sierpinski
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Das System, Teil 2 – oder: Es erscheint einem nur ernst

Lesezeit: ca. 14 Minuten

(v1.2, Ich habe ersten Satz entfernt.) Ein Herrschaftssystem funktioniert unter anderem nur deswegen, wenn es in Form der Alternativlosigkeit und sich daraus ergebender Ernsthaftigkeit daherkommt. Die alte Weltordnung ist so eine Nummer, wo sich hierarchisch organisierte Strukturen, um sich weiter auszudehnen, über andere hierarchisch organisierte Strukturen herzumachen versuchen – so eine Art „Turmbau zu Babel“-Nummer.

Klassische hierarchische Strukturen (wenn man sich umschaut, gibt es davon ja reichlich) fußen auf der Erziehung des jungen Lebens zur Gehorsamsbereitschaft, in der Regel in der Familie und in der Vorstellung über etwas oder jemand Kontrolle zu haben. Das Phänomen des Faschismus findet hier ebenfalls seine Grundlage.

Gehorsamsbereit erzogene Untergebene treffen in den jeweiligen Lebensabschnitten auf ihre entsprechenden Herren („Vorgesetzte“ in allen möglichen Formen und mitunter reichlich „betitelt“).

Die gewohnte „Erziehung“ und das vorgefundene Umfeld zielen darauf ab, dass das Ganze irgendwann „alternativlos“ wird und später „ist“, trägt in sich auch eine entsprechende „Ernsthaftigkeit“.

„Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ Paul Watzlawick

All das ist jedoch nur anerzogen und verliert in dem Moment seine „Alternativlosigkeit“, wenn es als Rollenspiel enttarnt ist.

„Die Lage ist ernst! Ernst! Noch eine Lage!“

Doch zuvor geht es darum zu verstehen, wie man solch ein Gebilde aufrechterhält. Man erzieht das junge Leben, indem man ihm unter anderem glauben macht, ihm würde etwas gehören, was man ihm zuvor gegeben hat.
Und wenn das junge Leben mal nicht so „funktioniert“, wie es soll, dann droht man ihm, jenes wieder wegzunehmen.
Das ist im Kern eine „pawlow’scher Hund“-Nummer und spätere Praxis. Doch das ist nicht das Wesentliche, warum sich ein System aufrecht zu erhalten versucht. Denke man einfach an den Wert des „Geldes“.

„FEDeralism at it’s best.“

Später werden dem jungen Leben von einer Autorität wohlwollend Privilegien zugestanden, wie die Teilnahme am Geldsystem, Teilnahme an der Macht („Fürstentum Familie“, Karriere), „Eigentum“, „Besitz“, Hab und Gut, wo es stets darum geht, dass ihm der Eindruck entsteht, ihm gehöre etwas oder gar jemand.

Die „erste hierarchische Ordnung“ entsteht durch die gewohnte Erziehung IM jungen Leben selbst, wo seine Denk- und Verhaltensmuster über ihn herrschen, da eigenständige Veränderung dieser, in der Regel bestraft und Entsprechung (also Beibehaltung bisheriger Denk- und Verhaltensmuster) belohnt wird. „Artig sein“ nennt sich das.

Die zweite Ordnung ist die Familie, in der die Gehorsamsbereitschaft „implementiert“ wird und so geht es weiter und weiter, bis am Ende ein „Staat“ vorgibt, alles schützen zu wollen, während der „Angehörige“ durch seine eigene Sippe letztlich nur zu einem „guten Untergebenen“ dressiert wurde, der später ggf. auch eine Familie gründet, wo sich der ganze Sermon unhinterfragt wiederholt. Es war ja schon immer so.

Nicht zu vergessen, dass auch die Staaten weiteren Strukturen untergeordnet sind.

Die Angst vor Bestrafung und damit verbundenem möglichen „Schmerz“, ist der Deckel eines solchen Gebildes.

„Auch eine unbestimmte Vielzahl oder gar alle Bürgerinnen und Bürger können zu Beiträgen herangezogen werden, sofern ihnen jeweils ein Vorteil individuell-konkret zugerechnet werden kann und soweit dessen Nutzung realistischerweise möglich erscheint.“ 2. Leitsatz des Urteils zum Rundfunkbeitragservice vom BVerfG vom 18.07.2018

Eines sei gesagt, gleich mit wem die Rolle der Vorgesetzten besetzt wird, es wird keine „gerechten Vorgesetzten“ geben.
Der gewohnte Akt des Wählens auf sogenannter „Bundesebene“ würde durch ein geltendes Bundeswahlgesetz geregelt und zu einer rechtlich legitimierten Re-Gierung (Anmerkung: Nur Gierige brauchen eine Re-Gierung!) führen, mal ungeachtet, dass „Staaten“ nur noch Unternehmen sind.

Vorgesetzte zu wählen, beruht im Kern auf dem anerzogenen Verhalten zur Gehorsamsbereitschaft und sich später daraus ergebender Besetzung des eigenen Machtvakuums durch Fremde, um so die gewohnte Fremdbestimmung weiterzuführen, neben der Abgabe der eigenen Verantwortung.

Als das Wahlrecht für die Frauen geschaffen wurde, haben die auch nur laut nach Selbstunterwerfung gerufen.
Die „Nummer“ mit der Emanzipation beruht somit nur auf üblichem „Teilen und Herrschen“, während sich Männer und Frauen gegenseitig – gefangen im eigenen Kopfknast – „die Augen auskratzen“, um sich taktisch über den anderen erheben zu wollen – fiel mir gerade beim Schreiben auf.

„Geschlossenes System, geschlossene Anstalt.“

Was Bestrafung und Schmerz angehen, beruht deren Vermeidung auf der Erinnerung an die eigene erste Bestrafung für eigenständige Entwicklung.

Ich konnte mich vor einiger Zeit an eine Situation in der Kindheit erinnern, wo ich bemerkte, dass sich die „Flausen der Erwachsenen“ nach der Windrichtung orientieren.

„Das Phänomen willkürlicher Opportunität.“

Was eine Woche zuvor noch „richtig“ war, war die darauf folgende „falsch“. Irgendwann, ich war so acht oder neun Jahre, entschloss ich mich, dass es „richtiger“ sei, die anderen entscheiden zu lassen.
Das ist in der Regel der Moment, wo man gegenüber dem System einknickt.
(Anmerkung: Doch das macht nichts. Denn woraus will man sonst das Gegenstück des Systems der alten Ordnung entwickeln, wenn nicht aus ihm selbst heraus?)

So unterdrückt sich der Mensch mit der Zeit selbst, wobei ein Mensch – nebenbei – keinem sogenannten „Staat“ angehört, sondern nur die Personen, die er darin zu spielen meint – ohne natürlich zu wissen, dass er sie spielt.

„Die ‚natürliche Person‘, ist der Mensch in der Rolle als Rechtssubjekt.“

In der Regel unterliegt die „natürliche Person“ dem Recht jenes „Staates“, dem sie angehört, der sich dabei des positiven Rechts bedient, was vom Menschen geschaffen wurde und dem überpositiven Recht diametral gegenüber steht.
Wer jetzt voreilig davon spricht, dass in den Gesetzen auch vom „Mensch“ gesprochen wird, lese sich das mal genauer durch und achte bei sich darauf, wo er selbst Zusammenhänge herstellt, die so nicht wirklich existieren.

Denn wenn die Würde (das Leben selbst) des Menschen unantastbar ist, warum sollte sie dann geschützt werden? Oder wenn im BGB von der Rechtsfähigkeit des Menschen mit Vollendung der Geburt gesprochen wird, bleibt die Frage: Auf welches Recht sich besagte Rechtsfähigkeit bezieht. Auf das positive oder das überpositive Recht?
Ganz klar, das überpositive Recht bezieht sich auf den Menschen und das positive (von ihm erfundene) auf die Person, von der er denkt, er sei sie, so wie er denkt, er sei sein „Ich“.

In der Regel – im Rahmen aus der Erziehung heraus sich entwickelnde Gehorsamsbereitschaft und damit einhergehender Fremdbestimmung und da es ja niemand anders kennt, wird sich am positiven Recht orientiert.
Der gewohnte Denker kennt ja kein anderes, allein deswegen, weil es da kein „Geld“ zu verdienen gibt und auf der anderen Seite, weil man niemanden hat, der einen „verteidigen“ könnte. Vereinfacht ausgedrückt.

Der Mensch, der sich für seine „natürliche Person“ hält, wird so zum Spielball des hierarchischen Systems und seiner „Vorgesetzten“.

Ein Nebeneffekt dieses Systems ist, dass er sich nicht wirklich in Vernunft und Gewissen entwickeln kann, da es „gesünder“ erscheint, dass andere darüber befinden, was für ihn „gut und richtig“ sein soll.

Mangelnde Entwicklung in Vernunft und Gewissen bedeutet natürlich, dass man „solche Leute“ auch ständig betreuen und kontrollieren muss, weil sie ja „unvernünftig“ und Arm an Gewissen sind, während gleichzeitig dafür gesorgt wird, dass es für gewöhnlich nahezu unmöglich ist, sich gerade darin zu entwickeln.
Schließlich muss man ja arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben und selten hat man die Zeit, sich mit den wesentlichen Dingen auseinanderzusetzen, denn es fehlt scheinbar überall an dafür notwendiger Zeit, genau diese Entwicklung zu vollziehen.

Reklame: „Wissen sie, warum sie in der Funktion als POLIZEIbediensteter existieren?“ „Nein.“ „Weil sie vorgeschickt werden, um die Auswirkungen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft oberflächlich zu kaschieren.“ „Stimmt. Und ich gehe davon aus, dass dies noch eine Weile der Fall sein wird.“ Gespräch mit Selbigem in 2017

Warum fehlt die „Zeit“? Weil sich in der Regel eine eigene, zunehmend komplizierter werdende Struktur aufgebaut wird, die anschließend – um den Schein zu wahren – aufrechterhalten werden „muss“ – sozusagen das eigene „Reich“ – innerhalb anderer hierarchisch organisierter „Reiche“.

Einmal mehr, dass sich „Zeit“ als ein „Abfallprodukt“ eines oder mehrerer miteinander vernetzter („organisierte“) Ursache-Wirkungsprozesse darstellt. Apropos „Zeit“.

„Was ist das?“ „Das ist eine Uhr.“ „Eine Uhr?“ „Ja, eine Uhr. Sie zeigt die Zeit an… Das Gute ist, sie geht noch.“ „Wofür ist die?“ „Sie zeigt die Zeit an!… Wann man essen, schlafen, aufwachen und arbeiten soll.“ „Ach… du lässt dir von dem kleinen Ding sagen, was du tun sollst?“ „Ja.“ Dialog „Wonder Woman“ und „Steve Trevor“, Wonder Woman, 2017

Der Mensch wurde – im Rahmen seiner verteidigten Alternativlosigkeit – durch seine gewohnten Denk- und Verhaltensmuster zum Opfer seiner eigenen Erfindungen. So nebenbei.

Die wahrgenommene Alternativlosigkeit beruht auf den Konventionen und gesellschaftlichen Wertvorstellungen, dass Arbeit etwas wert sein soll, die mit Zahlen bedrucktem Papier und Zahlenreihen auf dem Konto zu begleichen sei, damit man mit dem Erarbeiteten, sich beim Kaufmann etwas kaufen kann, was wiederum ein anderer hergestellt hat, dem es genauso geht.

„Vom Sklaven zum Arbeiter und zum heutigen Personal(Ausweis). Neue Bezeichnungen, gleiche Stellung.“ (Anmerkung: Einmal mehr ein Hinweis, sich über den gewohnt oberflächlichen Umgang mit Begriffen nicht nur bewusst zu sein.)

Da ist es natürlich viel bequemer, wenn man nur noch Sachen kauft und verkauft, die ein anderer hergestellt hat, während man mit der Gewinnspanne seine eigene Existenz aufrechterhalten kann. So wird man zum „Puffer“ zwischen Erzeuger-Käufer und Käufer-Erzeuger. Während beide sich nicht einmal kennen oder miteinander etwas zu tun haben wollen, weil ihnen ihre eigene „Existenz“ näher ist, als die des anderen.

Der Glaube, dass mit Zahlen bedrucktes Papier und Arbeit etwas wert seien, ist das Fundament heutiger, funktionierender Sklaverei, verbunden mit dem Glauben, dass einem etwas oder jemand „gehören“ würde – einschließlich der irrigen Vorstellung einem selbst würde das Leben gehören.

Der Mensch in der Rolle des gehorsamsbereit erzogenen, unschuldigen und schützenswerten Opfers der Umstände, wird bei Auftreten einer möglichen Gefahr das „Erreichte“ mit Händen und Füßen zu verteidigen versuchen, während es seinem Gegner nicht viel anders geht, während beide im anderen den „Feind“ erkennen und sich daraus wiederum ein weiteres, recht einträgliches Geschäft ergibt.

„Morgen um diese Zeit, halt‘ ich den mächtigsten Mann der Welt in der einen Hand und den weltweit gefürchtetsten Terroristen in der anderen. Mir gehört der Krieg gegen den Terror. Ich kontrolliere Angebot und Nachfrage.“ „Aldrich Kilian“, Iron Man 3, 2013

Mir fiel heute morgen auf, dass ich bis jetzt recht wenig über die vom Menschen geschaffene, künstliche Institution „Kirche“ geschrieben habe, die sich ja ebenfalls hierarchisch organisiert.

Wie sagte mal ein Pfarrer zu mir: „Wenn ihre Kinder nicht brav sind, werde ich sie exkommunizieren.“

Klassisch war das wohl ein Fehler, umgekehrt ein Aufruf zur Hinterfragung und Infragestellung (was üblicherweise „Inquisition“ heißt).

Anmerkung zum aktuellen Kriegsvorhaben: Habe gerade festgestellt, dass die Reichsbürger den Russen jetzt ja helfen müssen, wenn ihnen die Freundschaft so wichtig ist. 😀

Nachtrag: Jemand sagte vor vielen Jahren einmal: „Die Mehrheit wird dann ins Neue kommen, wenn sie mehr Angst vorm Alten, als vorm Neuen hat.“