Gelerntes auf Sinnhaftigkeit prüfen

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Noch immer ist man im Glauben, dass vorhandenes Wissen aus den letzten Jahrhunderten von grundsätzlicher Gültigkeit durchtränkt ist, man es einfach nur ständig wiederkäuen muss. Kaum jemand stellt es in Frage. Doch fehlt ihm mehrheitlich der Ansatz dynamische Zusammenhänge erkennen zu können. Konventionelle Ausbildungsmuster sich zunehmend im realen Umfeld als unwirksam herausstellt, wie ein Agraingenieur mir vor kurzem erklärte. Mit systemischer und vor allem praxisorientierter Ausbildung bedeuten spätere Aufgaben in ökonomischen Systemen einen entscheidenden Vorteil: Aus komplexen Strukturen werden vereinfachte und weitgehend selbstregelnden Prozessstrukturen.

Konventionelle Ausbildungsmuster stehen dazu im Gegensatz, verfolgen sie lediglich die Vermittlung einer Welt der Teile und fachbeschränktem Wissensinhalte, basierend auf der Philosophie Descartes, der die Welt als Maschine sah und durch ihre „Zerlegung“ in kleinere Teile auf die Gesamtfunktionalität rückschließen wollte. Daraus entstand auch die weit verbreitete Annahme: Probleme überall dort lösen zu wollen, wo sie sensuell in Erscheinung treten.

Newton baute darauf seine gesamte Mechanik und Lehre auf, welche heute immer noch in den Schulbüchern zu finden ist, auf diesen Vorstellungen die Mehrheit aller, von Menschen geschaffenen Systeme beruhen, wie auch die Vorstellung, dass der Mensch durch die Gene gesteuert wird, es Atome gibt, Mathematik die Sprache der Natur ist, Geist und Körper getrennt, wie es klassische Schulmedizin vermittelt.

Alles Gedanken, die nicht so recht ins aktuelle Weltbild passen wollen.

Systemisches Verständnis ist wohl gefragt. Doch wer beschäftigt sich schon mit dynamisch vernetzten Beziehungsmustern, wechselseitigen Abhängigkeiten, kybernetischen-, synergetischen-, kausalen und symbiotischen Wirkmechanismen?

Klingt dies alles befremdlich, verteufelt, begehrt es gegen vorhandene Denkstrukturen auf – wollen nicht in den gewohnten „Denk-Alltag“ passen.

Ein ganzheitlicher Ansatz wirft vorhandenes Wissen nicht grundsätzlich über Bord, sondern erweitert es um die Sinnhaftigkeit der Zusammenhänge und dem Verständnis für dynamische Systeme.

Und in der Tat fordert die Wirtschaft selbst nach diesen Gedanken, wissen die wenigsten, dass es sich dahinter ganzheitliches Denken und Handel befindet.

Wie kann es gelehrt werden, für wen ist es interessant und was bewirkt es?

Ganzheitliches Denken und Handeln fördert das Verständnis für dynamische Zusammenhänge, mit denen wir es in der Wirklichkeit zu tun haben. Systemisches Verständnis kommt mit der Gestaltung systemischer Aufgaben im Unterricht, kann bereits im Kindesalter schrittweise vermittelt werden.

Um von den Effekten auf breiter Ebene profitieren zu können, liegt es nahe das Wissen an den Hochschulen und Universitäten im Betriebswirtschafts- und Ingenieurstudium zu unterrichten. Darüber hinaus ist es notwendig, sich mit Informationstechnologie zu beschäftigen. Die daraus entstehenden Synergie-Effekte werden in den Unternehmen zum Tragen kommen. Den ökonomischen Systemen – der gemeinsamen Basis einer Gesellschaft.

Wie die „Dinge“ miteinander in Wechselwirkung stehen, vermittelt die erste Broschüre des Schubäus-Modells.

Daraus entstehende Unternehmensstrukturen sind von einer einfachheit, erfüllen nicht nur ihre Funktion in einem größeren Ganzen, sondern sind darüber hinaus auch wesentlich effizienter – nicht selten ein sechsfaches.

Spricht man bei konventionellen Neuordnungen von Steigerungen von 20 bis 30% bei einer Abteilung, so bedeutet ganzheitliche Neuordnung ein Vielfaches von diesen Ergebnissen.

In einem Gespräch war es für den Prozessverantwortlichen eines Wohnwagenherstellers eine ungewöhnliche Art der Herangehensweise, war er gewohnt die Qualität der Fertigungsprozesses durch ständige Implementierung von Kontrollen in den Griff bekommen zu wollen. Als ich ihm davon berichtete wie wir arbeiten, sah er mich mit leuchtenden Augen an und sagte nur noch: „Davon habe ich noch nie gehört. Das ist ja vollkommen neu.“