bewegen. Sie zeigen mehr, dass man nichts zu tun bereit ist, während dabei auf die Tränendrüse gedrückt und sich als „unschuldiges Opfer der Umstände“ gesehen wird während der Finger auf die vermeintlich Schuldigen zeigt.