verfassend18
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Verfassungen – viel spannender, Teil 3

Lesezeit: ca. 11 Minuten

(v1.2*) Vielleicht hat der eine oder andere in der Vergangenheit auch diese unleidlichen Diskussionen mitbekommen, welche Verfassung nun wohl  „die Gültigere“ sei.

Wer kommt schon auf die Idee, dass so eine Verfassung im Regelfall nur die Art der gesellschaftlichen Organisation beschreibt und entsprechende Rollen verteilt – ausgestattet mit klassischen Mitteln, Rechten und Rollenverteilungen, um im Kern nur die übliche Betreuungsnummer abziehen zu wollen – eingeleitet und angereichert mit meist wohlklingenden Worten, deren inhaltliche Bedeutungen man dem Leser überlässt – wenn er sie liest.

Da fällt mir so manches Gesicht ein, was sich nur allzu gern in einer Rolle des „gerechten Betreuers“ sah, während dabei von Freiheit und souveränem Staat gesprochen wurde, nicht selten gefolgt von: Menschen brauchen Führung! *Augenrollender Smiley*

Um es vorweg zu nehmen: Unter einem Konstrukt aus Regierenden und „Beregierten“ wird sich kaum jemand wirklich entwickeln. Das ist auch klassisch nicht beabsichtigt, weder von den einen, noch von den anderen.

Der Mensch hat sich im Außen über die letzten paar tausend Jahre zwar technologisch entwickelt, im Inneren ist der – bedingt durch seine Konditionierungen nahezu stehen geblieben.

Das liegt daran, dass er auf Haben programmiert ist, während das Sein „etwas“ auf der Strecke blieb.

Hinter vorgehaltener Hand: Wer kann wirklich schon was mit Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen uns Selbstachtung anfangen, wo so mancher lieber das Ansehen der Gesellschaft genießt, die sich um sein sichtbares Haben Gedanken macht. Provokantes am Rande.

Und wer genauer hinschaut, sind es immer wenige „Experten“, die für viele „Verfassungen“ schreiben – und eine Mehrheit einen solchen Vertrag(!) dann stets nur abnickt oder für sie abgenickt wird.

„Das Deutsche Volk, einig in seinen Stämmen und von dem Willen beseelt, … hat sich diese Verfassung gegeben.“ Weimarer Reichsverfassung

„Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet,… begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika.“ Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika

„Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden,… die nachfolgende Verfassungs-Urkunde zu erlassen beschlossen haben…“ Preußische Verfassung

„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt,… hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“ Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Um es auf den Punkt zu bringen, solange nicht umgedacht wird, ist es egal, wie vielen „Menschen“ man eine solche Verfassung vorlegen oder am Verfassen teilhaben lassen würde, solange nur der alte Betreuungszinnober und die Suche nach „Nickwilligen“ abgezogen wird.

„Verzeiht, ich weiß, ihr meint es gut. Ihr habt es nur nicht zu Ende gedacht. Ihr wollt die Welt beschützen. Aber ihr wollt nicht, dass sie sich ändert. Wie kann die Menschheit gerettet werden, wenn sie sich nicht entwickeln darf?“ „Ultron“, Avengers: Age of Ultron, 2015

Eine klassische Verfassung ist üblicherweise die vertragliche Fixierung einer freundlichen Bevormundung des Menschen, der dazu zum „Bürger“ verwandelt wird – besser: dem die von zuhause gewohnte Betreuung „schmackhaft“ gemacht wird.

Zwar gewährt man diesem „Bürger“ (Geborgenheit) entsprechende (Grund)Rechte, doch beschäftigt man sich jedoch eindringlicher mit den verwendeten Begrifflichkeiten und ihren Bedeutungen, so entpuppt sich das Ganze als reine Augenwischerei.

Eigentum und Besitz sind bei näherer Betrachtung auch nur Erfindungen, um sich irgendwie an etwas festklammern zu wollen, während sich vor einem möglichen Wegnehmen „eingenässt“ wird. Ein „Wegnehmen“ was nur auf gesellschaftlich tolerierter Unvernunft basiert. Das (Inbesitz)Nehmen führte zum Verlust des Paradieses. So am Rande.

Als Person, Bürger oder Staatsangehöriger besitzt man diese Grundrechte auch nur solange, wie man sich an die „Verfassung“ hält (unterwirft) sowie denen sich daraus ergebenden Institutionen – und ihren Teilnehmern. Im Kern verkörpern diese die „gewählte“ Autorität, siehe: Blaise Pascal, an die man fortan „bedingungslos“ zu glauben hat.

„Es ist gefährlich dem Volke zu sagen, daß die Gesetze nicht gerecht sind, denn es gehorcht ihnen nur, weil es glaubt, daß sie gerecht sind. Deshalb muß man ihm gleichzeitig sagen, daß man ihm gehorchen muß, weil sie Gesetze sind, wie man den Vorgesetzten gehorchen muß, nicht weil sie gerechte Leute, sondern weil sie Vorgesetzte sind. Wenn es gelingt, dies verständlich zu machen und daß hierin die eigentliche Definition der Gerechtigkeit besteht, dann ist man jeder Auflehnung zuvorgekommen.“ (Blaise Pascal, 1623-1662, Fragment Nr.326) Zitat aus „Der verborgene Pascal“ von Theophil Spoerri, Seite 133)

Genau dieser „Glaube“ ist sichtlich am Bröckeln und das ist auch gut so. Und so mancher sieht sich bereits in den Startlöchern zur Ablösung.

„Jawohl, mein Führer!“

Verfassung ist ein Dokument, wo man den Staatsaufbau, also die Verwaltungsorganisation des ihm folgenden Volkes beschreibt und den eigenen Job gleich mitdefiniert oder für jene, die einem „gewogen“ sind.

Unterwerfung unter ein Gesetz ist die Unterwerfung unter jene, die diese Gesetze verfassen, die sie anwenden und jene die, daraus ergebende Handlungen umsetzen.

Wenn also alle Staatsgewalt vom Volke (Summe aller durch ihre Staatsangehörigkeit teilnehmenden Personen, also der Mensch in der Rolle als Rechtssubjekt) ausgeht, spätestens an der Wahlurne gibt es diese Gewalt an andere ab, um dann über sich regieren zu lassen. Nur „Gierige“ brauchen eine „Re-Gierung“. Und wer seine Stimme abgibt, hat nichts mehr zu sagen. So einfach ist das.

„Die Abgeordneten sind Vertreter des ganzen Volkes. Sie sind nur ihrem Gewissen unterworfen und an Aufträge nicht gebunden. Artikel 21, Weimarer Reichsverfassung

„Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen. Artikel 38, Absatz 1, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

Klingt im Kern ganz nett – wenn man Abgeordneter ist.

„Die Abgeordneten werden in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl von den über zwanzig Jahre alten Männern und Frauen nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. Der Wahltag muß ein Sonntag oder öffentlicher Ruhetag sein. Das Nähere bestimmt das Reichswahlgesetz.“ Artikel 21, Weimarer Reichsverfassung

„In diesem Jahr ist es gut, Politiker zu werden, denn es heißt ja auch: Bevölkerungsaustausch!“

Um es so auszudrücken: Eine Verfassung, die zum Zweck hat, dass andere in Positionen gehoben werden (können), um über eine Mehrheit zu entscheiden, führt stets zu jener Ordnung, deren Auswirkungen über die letzten Jahrzehnte zu beobachten ist – wie sie schon immer zu beobachten war, seit diese Ordnung existiert. Diese Ordnung begründet sich auf den gewohnten Denk- und Verhaltensmustern.

Es genügt also nicht, „einfach“ nur andere gerechte Vorgesetzte erkieren zu wollen oder mal wieder eine „neue Verfassung“ ins Leben zu rufen, wenn deren Grundlagen aus Überhebungen, Unterwerfungen und Genuss von bedingten Freiheiten zum Zwecke hat.

Und was nutzt eine Verfassung und all die schönen Gesetze, wenn der Mensch im Alltag keine Zeit dazu hat, sich damit auseinanderzusetzen?

Oder wie in 2013 im Falle der Festnahme der Person von der Finanzbehörde nach §127 StPO einfach umgedeutet wurde, um vor aller Welt ein Exempel an den „Reichsbürgern*“ statuieren zu wollen. *Rolle

Gerechtigkeit, die allzu gern überall gefordert wird, ist eine Eigenschaft des vernunftvoll agierenden Menschen. Diese Eigenschaft „woanders“ einfordern zu wollen, ohne sie selbst inne zu haben, zeigt dass Verdrängung die meisten Köpfe beherrscht. Dies, damit der Forderer weiter im Rahmen gesellschaftlich tolerierter Unvernunft „sein Ding machen“ kann – zumindest im Rahmen gewährter Freizügigkeiten.

Wenn also alle auf alle warten, warten sie bis in alle Ewigkeit. Ändern tut sich nur dahingehend etwas, weil die gesellschaftlich tolerierte Unvernunft der Kernmechanismus des kollektiven Verfallsprozesses verkörpert – all jene betreffend, die daran festhalten und nur so tun, als ob sich „endlich“ etwas ändern soll. Denn am Tun kann man sie stets erkennen.

Mit den bisherigen Vorstellungen, Denk- und Verhaltensmustern ist kein Blumentopf zu gewinnen. Die einzige Erkenntnis, die am Ende bleibt, ist zu wissen, wie es bisher nicht funktionierte. Und erst dann erkennt man…

Am Ende bleibt nur der Um-, Weiterdenk- und Anpassungsprozess übrig.

Alle möchten, dass es anders wird, also: Es wird gerade bereits anders – auch was die bisherigen Denk- und Verhaltensmuster des kollektiven Individuums betrifft.

Aus dem Umstand, dass sich etwas ändern soll, während so mancher Forderer hofft, dass er selbst davon „verschont“ bleibt, entsteht ein Potential, dessen Spannung zur Weiterentwicklung oder zur Schaffung wahrgenommenen Leides führt, für das die Wahrnehmenden selbst(!) verantwortlich sind.

Wie man es drehen und wenden mag: Zeit, von Projektion und Schuldzuweisung auf Selbstreflektion und Entwicklung umzuschalten – dauerhaft.

Über die Jahrtausende wurde alles Mögliche traktiert, um selbst an den üblichen Denk- und Verhaltensmustern festhalten zu wollen, die nebenbei das System der alten Ordnung verkörpern – zudem ist es ein System, abgewandt vom Lebensprozess selbst.

P.S. Es geht im Kern darum, die „richtige“ Verfassung zu schmieden. diese basiert jedoch nicht auf dem bisherigen Denk- und Verhaltensmustern.

Verfassungen – viel spannender, Teil 3