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Begriffe und ihre Bedeutung – Teil 21: Stille und Dialog

Lesezeit: ca. 11 Minuten

Stille ist der Ort der Selbstreflektion – ein mit sich selbst sein. Ja, sogar das Selbstgespräch gehört dazu.
Und wer kennt es nicht, wenn man wegen Selbstgesprächen „schräg“ angeschaut wurde oder wird: „Was ist das denn für einer?“

Wer konventionell entspricht, unterlässt dieses wertvolle Mittel, mit sich selbst einen Dialog zu führen.
Ein Dialog, der nicht immer einhelliger Natur ist, da hier auch die Infragestellung aktueller oder zurückliegender oder sich noch entwickelnder Situationen in einem inneren Für und Wider stattfindet und sich erst so eigene Meinungen und Erkenntnisse entwickeln, die für das eigene Vorankommen von Bedeutung sind – nicht selten auch für das Umfeld.

In der Stille empfängt man so manchen Impuls, der sich gerne aus einer offenen Frage ergibt, statt dem „Ich“ zu lauschen, was immer nur aus der Werkzeugkiste „Verstand“ das Bisherige auszugraben weiß – weil es auch schön schnell geht.
Dabei kommt es auch darauf an, ob man sich vordringlich von seinen gewohnten Denk- und Verhaltensmustern leiten lässt, die in der Regel zum Alten führen – nicht selten in der Vorstellung, damit das Morgen gestalten zu wollen.
Wem also das Gestern besser vorkommt, tut er gut daran, genau das in Frage zu stellen. Fällt ihm das schwer oder gar „unmöglich“, liegt es lediglich an seinem „Ich“, was gern an seiner Programmierung festzuhalten gedenkt.

„Reklame: Das „Ich“ ist sozusagen der Behälter der Denk- und Verhaltensmuster und existiert innerhalb des Bewusstseins. Um sich gegen Veränderungen zu schützen, gaukelt es dem Menschen vor, er sei das „Ich“. Er HAT jedoch ein „Ich“.
Solange der Mensch an diesen Programmierungen festhält (die zu diesem System mit seinen sichtbaren Auswirkungen führt), wird er durch diese beherrscht (unterjocht). Das ist die erste Hierarchie, als ‚Widersacher‘ der natürlichen Ordnung.“

Entscheidet man sich an dieser Stelle um und danach folgt erst die Arbeit an sich selbst, führt das irgendwann dazu, dass sogar das Bisherige, was sich auch im Außen „präsentiert“, es in der Stille dem Infragestellungsprozess langsam „zum Opfer fällt“ – also seine Bedeutung einbüßt, die man ihm bisherige zumaß.

Deshalb ist es nicht weg, jedoch sind die „üblichen Bestrebungen“ nicht mehr da. Auf diese Weise öffnet man sich auch für das Neue.

Um es an dieser Stelle klar zum Ausdruck zu bringen: Es ändert sich nichts, wenn nicht umgedacht wird, nur dass sich die Situation weiter anspannt, in der Regel das Geheule lauter wird und irgendwann der so selbstgeschaffene Druck zum Umdenken ein MUSS daraus macht oder jene RESIGNIEREN einfach oder Gewalt nach Außen oder nach Innen geschieht.

„Reklame 2: Eine Information, die man einmal aufgenommen hat, kann nur noch verdrängt werden, was zu ziemlichen Ausfallerscheinungen in Sachen „Neurose und Psychose“ führt, man verdrängt stattfindende Realität.“

Man sieht hier auch ganz deutlich, dass ein gefühltes und in der Regel selbst verursachtes MUSS, immer ein Zeichen ist für die Selbstversklavung (siehe oben: Reklame 1) ist, die sich im Kern durch ein Festhalten am Alten zum Ausdruck bringt. Die „Anderen“ erinnern einen lediglich daran, dass dieser Zustand so ist! Es gilt das Prinzip der Resonanz:

„Reklame 3: Man empfängt eine Radiosendung, wenn man sich auf ihre Frequenz einstellt. Beim Menschen ist der Drehknopf sein „Ich“.“

Ergebnisse aus der Stille
Infolge der Stille und des für „mich“ sein, war irgendwann auch das Gestern nur noch ein „Gestern“ (die Bedeutung änderte sich durch den Infragestellungsprozess) und blieb es dann auch und mit ihm jene, die sich daran festzuhalten glauben meinen. Denn auch für jene gilt „Reklame 2“.

An dieser Stelle ist erkennbar, dass sich jeder selbst aus dem Vorhandenen heraus zu entwickeln hat. So etwas wie eine individuell-gesellschaftliche Mitose findet bereits statt. Dabei stellt sich auch heraus, wer wirklich Veränderung will, oder nur „so tut, als ob“.

Es funktioniert auch kein: „Ja, aber die anderen müssen doch…“ oder: „Wir müssen die anderen erst…“ oder: „Es gilt jetzt, sich zusammenzufinden, um Lösungen zu entwickeln…“ oder: „Das Alte muss erst weg, dann können wir erst das Neue machen…“

 Es muss nicht weg, sondern es gilt: Reklame 3 plus kurze und sachliche Aufklärung über Ist-Zustände bei Behörden, Verwaltungen und dem ganzen Polit-Apparat. Die „Plus-Option“, wem danach ist. Ansonsten ist es besser, sich um das Neue zu kümmern. Was das Neue ist? Das erkennt man dann, wenn man das Alte schrittweise in Frage stellt.

Die Lösungen, was im Kern ein ineinander verknüpftes Netz von Lösungsmustern ist, sind bereits vorhanden. Es gilt sie nur noch miteinander in Beziehung zu bringen – allem voran ein Gesamtbild. Lösungen entstehen hinter gewohntem Problem– oder auch Verdrängungsdenken.
Problem– oder auch Verdrängungsdenken beruht auf dem Beibehalten der eigenen Programmierungen (siehe: Reklame 1) mit der gewohnten Zielgabe: „… muss weg!“ (Verdrängungskonzept) &c.

Was das Umdenken betrifft: „Es gibt immer nur ein Mitkommen und kein Mitnehmen. Es gibt Angebote in Form von Hinweisen, ja…“

Wer die Selbstbestimmung ins Auge fast, der muss seinen Hintern schon selbst bewegen!

Ach so. Die Stille. Schaut man sich das Gewohnte an, so bringt es sich durch laut und bunt und „mehr vom Selben“ zum Ausdruck. Ablenkung, Beschäftigung und Unter-Haltung – bis der Arzt kommt.
Im Kern wird nahezu alles dafür getan, um diese Stille umgehen zu wollen. Für manche erscheint sie unerträglich – besser: für das gewohnte „Ich“ erscheint sie unerträglich.

In der Stille ruht die Kraft der Veränderung. Je mehr man sich der eigenen Entfaltung öffnet, desto mehr löst sich das „unerträgliche Gefühl“ auf. Was dann für gewöhnlich dazwischenredet, ist noch das „Ich“ – bis die Stille zu einer Fülle wird.

„Lauschend.“

In der Stille findet auch das „jüngste Gericht“ statt – das Gericht mit sich selbst. An dieser Stelle kann man in den Gleichnissen der Bibel ihre personifizierten Überzeichnungen erkennen, die nur dann „laut, tönend und gewohnt apokalyptisch“ erscheinen, wenn man sie ins Außen projiziert. Es geht nicht darum, das in solchen Büchern steht, sondern sind sie ein Spiegel für das was man erkennt.

Da wohl kaum jemand in die Bibel schaut, weil zuviel Ablenkung stattfindet, man geht ja auch ins Kino… Kino? Da war doch mal was?

„Man kann nur das erkennen, was man selber in sich trägt.“

„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Bedeutungen, die wir den Dingen verleihen.“ Epiktet 2.0

Stille ist bei mir der Moment, wenn ich morgens aufwache und eine Weile daliege. Die meisten Beiträge entstehen durch einen Impuls aus der Stille.
Irgendwie schreibe und schreibe ich dann, und plötzlich sind Stunden vorüber und nicht selten manchmal sind es sechs oder acht Seiten geworden.

Warum das Selbstgespräch für die eigene Entwicklung mit von Bedeutung ist:

„Die Theorie besagt, dass die Sprache, die man spricht, das Denken prägt.“ Arrival, 2016

Nicht nur die Sprache, sondern auch der Inhalt. Denn wie kann man etwas Neues gestalten wollen, wenn Denken und Verhalten keinem Gestalten entsprechen? Erst mit der eigenen Entwicklung ergeben sich Lösungen. Lösungen orientieren sich an Bedarfen. Es macht Sinn, den Blick global auszurichten. In diesem Wandel verlieren konventionelle Lösungen an Bedeutung.

„Am Tun wird man sie erkennen.“

Das Tun ist stets ein sichtbares Ergebnis eines Denkprozesses und umgedacht, führt es zu einer veränderten Einstellung, Verhalten und Handeln und damit verbundenen Ergebnissen.

Lösungsmuster orientieren sich – wie gesagt – dabei an gesamtgesellschaftlichen Bedarfen. Es gilt das Alte in Frage zu stellen – vereinfacht ausgedrückt. Wer gerade das Gefühl „Schutz“ haben zu wollen in sich trägt, tut gut daran, sein „Ich“ zu hinterfragen.

Die Stille hilft sowohl die Zusammenhänge wie auch die Machbarkeit von Lösungen zu verifizieren und irgendwann genügt ein Blick und man erkennt, warum etwas nicht funktioniert. Das Wahre funktioniert, das scheinlich Wahre braucht ständige Unterstützung.

„Wahrheit ist das, was funktioniert.“ Ernst von Glasersfeld

In Sachen Problem (also im Kern ein Symptom) gilt für den Austausch: Lösungsmuster benötigen eine Herleitung und Übergang vom wahrgenommenen Problem zum Lösungsmuster. „Da Problem, da Schuldige, dort Lösung“, ist ungleich „Denken in Lösungen und deren Herleitung“.

Wie ein Lösungsprozess abläuft, kann man prinzipiell beim Auflösen eines Zuckerwürfels in Wasser erkennen. Der ist auch nicht einfach weg. Was man jedoch beobachtet, ist ein Transformationsprozess.

P.S. Man kann sich also Diskussionen – also den gewohnten, akustischen Stellungskrieg – getrost ersparen. Es funktioniert nur in einem gemeinsamen Erkenntnisdialog – (auch) über die Konventionen hinweg.

Musikalische Nachuntermalung: