reichinsheim
reichinsheim

Tiefgründiger Klamauk

Lesezeit: ca. 8 Minuten

Nachdem sich Rüdiger zwischenzeitlich den Spaß machte und das Buch: „Die Reise ins Reich – Unter Reichsbürgern“ unter seine Fittiche nahm, juckte mich die Tastatur.

Hinweis: An dieser Stelle wird man unwillkürlich zum Teil einer Marketingkampagne, da etwas in den offenen Raum gestellt wird, womit sich alsdann wieder fleißig beschäftigt und diskutiert wird. Und damit jeder „mitreden“ kann, wird sich so mancher auch das Buch kaufen. Die „Reichsbürger“ als Marketinggag.

So in etwa wie „Volksaufklärung“, „Weiße Rose 2014“ oder „Deutsche Interessengemeinschaft für Justiz- und Behördenbeobachtung“, „Szene“.
Alles Reizbegriffe, um die richtige Aufmerksamkeit zu erlangen. Zu Schade, dass es aus der Szene kaum jemand verstanden hat. Wenn das der Führer gewusst hätte. 😀

Zunächst die aktuelle Buchbeschreibung vom Eulenspiegel-Verlag:

»Ein irrwitzig-wahnsinnig-komisches Buch über die weitverzweigte Sumpflandschaft der rechtsradikalen Reichsbürger. Tobias Ginsburg hat sich monatelang in ihrem ›gemeinsamen Nest aus Menschenverachtung‹ aufgehalten und erzählt als Literat und Aufklärer von dieser wahrhaft bedrohlichen Szene.« Günter Wallraff

Die Reichsbürger – das sind verführte Irre und böse Verführer, Sektierer, Rechtsradikale und Hetzer hinter konservativer Fassade. Sie alle glauben an eine Weltverschwörung gegen das deutsche Volk und bekämpfen diesen vermeintlichen Feind.
Der jüdische Autor und Regisseur Tobias Ginsburg begibt sich für dieses Buch undercover unter Reichsbürger. Er besucht quer durch Deutschland verschiedene Gruppierungen, wird Untertan eines Königreichs, macht mit bei Plänen zum Sturz der BRD GmbH und für ein germanisches Siedlungsprojekt in Russland. Er lernt gewaltbereite Neonazis und friedensbewegte Esoteriker kennen, aber auch Biedermänner, von denen manche heute für die AfD im Bundestag sitzen.
»Die Reise ins Reich« ist Reportage, Sachbuch und aberwitzige Abenteuergeschichte zugleich. Sie liefert kuriose, komische und bedrückende Auskünfte über eine Bedrohung, die längst die Mitte der Gesellschaft erreicht hat.

Das ist doch prima, dass diese sogenannte „Bedrohung“ die Mitte der Gesellschaft bereits erreicht hat. Von welcher Mitte da wohl gesprochen wird und in welcher Form wird diese „Bedrohung“ überhaupt wahrgenommen und vor allem von wem als „Bedrohung“ wahrgenommen?

Da ist bloß keine „Bedrohung“. Okay, vielleicht von einigen wenigen, die überhaupt noch nicht kapiert haben, dass Gewalt nur ein Werkzeug der Unwissenden ist und man dann fix zu Propagandazwecken zu „selbsternannten 9mm-Reichsbürgern“ ernennt. Was die Gewaltbereitschaft betrifft, von der es auch genug in dem vom Volk ernannten „Gewaltmonopol“ gibt.

„Alle Gewalt geht vom Volke aus!“ „Und was hat es dann mit dem ‚Gewaltmonopol’ auf sich?“

„Reichsbürger“ – nur ein popliges Stigma, welches auf den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern entsprungen, welche an die üblichen „Räuber und Gen-Darmspiele“ aus der Kindheit erinnern, wo man noch im Sinn der klassischen Bedeutung von „Gut und Böse“ einem Spiel der Erkenntnis nachgegangen ist. Das Erkennen wollen war jedoch bereits lange vergessen. Man hatte sich zu sehr an die Beschäftigung und die Suche nach Beschäftigung gewöhnt und auf diese Weise immer weiter von der wesentlichen Aufgabe abgewandt, die über Denken und Handeln befindet.

Im Kern haben wir es mit einem Wandel zu tun, der über das Übliche Geplänkel hinaus stattfindet und das Thema „Reichsbürger“ und „ihre bezahlt hetzende Gegnerschaft“ zum Sandkastenspiel verkommen lässt. Dies an einem globalen Sandstrand, während die Wellen des Ozeans den Strand umformen und die gewohnten Sandkastengrenzen bereits unterspült werden.

Die gewohnte Stigmahetze sorgt jedoch für genug Aufmerksamkeit, dass so mancher sich gerade deswegen mit den anfänglich interessanten Tatsachen rechtspositivistischer Märchenstunden und Glaubensprinzipien beschäftigt, die innerhalb der Systemgrenzen zur Anwendung kommen – bis er die Ausgänge erkennt und „geht“.

Auf diese Weise wird aus dem gewohnten Betrachter plötzlich der “ abtrünnige, menschenverachtende Reichsbürger“, ein von der Gesellschaft ausgestoßenes Mentalmonster, was seine Umgebung mit Reichlich Gewusstem zu verseuchen versucht.
So zumindest aus der Sicht der gewohnt Konditionierten, denen das bekannte lieber ist, als ein für das erste Mal gedachtes Morgen mit neuen – besser: bereits lange vergessen und zuletzt sogar verdrängten natürlichen Lebensprinzipien. Denn man entschied sich vor langer Zeit, bereits vom Leben selbst abzuwenden und ein verkünsteltes Dasein vorzuziehen.
Und jene die davon heimlich oder unheimlich profitierten, sehen nun ihre Felle davonschwimmen, zumindest all jene, die vordringlich materiell ausgerichtet sind.

Wen langweilt es also, sich nur das übliche Gemähre über „neurechte Braun-Esoteriker“ anlesen zu wollen, während man sich dabei vom Wesentlichen wieder abwendet, die eigentliche Aufgabe, die hinter dem gewohnten Horizont aus Rechts- und Reichstamtam stattfindet – scheißegal von welcher Seite.

Die Deutschen bewegen die Welt und wenn es nur wenige sind. Mit den Einflüchtenden versucht man lediglich die gewohnten Denk- und Verhaltensmuster der Greinenden zu malträtieren, um alsdann den Finger erheben zu wollen: „Da sind sie wieder, die Menschenhasser!“

Jedoch vergessen jene Stigmatisierer, dass sie dabei nur ihren eigenen Konditionierungen erlegen sind.

„In Religionen ist das „Ich“ in der Figur des Teufels manifestiert. Natürlich realisiert niemand, wie klug das „Ich“ ist, denn es erschuf den Teufel, und man kann jemand anders die Schuld geben.“ Dr. Deepak Chopra, M. D.

„Durch das Erfinden eines äußeren Feindes erschaffen wir uns gewöhnlich reale Feinde. Und das wird dann zu einer realen Gefahr für das „Ich“, obwohl es auch dessen Schöpfung ist.“ Dr. Peter Fonagy, PH.D., FBA

„Etwas wie einen äußeren Feind“ gibt es nicht. Egal, was die Stimme in ihrem Kopf Ihnen sagt. Alle Feindbilder, die wir haben, sind nur  Projektionen des „Ichs“, als der Feind selbst.“ Dr. Deepak Chopra, M. D.

„Daran erkennen wir, dass all unsere Feinde unsere eigene Erfindung sind.“ Dr. Peter Fonagy, Ph. D., FBA

„Ihr größter Feind, ist Ihr eigenes Selbstbild. Ihr „Ich“. Dr. Obadiah S. Harris, Ph.D.

„Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ Matthäus 7,3

„Montag sind wieder Wahnmachen.“

„Mahlzeit.“

P.S. Nur Reichsbürger müssen entwaffnet werden, denn die Nazis arbeiten ja beim Verfassungsschutz.