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Von Realitäten und Virtualitäten

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(v1.1) „Nicht echt, nicht in Wirklichkeit vorhanden, aber echt erscheinend“, so wird das Adjektiv „virtuell“ beschrieben, während man in der Regel davon überzeugt ist, dass die Realität, in der wir leben, echt und alternativlos sei, weil uns die fünf Sinne dies vermitteln. Womit wir interagieren, ist in der Regel die Materie, die bei näherer Betrachtung aus über 90% Leerraum besteht.

Was in der Regel, eben weil sich wenig damit im Alltag auseinandergesetzt wird, ist das System mit dem sich gar nicht oder lediglich im Sinne der Betrachtung seiner auftretenden Symptome und Erscheinungen mit diesen „arrangiert“ wird.

Dass sicht- und spürbar auftretende Probleme lediglich Symptome sind, auch genannt „Phänomene“ und nicht ihre Ursachen, wo die Ursachen nicht einfach auf auserkorene Schuldige abgewälzt werden können, wenn es darum geht „Herr über die Probleme werden“ zu wollen, führt ihre gewohnte „Behandlung“ (in Form der Symptombekämpfung) gewöhnlich zu einer Zunahme der strukturellen Komplexität.

Ein sich so entwickelndes, organisatorische Strukturgeschwür entfremdet über die Zeit schleichend seine Teilnehmer, weil es sich heimlich wie ein bleiernes Tuch auf die Gemüter legt und mehr und mehr Energie für sich beansprucht, bis es nur noch dazu da ist, erhalten zu werden, während die Funktionsausübung der Organisation zunehmend ins Hintertreffen gelangt.

Ich habe mich immer gefragt, warum das so gehandhabt wird. Letztlich fiel mir auf, dass das System der alten Ordnung darauf ausgelegt ist, „jedem“ sein „Fürstentum“, seine „Familie“, sein „Hab und Gut“ und seine „Untergebenen“ zu ermöglichen, damit „ins Bild passt“ und prinzipiell von den die gleichen Privilegien profitiert, während er längst der Illusion erlegen ist, ihm würde etwas oder jemand gehören.

Erkennbar, das auch die alltägliche Realität nur eine Form von Virtualität darstellt, wenn man die Privilegien und gesellschaftlichen Konventionen und Wertvorstellungen näher betrachtet. Fortan kann man sich nun die Frage verkneifen, was man denn tun könne.

Der sogenannte „Cyberspace“ ist lediglich ein Spiegel der Realität, die ebenfalls einen kybernetischen Raum (wo Prozesse mehr oder weniger wirksam ablaufen) darstellt, jedoch der Mehrheit dafür notwendiges Denken, Beobachten und Gestalten unbewusst ist. Sie soll ja auch nur funktionieren und keine Fragen stellen.
Fragen, die früher oder später zeigen, welchen Einfluss der Einzelne wirklich darauf hat und ihn niemand als er selbst sich davon abhalten kann, etwas zu ändern.

Wer an dieser Stelle fragt, was ich denn gegen den „Hunger“ in der Welt tun würde oder die „bösen Politiker“ tue, tut gut daran, sich selbst zu fragen und mag sich mit den Beiträgen auf diesem Blog auseinandersetzen.
Auch ihm obliegt das Um- und Weiterdenken und damit verbundene Veränderung seiner Denk- und Verhaltensmuster. so etwas wie „eine objektive Haltung zur Welt“ gibt es nicht.

„Herr Berg, sie werden hier fürs Arbeiten und nicht fürs Denken bezahlt.“

Es ist eine irrige Annahme, dass gewohnte Denk- und Verhaltensmuster zu etwas anderem führen würden, als das, was bereits vorhanden ist. Denn diese bestimmen, was Sache ist und was dabei herauskommt und nicht so manch geflügelten Worte aus politisch motiviertem Munde, da es nicht mit konventionellen Vorstellungen und Denkweisen machbar ist.

Da braucht man auch nicht mit dem Finger auf die „Bösen“ zu zeigen, wenn die eigenen Denk- und Verhaltensmuster denen der „Bösen“ gleichen, während man sich für „das unschuldige Opfer der Umstände“ oder für den „Held des Volkes“ hält, der schließlich nur „Gutes für alle“ will.

Dabei dreht sich dieses „Gute“ in der Regel um Macht, Geld, Eigentum, Besitz, Hab und Gut und dass einem weiter etwas oder jemand gehören würde.
Und da die Mehrheit auf Haben abgerichtet wurde (damit man sie auf diese Weise besser kontrollieren kann), wird kaum jemand „Nein“ sagen, da er so weiter seiner belohnten Gefangenschaft nachgehen kann und es nur deswegen „richtig“ erscheint, weil es ja alle so machen.

Nicht selten schickt eine Masse wenige auch nur vor, dass diese ihr „die Kohlen aus dem Feuer holt“. Und wenn es nicht gelingt, werden jene am Ende „abgestraft“.
Die herrschende gesellschaftliche Bewusstlosigkeit schafft mit ihren Denk- und Verhaltensmustern kollektiv ein Wesen, was alles andere ist, als mensch- und lebensfreundlich.

„Ich weiß etwas, was Kinder nicht wissen.“ „Und das wäre?“ „Dass niemand Böses wahrhaft böse ist und niemand Gutes wahrhaft gut.“ „Loki“, Loki, 2021

Letztlich bekommt man immer das, was man sich nimmt, und das wird von den eigenen Denk- und Verhaltensmustern bestimmt.

Nachtrag: Es wird niemand „von oben“ kommen und alles „per order di mufti“ im Sinne mehrheitlicher Vorstellungen regulieren. Das sind leere Versprechen und blauäugige Hoffnungen.